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Kultur und wirtschaftliche Entwicklung

Aus der Juli 2007-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft

Welt am Sonntag


Der Protestantismus wird der große Gewinner der Globalisierung sein, mit ihm Konfuzianismus und verwandte Geisteshaltungen. Sie erkennen harte Arbeit und Reichtum an. Ihre Offenheit für Fortschritt ist unerreicht. Wenn diese Werte nicht verteidigt werden, blüht dem Westen das Schicksal Roms.

... Es widerstrebt unserer liberalen Tradition, die für alle Religionen und Kulturen den gleichen Respekt fordert, aber die Globalisierung bringt es an den Tag: Egal, nach welchen Indikatoren man greift: Pro-Kopf-Einkommen, Alphabetisierung, Demokratisierung, Korruption — in den meisten Punkten liegen Länder vorne, in denen der Protestantismus Volksreligion ist. Dort ist nicht nur die Arbeitsethik, auch die politischen Freiheiten sind am weitesten entwickelt. ...

Soziologe Max Weber hatte recht: Wenn man überhaupt etwas lernen kann aus der Geschichte der Wirtschaftsentwicklung, dann ist es die alles entscheidende Rolle der Kultur.

Aber vor der Kultur, der Frage also, mit welcher Haltung und welchen moralischen Maßstäben eine Gruppe zu ihrer Umgebung steht, haben die meisten Wissenschaftler eine Heidenangst. ... „Es ist viel bequemer für die Experten”, meint der Entwicklungspolitiker Lawrence E. Harrison, „über geografische Widrigkeiten, Mangel an Ressourcen, politische Fehlentscheidungen und schwache Institutionen zu reden als über Kultur”. ...

Martin Luther war es, der Europa geistig den Weg zum ständigen Wandel ebnete. Seine politischen Forderungen, aus dem Mittelalter stammend, lehnen Machthaber in Entwicklungsländern noch heute ab. ...

Aber was sind diese Herzensanliegen des Protestantismus — und der anderen Kulturen, die „fortschrittsoffen” sind? ... Es geht um ein ganzes Bündel von Einstellungen, angefangen mit der Religion. „Wenn die Religion zur Irrationalität neigt, wie zum Beispiel Voodoo”, schreibt Lawrence Harrison, „wenn sie materielle Bestrebungen verbietet oder moralisch in Zweifel zieht, wie der Katholizismus, dann werden ihre Anhänger wahrscheinlich keine besonders guten Voraussetzungen für wirtschaftlichen Fortschritt mitbringen. ...”

Im Katholizismus wird das gute Leben in geistigen Dingen, in Kontemplation und Kunst gesehen — Arbeit, speziell manuelle Arbeit, ist unter der Würde der Elite. ...Die Reichen in einer pharisäischen Kultur erleben ihren Wohlstand als Gottes Segen, während die Armen ihr Los als Fluch sehen — beide haben gute Gründe, vom Fleck zu kommen.

Daraus ergibt sich alles Weitere. Schicksalsergebenheit, Vertrauen in das Individuum, ... die Wertschätzung von Bildung, und natürlich auch die „Sekundärtugenden”.

...Sauberkeit, Höflichkeit, der Ehrgeiz, eine Arbeit gut zu machen — selten wird gesehen, wie viel das mit Demokratie und Freiheit zu tun hat.

Wo diese Tugenden nichts gelten, herrschen Korruption und Vetternwirtschaft. Deshalb wollen die „Kulturalisten” sich nicht als Reaktionäre verstanden wissen.

„Die zentrale konservative Wahrheit”, so der US-Senator Daniel P. Moynihan, „ist, dass es Kultur ist, und nicht die Politik, die über den Erfolg einer Gesellschaft entscheidet. Die zentrale liberale Wahrheit ist, dass Politik eine Kultur verändern und vor sich selbst schützen kann.”

Aber wie kann man eine Kultur verändern? ...

Bildung bietet Hoffnung. Wenn vor allem die Mädchen lesen lernen, hat man schon die halbe Miete. „Fördere einen Mann, und du hast einem Menschen geholfen, fördere eine Frau, und du hilfst einer Familie”, lauter eine Maßgabe moderner Entwicklungshilfe.

Regierungen sollten sich verhalten wie SPD-Chef Kurt Beck mit seinen Hinweisen auf gewaschene Haare und geschnittene Fingernägel bei der Arbeitssuche: Kultur offen zum Thema machen. Falsche Rücksicht auf „kulturelle Eigenheiten” in der Entwicklungshilfe, in der Einwanderungspolitik, an Schulen und Universitäten oder in der Berichterstattung lässt die „Opfer”, wo sie sind: ganz unten.

Gekürzte Fassung. Vollständiger
Text siehe Welt am Sonntag
unter der Überschrift
“Johannes Calvin Superstar”.
Nachdruck mit freundlicher
Genehmigung der Axel Springer AG,
Zeitungsgruppe Berlin

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nicht unbedingt die Meinung der
Redaktion des Herold der
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