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Spiritualität & Heilen

Mexikanische Seele

Aus der August 2008-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Am Morgen unseres Interviews Komme ich in die sonnige Küche von Estrella Romero, als sie gerade fleißig Tomaten schneidet und sie in den Mixer wirft. „Te gusta?“ [Mögen Sie das?], fragt sie mich und hält eine Knoblauchzehe hoch, bevor sie diese den anderen Zutaten hinzufügt. Während sie die Maistortillas prüft, die sie auf der Herdplatte erhitzt, lächelt sie und erzählt mir, dass sie huevas racheros (Spiegeleier auf Tortillas, mit roter Salsa) vorbereitet. Dies sei ein typisch mexikanisches Gericht, das ich unbedingt probieren müsse – ein Gericht, das sie wahrscheinlich schon tausendmal in dieser Küche in Tlalnepantla, einem Vorort im Norden von Mexiko City, wo sie seit 40 Jahren wohnt, zubereitet hat. Hier hat sie mit ihrem Mann Rigo ihre fünf Kinder großgezogen, die jetzt alle selber Kinder haben. Jetzt ist sie Großmutter von zwölf Enkelkindern.

Señora Romeros Reise von einer alma de la casa, (einer Hausfrau, oder wörtlich übersetzt der „Seele des Hauses“) zur Praktikerin, Lehrerin und Vortragenden der Christlichen Wissenschaft, ist sehr natürlich für jemand, der seit seiner frühen Kindheit nach Antworten auf die tiefgehenden, geistigen Fragen des Lebens suchte.

Señora Romero, die in der Hafenstadt Agua Dulce, Veracruz, an der Küste am Golf von Mexiko geboren und aufgewachsen ist, folgte dem traditionellen Weg einer Frau ihrer Zeit: frühe Heirat und Kinder. Wenn das Geld Knapp war, stockte sie das Einkommen ihres Mannes, einem Musiker, auf, indem sie als Sekretärin arbeitet. Und sie erzählt, dass ihr Zuhause alles andere als glücklich war – bis sich ihr Begriff von Gott änderte.

Sie liebt Spaß, lacht gerne und ist eine überraschend gute Sängerin, wie ich später auf einer gemeinsamen Bootsfahrt feststellen sollte; und sie drückt eine echte, ansteckende Freude aus. Aber was sich amdeutlichsten zeigt, ist ihre tiefe Liebe zur Christlichen Wissenschaft und ihre Wertschätzung für die Entdeckerin Mary Baker Eddy. „Ich Kann mir gar nicht vorstellen, wo ich heute ohne die Christliche Wissenschaft wäre“, seufzt sie öfters während meines Besuchs erleichtert.

Señora Romero, Sie haben gesagt, die Mexikaner seien Denker ...

Ich glaube, dass wir alle das Bedürfnis haben, die Antworten auf Fragen wie: „Wer ist Gott?“ und „Wer bin ich?“ zu finden, auch wenn wir dies nicht ständig zum Ausdruck bringen. Und in Mexiko gibt es heute viele Menschen, die sich diese Fragen stellen.

Ich weiß, dass Sie seit lhrer Kindheit genau diese Fragen über das Leben hatten.

Ja. Ich besuchte eine religiöse Schule, und als ich Teenager war, wurden diese Fragen wichtiger. So wichtig, dass ich dachte, wenn ich verstehen will, wer ich bin, müsse ich Gott mit mehr Hingabe dienen.

Dann kam ich von der Heimatstadt meiner Kindheit, Veracruz, nach Mexiko City, und mein Denken war mehr mit anderen Dingen beschäftigt: mit Familie und Kindererziehung. Obwohl es mir an vielen Dingen mangelte – an Gesundheit, an einer guten wirtschaftlichen Lage, an Liebe und an Verständnis – suchte ich weiter nach Gott.

Sie hatten Fragen, die unbeantwortet blieben?

Ja. Und ich hatte das Gefühl, Gott antwortete mir nicht, obwohl ich ständig um Antworten bat.

Was für eine Vorstellung von Gott hatten Sie zu dieser Zeit?

Er war ein strafender Gott, ein Gott, der einem menschlichen Wesen ähnlich war, nur größer – ein Gott in Menschengestalt.

