Wie viele seine Studienkameraden an der Universität von Kalifornien, Berkeley, hatte Brian Talcott in der Mitte der 6oer Jahre eine Erkenntnis. Er erkannte, dass er und seine Kameraden ihre Stimme und ihre Aktionen nutzen konnten, um die Welt verändern zu helfen, anstatt einfach nur den bestehenden Zustand zu akzeptieren. Aber im Gegensatz zu seinen Mitstudenten hatte Mr. Talcott eine Erkenntnis, die mehr als nur politisch war. Er sagt, die wahre Revolution in seinem Denken war geistig.
„Ich erkannte, dass es eine tiefgreifendere Ebene gab, auf der man die Menschheit erreichen musste, um wirklich etwas zu verändern", erklärt Mr. Talcott. „Und diese tiefgreifendere Ebene war Gebet. Es war die Christliche Wissenschaft. Deshalb habe ich mich so viel damit beschäftigt."
Sich damit zu beschäftigen bedeutete z. B., mit anderen Christlichen Wissenschaftlern auf dem Universitätsgelände einen Tisch aufzustellen, und zwar auf der Sproul Plaza, dem Mittelpunkt der Studentenaktivitäten und dem Platz, auf dem etliche Zusammenkünfte stattfanden. Im Bestreben, auf einer tiefgreifenderen Ebene etwas zu verändern, verteilten Mr. Talcott und seine Kollegen christlich-wissenschaftliche Literatur und beantworteten Fragen über ihren Glauben — eingezwängt zwischen jungen Sozialisten und jungen Republikanern.
Mr. Talcotts Einsatz für dieses Ziel endete nicht mit seinem Universitätsabschluss. Er führte ihn vielmehr zu dem christlich-wissenschaftlichen Ausbildungsprogramm für Militärseelsorger und zu zehn Jahren aktiven Dienstes als protestantischer Militärseelsorger in der US Air Force. Kurz danach begann er eine Vollzeitpraxis als Praktiker der Christlichen Wissenschaft und 1988 wurde er Lehrer der Christlichen Wissenschaft. Mr. Talcott war auch Mitglied des Vortragsrates der Christlichen Wissenschaft und er dient seit 14 Jahre dem Komitee für Veröffentlichungen in Nordkalifornien, wo er dazu beiträgt, die Öffentlichkeit über die Christliche Wissenschaft zu informieren und falsche Vorstellungen über ihre Lehren und ihre Praxis zu korrigieren.
Aus seiner Sicht entstanden alle diese Aktivitäten durch den Tatendrang, der in ihm während dieser ungestümen Jahre in Berkeley erwachte. Bei all diesen Aktivitäten geht es darum, im Leben anderer etwas zu verändern. All dies hat den Zweck, daran mitzuwirken, die Welt zu verändern.
Kürzlich sprach er mit Russ Gerber darüber, wie alles begann.
Mr. Talcott, schauen Sie mit uns zurück. Sie sind ein Kind der 6oer Jahre und befanden sich mitten in all den Aktivitäten, die zu dieser Zeit stattfanden. Wie war das? Hatten Sie das Gefühl, daran beteiligt zu sein oder hatten Sie eher das Gefühl, als Beobachter am Rande zu stehen?
Ich beobachtete sehr aktiv die Bewegung der Redefreiheit. Ich ging zu fast allen Treffen und beobachtete, was da geschah. Zu dieser Zeit war das in Berkeley zum „Protest des Monats" geworden. Jeden Monat gab es etwas Neues. Es ging immer darum, die Freiheit für die eigene Sache auf dem Universitätsgelände zu erkämpfen. Und alle waren daran beteiligt. Es war für viele von uns eine Erfahrung, die uns prägte.
