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Unvermeidlicher Schmerz? Akzeptieren Sie es nicht!

Aus der Oktober 2008-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Weihnachten 1989 war etwas ganz besonderes. Meine Frau und ich waren nach Berlin gereist, nicht nur, um unsere Familie zu besuchen sondern auch, um ein historisches Ereignis zu erleben. Die Mauer war gerade gefallen. Wir standen am Brandenburger Tor und beobachtesten, wie freundliche Polizisten zahllose Ostdeutsche durch eine Öffnung in der Mauer durchwinkten, wo diese mit offenen Armen auf der anderen Seite begrüßt wurden.

Westdeutsche strömten durch eine zweite Öffnung, um den anderen Teil ihrer Stadt zu sehen oder um Verwandte zu besuchen. Wir standen in einem Gebiet, das 28 Jahre lang nur von der Polizei betreten werden durfte. Nun, mit Tränen in den Augen, erlebten wir einen Strom von Menschen aus aller Welt, die dieses bedeutende Geschehen mit anderen erleben wollten.

War das wirklich wahr? Nach all den Jahren fiel es schwer, das alles zu glauben. Warum scheinen solche Momente unvorstellbar zu sein? Weil wir den Status Quo als unvermeidlich akzeptiert haben? Ich war oft in meine Geburtsstadt zurückgekehrt und habe die Mauer manches Mal als Teil Berlins hingenommen. Aber es hat auch Zeiten gegeben, wo ich durch den Checkpoint Charlie in den Osten gegangen bin, um Christliche Wissenschaftler auf der östlichen Seite zu besuchen und sie zu ermutigen, die dort keine Gottesdienste abhalten durften. Diese Anlässe erinnerten mich daran, die Mauer nicht als dauerhaft zu betrachten. Für mich war sie ein Symbol des völligen Verfalls des Materialismus. Mit meinen ostdeutschen Freunden erinnerten wir uns daran, dass es immer eine Macht gibt, die Überlegenheit und Wirksamkeit des Gebets, die jeder Form der Gewaltherrschaft entgegen tritt.

Vielleicht gibt es andere nicht zu tolerierende Situationen — einen chronischen Schmerz, nachlassende Sehkraft, eine angeblich unheilbare Krankheit —, die wir als unveränderbares Urteil hingenommen haben. Einen Zustand, mit dem wir uns abgefunden und damit arrangiert haben. Wir nehmen viele solcher Dinge als unvermeidlich hin, wie ein Gesetz, obwohl dahinter eben kein Gesetz steht. Dass die Sonne und die Planeten um die Erde kreisen, wurde über Jahrhunderte als Gesetz akzeptiert, aber es stellte sich als falsche Vorstellung heraus.

Jesus hat Schmerz oder Leid nie als Gesetz oder als unvermeidlich akzeptiert. Er kehrte diese ungerechten Umstände um und heilte sie durch Hinwendung an das höhere Gesetz Gottes. Er wusste, dass Gottes Gesetz gut ist und unmittelbar dort und dann wirkt, wo die Welt negative Umstände als unvermeidlich betrachtet.

Die Christliche Wissenschaft folgt Jesu Beispiel bei der Behandlung körperlicher Schwierigkeiten. Der folgende Abschnitt aus dem Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, von Mary Baker Eddy geschrieben, fordert den Heiler geradezu auf, gegen die Ungerechtigkeit von Schmerz durch genau dieselbe Heilmethode, wie Jesus sie praktizierte, zu rebellieren:

Ein Grund, warum ich den Menschen die Christliche Wissenschaft so gern nahe bringe, ist die Tatsache, dass sie in meinem Leben so oft als Befreierin gewirkt hat.

„Verbanne den Glauben, dass du auch nur einen einzigen auf dich eindringenden Schmerz zu ertragen hättest, den die Macht des Gemüts nicht vertreiben könnte, und du kannst so die Entwicklung von Schmerz im Körper verhindern. Kein Gesetz Gottes hindert dieses Ergebnis.“ (S. 391)

Ein Grund, warum ich den Menschen die Christliche Wissenschaft so gern nahe bringe, ist die Tatsache, dass sie in meinem Leben so oft als Befreierin gewirkt hat. Ein Beispiel erlebte ich vor Jahren. Ich hob eine sehr schwere Last recht unbeholfen hoch, als ich ein Ziehen oder Reißen in meiner Leiste fühlte. Das war äußerst schmerzhaft und ich fühlte schnell, wie etwas in diesem Bereich hervortrat. Nach allem, was ich über diesen Zustand schon oft gehört hatte, musste es ein Leistenbruch sein. Er behinderte mich merklich. Ich musste mich vorsichtig bewegen und darauf achten, was ich tragen wollte.