Er war ein Herrscher, der über Gut und Böse herrschte, segnend und verfluchend – aber mehr verfluchend als segnend. Aber ich lehnte diese Vorstellung von Gott ab. Innerlich hatte ich das starke Gefühl, dass der Gott, nach dem ich suchte, gut war – unendlich gut und intelligent. Also wandte ich mich in meinem Denken an den unendlichen und einzigen Gott, wie ich ihn instinktiv wahrnahm. Z. B., als ich in Veracruz aufwuchs, war der Himmel klar und hell und nachts mit Sternen übersät. Als kind schaute ich zum Himmel hinauf und sagte: „Das ist Gott – hell und unendlich.“ Aber in meinem Denken bedeutete das unendlich, erhaben und unerreichbar.

Und so fühlte ich mich als Erwachsene nach vielen Jahren Ehe verzweifelt und hoffnungslos. Meine Kinder waren krank, ich war krank und mein Mann hatte viele Probleme. Ich hatte das Gefühl, dass es den unendlichen und vollkommenen Gott, den ich mir vorgestellt hatte, gar nicht gab. Ich hatte versucht, in meiner Familie und meinen Nächsten gegenüber eine gute Christin zu sein, aber ich sah keine Ergebnisse davon in meinem Leben. Eines Tages sprach ich mit einem Geistlichen aus meiner Kirche und bat ihn, mir zu erklären, warum dies so war. Er sagte: „Ich sage lhnen mal etwas. Sie müssen leiden und je mehr Sie leiden, desto eher erreichen Sie das Himmelreich – den Gott –, nach dem Sie suchen.“ Als ich das hörte, war ich sehr bestürzt, aber ich sagte nichts. Ich besuchte weiter diese Kirche, aber immer, wenn wir beim Gebet des Herrn an die Stelle Kamen, in der es heißt: „Dein Wille geschehe“, sagte ich: „Nein, ich will nicht länger leiden, um Dich zu erreichen!“ Also übersprang ich diesen Satz immer und betete danach weiter. Schließlich sagte ich mir: „Ich gehe nicht mehr in diese kirche.“ Dieser gedankliche Tiefpunkt bereitete in meinem Bewusstsein den Weg für die Christliche Wissenschaft.

Señora Romero, was geschah an dem Punkt, als Sie erkannten, dass das religiöse Leben, das Sie führten, nicht mehr gut für Sie war?

Ich hatte das Gefühl, für meine Kinder sei eine gute religiöse Erziehung wichtig, aber ich wusste nicht, wohin ich mich wenden konnte. Also fragte ich Gott: „Wenn es Dich gibt, wo bist Du dann? Wo ist der unendliche Gott, nach dem ich suche? Ein Gott der ganz mit Licht erfüllt ist?“

Und ich fing an zu lesen.

Die Woche über arbeitete ich als Sekretärin, und immer wenn ich sonntags Zeit hatte, suchte ich in Buchläden in der Stadt nach Büchern, die meine Fragen beantworten Könnten.

Das tat ich ein Jahr lang. Aber das, wonach ich suchte, Konnte ich nicht finden. Während der Zeit veränderten sich die Probleme zu Hause nicht – die moralischen, wirtschaftlichen und Körperlichen Probleme, der Mangel an Verständnis und der Mangel an Liebe. Dann sagte ich zu Gott: „Ich muss Dich Kennen lernen!“ Das war mein Gebet. Und das Verlangen tief in mir war sehr stark. In diesem Augenblick erinnerte ich mich an eine sehr liebe Freundin, die vor neun Jahren mit mir über Gott gesprochen hatte, als ich sie einmal besucht hatte. Nach den Besuchen bei ihr war ich immer sehr ruhig. Und ich bewunderte sie als große Denkerin. Ich erkannte, dass sie wahrscheinlich irgendwo von diesen Vorstellungen von Gott gelesen hatte, also ging ich zu ihr und sagte: „Würdest Du mir bitte sagen, wo Du das Buch gekauft hast, aus dem Du alles über Gott gelernt hast?“ Da nahm Sie Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy in die Hand und sagte: „Alles über Gott weiß ich aus diesem Buch.“

