Vor einiger Zeit wurde in der Mittwochabendversammlung meiner Zweigkirche aus der Bibel die Geschichte von der Heilung der Schwiegermutter des Petrus (Lukas 4) gelesen. Dadurch wurde ich an eine Heilung erinnert, die ich vor einigen Jahren erlebt hatte und die unmittelbar mit dieser Bibelstelle zusammenhing:
Ich war damals Erste Leserin in dieser Kirche und an einem Sonntagmorgen war ich, lange bevor der Wecker Klingelte, mit allen Symptomen einer heftigen Grippe aufgewacht. Der erste Gedanke galt dem Gottesdienst, den ich in diesem Zustand bestimmt nicht würde leiten können. Während ich noch überlegte, was nun zu tun sei, kam mir eben diese Bibelgeschichte von der Heilung der Schwiegermutter des Petrus in den Sinn und mir fiel ein, dass es da heißt: „Und sogleich stand sie auf und diente ihnen.“ Fast musste ich lachen, als ich daran dachte, dass da nicht steht: „... und schon nach drei Tagen konnte sie wieder aufstehen und ihnen dienen.“
Für mich bedeutete dies, dass Jesus die Frau augenblicklich heilte, ohne Genesungszeit, ohne Rekonvaleszenz oder sonstigen Zeitaufwand. Die Schwiegermutter konnte einfach aufstehen und dienen (und zwar ganz sicher deshalb, weil sie frei von dem Fieber war). So nahm ich in diesem Augenblick für mich in Anspruch, dass das bei mir genau so sein konnte und sein würde. Die Tatsache, dass mir gerade diese Geschichte in den Sinn gekommen war, verstand ich als Verheißung von Gott an mich: auch ich würde einfach aufstehen und dienen.
Als es dann allerdings Zeit zum Aufstehen war, schien dieses „Einfach-Aufstehen und Dienen“ alles andere als selbstverständlich, denn die Symptome waren alle noch da. Aber ich schob den Gedanken daran, eine Vertretung anzurufen, beiseite. Ich wollte an der Verheißung festhalten. Ich vertraute darauf, dass Gott zu mir gesprochen hatte und dass das bedeutete, dass ich in der Lage sein würde, „Ihm zu dienen“. Ich stand also auf, duschte, zog mich an und fuhr zur Kirche. Unterwegs wurde es etwas besser, zwar nur ein klein wenig, aber es machte mir immerhin Mut. – Also, um es kurz zu machen: Es kostete mich viel Disziplin, aber ich konnte in der Tat den Gottesdienst leiten und im Laufe des Sonntags verschwanden die Symptome dann restlos und endgültig.
Wie gesagt, wurde ich an dem eingangs erwähnten Mittwochabend an diese Heilung erinnert und deshalb bin ich aufgestanden und habe davon berichtet. Keine drei Tage später wachte ich morgens mit allen Symptomen einer heftigen Grippe auf! Natürlich fiel mir sofort ein, dass ich ein paar Tage zuvor darüber gesprochen hatte, und so war mir auch klar, dass es hier nicht um eine Frage von Ansteckung oder mangelnder Wärme oder ähnlichem ging, sondern dass dieses „Fieber“ wohl irgendwie im Zusammenhang mit meinem Zeugnis stehen würde.
Aber wie kann eine Heilung, die vor langer Zeit erfolgte, zusammenhängen mit einem Bericht darüber und einer erneuten Erkrankung? Während ich noch darüber nachdachte, fiel mir auf, dass ich begonnen hatte, für den Irrtum zu argumentieren! Ich hatte nach Gründen gesucht, warum ich erneut erkrankt war! Sofort hörte ich auf, in diese Richtung zu denken. Allerdings fragte ich mich nun etwas ratlos:, Ja ,gut – aber was soll ich denn dann denken?'
Da kamen mir die Worte in den Sinn: „Freuen Sie sich doch über die Herausforderung“, mit denen mich vor Jahren eine Praktikerin immer am Telefon begrüßte, wenn ich sie anrief, weil ich mal wieder ihre Hilfe benötigte. Durch diese Erinnerung (ich hörte förmlich ihre Stimme) wurde mir klar, dass es sich hier tatsächlich um nichts anderes als um eine neue Herausforderung handelte und – ich hatte plötzlich das Gefühl, ich könnte (und als das Gefühle stärker wurde: ich sollte) beweisen, dass eine Heilung in der Christlichen Wissenschaft wiederholt werden kann. Oder wie Mary Baker Eddy es in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift ausdrückt: „... mit wissenschaftlicher Gewissheit die Regel des Heilens ... demonstrieren ...“ (S. 496).
Wenn ein Wissensgebiet oder eine Theorie die Bezeichnung Wissenschaft beansprucht, dann muss ihre Anwendung Gesetzen folgen und die jeweils dargelegte Gesetzmäßigkeit muss unter gleichen Bedingungen wiederholbar sein. Es muss also immer wieder das gleiche Ergebnis erzielt werden können. Und zwar von jedermann und zu jeder Zeit.
Der Betende richtet seine Gedanken auf Gott. In der Christlichen Wissenschaft bedeutet Beten: sich mit Gott in Einklang zu bringen. Das Ziel dieses Gebets ist die völlige Übereinstimmung mit Gott.
