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Sehet da, ich habe euch gegeben alle Pflanzen

Aus der Oktober 2008-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Auf der Suche nach gewinnbringenden Anlagemöglichkeiten haben internationale Finanzspekulanten Grundnahrungsmittel wie Weizen, Reis oder Mais als lukrative Anlageform entdeckt. Hunderte Millionen von Dollar fließen täglich in börsennotierte Agrarrohstoffanlagen. Die angebliche weltweite Knappheit von Nahrungsmitteln und die steigende Lebensmittelnachfrage aus aufstrebenden Staaten wie China oder Indien verursacht drastische Preissteigerungen von Agrarrrohstoffen. Und diese wiederum werden durch den Ansturm auf die Warenterminbörsen noch weiter angeheizt.

Es scheint, als wären Agrarrohstoffe für Finanzspekulanten nichts anderes als ein neuer „Rohstoff“ (nach den High-Tech-Aktien der New Economy und den faulen Immobilienkrediten), um schnell viel Geld zu verdienen. Für Hungernde jedoch sind Nahrungsmittel im wahrsten Sinne des Wortes ein „Rohstoff“ — und zwar der Rohstoff zum Überleben.

Die Hilfsorganisation Oxfam International schätzt die Anzahl der weltweit hungernden Menschen auf 854 Million, wobei 290 Million Menschen durch steigende Nahrungsmittelpreise unmittelbar in ihrer Lebensgrundlage gefährdet sind. Preise für Grundnahrungsmittel wie Weizen, Mais und Sojabohnen sind innerhalb weniger Monate auf Spitzenniveaus gestiegen. Einer Statistik der „Food and Agriculture Organization“ der Vereinten Nationen über Preisinflation von Agrarrohstoffen, die kürzlich in einer Ausgabe des Christian Science Monitor/World Edition veröffentlicht wurde, entnahm ich, dass der durchschnittliche Preisanstieg zwischen März 2007 und März 2008 57% betrug. In einer der letzten Ausgaben des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ las ich dann in dem Artikel „Die Preistreiber“, dass ein Sack Reis heute fast dreimal so viel kostet wie im Januar. Mein Interesse an den Auswirkungen spekulativer Rohstoffanlagen und darüber, wie Grundnahrungsmittel zum Spielball von Finanzjongleuren geworden sind, war geweckt.

Wer scheint zu profitieren? Die Spekulanten, die sich die zunehmende Knappheit von Nahrungsmittelressourcen zunutze machen, um im virtuellen Handel schnell exorbitante Gewinne einzustreichen? Wer scheint zu verlieren? Hungernde in der realen Welt, denen der Zugang zum Rohstoff Nummer Eins, nämlich Nahrung, zunehmend ganz einfach dadurch versagt ist, dass sie den Preis für einen Scheffel Reis nicht mehr bezahlen können? (siehe hierzu auch den Artikel „Rice for poor: U.N. faces hard choices“ in der Wochenausgabe 24.-30. Mai des Christian Science Monitor / World Edition). Während in mir das Verlangen wuchs, diesen rein materiellen Fragen und Betrachtungsweisen für mich selbst mit einer ganzheitlichen, geistigen Antwort zu begegnen, sprang mir die „Strategie der Woche“ in einer Ausgabe der Zeitung „Handelsblatt“ förmlich ins Auge: „Boom an den Agrarmärkten — Nachrichten über drohende Hungerkatastrophen in den Schwellenländern rücken Agrarrohstoffe und die Landwirtschaft in den Anleger-Fokus.“ Die Not Hungernder als neue Anlagestrategie? Jetzt fiel der Groschen: eine radikale und ganzheitliche Bewusstseinsänderung hin zur Erkenntnis einer göttlichen Wirtschaftsordnung ist erforderlich!

„Sehet da, ich habe euch gegeben alle Pflanzen, die Samen bringen, auf der ganzen Erde, und alle Bäume mit Früchten, die Samen bringen, zu eurer Speise.“ (1. Mose 1). In der göttlichen Landwirtschaft, in der Gott die ganze Erde mit „Samen und Früchten“ versorgt, schuf Gott Pflanzen und Bäume (allgemeiner: Agrarrohstoffe) als „unsere Speise“. Er schuf sie nicht zu Spekulationszwecken!

Selbst wenn zwischen den klimatisierten Handelsräumen mit ihren virtuellen Börsentermingeschäften und den kargen Hungerregionen der realen Welt Tausende von Kilometern liegen, sollten Anleger und Rohstoffhändler niemals vergessen, dass auch sie die Nächsten derjenigen sind, die (ver)hungern. Und deshalb sollte die Nachricht über mögliche Nahrungsmittelnotstände zu allererst Nächstenliebe auslösen und nicht Spekulationsgedanken. Gelebte Nächstenliebe und Spekulation mit Grunddnahrungsmitteln basieren auf komplett konträren Bewusstseinszuständen und Beweggründen. Wenn ich meinen Nächsten liebe, dann spekuliere ich nicht mit seinen Lebensmittelressourcen, sondern trage zu einer langfristigen Versorgungssicherung zum Wohle aller Menschen bei. Wenn ich jedoch mit den Ressourcen meines Mitmenschen spekuliere, dann liebe ich ihn nicht, kann ich ihn nicht lieben, sondern bin ausschließlich am Zuwachs meiner eigenen (Geld-)Ressourcen interessiert. Das eine schließt das andere aus. Nächstenliebe ist menschlich natürlich, d. h. der Natur des Menschen als Gottes Kind entsprechend; Spekulation ist unnatürlich und widerspricht den Prinzipien der göttlichen (Wirtschafts-)Ordnung, in der Gott weise für alle und für allezeit regiert.