An diesem Abend fand in Ersterkirche Christi, Wissenschaftler, Mexiko City, eine christlich-wissenschaftliche Zeugnisversammlung statt und sie lud mich ein, daran teilzunehmen. Mir gefiel die Herzlichkeit der Ordner. Ich kannte keine andere kirche, die mich so herzlich und mit einem Lächeln begrüßt hätte. Was mich am meisten beeindruckte, waren die Heilungszeugnisse. Nachdem ich geheiratet hatte, hatte ich oft gedacht: „Gott, warum habe ich nicht zu Jesu Zeiten gelebt? Wenn ich zu der Zeit gelebt hätte, hätte er zu mir gesagt:, Ich komme zu Dir nach Hause und alle werden geheilt sein.’“ An diesem Mittwochabend, als ich Zeugnisse über geistiges Heilen hörte, das in unserer Zeit geschah, fühlte ich in meinem Herzen, dass ich den Platz gefunden hatte, nach dem ich die ganze Zeit gesucht hatte. Am nächasten Tag kaufte ich das Buch Wissenschaft und Gesundheit.

In dieser Mittwochabendversammlung lauschte mein ältester Sohn, der mitgekommen war, aufmerksam den Ankündigungen, und am nächsten Sonntag ging er allein in die Sonntagsschule. Ich musste zu Hause bleiben, denn wenn ich zu meinem Mann gesagt hätte, dass ich in eine andere kirche gehen würde, hätte ich auch gleich das Haus in Brand setzen können.

Also ging ich erst drei oder vier Monate später sonntags in diese Kirche. Aber mein ältester Sohn, der damals 13 Jahre alt war, ging weiter alleine hin. Ich widmete mich jedoch dem Studium der Bibel und von Wissenschaft und Gesundheit.

Hat dieses Studium ihre Fragen beantwortet?

Ich begann Gott als allgegenwärtig, allwissend und allmächtig kennen zu lernen. Diese Worte, die Mrs. Eddy benutzt, um Gott zu beschreiben, wurden in meinem Leben lebendig. Mein Begriff von einem Gott in einer menschlichen Form verschwand sehr schnell und wurde durch den wahren Begriff eines allwissenden und allmächtigen Gottes ersetzt, der voller Güte und Liebe ist. Ich lernte, dass Gott Liebe ist (siehe 1. Johannes 4), und auch Leben, Geist und göttliches Gemüt, das uns zu Seinem Bild geschaffen hat. Und ich lernte, dass Gott unendliches Prinzipist. Das Wort unendlich beeindruckte mich sehr und half mir zu verstehen, dass das göttliche Prinzip die Ursache von Gesetz und Regierung ist. Und ich erkannte, dass dieses Prinzip auch mich mit seiner unendlichen Güte regiert. Diese Güte ändert sich nicht, sie ist unveränderlich. Dann begann ich all die Synonyme, die Mrs. Eddy uns für gegeben hat, besser zu verstehen – Gemüt, Geist, Seele, Prinzip, Leben, Wahrheit und Liebe. (siehe WuG, S. 465)

Und ich nehme an, Sie lernten, dass Gott weder Leiden verursacht noch will, dass wir leiden, um ihn zu verstehen?

So ist es! Ich begann zu verstehen, dass das Leiden in meinem Leben das Ergebnis meiner Unkenntnis über Gott war. Das Ergebnis der falschen Vorstellung, dass es einen Gott gibt, der gut und böse wäre und der bestraft, anstatt zu segnen. Stattdessen sind wir alle die geliebten Kinder Gottes – „Gottes Erben und Miterben Christi" (Röm 8). Irgendwann erkannte ich, dass die beste Art, Leiden zu überwinden, darin besteht, die flasche Vorstellung aufzugeben, dass ich oder irgendein anderer Mensch eine endliche menschliche Persönlichkeit habe, denn Persönlichkeit beinhaltet viele menschliche Leidenschaften, die in Krankheiten zum Ausdruck kommen. Um zu heilen, müssen wir unsere geistige Individualität erkennen. Wir müssen uns als die Widerspiegelung Gottes sehen: als Widerspiegelung der einen, unendlichen Individualität.

Und was geschah mit Ihrer Frage „Wer bin ich“?

Als ich begann, Gott zu verstehen, konnte ich auch verstehen, wer ich bin. Ich erkannte, dass ich eine geistige Idee sein musste, eine Widerspiegelung des Gemüts, da ich als Bild des göttlichen Gemüts geschaffen wurde. Die Vorstellung, eine Widerspiegelung zu sein, führte zu einem großen Gefühl geistiger und menschlicher Freiheit und zu Frieden in meinem Leben. Ich betete sehr viel mit dieser Vorstellung, indem ich mehr auf meine geistige Identität sah und darauf achtete, bereit zu sein, so zu handeln, wie es der Apostel Paulus aufzeigt: „Den Leib zu verlassen und daheim zu sein bei dem Herrn.“ (2. Korinther 5) Das Ergebnis war, dass die Zweifel, die ich darüber hatte, wer ich bin, völlig verschwanden. Und während dieser Zeit geistigen Erwachens wurde mein ältester Sohn allein durch Gebet von rheumatischem Fieber geheilt.