Für mich als Studienanfänger war es auch sehr entscheidend, an der Universität eine christlich-wissenschaftliche Hochschulvereinigung zu finden. Es war wirklich sehr aufregend zu erleben, dass andere Studenten Tag für Tag die Christliche Wissenschaft praktizierten. Sie beteten über die Arbeit in ihren Kursen und sie beteten über ihre Beziehungen, und ich lernte, dies genauso zu machen. Ich lernte, Gott Tag für Tag zu vertrauen. Und während ich das tat, bemerkte ich, dass sich mein Schwerpunkt vom Architektur-Studium zur Praxis der Christlichen Wissenschaft verlagerte, obwohl ich weiterhin Architektur studierte und schließlich ein fünfjähriges Studium mit einem Diplom abschloss. Schritt für Schritt wurde mir klar, dass es nur durch Gebet möglich ist, die Welt zu verändern, nur durch die Heilpraxis der Christlichen Wissenschaft. Ich fühlte, dass dies einen weitreichenderen Einfluss haben würde als alle politische Aktivität.
Haben Sie damals erkannt: „Mensch, schau mal, du redest darüber, was radikal ist. Dies ist wirklich radikal?"
Ich habe erkannt, dass die Christliche Wissenschaft „die wertvollste Perle" ist. Es war die Wahrheit, die der Menschheit wirklich helfen würde. So war es in meiner Vorstellung und da entschied ich mich, mein Leben der Praxis der Christlichen Wissenschaft zu verschreiben.
Was geschah, nachdem Sie Berkeley verließen?
Sehen Sie, ich schloss mein Studium 1968 ab, der Vietnamkonflikt hatte gerade seinen Höhepunkt erreicht und ich musste einige Entscheidungen darüber treffen, was ich tun sollte. Es endete damit, dass ich mich beim Friedenskorps bewarb und gleichzeitig beim Ausbildungsprogramm für christlich-wissenschaftliche Militärseelsorger, denn ich hielt beides für besser, als zum Militär zu gehen.
Ich wurde bei beiden Programmen angenommen und entschloss mich dann zur Militärseelsorge. Und die nächsten zehn Jahre war ich in der Air Force als protestantischer Militärseelsorger tätig.
Während ich als Militärseelsorger tätig war, begann ich als Praktiker der Christlichen Wissenschaft im Christian Science Journal zu inserieren. Damit hatte ich mich endgültig entschieden, dass mein ganzes Leben Teil einer Praxis ist, die auf Heilung beruht. Es war sehr schwierig, Zeit für die Familie und die Militärseelsorge und die Praxis der Christlichen Wissenschaft zu finden, solange ich sie als verschiedene Aspekte betrachtet, die voneinander getrennt waren. Also musste ich lernen, dass ich alles, was mir begegnete, als Gelegenheit nutzen musste, die Christliche Wissenschaft zu praktizieren.
Lassen Sie uns diesen Begriff erklären. Ich glaube, wenn Sie Praxis sagen, können viele Menschen sich etwas darunter vorstellen. Aber wie würden Sie den Begriff beschreiben?
Praxis bedeutet, ein individuelles Problem oder ein allgemeines Problem durch Gebet zu behandeln. Ich erinnere mich daran, wie ich einmal arbeitete um festzulegen, für welche Aspekte meines Lebens ich beten sollte: Für die Arbeit, für die Ehe oder für die Familie. Ich schrieb Listen mit Punkten, über die ich beten sollte. Ich hielt es für hilfreich, mich auf die Frage: „Was muss hier geheilt werden?" zu konzentrieren, wenn ich zu Mitarbeitersitzungen ging, während ich meinen verschiedenen Tätigkeiten nachging, und bei all den Fällen, in denen ich als Militärseelsorger um Beratung gebeten wurde.
Ich fühlte mich auch verpflichtet, meiner Arbeit als Praktiker gründlicher nachzugehen. Ich legte an zwei Abenden in der Woche etwa zwei Stunden fest, um zu praktizieren. In diesen zwei Stunden behandelte ich Fälle. Für mich bedeutet Praxiszeit, Behandlungen zu geben — nicht Literatur zu lesen und nicht geistige Gedanken in Büchern zu suchen. Es ist tief konzentriertes Gebet für Patienten.