Ich war Familienvater von vier kleinen Kindern. Sie wussten niemals, wenn etwas mit mir nicht in Ordnung war. Ich gab wohl immer ein gutes Bild ab. Unsere Familie war immer sehr aktiv und ich achtete darauf, dass dieser Zustand mich nicht zu sehr bremste, obwohl es Momente gab, in denen der Schmerz so heftig war, dass ich mich kaum bewegen konnte. Das dauerte über zwanzig Jahre an.

Ich ging deshalb nie zu einem Arzt. Ich nahm an, dass eine medizinische Diagnose so aussehen würde, dass dieser Zustand nur durch eine Operation beseitigt werden könnte. Aber ich akzeptierte ein solches Urteil niemals. Trotz der verstrichenen Zeit wusste ich, dass ich eine Heilung durch Gebet erfahren würde. Es war nicht so, dass ich ein Märtyrer wäre oder mich durchbeißen wollte. Ich hatte viele Heilungen durch Gebet erlebt und ich wusste, dass geistige Heilungen nicht nur zuverlässig sind, sondern mich auch in meinem Verständnis von Gott und Seiner Wirklichkeit voranbringen würden. Sie ließen mich immer stärker und belastbarer werden. Und dieses zunehmende Verständnis war mein wahres Ziel über die Jahre gewesen.

Es gab Zeiten, da war ich inspirierter als zu anderen Zeiten. Als der Zustand andauerte, fand ich mich einfach damit ab. Ich erlebte, wie ich in meinen Gebeten bequem wurde und den Zustand als Teil von mir hinnahm. Ich dachte, es wäre „mein“ Zustand. Ich musste mich immer irgendwie damit arrangieren. Aber dann erinnerte ich mich daran, dass der Grund und Zweck für mein Dasein war, Gott und Seine Vollkommenheit auszudrücken. Ich wusste, dass Gott mich als Sein Bild und Gleichnis sah, als vollkommen.

In Wissenschaft und Gesundheit verwendet Mrs. Eddy einen interessanten Begriff, der mir in den Jahren des Gebets hilfreich war. Sie nennt ihn „die Mehrheit der Meinungen“. Der Abschnitt, in dem er auftaucht, beschreibt, wie jemand starb, weil er versehentlich Gift geschluckt hatte. Weiter heißt es, dass dieser Mensch gestorben ist, weil die Mehrheit der Sterblichen glaubt, dass der Tod unausweichlich ist, wenn man dieses Gift aufnimmt. Die Beschreibung dieser Situation deutet darauf hin, dass die Anwesenden, die bei ihm waren, tatsächlich glaubten, er würde durchkommen. Aber er starb. Warum? Weil die riesige Mehrheit der Menschen überzeugt ist, dass der Genuss einer derart giftigen Chemikalie zum Tod führt (siehe S. 177-178).

Ich fragte mich: Warum erwähnt die Autorin dieses Beispiel? Sie tat es gewiss nicht, um die Leser zu erschrecken, damit jeder fortan vorsichtiger werde, was er/sie trinkt. Sie schrieb es, um auf den Einfluss „der Mehrheit der Meinungen“ hinzuweisen. In gewisser Weise fragt sie den Leser: Wovon lassen Sie Ihr Leben regieren? Von Gott oder von der Mehrheit der Menschheit?

Ich habe viel darüber nachgedacht. Es gab nie ein Gesetz, dass ein Schmerz, einschließlich desjenigen, der mich quälte, nur durch eine Operation beendet werden könnte. Es war nur die riesige Mehrheit in der Gesellschaft, die das glaubte. Und so war es in Ordnung, diese Mehrheit der Meinungen in Frage zu stellen. Wiederholt erklärte ich, dass Gott allein in meinem Leben ursächlich war. Gott bestimmt meine Identität und Er befragte nicht einen Haufen Sterblicher, ob deren Mehrheit mit Ihm übereinstimmte oder nicht. Meine Identität ist bestimmt durch das, was Gott weiß, nicht durch das, was die Mehrheit der Sterblichen glaubt. Und Gott kennt uns nur als Seine vollkommene Schöpfung.

