Frage: Mary Baker Eddy schrieb: „Liebe erlöst uns nicht voreilig von der Versuchung, denn Liebe will, dass wir geprüft und geläutert werden." (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 22). Ich finde diese Aussage so entmutigend. Für mich bedeutet das, dass es am besten ist, keine schnelle Heilung zu erwarten, weil möglicherweise eine lange Periode der Prüfung und der Reinigung erforderlich ist. Das Resultat ist, dass wann immer ein Gesundheitsproblem in unserer Familie auftaucht, wir selten hohe Hoffnungen auf eine schnelle Wiederherstellung hegen, und unsere Erfahrung bestätigt unsere Erwartungen. Gibt es eine andere Sichtweise, aus der ich diese Aussage betrachten könnte, die Ermutigung anstelle von Entmutigung bringen würde?
A1
Es ist hilfreich, dieses Aussage in ihrem ihr angemessenen Kontext zu betrachten. Diese Passage erscheint in Wissenschaft und Gesundheit als Teil einer eingehenden Erörterung der Befreiung von Sünde und nicht so sehr in Bezug auf das Heilen von Krankheit. Aber wir können uns von der Tatsache ermutigen lassen, dass man Heilung von Sünde erwarten kann, sobald dieser Glaube an Sünde zerstört ist, und naturgemäß hört das Sündige von selbst auf.
In Bezug auf körperliche Krankheit sollte man immer erwarten, „rasch und völlig" geheilt zu werden (Kirchenhandbuch Der Ersten Kirche Christi, Wissenschaftler, S. 92). Andere Querverweise in Mary Baker Eddys Schriften – „augenblickliche Heilung" (Vermischte Schriften, S. 40), „Schnelles Heilen" und „die heilende Arbeit in einem Besuch vollbracht" (Wissenschaft und Gesundheit, S. 365) — sollten die Tatsache völlig klar machen, dass die Christliche Wissenschaft jeden dazu ermutigt, schnelle körperliche Heilungen zu erwarten — und zu verlangen. Nirgends, weder in den Lehren von Jesus noch in denen der Christlichen Wissenschaft, finden wir eine Notwendigkeit für den kranken, ans Bett gefesselt zu sein oder eine lange Periode des Leidens als Resultat des Krankseins ertragen zu müssen.
Ich beobachte eine direkte Verbindung zwischen den sofortigen Heilungen, die Paulus vollbrachte, und seiner „ernsthaften Erwartung" (nach der englischen King James Bibel Römer 8 und Philipper 1). Im griechischen Originaltext lautet das Wort für „Erwartung" apokaradokia und hat mit der Art und Weise zu tun, wie man den Kopf hebt, um ein entferntes Objekt sehen zu können. Paulus besaß diese Erwartungshaltung. Er sah über die flüchtigen Beschwerden des Momentes hinaus und begründete seine Vision auf die geistigen Tatsachen, nämlich dass Hoffnung ewig ist und dass neue Anfänge immer möglich sind. Wenn es um schnellere Heilarbeit geht — eine sehr wünschenswerte Erwartung — ist beständige geistige Vision erforderlich. Diese Art von ernsthafter Erwartung wird immer unseren Fortschritt beschleunigen.
Palmer, Alaska
USA
A2
Ich glaube nicht, dass Mrs. Eddy mit dieser Aussage implizieren möchte, dass Heilung Zeit benötigt. Tatsächlich ist Zeit überhaupt kein Faktor bei Heilung. Heilung schließt eine Veränderung des Denkens ein — einen Verzicht auf falsche Meinungen, welche die inhärente Ursache körperlichen Missklangs sind. Wie lange man braucht, um geheilt zu sein, ist nur eine Frage, wie lange man braucht, um das eigene Denken zu verändern.
Die Bibel spricht von Gott als „wahre gegenwärtige Hilfe in der Not“ (Psalm 46 — nach der King James Bibel). Und Mrs. Eddy schrieb, dass „die göttliche Liebe ... darauf [wartet] und ... inständig darum [bittet], die Menschheit zu erretten..." (Botschaft an die Mutterkirche, S. 11). Sicherlich verlangt Gott dann nicht von uns, irgendeine Form des Leidens zu ertragen. Unser sorgender Vater-Mutter Gott hält nie Seine Güte zurück, sondern lässt fortwährend unendliche Segnungen ausströmen.