Ich benutzte den Christian Science Monitor, um Themen und Probleme zu finden, die geheilt werden mussten. Zu der Zeit gab es z. B. eine Hungersnot in Bangladesh. Und ich erinnere mich, dass ich darüber jeden Abend betete. Und bald baten mich viel mehr Menschen, die Heilung suchten, um Hilfe.
Ich stellte fest, wenn ich mich der Probleme der Gesellschaft und der Welt annahm, wurde ich von Patienten mit genau diesen Problemen um Hilfe gebeten. Und ich war dafür gerüstet, ihnen zu helfen, weil ich schon viele der Ansprüche eines bestimmten Problems durchschaut hatte.
Ich benutzte den Christian Science Monitor, um Themen und Probleme zu finden, die geheilt werden mussten. Zu der Zeit gab es z. B. eine Hungersnot in Bangladesh. Und ich erinnere mich, dass ich darüber jeden Abend betete. Und bald baten immer mehr Menschen, die Heilung suchten, um Hilfe.
Haben Sie hierzu ein Beispiel?
Sicher. Eine wunderbare Erfahrung. Als ich Militärseelsorger in Minot, North Dakota, war, arbeitete ich für das Alkohol-und Drogenentzugsprogramm des Militärstützpunktes.
An einem Samstagvormittag rief mich ein Mann an. An diesem Tag hatte gerade ich Dienst. Es war wirklich ein von Gott geführter Anruf. Er sagte: „Ich habe große Probleme und muss unbedingt mit einem Seelsorger sprechen." Ich lud ihn ein, in mein Büro zu kommen, wo er mir seine ganze Leidensgeschichte erzählte. Er war seit 19 Jahren Alkoholiker, ungefähr genau so lang, wie er in der Air Force war. Er hatte schon ein intensives Alkoholentzugsprogramm hinter sich. Danach wurde er verhaftet, weil er unter Alkoholeinfluss Auto fuhr. Er wurde vor ein Militärgericht gestellt und degradiert. Er bekam auch eine Geldstrafe und konnte deshalb die Rechnungen seiner Familie nicht bezahlen. In diesem Augenblick packte seine Frau zu Hause die Koffer, um ihn, samt ihrer Tochter und ihren zwei Söhnen, zu verlassen.
Als diese Litanei von Problemen weiterging, dachte ich:, Was sage ich zu diesem Mann?' Dann sagte er: „Seelsorger, ich bin zu Ihnen gekommen, weil ich glaube, dass ich ein geistiges Problem habe. Alle diese Probleme werden sich auf die eine oder andere Art lösen, aber ich habe einige geistige Bedürfnisse. Und aus diesem Grund bin ich zu Ihnen gekommen." Und ich dachte:, Dabei kann ich Ihnen helfen.'
Ich begann, ihm Gedanken über seine wahre Natur als reines und vollkommenes Kind Gottes zu vermitteln. Ich erklärte ihm, dass er sich mit dieser wahren Identität im Gebet vereinen könnte. Als er mich fragte, wie er denn beten könnte, gab ich ihm das Buch Wissenschaft und Gesundheit und schlug ihm vor, einfach nur das Kapitel „Gebet" zu lesen. Ich sagte ihm, ich würde auch für ihn beten, und ermutigte ihn, das Kapitel zu lesen und anzufangen, mit den Gedanken, die er dort las, zu beten.
Am nächsten Morgen hinterließ er diese Botschaft auf meinem Anrufbeantworter: „Seelsorger, ich habe Ihr Buch gelesen und ich habe viele Fragen." Und ich dachte: „Oje, er hat nichts verstanden." Aber als er am nächsten Tag kam, sagte er, er habe das Kapitel „Gebet" ungefähr sieben Mal gelesen und jetzt würde er verstehen, was Gebet ist. Er wollte nur sicher gehen, dass er es richtig verstanden hatte. Also sprachen wir darüber, wie er betete, worüber er betete und wie er sein Gebet vertiefen konnte. In jener Woche kam er jeden Tag zu mir. Als er mich am Freitag traf, sagte er: „Seelsorger, ich muss nicht mehr trinken. Ich habe keinen Grund mehr zu trinken."
