Vorein paar Jahren brachten Verwandte ein Büchlein mit so genannten magischen Bildern mit. Sie versprachen uns überraschende und schöne Eindrücke, wenn wir die Abbildungen auf eine bestimmte Weise betrachten würden. Dieser Effekt stellte sich jedoch nicht auf Anhieb ein, man konnte ihn nicht gewollt oder durch besondere Anstrengung herbeiführen. Aber bald hatten es die Ersten geschafft und versuchten, den anderen zu erklären, wie man es richtig machte. Wenn man gleichsam absichtslos in die Ferne, wie ins Unendliche blickte und das Bild vor einem gar nicht mehr fixierte, geschah es auf einmal: Auf dem teilweise belanglosen oder undefinierbaren Hintergrund hob sich in wunderschöner Klarheit ein räumliches Gebilde ab – ein Gegenstand, eine Struktur, ein Symbol.
Es gibt eine naturwissenschaftliche Erklärung für diesen Effekt. Er beruht auf der Fähigkeit des Menschen, mit seinen beiden Augen räumlich zu sehen. Die Abbildungen, die häufig scheinbar nur ungeordnete Elemente aufweisen, enthalten weitgehend verborgene Muster, die durch das uns gegebene Sehvermögen zu einem räumlichen Ganzen zusammengesetzt werden. Diese Erfahrung wird durch das normale Sehen und durch versuche, die Abbildungen verstandesmäßig zu analysieren, nicht erschlossen, während sie sich bei der richtigen (absichtslosen) Betrachtungsweise wie von selbst einstellt.
Im übertragenen Sinne stehen wir auch in unserem Leben manchmal vor Bildern – vor Eindrücken oder Situationen – die wir nicht entschlüsseln können, die uns widerspruchsvoll erscheinen oder die für uns keine Ordnung, keinen Sinn ergeben. Unsere gewohnte Betrachtungsweise, unser Verstand kann sie nicht deuten. Ist auch hier eine Sichtweise möglich, die uns das Verborgene erschließt? Die Bibel spricht von Gottes Gedanken, die „höher [sind] als eure Gedanken“ (Jesaja 55). Das Beispiel der magischen Bilder gibt uns Anhaltspunkte, wie wir auch in solchen Situationen zu einer höheren Sicht kommen können.
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