Um dem ethischen und moralischen Gedankengut dieser göttlichen Ordnung mehr Wertigkeit und Raum zu verschaffen, muss ich nicht sofort heute an der Wall Street anheuern oder morgen in einer Hungerregion Krisendienst übernehmen. Ich bin sicher, dass es sowohl in den Handelsräumen als auch in den Krisengebieten eine große Anzahl Menschen gibt, die grundanständig und tugendhaft ihrer jeweiligen Arbeit nachgehen. Es ist allerdings durchaus meine und die Aufgabe eines jeden einzelnen von uns, zu erkennen, dass nicht der Mensch der Schöpfer der Erde und ihrer Ressourcen ist, sondern Gott alle Schöpfung bereits vollzogen und geordnet und uns sogar mitgeteilt hat, wozu Agrarrohstoffe zu verwenden sind, nämlich als Speise — und nicht zu Spekulationszwecken. Diese persönliche Erkenntnis der Wahrheit über die Schöpfung und das individuelle Handeln danach ist gelebtes Gebet, dessen Auswirkung nicht auf mich beschränkt bleibt oder geografisch begrenzt ist, sondern eine stärkende Wirkung auf die Erneuerung eines ganzheitlichen Bewusstseins hat.

Nach diesen Überlegungen war ich mir absolut klar darüber, dass die Erkenntnis der göttlichen Wirtschaftsordnung in meinem Gedanken, in meinem Bewusstsein beginnt! „Seid stille und erkennet, dass ich Gott bin!“ (Psalm 46). Gedankliche Stille stärkt mein Vertrauen in Gott als die einzige Ursache und die einzige Wirkung, als das eine, alles umschließende Bewusstsein, als den einzigen und ganzheitlichen Schöpfer, der sich in seiner Schöpfung, also der Erde, samt allem, was darauf ist, einschließlich des Menschen, vollkommen widerspiegelt. Gedankliche Harmonie und Verbundenheit mit unserer göttlichen Quelle lässt mich erkennen, dass der Mensch weder durch vermeintliche Spekulationserfolge an Bedeutung und Ansehen gewinnt noch allein durch rein biologische Nahrung erhalten wird. Der Mensch als Schöpfung Gottes ist bereits bedeutend und angesehen und zwar in den Augen Gottes! Der Mensch als Gottes Kind wird „... von Gott, dem göttlichen Prinzip des Seins, erhalten“ (WuG, S. 530) und benötigt dementsprechend in erster Linie geistige, göttliche Nahrung als „Rohstoff“ zum Überleben.

Natürlich ist es ist falsch, auf Kosten Hungernder mit Nahrungsmittelressourcen zu spekulieren, denn dies widerspricht eindeutig den Prinzipien der göttlichen Ordnung und dem Gebot der Nächstenliebe. Es ist aber ebenso falsch, Lösungen für langfristige Nahrungssicherheit und gegen Lebensmittelknappheit und -verteuerung ausschließlich aus einer materiellen Sicht der Welt und einer Betrachtung des Menschen als biologischen Organismus heraus zu entwickeln. „In der ... Beziehung von Gott zum Menschen erkennen wir: Was einen segnet, segnet alle, wie es Jesus mit den Broten und Fischen zeigt — weil Geist, nicht Materie, die Quelle der Versorgung ist.“ (WuG, S. 206). Mich selbst und meine Mitmenschen als aus Gottes unerschöpflicher, geistiger Quelle heraus versorgt zu begreifen lässt die göttliche Wirtschaftsordnung hier und in dieser Welt in Kraft treten, in der sowohl Versorgung als auch Bedarf im Einklang stehen und in der alle Menschen gleichzeitig und in gleichem Maße gesegnet sind.

Die wahre Quelle, der einzige Rohstoff für die ganzheitliche Versorgung der Menschheit, ist die Erkenntnis unserer Einheit mit unserem Schöpfer. Da diese geistige Quelle intelligent, unerschöpflich und gut ist, muss der von ihr ausgehende Strom sowohl die Spekulanten mit korrigierenden Gedanken versorgen, die eine Bewusstseinsumformung hin zu ethischen Investments zur Folge haben, als auch gleichzeitig die Hungernden mit Nahrungsmitteln versorgen, und zwar in ausreichender Weise. Wenn ich Gottes Versorgungsversprechen gegenüber seiner Schöpfung — „Sehet da, ich habe euch gegeben alle Pflanzen ... auf der ganzen Erde ... zu eurer Speise“ (1. Mose 1) — klar in meinem Bewusstsein spüre, dann bin ich Teil des weltweiten Gedankenstromes, der unaufhaltsam zu einem Umdenken hin zu einem ethischen Umgang mit Agrarrohstoffen führt wie auch zur Beseitigung des Hungers in der Welt beiträgt.

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