Um zu heilen, müssen wir unsere geistige Individualität erkennen. Wir müssen uns als die Widerspiegelung Gottes sehen: als Widerspiegelung der einen, unendlichen Individualität.

Was geschah mit den anderen Herausforderungen in Ihrer Familie? Gab es zu dieser Zeit noch andere Heilungen?

Zwei meiner Kinder hatten Arzttermine, um die Mandeln entfernen zu lassen. Aber durch mein Gebet und mein wachsendes Verständnis ihrer geistigen Identität waren diese Operationen nicht mehr notwendig. Und ich wurde von einer schweren Allergie und von Krampfadern an den Beinen geheilt, die mich sehr geplagt hatten. Die Heilung war so vollständig, dass meine Beine jetzt richtig gut ausschauen. [Señora Romero zieht ihre Hosenbeine hoch, um zu zeigen, dass keine Spur eines Problems zu sehen ist.] Alle diese Umstände wurden durch eine Erneuerung des Denkens geheilt. Die Wahrheit, dass wir von Gott geschaffen sind und nicht von einem anderen Menschen, wurde in meinem Bewusstsein deutlich und beseitigte meine Ängste. Das brachte uns allen Heilung.

Praktizieren alle Ihre Kinder die Christliche Wissenschaft?

Alle fünf. Sie sagen zu mir: „Wenn wir die Christliche Wissenschaft nicht gehabt hätten, was wäre dann aus unserem Leben, unserem Zuhause und deiner Ehe, aus allem geworden?“

Und wie hat Ihr Ehemann darüber gedacht? Sie haben in einer Kultur gelebt, in der die „Stellung der Frau“ bedeutete, zu Hause bleiben zu müssen. Aber diese neuen Vorstellungen über Gott gaben Ihnen eine neue Sicht auf Ihre unendlichen Fähigkeiten und Ihre göttlichen Rechte.

Als mein Mann begann, die Heilungen, die durch die Christliche Wissenschaft geschahen, zu sehen, sowie die große Veränderung in mir und in unseren Kindern, fing er an sich zu fragen, was da passierte. Er bemerkte, dass die Kinder gesund waren, ohne Medizin zu nehmen. Und er dachte an das große moralische Problem, mit dem er kämpfte. Eines Tages bat er mich um mein Buch Wissenschaft und Gesundheit. Und er fing an, es mit großer Hingabe und großem Engagement zu studieren. Die Gedanken in diesem Buch erneuerten seine moralische Einstellung vollkommen. Unser Zuhause verwandelte sich. Auch ich erkannte die Notwendigkeit, meinen Charakter zu verändern, und den Groll, den ich gegen meinen Mann gehegt hatte, durch Fluten der Freundlichkeit, Liebe und Verständnis zu ersetzen. Ich musste verstehen Lernen, dass Gott auch meinen Mann zu Seinem Bild geschaffen hat.

Drei Jahre danach entschied ich mich, weit weg von meinem Heimatland Klassenunterricht der Christlichen Wissenschaft zu nehmen. Als ich meinem Mann erzählte, dass ich meinen Klassenunterricht in Argentinien machen würde ... – stellen Sie sich mal vor, ich war nie vorher verreist! – da fragte er mich: „Was machst Du da ganz alleine?“ Und ich antwortete: “Gott fährt mit mir.“

Sie müssen viel gebetet haben, bevor Sie diesen Schritt gegangen sind.

Alle Schritte, die ich gegangen bin, sind aus gesegnetem Gebet hervorgegangen. Ich wusste, dass niemand einen anderen Menschen bevormunden kann, weil wir allein von Gott regiert werden. Gott führte uns beide. Gott ist göttliches Gemüt und drückt sich – Seine Gedanken – in jedem von uns auf individuelle Weise aus.