Ich hatte zu der Zeit schon viel bei Alkohol-und Drogenentzugsprogrammen mitgearbeitet und ich muss zugeben, als ich ihn das sagen hörte, war ich skeptisch. Aber es stellte sich heraus, dass es wahr war. Er hat nie wieder Alkohol getrunken. Ich arbeitete die nächsten sechs Monate mit ihm an verschiedenen anderen Problemen in seinem Leben. Eines Tages kam seine Frau — die ihn doch nicht verlassen hatte — zu mir. Sie sagte: „Ich weiß nicht, was Sie mit meinem Mann machen, aber er ist jetzt ein anderer Mensch." Sie blieben zusammen. Innerhalb der nächsten Monate fand er eine zweite Arbeit, um Geld zu verdienen. Er kaufte sich ein Fahrrad als Transportmittel. Und er und seine kleine Tochter fingen an, zusammen in die Kirche zu gehen — in seine Kirche.
Und zwei Jahre später, nachdem ich zu einem anderen Stützpunkt gekommen war und mit Soldaten in der Grundausbildung arbeitete, kam einer seiner älteren Söhne, der dort seine Ausbildung machte, zu mir. Er bedankte sich für das, was ich für seinen Vater getan hatte.
Mit welchen Gedanken würden Sie arbeiten, wenn Sie über ein Alkoholproblem beten?
Ich würde damit beginnen, die Wahrheit über den Menschen zu wissen, über die individuelle Natur des Einzelnen als Kind Gottes. Und ich würde wissen, dass diese Wahrheit einen heilenden Einfluss hat. Was sind einige der Probleme mit Alkohol? Schuldgefühle, ein negatives Selbstbild, Suchtverhalten und der Glaube daran, dass Chemikalien unser Leben regieren können. Ich habe bei Alkoholfällen festgestellt, dass man die Probleme behandeln muss, die bei diesen Menschen dahinter stecken: mangelndes Selbstwertgefühl, die Vorstellung, ein elender Sünder zu sein, und die Gefühle von Unzulänglichkeit, die ich wahrnehme. Das muss man behandeln. Und wie macht man das? Sicher dadurch, dass man dem Patienten hilft zu verstehen. Aber eigentlich geht es um Ihr eigenes Denken.
Mary Baker Eddy schrieb: „In der mentalen Praxis der Christlichen Wissenschaft besteht die strikte Regel, sich mit keiner anderen Mentalität außer dem Gemüt des Patienten zu befassen und dieses Gemüt so zu behandeln, dass es christusgemäß wird." (Die Erste Kirche Christi, Wissenschaftler und Verschiedenes, S. 364) Wie behandelt man nun dieses Gemüt so, dass es christusgemäß wird? Sie reden diesem Menschen nicht ein, dass er christusgleich ist. Sie erkennen, Sie wissen in ihrem tiefsten Innersten, dass dieser Mensch das reine, vollkommen Kind Gottes ist; und nicht mehr und nicht weniger. Dass er völlig gut ist. Dass er von seinem Schöpfer mit allen guten Eigenschaften ausgestattet ist und ihm nichts fehlt. Und so muss ich beten. Ich verändere nicht auf irgendeine Art und Weise das Denken der Patienten, ich verändere meine Sicht über diesen Menschen. Und darin liegt die Wirkung.
Was ich bei der Praxis festgestellt habe ist, dass die Praxis leichter wird, wenn Sie sie üben. Worin besteht also der Unterschied? Nicht die Wahrheiten, die Sie wissen, verändern sich. Die Wahrheiten sind immer gleich. Was sich verändert besteht darin, dass Sie wirklich erkennen, dass dies die Wahrheit ist. Ihre Überzeugung, dass dies die Wahrheit über diesen Menschen ist, verändert ihn.
