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„Magische“ Bilder

Aus der Mai 2008-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Vorein paar Jahren brachten Verwandte ein Büchlein mit so genannten magischen Bildern mit. Sie versprachen uns überraschende und schöne Eindrücke, wenn wir die Abbildungen auf eine bestimmte Weise betrachten würden. Dieser Effekt stellte sich jedoch nicht auf Anhieb ein, man konnte ihn nicht gewollt oder durch besondere Anstrengung herbeiführen. Aber bald hatten es die Ersten geschafft und versuchten, den anderen zu erklären, wie man es richtig machte. Wenn man gleichsam absichtslos in die Ferne, wie ins Unendliche blickte und das Bild vor einem gar nicht mehr fixierte, geschah es auf einmal: Auf dem teilweise belanglosen oder undefinierbaren Hintergrund hob sich in wunderschöner Klarheit ein räumliches Gebilde ab – ein Gegenstand, eine Struktur, ein Symbol.

Es gibt eine naturwissenschaftliche Erklärung für diesen Effekt. Er beruht auf der Fähigkeit des Menschen, mit seinen beiden Augen räumlich zu sehen. Die Abbildungen, die häufig scheinbar nur ungeordnete Elemente aufweisen, enthalten weitgehend verborgene Muster, die durch das uns gegebene Sehvermögen zu einem räumlichen Ganzen zusammengesetzt werden. Diese Erfahrung wird durch das normale Sehen und durch versuche, die Abbildungen verstandesmäßig zu analysieren, nicht erschlossen, während sie sich bei der richtigen (absichtslosen) Betrachtungsweise wie von selbst einstellt.

Im übertragenen Sinne stehen wir auch in unserem Leben manchmal vor Bildern – vor Eindrücken oder Situationen – die wir nicht entschlüsseln können, die uns widerspruchsvoll erscheinen oder die für uns keine Ordnung, keinen Sinn ergeben. Unsere gewohnte Betrachtungsweise, unser Verstand kann sie nicht deuten. Ist auch hier eine Sichtweise möglich, die uns das Verborgene erschließt? Die Bibel spricht von Gottes Gedanken, die „höher [sind] als eure Gedanken“ (Jesaja 55). Das Beispiel der magischen Bilder gibt uns Anhaltspunkte, wie wir auch in solchen Situationen zu einer höheren Sicht kommen können.

Wir brauchen zunächst einmal nicht nur ein Auge, sondern beide: nicht nur Vernunft, sondern auch Intuition, nicht nur Gerechtigkeit, sondern auch Barmherzigkeit, nicht nur das Männliche, sondern auch das Weibliche – und umgekehrt. Zum anderen, wir können uns nicht auf den Willen stützen und etwas vorgeben wollen, was wir selbst noch gar nicht kennen. Aber die Bereitschaft, sich über das Gewohnte hinaus zu öffnen, lässt uns das Neue – einen Zusammenhang, eine Erklärung– erkennen. Den Sinn dafür – die Augen – besitzen wir schon. Wir müssen auch nicht irgendetwas selbst produzieren – es ist schon da. Wir erkennen die Lösung allerdings nicht, solange wir uns nur an die äußerlich sichtbaren, materiellen Details klammern und unsere Wahrnehmung von ihnen dominieren lassen.

Im menschlichen Miteinander gibt es gelegentlich Tendenzen, etwas als unvereinbar erscheinen zu lassen – als wenn es im dauernden Widerstreit miteinander läge. Eltern und Kinder, Lehrer und Schüler, Ehemann und Ehefrau, Arbeitgeber und Arbeitnehmer vertreten manchmal so entgegengesetzte Interessen, dass Lösungen für auftretende Konflikte nicht zu existieren scheinen. Und doch stellt sich mir die Frage: Gibt es für Gott ein unlösbares Problem bzw. unvereinbare Gegensätze? Die höhere Schau ist da, die das scheinbar Unvereinbare zusammenfügt. Und die Bereitschaft, vorgefasste Ansichten und vertraute Denkgewohnheiten zurückzustellen schafft Raum für die Entdeckung der ungeahnten verborgenen Ordnung durch Beten und inspiriertes Folgern.

Übrigens:
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