Mary Baker Eddy sprach über den einen unendlichen Gott, der beide Geschlechter gleichstellt. (siehe Wug, S. 340)

Dieser eine unendliche Gott gab mir die Fähigkeit, mit liebevoller Autorität mit meinem Mann über meine Reise zu sprechen, mit dem Verständnis, dass wir beide als Gottes Widerspiegelung – als Seine Kinder – die gleichen göttlichen Rechte hatten. Also sagte mein Mann, ich könne fahren und er würde mich nicht davon abhalten. Aber zu der Zeit war er schon selbst daran daran interessiert, die Christliche Wissenschaft zu studieren.

Als ich vom Klassenunterricht nach Hause kam, fing ich meine öffentliche Praxis der Christlichen Wissenschaft an, und andere Menschen begannen mich zu fragen, ob ich sie mit Gebet unterstütze. Manchmal begleitete mich mein Mann, wenn ich meine Patienten besuchte, die weit weg wohnten. Er erlebte, dass mit ihnen alles in Ordnung kam, nachdem ich für sie gebetet hatte, und er war sehr erstaunt. Das bewegte ihn, die Christliche Wissenschaft noch ernsthafter zu studieren und im nächsten Jahr nahm er Klassenunterricht der Christlichen Wissenschaft bei dem gleichen Lehrer der Christlichen Wissenschaft in Argentinien.

Zu der Zeit praktizierte ich nur in Teilzeit, aber 1980 hörte ich auf, als Sekretärin zu arbeiten, und begann im Journal als Vollzeitpraktikerin zu inserieren.

Ich nehme an, es ist hilfreich daran zu denken, dass nicht Sie persönlich heilen, wenn Sie für einen Patienten beten.

So ist es. Manchmal muss man den Leuten erklären, dass es nicht der Praktiker ist, der heilt – sondern Gott. Jesus machte deutlich, dass nicht er es war, der heilte. Er fragte einmal seine Jünger: „Wer sagen die Leute, dass der Menschensohn sei?" Und Simon Petrus antwortete: „Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn!" Und Jesus sagte zu ihm: „Selig bist du, Simon, Jonas Sohn; denn Fleisch und Blut haben dir das nicht offenbart, sondern mein Vater im Himmel." (Matthäus 16) Ich denke, dass Jesu Frage an Petrus bedeutet: „Wer heilt?" Wenn ich mir selber diese Frage stelle, antwortete ich: „Der Christus." Jesus lebte diese göttliche Christusnatur – die wahre Natur eines jeden Mannes und einer jeden Frau – auf beispielhafte und individualisierte Weise vor.

Ich sehe dieses Christusbild in den Menschen, die mich anrufen. Ich erkenne es für mich und für sie. Ich verstehe, dass die gleiche Christusnatur, die ich für mich beanspruche, auch zu meinen Patienten gehört – und es ist diese Gegenwart des Christus im Bewusstsein, die heilt. Es heilt die Unwissenheit, nicht zu wissen, wer Gott ist und wer wir sind. Sobald wir uns als Gottes reine Widerspiegelung erkennen, heilt dieses Verständnis alle möglichen menschlichen probleme.

Señora Romero, lassen Sie uns über diese Vorstellung sprechen. Als Kind dachten Sie, Gott wäre wie der Mensch. Jetzt aber erkennen Sie Gott als Geist. Sie erkennen Jesus als Sohn Gottes an, nicht als Gott in Form eines Menschen. Und der Christus ist in Wahrheit Jesu göttliche Natur. Habe ich das richtig dargestellt?

Ja. Die Vorstellung, Jesus sei Gott und Gott habe eine menschliche Persönlichkeit, die Gutes und Böses kennt, kommt aus traditionellen religiösen Vorstellungen von Gott. Aus diesem Grund gibt es in Mexiko einen enormen Fokus auf Jesus und eine gewaltige Verehrung Jesu – seiner Person – und nicht sehr viel Gottesverehrung. In meiner Heilarbeit habe ich erlebt, dass dieses Missverständnis von Gottes wahrer Natur ernsthafte Herausforderungen für die Menschheit mit sich bringt. Das war auch bei mir so.

Die großen Denker unter den Propheten im Alten Testament wandten sich beständig an Gott um Hilfe und sie erhielten Hilfe, angefangen bei Abraham, der den Monotheismus entdeckte, bis hin zu den Nachfolgern seiner Lehre. In einem gewissen Grad nahmen sie den Christus, die göttliche Natur Gottes, wahr. Und ihre Wahrnehmung des Christus befähigte sie zu heilen. Als Jesus kam, lehrte er, dass alle Menschen, die an ihn glaubten, durch Christus, durch das wahre Verständnis Gottes, die gleiche heilende Arbeit tun würden – und sogar „größere Werke" – als er. Als Jesus also sagte: „Ich und der Vater sind eins" (Johannes 10), meinte er, dass auch wenn Gott und er ein und dieselbe Natur haben – ein Gemüt – sie doch nicht das gleiche Wesen sind. Er lehrte, dass wir alle die gleiche sündlose Christusnatur haben.

