Wer heute die Welt betrachtet, sieht viele Situationen, die voller Risiken sind. Dazu gehören die Friedensbemühungen (unter anderem) im Libanon, in Israel, den Palästinensergebieten, im Irak; die Suche nach Stabilität auf den weltweiten Finanzmärkten; die Bekämpfung des Terrorismus. Diese Ziele scheinen nahezu unerreichbar zu sein. Und dennoch gibt es Hoffnung.
Um beizutragen, dass die Well ein besserer Platz wird – und die doppelzüngigen Wege des Bösen zu besiegen – können wir eine Anleitung finden in einer Abendmahlsansprache, die Mrs. Eddy 1896 während des Krim-Krieges hielt. Sie sagte da an einer Stelle: „Das Böse war und ist der Wahn, das Erste Gebot brechen zu können: ,Du sollst keine anderen Götter neben mir haben', entweder vergöttert oder hasst es irgend etwas oder irgendwen; es ist der Geist der Abgötterei, des Neides, der Eifersucht, der Begehrlichkeit, des Aberglaubens, der Wollust, der Heuchelei, der Zauberei." (Vermischte Schriften 1883-1896, S. 123)
Das Böse, in der Form des fleischlichen Gemüts, ermutigt Furcht und Hass durch die Behauptung, wir wären hilflose Opfer–von gemeinen und selbstsüchtigen Herrschern, verantwortungslosen Geschäftemachern, übermächtigen Verkäufern, weltweit operierenden Spekulanten dummer, neidischer und abergläubiger Menschen. Das Böse will sagen, dass unsere einzige Hoffnung darin liegt, unsere Köpfe in den Sand zu stecken und ergeben auf Rettung oder Untergang zu warten. Und dass jedes Bemühen, dem Zugriff auf unsere Gedanken oder unser Leben Widerstand zu leisten, einfach zu riskant wäre.
Diese verführerische Botschaft wird manchmal durch Berichte oder politisches Gerangel untermauert, die eine Krisenstimmung zu stärken scheinen statt vernünftiges Nachdenken zu fördern, wie Frieden in Ländern erreicht werden kann, die von Krieg zerrüttet sind, wie eine Gesellschaft stabilisiert und die Nöte der Menschen befriedigt werden können. Diese und andere Situationen schreien förmlich nach Heilung. Und wenn wir darin Gelegenheiten zum Heilen und nicht bloß administrative oder rechtliche Probleme sehen, die zu lösen sind – dass beispielsweise so und so viele Ressourcen vom reichen Land A zum armen Land B transportiert werden sollten – dann wird es bessere Heilungen und inspiriertere Lösungen geben.
Jesu Leben und Wirken gibt machtvolle Beispiele dieses umfassenderen Heilens. Als die Schriftgelehrten und Pharisäer ihm eine Frau präsentierten, die das jüdische Gesetz durch Ehebruch übertreten hatte (in dem Sanktionen gegen den ehebrecherischen Mann völlig fehlen), kannte er die schwere Strafe, die ihr bevorstand – Tod durch Steinigen. Aber er durchbrach diese oberflächliche Lösung, um Frieden zu stiften, er vergab der Frau und brachte die Selbstgerechtigkeit der anderen ans Licht. Er tat dies, weil er unbeirrt dem ersten Gebot treu blieb und wusste, dass alle Menschen Gottes Kinder und untrennbar von Seiner Liebe sind.
Auch wir, die wir mutig dem Bösen dieser Tage entgegentreten, können dem Ersten Gebot vertrauen, weil es ein sicherer Weg ist, die Nichtsheit und Machtlosigkeit des Bösen offenzulegen. Manchmal mag es erscheinen, als ob wir unter dem mentalen Druck stehen, unsere Gedanken eben nicht auf Gott zu richten – darauf, den schlechten Machthaber zu hassen oder all unser Vertrauen in jemanden zu setzen, der nicht die beste Wahl sein mag, oder die eine, und nicht andere ethnische Gruppe zu bevorzugen. In einigen Ländern wird heute der Personenkult von Führern und Herrschern gefördert und sie werden als bewunderungswürdig aufgebaut, ja sogar vergöttert. Im Gegensatz dazu werden auch Hass und gewalt gepredigt.
Wie können wir unsere Gebete durch diese und anderen Meldungen hindurchlenken, die durch persönliche oder nationale Vorstellungen abgewertet werden sollen? Mit dem ersten Gebot zu leben ist, als habe man das beste Orientierungssystem der Welt, und es weist sicher den Weg zur Wahrheit. Durch sein Wesen beweist das Gebot die Macht Gottes, die jeden überall regiert. Wenn das erste Gebot im Mittelpunkt unserer Gedanken steht, können wir schneller falsche Lösungen entlarven, die als Antwort nur Hass und Selbstgerechtigkeit präsentieren.
Sich von Gott, dem unendlichen intelligenten Gemüt, jeden Tag führen zu lassen erneuert die Überzeugung von Seiner Allmacht. Das Gebet, das jedem Versuch, Gott durch etwas anderes zu ersetzen, aktiv widersteht, stellt die Balance in unserem Leben wieder her. Es öffnet unsere Augen, damit wir erkennen, dass die Gottheit unser inneres Wesen verwandeln kann, es erhebt und reinigt und bringt Lösungen für die spezifischen Probleme, für die wir gerade beten. Wir erkennen klarer die Geistigkeit, die unser wahres Erbe ist. Und wir gewinnen eine stärkere Überzeugung, dass uns Liebe, nicht Hass oder wahnwitzige Selbstbeweihräucherung, Frieden und Freiheit bringen – uns und der Welt.
Ist das immer leicht? Gewiss nicht. Ein Blick auf die Herausforderungen, denen sich Jesus gegenüber sah, besonders vor seiner Kreuzigung, macht das sehr klar. Doch auch gerade vor seiner Auferstehung war er sich über Gottes Macht so sicher, dass er seinen Jüngern sagen konnte: „In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden." (Johannes 16)
Die gleiche Gegenwart des Christus spricht überall zu den Herzen der Menschen. Wie langsam auch unsere Antwort sein mag, der Christus ruft uns in jedem Augenblick „von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht" (1. Petrus 2). Und dieses Licht zerstört das Böse, weil es dessen Machtlosigkeit angesichts der allmächtigen Liebe offenbart.