Und je mehr Vertrauen Sie darin haben, dass dies wirken muss, desto mehr sehen Sie die Wahrheit wirken.
Tatsächlich werden die Behandlungen immer kürzer, denn Sie müssen ihr Denken nicht mehr davon überzeugen, dass dies wahr ist. Sie wissen die Wahrheit. Manchmal kann eine Behandlung sehr schnell gehen, weil Sie einfach wissen: „Das ist die Wahrheit über diesen Menschen." Und sobald Sie dies erkannt haben, können Sie Gott den Rest überlassen.
Sie sprachen über die Disziplin in Ihrer Praxis. Wie passt das zusammen mit der Frische und Lebendigkeit, die viele Menschen mit Gebet oder Inspiration in Verbindung bringen mögen, und mit Ihrem eigenen Wissen über Kunst und Architektur?
Wie ich schon sagte, Sie können dahin kommen, dass Ihre Behandlung sehr kurz sein kann und Sie sehr schnell durch „die Macht der göttlichen Liebe" (Wissenschaft und Gesundheit S. 411) heilen können, wie Mary Baker Eddy es nennt. Aber Sie schaffen das nur durch Disziplin.
Wenn Sie darüber nachdenken, dann ist Mary Baker Eddys Arbeit, andere im Heilen zu unterrichten, eine bemerkenswerte Sache. Wenn Sie sich die christliche Geschichte ansehen — oder auch wenn Sie sich die Geschichte aller Religionen ansehen — es hat immer großartige Heiler gegeben. Aber wie viele von ihnen waren fähig, andere zu lehren, wie man dauerhaft heilt? Und in dem Maß, in dem Mary Baker Eddy dazu fähig war — nämlich indem sie den Menschen die Wissenschaft zeigte, die hinter dem Heilen steht, und ihnen dadurch zu der Erkenntnis verhalf, dass das Heilen etwas ist, das man lernen kann?
Sehen Sie, es ist eine verzwickte Sache. Denn der Kern dessen, was Sie lernen, ist, lieben zu lernen — Gott von Ihrem ganzen Herzen zu lieben und Ihren Nächsten zu lieben wie sich selbst. Und diese Worte umfassen noch nicht einmal den Anfang des ganzen Ausmaßes. Es ist schwer, an eine Wissenschaft der Liebe zu denken. Aber darum geht es. Es ist so weitreichend. Wie M. B. Eddy sagte: Christlich und Wissenschaft sind „die beiden umfassendsten Wörter im Sprachschatz des Denkens". (Nein und Ja, S. 10)
Nun, die Wissenschaft der Liebe hat diese Eigenschaft — sie führt einen weit über das hinaus, was man sich unter einer Arbeit vorstellen kann. Wie kann man auf eine disziplinierte Weise die Disziplin der Liebe praktizieren? Aber genau das tut man.
Es ist nichts, was Sie bewirken können. Sie müssen es sein. Wie Mrs. Eddy sagte: Es ist nur lieben, lieben, lieben. Die Tiefe der Liebe, die nichts Unschönes sieht, nichts Unliebenswertes. Sie lieben Gottes Schöpfung. Sie lieben diesen Menschen. Warum? Weil er einfach herrlich ist. Gott hat ihn herrlich gemacht! Es kommt nicht darauf an, an wen Sie denken. Sie müssen zu dem Punkt gelangen, an dem Sie erkennen: Was auch immer der negative Anspruch über diesen Menschen sagt, es hat nichts mit ihm zu tun. Es ist eine Lüge. Er ist herrlich. Wenn Sie hingehen und die Evangelien lesen, dann ist es im Grunde genommen das, was Jesus gelehrt hat. Die Wahrheit über den Menschen: Dass er vollständig gut ist, dass er vollständig geliebt wird.
