„Wie betet man am besten?“, wurde ich einmal von einer aufrichtigen Frau gefragt. „Soll ich niederknien, mit geschlossenen Augen dasitzen, singen, meditieren oder einfach meinen Kopf von allen möglichen Gedanken befreien?“ Ich antwortete, dass erfolgreiches Gebet nicht so sehr damit zusammenhängt, was wir mit unserem Körper machen, sondern mit dem, was mental und spirituell abläuft, dass es wichtig ist zu wissen, was wir erreichen wollen, wenn wir beten. Denn wenn wir einmal unser Ziel kennen, werden wir den besten Weg herausfinden, um dorthin zu gelangen.
„Ich bete nun schon über sechs Monate für ein Auto“, teilte mir eine andere Frau mit, „und meine Garage ist immer noch leer! Warum hat Gott meine Gebete nicht erhört?“ Viele Leute mögen diesem Ruf der Verzweiflung zustimmen, aber wir können aus dieser Lektion etwas lernen.
Meine Erfahrungen mit Gebet haben mir gezeigt, dass der Sinn des Gebets nicht darin besteht, Gott mitzuteilen, was wir gerne hätten. Er besteht darin, Gott zuzuhören und zu verstehen, welchen Plan Er für uns hat. „Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden“ (Matthäus 6). So drückte es Jesus in dem Gebet aus, das er seinen Jüngern beibrachte. Ich habe festgestellt, dass es unwichtig ist, ob wir knien, stehen, sitzen oder die Augen geschlossen haben. Die vordringlichste Aufgabe besteht darin, die Gedanken zu vergeistigen, um einen klareren Blick auf das zu bekommen, was Gott sowieso schon in unserer Richtung unternimmt. Wenn wir dies verstehen und würdigen, führt es zu positiven Veränderungen in unserem Leben.
Besonders eine Erfahrung hat mir das sehr lebendig vor Augen geführt. Während meiner Collegezeit ging mir ziemlich schnell das Geld aus, das ich für das Abschlussjahr, für Studiengebühren und für andere Ausgaben, zur Verfügung hatte. Ich bat Gott, mir Wege zu zeigen, wie ich mehr Geld verdienen konnte. Zu meinem Leidwesen bekam ich keine Antwort auf mein Gebet. Letztlich begriff ich, dass ich eine neue Herangehensweise brauchte, wenn ich göttliche Hilfe finden wollte. Statt Gott mitzuteilen, was ich aus meiner Sicht brauchte, änderte ich mein Gebet dahingehend, dass ich das wertschätzte, was mir Gott bereits zur Verfügung stellte. Ich wusste, dass ich vom geistigen Standpunkt aus gesehen im Universum von Gottes Schöpfung lebte, wo es jederzeit von allem für jeden genug gab. Was Gott bereitstellte, war voll ausreichend. Da konnte es keine Engpässe geben.
Mein Gebet entwickelte sich von, wie ich etwas bekomme, was ich vermisse' zu, wie ich erkenne, was ich bereits habe'., Und was habe ich nun wirklich?', fragte ich mich. Nun, ich hatte ein liebendes, fürsorgliches Vater-Mutter-Gemüt, das sich um mich kümmerte. Ich hatte einen göttlichen Versorger, der jedes meiner Bedürfnisse stillte. Ich erkannte demütig an, dass es Gott war, der mich durch die ersten drei Collegejahre gebracht hatte und der mich auch den ganzen restlichen Weg hindurch führen würde. Ich brauchte vor der Zukunft keine Angst zu haben.
Als ich mehr von der göttlichen Versorgung, die in meinem Leben schon vorhanden war, akzeptierte, kam mir ein ganz neuer Plan in den Sinn. Mir wurde bewusst, dass ich bereits genügend Punkte erworben hatte, um den Abschluss ein halbes Jahr früher zu machen. Ich war insgesamt bereit, ins richtige Leben einzusteigen, warum sollte ich also nicht die Schule früher beenden als ursprünglich geplant?
Ich setzte diese Idee in die Tat um und merkte ziemlich schnell, dass die Verkürzung meines Collegeaufenthalts die Antwort auf mein Gebet war, wenn auch ursprünglich nicht mein Plan. Es war Gottes Plan. Und der funktionierte.