Natürlich ist der Mensch Jesus für die Christlichen Wissenschaftler wichtig, denn Mrs. Eddy beschrieb Jesus als „den höchsten menschlichen Begriff vom vollkommenen Menschen.” (WuG, S. 482) Sie schrieb auch: „Jesus von Nazareth lehrte und demonstrierte das Einssein des Menschen mit dem Vater und dafür schulden wir ihm endlose Ehrfurcht.” (WuG, S. 18)

Es erfordert große Demut, das menschliche Ego so loszulassen, wie Jesus es tat.

Sehr viel Demut. Mrs. Eddy sagte: „Die Demut ist Linse und Prisma für das Verständnis des Gemüts-Heilens." (Vermischte Schriften 1883-1896, S. 356) Und Jesus sagte: „Ich kann nichts von mir aus tun." (Johannes 5) Dieser Ausspruch ist ein großer Segen und eine große Erleichterung für mich, weil er die Last von mir nimmt, mich selber als persönlichen Retter und Heiler zu sehen. Meine Arbeit als Praktikerin der Christlichen Wissenschaft besteht darin, in meinem eigenen Denken zu verstehen, dass Gott Alles ist und dass es in Gottes Schöpfung keine kranken Menschen, keine Sünder und keine Probleme gibt. Gott schafft keines dieser Übel. Gott ist unendliches Licht und in Ihm ist keine Dunkelheit. Ich bleibe bei dieser Wahrheit und warte, während ich weiß, dass diese Wahrheit den Patienten segnen wird, der auf Heilung wartet, auf die Erkenntnis seines oder ihres wahren Seins. So wie es ein Kirchenlied beschreibt, das ich so liebe: „Still vertrauend auf den Morgen, Lausch des Vaters Stimme treu." ( J. O. Wallin, Liederbuch der Christlichen Wissenschaft, Lied 263)

Aber wenn wir nicht achtsam und wachsam sind, verleitet uns das menschliche Ego zu sagen: „Ich mache alles so gut." Aber wir machen alles durch Widerspiegelung – weil wir Gott widerspiegeln.

Der Christus weckt in den Menschen die ihnen innewohnende, geistige Intuition, höhere menschliche und göttliche Rechte zu suchen – auch in den Menschen, die nichts über die Christliche Wissenschaft wissen.

Glauben Sie, dass alle Menschen diese angeborene, geistige Intuition haben, die Sie als Kind führte?

Ganz bestimmt. Der Christus weckt in den Menschen die ihnen innewohnende, geistige Intuition, höhere menschliche und göttliche Rechte zu suchen – auch in den Menschen, die nichts über die Christliche Wissenschaft wissen. Ich muss darauf vertrauen, dass diese Wahrheit jeden von uns leitet und uns zu Gott führt.

Ich war erstaunt, als ich las, dass jemand Mrs. Eddy gefragt hatte, wann sie in der Lage sein würde, so schwierige Fälle zu heilen, wie Mrs. Eddy geheilt hatte. Und Mrs. Eddy antwortete: „Sobald Sie glauben, was Sie sagen. Ich glaube jede Aussage über die Wahrheit, die ich mache." (Fettweis und Wameck, Mary Baker Eddy, Christian Healer, S. 80) Ich fand das großartig.

Außerdem hat Mrs. Eddy gesagt, um augenblicklich zu heilen, müssen wir lieben – Liebe leben und Liebe sein. (We knew Mary Baker Eddy, S. 134) Und ich frage mich jeden Tag, ob ich das tue. Und wenn ich feststelle, dass irgendetwas in meinem Denken nicht mit Liebe gefüllt ist, bitte ich Gott, mir zu helfen. Ich bitte Gott nicht um mehr Liebe, weil wir bereits wissen, dass wir der Ausdruck der Liebe sind. Aber ich bitte Ihn, mir zu helfen, mir dieser Tatsache bewusst zu sein, denn Er allein ist unser Bewusstsein.

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