Wenn Sie also die Tiefe der Liebe betrachten, die Mrs. Eddy hatte, und betrachten, dass sie uns geholfen hat zu erkennen, dass darin eine Disziplin liegt und eine Möglichkeit, durch Studieren und Praktizieren zu diesem Punkt zu gelangen dann ist das einzigartig.
Sie haben auch schon viel Arbeit im Komitee für Veröffentlichungen geleistet, Mr. Talcott. Wie passt dies in Ihre Praxis?
Die Komiteearbeit ist sehr spannend, denn sie verbindet mich direkt mit der Öffentlichkeit. Sie hilft mir dabei, sicher zu gehen, dass meine Praxis an der Öffentlichkeit ausgerichtet ist, und sie hilft mir, dafür offen zu bleiben, neue Patienten anzunehmen — und auch dabei Fälle zu übernehmen, die keine persönlichen Fälle sind, sondern eher gesellschaftliche Probleme, die behandelt werden müssen.
Ich war sehr aktiv in mehreren interreligiösen Gruppen für freie Religionsausübung, insbesondere auch zum Schutz vor und Umgang mit Kindesmissbrauch und häuslicher Gewalt. Die letzten zwölf Jahre habe ich mit Mitgliedern des Klerus aktiv zusammengearbeitet, um zu helfen, Aufgaben und Erfordernisse anzugehen, die im Zusammenhang mit der Verhütung von Kindesmissbrauch und der Behandlung der Folgen stehen.
Wie kamen Sie dazu?
Vor ungefähr zwölf Jahren hatte ich im Komitee für Veröffentlichungen mit einem Gesetzesentwurf zu tun, durch den die Strafe bei Kindesmissbrauch erhöht werden sollte. Wir suchten nach einer Nachbesserung dieses Gesetzes. Dadurch gerieten wir eine Zeitlang auf die Seite der Gegner derer, die Kindesmissbrauch verhindern wollten und das Gesetz unterstützten. Das fand ich schlimm. Und als ich mit dieser Gruppe arbeitete und sie kennenlernte, stellte ich fest, dass sie ein Beratungskomitee von Geistlichen hatten. Also fragte ich, ob ich an einem Treffen des Komitees teilnehmen könnte. Als ich mich dort vorstellen sollte, sagte ich: „Ich bin heute gekommen, weil viele von Ihnen vielleicht der Meinung sein könnten, dass die Christliche Wissenschaft ein Teil des Problems Kindesmissbrauch ist. Aber ich bin gekommen, um Ihnen zu zeigen, dass sie in Wirklichkeit ein Teil der Lösung ist."
Das war der Beginn einer sehr aktiven und produktiven Mitwirkung an dieser Gruppe. Ihr Ziel ist es, Geistliche aktiver in die Verhütung von Kindesmissbrauch einzubeziehen und nichtkirchlichen Fachleuten verstehen zu helfen, wie sie mit den geistigen und religiösen Gesichtspunkten bei der Behandlung von Kindesmissbrauch umgehen können.
Sie haben wirklich viel interreligiöse Arbeit getan, angefangen mit Ihrer Zeit als protestantischer Militärseelsorger. Worin sehen Sie den Wert dieser Tätigkeiten? Haben sie eine Auswirkung auf Ihre Art zu beten?
Sicherlich. Andererseits, woher weiß ich denn, worüber ich beten muss? Und wie weiß ich, ob ich richtig bete, wenn ich nicht weiß, wo das Problem liegt und was die Menschen denken?
Das habe ich festgestellt. Je mehr ich mit diesen Menschen in Verbindung stehe, desto effektiver kann ich als Praktiker sein, wenn ich für diese Punkte ganz spezifisch bete.
Ich glaube, dass wir oft sehr ungenaue Ansichten über Menschen anderer Glaubensrichtungen haben, wenn wir glauben, sie wären nicht geistig gesinnt genug oder nicht genug an geistigen Fragen interessiert. Und Kontakte dieser Art haben mir die Augen dafür geöffnet, wie hungrig Menschen nach Geistigkeit sind, wie empfänglich für geistige Ideen und wie dankbar sie für jemanden sind, der diese geistigen Ideen mit ihnen teilen will.