Im „Großen Universallexikon für die Familie“ fand ich unter „Gesetz“ folgende Definition: „... in der Naturwissenschaft: gestützt auf Erfahrung und Beobachtung aufgestellte Regel, wonach unter bestimmten Bedingungen sich ein Vorgang immer in der gleichen Weise abspielt.“ So werden zum Beispiel in der Medizin solche Regeln sowohl für den Verlauf von Krankheiten als auch für die Wirkungsweise von Mitteln und Methoden aufgestellt. Für mich stellte sich hier die Frage: Welche „Regeln des Heilens“ werden denn in der Christlichen Wissenschaft aufgestellt?
In Rückblick und Einblick schreibt Mary Baker Eddy: „Zwanzig Jahre lang hatte ich vor meiner Entdeckung versucht, alle physischen Wirkungen auf eine gedankliche Ursache zurückzuführen, und gegen Ende des Jahres 1866 erlangte ich die wissenschaftliche Gewissheit, dass alle Ursächlichkeit Gemut ist und jede Wirkung eine gedankliche Erscheinung.“ (S. 24) Mit anderen Worten: sie fand heraus, dass jede Krankheit letztendlich auf einen gedanklichen Ursprung zurückgeführt werden kann. Und sie hat daraus den Schluss gezogen, dass dann die Methode der Heilung ebenfalls gedanklicher Natur sein muss. Daraus folgte für sie in logischer Konsequenz die Anwendung von Gebet als Heilmittel, denn beten ist ein gedankliches Verfahren. Der Betende richtet seine Gedanken auf Gott. In der Christlichen Wissenschaft bedeutet Beten: sich mit Gott in Einklang zu bringen.
Das Ziel dieses Gebets ist die völlige Übereinstimmung mit Gott, das Wissen um die Vollkommenheit des Menschen als Gottes Widerspiegelung. Wenn dieses Ziel erreicht ist, dann ist die Heilung da. Unzählige Christliche Wissenschaftler auf der ganzen Welt haben diese heilende Wirkung des Gebets erfahren und auch ich habe das unzählige Male erlebt. Worum es mir jedoch in diesem Fall ging, war die sofortige Heilung: sogleich wollte ich auch heute „aufstehen“. Um dahin zu gelangen, wandte ich mich erneut an die eingangs zitierte Bibelstelle, denn ich wollte verstehen, wie Jesus diese Heilung erreicht hatte. Ich las: er „gebot dem Fieber“. Ja, wer gebietet, der hat Herrschaft.
Jesus war sich seiner Macht über das Fieber bewusst, deshalb konnte er mit solcher Bestimmtheit vorgehen. Jesus wusste, dass er diese Macht von Gott hatte und – er hat sie an seine Nachfolger weitergegeben: „Wer an mich glaubt“, sagte er, „der wird die Werke auch tun, die ich tue, und er wird noch größere als diese tun; denn ich gehe zum Vater.“ (Johannes 14) Diese Aussage ist keinesfalls nur an seine unmittelbaren Jünger gerichtet, sondern an jeden Menschen, der ihm nachfolgen will, denn er sagt ja ohne jede Einschränkung: „Wer an mich glaubt“ und da Jesus diese Aussage auch zeitlich nicht begrenzt hat, muss sie noch heute Gültigkeit haben.
An anderer Stelle sagt Jesus, dass ,wir an seinem Wort bleiben' – also beständig an dessen Wahrheitsgehalt glauben – sollen und dass wir dadurch „die Wahrheit erkennen“ werden und weiter sagt er wörtlich: „... und die Wahrheit wird euch frei machen.“ (Johannes 8) Was ist diese Wahrheit, die uns frei macht? Es ist die Tatsache, dass der Mensch geistig ist, denn das muss er sein, wenn er zu Gottes Bild und Gleichnis gemacht ist. Wenn wir im Zusammenhang mit Krankheit über diese Wahrheit nachdenken, dann erkennen wir, dass dieser zu Gottes Bild und Gleichnis geschaffene Mensch von materiellen Bedingungen und materiellen Gesetzen unabhängig sein muss. Denn der wahre, geistige Mensch untersteht ausschließlich den Gesetzen Gottes, seines Schöpfers, und Gottes Gesetze können nur geistiger Natur sein, denn Gott ist Geist.
Das Wissen um die geistige Natur aller Dinge wird durch die Christliche Wissenschaft vermittelt. Diese Wissenschaft beruht auf den dargelegten geistigen Gesetzen und wenn diese Gesetze erkannt und verstanden werden, kann man sie anwenden. Jeder kann sie anwenden – auf jeden einzelnen Fall und immer mit der gleichen Wirkung. Diese Wiederholbarkeit, das ist der Wesenskern einer jeden Wissenschaft. Das heißt, es geht beim Heilen durch wissenschaftliches Gebet, oder durch „das Gebet des Glaubens“, wie es Jakobus (Kapitel 5) nennt, nicht um glückliche Zufälle, sondern um geistige Gesetze.
Diese geistigen Gesetze beanspruchte ich nun in meinem Gebet für mich – und innerhalb eines Tages waren alle Symptome verschwunden. Sogleich. Restlos. Endgültig.