Es gab nie ein Gesetz, dass ein Schmerz, einschließlich desjenigen, der mich quälte, nur durch eine Operation beendet werden könnte. Es war nur die riesige Mehrheit in der Gesellschaft, die das glaubte.

Um den Mesmerismus zu brechen, dass Millionen Menschen glauben, dass es sich um einen unheilbaren Zustand handelt und dass der Schmerz unvermeidlich ist, bat ich einen guten Freund, der auch Praktiker der Christlichen Wissenschaft ist, mir mit Gebet zu helfen — mir zu helfen, eine noch tiefere Überzeugung zu erlangen, dass dieser Zustand unrechtmäßig ist und keinerlei Substanz hat. In sehr kurzer Zeit erlebte ich eine vollständige Heilung. Während die Verformung in all den Jahren mal mehr, mal weniger auftrat, verschwand sie dieses Mal ganz natürlich und kam nie wieder. Und auch der chronische Schmerz war gewichen. Ich bemerkte es einige Tage nach dem Gebet mit dem Praktiker, dass beides verschwunden war. Diese Heilung war dauerhaft, seit Jahren nun. Ich konnte Dinge wieder anheben und tragen und allerhand anstrengende Tätigkeiten ohne jedes Problem bewältigen.

Ich glaube nicht, dass die vielen Jahre des Gebets vor der Heilung umsonst gewesen waren. Die Gebete des Praktikers halfen, dass diese Jahre einen Erfolg brachten. Alle diese Gebete über die Jahre nagten an der Mauer falscher Vorstellungen, dass dieser materielle Zustand mächtiger wäre als die geistige Tatsache meiner Vollkommenheit. Ich setze mich mit vielen falschen Vorstellungen auseinander, mit Mehrheiten an Meinungen, wie der, dass eine Verletzung unheilbar wäre oder dass Schmerz unvermeidlich sei, oder der Vorstellung, dass dieser Zustand dauerhaft bleiben würde, weil er schon so lange bestanden hatte. Aber ich erkannte, dass Zeit keine Rolle spielt, wenn es um Heilung geht. Gott kennt kein Verstreichen von Zeit. In Gottes Wirklichkeit gibt es keine anklagende Vergangenheit und keine bedrohliche Zukunft, nur Sein ewiges Jetzt. Was schließlich wirklich zählte war, was Gott über mich zu jedem Zeitpunkt als wahr erkannte. Und Gott befragte nicht eine ganze lange Reihe vergangener Tage, um meinen Zustand zu beurteilen.

Einer der Gedanken, den ich immer wieder im Gebet festhielt, war, dass ein wahrer geistiger und vollkommener Zustand immer besteht. Er konnte nie unterbrochen werden. Es gibt keinen Bruch in dieser göttlichen Wirklichkeit. Wissenschaft und Gesundheit spricht von der „unverletzten Wirklichkeit des wissenschaftlichen Seins“ (S. 494) Dies schließt jeden Menschen jetzt und für immer mit ein.

Als ich die Lage am Brandenburger Tor beobachtete, wurden die jubelnden Stimmen immer wieder von ständigen Hammerschlägen untermalt, die die Mauer zerklopften. Hunderte von Souvenirjägern versuchten, ein Stück der Mauer auf der westlichen Seite herauszuschlagen. Ich fand es sinnvoll, mich zu fragen, wie beharrlich ich im Gebet die vielen mentalen Mauern von Schmerz und Gefangensein „weghämmere“, denen wir begegnen. Als die Berliner Mauer fiel, sah es aus, als geschehe es ganz plötzlich. Und doch war es nicht ein Vorgang, der in ein oder zwei Tagen passierte. Jahre des Gebets und Protests hatten das Unrecht, für das sie stand, herausgefordert und diese Gebete waren eine unwiderstehliche Macht, die schließlich zum Ende von Teilung und Begrenzung führten.

Wir müssen chronischen Schmerz und Leid nicht hinnehmen, auch Uneinigkeit und Unrecht nicht. Sie sind nicht Gott-geweiht. Sie stehen nicht im Einklang mit Seinem Gesetz der Freiheit. Das Einzige, was unvermeidlich ist, ist Gottes Vollkommenheit und Seine Schöpfung.

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