Wenn man diese Erfahrungen nicht machen würde, würde man wahrscheinlich die Geistigkeit in anderen und auch ihre Empfänglichkeit für die Wahrheit unterschätzen. Ich kann also nicht so erfolgreich für diese Menschen beten, wenn ich all dies nicht über sie weiß.
Haben Sie irgendeine ganz besondere interreligiöse Erfahrung gemacht?
Ja. Ich hatte eine sehr wertvolle Erfahrung, als ich in RAF Lakenheath, einem Air Force Stützpunkt in England, stationiert war.
Die Frau eines Unteroffiziers, der in der Kapelle mitarbeitete, war schwanger. Gleich nach Weihnachten kam er in die Kapelle, in der einige von uns Seelsorgern standen und miteinander sprachen. Er erzählte uns, dass seine Frau im Krankenhaus sei und gerade ihr Kind bekommen hatte. Er war sichtlich verängstigt und bat uns zu beten. Offensichtlich hatte die Frau vor einigen Tagen Fruchtwasser verloren, ohne es zu merken, und jetzt hatten sie und das Baby eine Vergiftung erlitten. Die Frau bekam lebensrettende Maßnahmen und die Ärzte gaben ihr noch 12 Stunden. Mehr könnten sie nicht tun. Sie sagten auch, das Baby hätte nur eine 25prozentige Überlebenschance.
Selbstverständlich gingen wir alle in unser Büro, um zu beten. Ich richtete meinen Blick besonders darauf, dass Gott das Sein dieser Frau vollkommen beherrschte; dass ihre Existenz von nichts Materiellem abhing – sondern vollkommen von Gott, der ihr Leben war.
Nun, sie überlebte die Nacht. Ihr Zustand sprach sich schnell herum und am nächsten Tag boten alle die verschiedenen Gottesdienste auf dem Stützpunkt Gebete für sie an, einschließlich dem, den ich leitete. Nachdem sie die erste Nacht überlebt hatte, gaben die Ärzte ihr einige Tage. Dann hörte eines ihrer lebenswichtigen Organe auf zu arbeiten. Ihr Mann überbrachte die Nachricht und die Gemeinde in der Kapelle betete weiter für sie und ihr Zustand verbesserte sich. Nach der ersten Woche ging es ihr langsam besser, aber es wurde eine lange Erholungszeit vorausgesagt.
Ich glaube, dass wir oft sehr ungenaue Ansichten über Menschen anderer Glaubensrichtungen haben, wenn wir glauben, sie wären nicht geistig gesinnt genug oder nicht genug an geistigen Fragen interessiert.
Doch nach einem Monat war diese junge Mutter vollständig gesund und dem Baby ging es auch gut. Kurz darauf kam sie eines Sonntags mit ihrem Baby in den Gottesdienst in der Kapelle. Und beide waren vollständig gesund. Sie können sich sicher vorstellen, was für eine Auswirkung diese Heilungen auf die ganze Air Force Gemeinde hatten — einfach zu erleben, dass Gebet heilen kann. Es war herzerfrischend. Die Ärzte gaben zu, dass es für sie ein Wunder war. Sie schauten in allen Aufzeichnungen nach und stellten fest, dass noch nie jemand eine solche Infektion überlebt hatte.
Es war wirklich so etwas Wunderbares, was geschehen war. Für alle Beteiligten.
Als Sie über ihre Erweckung als Aktivist sprachen, bezeichneten Sie das als die Freiheit, Ihre Sache zu verteidigen. Es erinnert mich daran, wie Mrs. Eddy einen Praktiker mit einem Anwalt vergleicht. Ist dieser geistige Tatendrang auch da, wenn Sie von einem Patienten um Hilfe gebeten werden — wenn Sie das verteidigen, was Sie über diesen Menschen glauben, das, was über diesen Menschen wahr ist?