Jakobus schrieb in der Bibel: „Des Gerechten Gebet vermag viel“ (Kapitel 5). Er bemerkt hier, dass wirkungsvolles Gebet Inbrunst verlangt. Und mehr noch, er nennt eine Eigenschaft, die das Gebet aufweisen muss, damit daraus segensreiche Ergebnisse hervorgehen. Er sagt nichts darüber, was die Person, die betet, körperlich tun oder was sie sagen soll, nichts über einzunehmende Körperhal tungen, über zu äußernde Worte, die Tageszeit oder den Ort. Was Resultate bringt, ist die Aufrichtigkeit der betreffenden Person.
Gebet ist keine Übung des Körpers, sondern des Geistes. Man erwacht geistig zum Verständnis der Wahrheit Gottes, man streckt sich mental aus nach der Wahrheit, man sehnt sich nach Liebe, man öffnet sich dem Geist.
Gebet ist keine Übung des Körpers, sondern des Geistes. Man erwacht geistig zum Verständnis der Wahrheit Gottes, man streckt sich mental aus nach der Wahrheit, man sehnt sich nach Liebe, man öffnet sich dem Geist. Man lässt die Güte Gottes durch das Licht der Liebe ins Bewusstsein hereinströmen, was die Dunkelheit des Leidens auflöst. Und das Ziel dabei? Wahrheit besser zu kennen und zu verstehen. Das ist es, was zu positiver Erneuerung und lohnender Veränderung führt.
Mary Baker Eddy schrieb in Wissenschaft und Gesundheit:„Gebet kann die unwandelbare Wahrheit nicht ändern noch kann Gebet allein uns ein Verständnis von Wahrheit geben; aber das Gebet, das sich mit dem inbrünstigen, ständigen Verlangen verbindet, Gottes Willen zu erkennen und zu tun, wird uns in alle Wahrheit leiten.“ (S.11) Dieses, Gewusstwie' des Gebets schließt den aufrichtigen Wunsch ein, die geistige Wahrheit zu verstehen und der göttlichen Weisung zu folgen, die daraus erwächst. Die Vergeistigung des Denkens und der menschlichen Sehnsüchte bringt uns Gott näher und führt zur geistig inspirierten Antwort, die unsere menschlichen Bedürfnisse stillt.
Die Vergeistigung des Denkens und der menschlichen Sehnsüchte bringt uns Gott näher und führt zur geistig inspirierten Antwort, die unsere menschlichen Bedürfnisse stillt.
Jesu Gebet im Garten Gethsemane veranschaulicht dies. Kurz vor seiner bevorstehenden Kreuzigung, in der Angst vor dem völligen Versagen, die wahrscheinlich seine Hoffnung auf irdischen Erfolg zerschmetterte, flehte er Gott an: „Nimm diesen kelch von mir, ...“ Doch mit einem geläuterten und demütigeren menschlichen Verstand fährt er fort: „... doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe!“ (Lukas 22) Wie sich herausstellte, ging dieser Kelch nicht an ihm vorüber. Sein menschlicher Wunsch, dass ihm die Kreuzigung erspart bliebe, wurde nicht erfüllt. Doch trotz des großen Leides, das er erfuhr, verlor er seinen Glauben an Gott zu keinem Zeitpunkt. Durch göttliche Kraft entstieg er später, als Sieger über den brutalen Hass und die Bosheit seiner Gegner, lebendig dem Grab und hinterließ ein Beispiel, das seitdem Millionen Menschen inspiriert hat.
Auch wir können auf den göttlichen Plan für unser Leben vertrauen. Es ist ein guter plan und er ist voll am Wirken. Und wenn wir auf Gott hören, werden wir verstehen, was Er möchte und was Er schon für unser Wohl bereitgestellt hat.
Gebet ändert nichts an dem, was schon wahr ist über uns. Es bringt uns damit in Einklang. Was uns am besten in unseren menschlichen Bemühungen voranhilft, das Denken in Übereinstimmung mit Gottes Willen zu bringen, ist das, Gewusst-wie', das jeder Mensch braucht, um sein Denken zu vergeistigen. Dies wiederum führt zu einer Verbesserung unseres Lebens. Die äußere Gestalt, die das Gebet annimmt, spielt keine Rolle, im Vergleich zu der größeren Notwendigkeit, Gottes Anfoderungen zu kennen und auszuführen. Wenn dies das Ziel ist, werden Gebete beantwortet werden.