Den vorherrschenden Glauben herauszufordern, wir seien materiell und getrennt von Gott oder dem Guten, bringt das notwendige geistige Wachstum und zwangsläufigen Fortschritt. Glauben wir, dass wir materiell und fleischlich sind oder sind wir geistig und gottähnlich? Diese Frage wirft einen fortlaufenden Konflikt auf. Sie stellt uns auf die Probe. Und wir werden geläutert oder befreit von zu uns kommenden menschlichen Annahmen, indem wir uns an die immer verfügbare Gegenwart des Christus wenden, den Einfluss Gottes auf unser Denken, der immer bei uns ist, um uns zu retten und zu heilen. In Wissenschaft und Gesundheit heißt es: „Fortschritt sollte schmerzlos und von Leben und Frieden begleitet sein statt von Uneinigkeit und Tod." (S. 224)
Ich fühle mich durch die Frage ermutigt, die Mrs. Eddy stellte, als sie darüber schrieb, wie Jesus Lazarus von den Toten auferweckte: „Wer wagt es, diese vollendete Probe der Macht und Bereitschaft des göttlichen Gemüts anzuzweifeln, den Menschen für immer in seinem vollkommenen Zustand intakt zu erhalten und die gesamte Tätigkeit des Menschen zu regieren?" (WuG, S. 493-494). Ein Gott, der unaufhörliche Vollkommenheit für uns bestimmt hat und jede unserer Tätigkeiten regiert, bestraft uns nicht, indem er uns auf der anderen Seite etwas vorenthält, das benötigt wird.
Können Sie erwarten, dass lhre Gebete heilsam sind? In Wissenschaft und Gesundheit heißt es: „Ja, das Verlangen, das hungernd nach Gerechtigkeit hinausgeht, wird von unserem Vater gesegnet und es kehrt nicht leer zu uns zurück." (S. 2). Wir haben keinen gottgegebenen Anlass, zu erwarten, dass Heilung ein langer, ausgedehnter Prozess sein müsse. Die Parameter von Zeit sind kein Faktor beim Verändern des Denkens. Und Gott, die göttliche Liebe, enthält niemals Seinen geliebten Kindern etwas Gutes vor.
Mission Hills, Kansas
USA
A3
Wir alle wollen eine zügige Gesundung, wenn wir krank sind. Heilung erfordert eine Veränderung des Denkens — von einer materiellen Basis zu einer geistigen hin. Und diese Veränderung kann in jedem Moment vonstatten gehen. Statt also zu denken, dass Heilung eine lange Zeit dauern würde, oder vorauszuahnen, wann sie wohl einsetzt, hilft es, unser Denken auf die geistige Wahrheit vom Dasein gerichtet zu halten, weil das Bewusstsein dieser Wahrheit das ist, was heilt.
Indem Sie die geistige Wahrheit im Bewusstsein behalten, werden Sie Zuversicht gewinnen und die körperlichen Umstände werden Sie nicht beeindrucken. Diese geistig ausgerichtete Art zu denken ist eine Form geistiger Erwartung. So schreibt Mrs. Eddy: „Wenn das Ziel erstrebenswert ist, dann beschleunigt die Erwartung unseren Fortschritt." (WuG, S. 426)
Ein Beispiel: Eines Samstagabends, als ich mich auf den Dienst als vertretende Leserin auf den Gottesdienst vorbereitete, tauchten die Symptome einer heftigen Erkältung auf. Während ich mich an Gott wandte und auf Führung lauschte, erwartete ich, mental die Inspiration zu hören, die heilt. Und Folgendes hörte ich: Meine wahre Identität beinhaltet Gesundheit, Vollständigkeit und Freiheit und nichts Unharmonisches kann mein Leben regieren. Ich ging zu Bett und hielt mich an diesen geistigen Wahrheiten fest. Auch wenn die Symptome am nächsten Morgen immer noch andauerten, vertraute ich diesen Erkenntnissen weiter und war deshalb nicht entmutigt.
Plötzlich erkannte ich, dass ich mich unter Druck gesetzt gefühlt hatte, diese Verpflichtung einem vollen Terminkalender hinzuzufügen. Genauso schnell erkannte ich, dass ich mich von Gott veranlasst gesehen hatte, diese Aufgabe anzunehmen, und dass Er mir helfen würde, sie auszuführen. Also war es natürlich, das belastende Gefühl loszulassen und die Aktivität willkommen zu heißen. Am Ende dieses einstündigen Gottesdienstes war ich vollständig geheilt.
Wenn ich zurückblicke, erkenne ich, dass mehrere Schritte daran beteiligt waren: Erstens, ich wandte mich an Gott und lauschte. Zweitens erwartete ich, Gottes Inspiration zu hören. Dann, als die Inspiration kam, vertraute ich ihr. Und schließlich ließ ich los und erkannte, dass Gott die Kontrolle innehatte. In dem Moment, wo sich unser Denken der göttlichen Inspiration öffnet und wir in Übereinstimmung damit handeln, ist die Prüfung vorbei und die Heilung vollständig.
Elm Grove, Wisconsin
USA