Sicher. Ein anderes Wort für den Tröster, den Heiligen Geist, ist Anwalt. Und in vielerlei Hinsicht hat der Praktiker die Rolle des Anwalts, die Rolle zu bezeugen, was über den Patienten wahr ist — die höhere Wahrheit. Und das bezieht sich auch auf gesellschaftliche Probleme. In vieler Beziehung stelle ich fest, dass die „größeren Werke" (Joh 14) von denen Jesus sagte, seine Nachfolger werden sie tun, sich darauf beziehen, ganze Gesellschaften und Gemeinschaften zu heilen, gesellschaftliche Probleme zu heilen. Wir müssen Dinge wie Kindesmissbrauch heilen, wir müssen dafür kämpfen, dass die höhere Natur des Menschen in unserer Gesellschaft zum Ausdruck kommt und nicht von verschiedenen Einflüssen untergraben wird. Das ist wichtiges Gebet.
Sie sind ein ziemlicher Aktivist — von Ihren frühen Jahren in Berkeley bis heute. Haben Sie irgendeinen Rat für jemanden, der vielleicht denselben Ruf empfängt wie Sie zu Beginn Ihrer Karriere und der denkt: „Ich neige dazu sehr geistig gesinnt zu sein und Menschen zu helfen und in die Welt hinaus zu gehen. Wo fange ich an?"
Nun, Sie können damit anfangen, um die Gelegenheit zu bitten, unsere Mitmenschen zu segnen, und auch dafür, für diese Gelegenheiten offen und empfänglich zu sein. Ich habe festgestellt, wenn Sie bereit sind Ihre Gemeinde in Ihre Gebete einzuschließen — spezifisch und bewusst über die Krankheiten zu beten, die Sie vor sich sehen — werden die Menschen Sie suchen. Suchen Sie die Dinge in Ihrem Ort, von denen Sie glauben, Sie müssen geheilt werden und beten Sie dafür. Und erwarten Sie, dass Ihre Gebete einen heilenden Einfluss haben.
Mrs. Eddy schreibt in Wissenschaft und Gesundheit: „Das Lebenselement von Christian Science, ihr Herz und ihre Seele, ist Liebe" (S. 113) Und wir wollen sicherlich unser Denken so gut wie möglich erweitem, um unsere Gemeinde in diese Liebe einzuschließen — sie wirklich zu lieben und uns von Gott zu den Aktivitäten führen lassen, an denen wir uns beteiligten sollten.
Gott bringt die Praxis zu Ihnen. Das tut Er. Er schickt Ihnen die Fälle. Das wurde mir sehr deutlich an der Art und Weise, wie die Menschen mich finden. Meistens war es Inspiration — irgendwas hat ihnen gesagt, sie sollten mich anrufen. Also sehe ich das so: Wenn Gott mir diesen Patienten geschickt hat, schickt Gott mir auch die Ideen, die ich brauche, um diesen Patienten zu heilen. Da jede Behandlung von Gott, dem göttlichen Gemüt kommt, steht hinter jeder Behandlung die Macht Gottes. Gott ist der Heiler. Und wenn wir Ihm vertrauen, ist die heilende Arbeit erfolgreich.
Eine meiner Lieblingsbeschreibungen der Christlichen Wissenschaft ist auch eine wunderbare Beschreibung der Praxis. Mrs. Eddy schrieb folgendermaßen über die Christliche Wissenschaft: „So zu leben, dass das menschliche Bewusstsein ständig in Verbindung mit dem Göttlichen, dem Geistigen und dem Ewigen bleibt, heißt die unendliche Macht individuell zum Ausdruck bringen, und das ist Christliche Wissenschaft." (Erste Kirche und Verschiedenes, S. 160)
Das ist eine wunderbare Beschreibung der Praxis. Darum geht es in der Praxis.
