Wenn die Herausforderung stark wird, kommt es nicht darauf an, wie viel wir über Gott wissen. Es kommt darauf an, was wir mit dem Wissen tun, das wir bereits von Ihm haben. Das Gebet, bei dem wir das anwenden, was wir bereits wissen, führt zur Heilung und sogar zu einer tieferen Erkenntnis und zu einem tieferen Verständnis Seiner Natur.
Es hilft nie, sich darauf zu konzentrieren, wie klein und unzulänglich unser Verständnis von Gott zu sein scheint. Aber unzählige Menschen wurden körperlich, moralisch und geistig geheilt — sogar von schwerwiegenden Problemen — indem sie an dem, was sie über Gott wissen festhielten und sich daran hielten; indem sie über diese Gedanken nachdachten und danach handelten, bis Gott für sie größer war als das Problem und sich die Heilung zeigte.
Wenn ich mit Aufgaben konfrontiert wurde, die überwältigend zu sein schienen, stellte ich fest, dass Gedanken wie: „Das ist zu schwer für mich!“ und „Ich weiß nicht genug über Gott, um das zu heilen!“ auf mich einstürzten. Wenn wir diesen Gedanken erlauben, in unserem Denken zu bleiben, drängen sie das hinaus, was wir über Gott wissen. Aber ich habe auch festgestellt, dass ich den negativen Gedanken den Platz verweigern kann (denn sie kommen nie von Gott!), und stattdessen anfangen kann zu beten, auch wenn es nur ein Gedanke über Gott ist, an den ich mich erinnere. Heilung erfolgt, wenn ich bei Gott bleibe und an ihn festhalte. In meinem Studium der Christlichen Wissenschaft liebte ich es schon früh, das zu leben, was ich über Gottes stets bereite, allmächtige Liebe lernte und unsere Familie erlebte einige Heilungen durch Gebet — Heilung von Verletzungen, Grippe und Kinderkrankheiten. Jedoch eines Tages wurde ich ernsthaft krank. Ich wählte Behandlung durch Gebet, aber anstatt dass es mir schnell besser ging, ging es mir schlechter. Ich hatte hohes Fieber und andere beunruhigende Symptome. Unser Nachbar, ein Arzt, sagte, ich müsse ins Krankenhaus. Ein guter Freund sagte zu mir: „Denk an deine Familie und nimm eine Tablette.“ Mein Mann war sehr besorgt. Er sagte, ich müsse zu einem Arzt gehen und er gab mir 24 Stunden, um meinen Zustand zu verbessern. Ich wollte mich völlig auf Gott verlassen, aber ich hatte das Gefühl, ich müsse erst mehr über Ihn wissen, um geheilt zu werden. Und ich hatte nur einen Tag Zeit dafür.
Ich konnte die ganze lange Nacht nicht einen Augenblick schlafen. Ich las Sätze und las sie noch mal und suchte nach Inspiration — zuerst in der Bibel und dann in Wissenschaft und Gesundheit. Danach las ich Artikel aus dem Sentinel und sang Kirchenlieder. Als es morgen wurde, fühlte ich mich keinen Deut besser.
Wenn ich heute auf diese Nacht zurückblicke, sehe ich, dass meine Vorgehensweise völlig falsch war. Anstatt damit zu beginnen, was ich von Gott weiß (mit dem positiven Lösungsansatz), begann ich mit „Ich weiß nicht genug“ (der negativen Seite des Problems). Ich dachte, ich müsse etwas von „da draußen“ verstehen — ein Wissen finden, das ich nicht habe. Ich betete nicht wirklich. Anstatt den Gott zu umarmen, den ich kannte und liebte, war es mehr wie für eine Prüfung zu lernen; oder wie der Versuch ein Puzzle mit 2000 Teilen zusammenzusetzen, von dem einige Teile fehlten.
Bald waren meine Gedanken so mit Gott als Liebe selbst gefüllt — es war als ob Licht mein Zimmer erfüllte — dass es keinen Schlupfwinkel und kein Versteck mehr gab, in dem sich Angst oder Zweifel verstecken konnten.
Weinend dachte ich, ich habe dieser Gebets-Geschichte alles gegeben, was ich habe. Ich war bereit aufzugeben und nachzugeben. Ich habe mich wie ein Versager gefühlt. Aber kurz bevor ich aufgab, sagte ich laut: „Aber Gott, ich werde nie aufgeben zu wissen: Du bist Liebe!“ Und das wusste ich mit jeder Faser meines Seins.
In diesem Augenblick sah ich mich in meinen Gedanken in der Sonntagsschule, als ich fünf Jahre alt war (ich erinnerte mich sogar an die schwarzen Mary Jane Lackschuhe, die ich anhatte!), und ich sah auf die Worte „Gott ist Liebe“, die in goldenen Buchstaben an der Wand standen und ich sang voller Inbrunst das Kirchenlied: „Hirte über Berge steil“. (Mary Baker Eddy, Liederbuch der Christlichen Wissenschaft, Nr. 304) So voller Überzeugung und so ein kindliches Vertrauen in Gottes großartige Liebe! Sogar mit fünf Jahren hatte ich sie schon bewiesen, als ich mich bei einem Besuch bei einem Verwandten in Chicago verlaufen hatte. Als ich ganz allein auf einem fremden Rasen stand, wandte ich mich an Gott, an meinen Hirten, und vertraute auf „zeig den Weg mir klar“. Und Er zeigte mir den Weg.
Es war interessant, wie mir diese Erinnerung genau in dem Moment kam, als ich aufgeben wollte. Aber jetzt erkannte ich, dass es Gottes zärtliche Art war, das zu emeuen, zu beleben und zu stärken, was ich bereits von Ihm wusste. Direkt auf diese Kindheitserinnerung folgten drei Gedanken, die mein Denken auf so natürliche, schöne und logische Weise erreichten, dass ich fühlte, sie kamen direkt von Gott. Die ersten zwei waren Fragen:
1. Habe ich im Gebet wirklich „alles was ich habe" gegeben? (Ich wollte so gerne ehrlich mit Gott und mir selber sein.)
2. Steht jeder meiner Gedanken auf Gottes Seite? (Wenn ja, dann konnte ich ehrlich sagen, dass ich im Gebet alles gegeben hatte.) Als ich mich an meine mitleidsvollen Gedanken in der Nacht erinnerte, konnte ich tatsächlich keinen einzigen finden, der auf Gottes Seite stand; ich erinnerte mich nuran Angst und Versagen, an Zweifel und Verzweiflung. Der dritte Gedanke kam als Antwort:
3. „Dann kann ich es umso mehr tun!“ Und mit dieser Antwort überkam mich eine freudige und überhaupt nicht anstrengende Verpflichtung, mein Ganzes zu geben ” jeden Gedanken auf die Seite Gottes zu stellen.
Und ich begann mit dem einen Gedanken, dessen ich mir ganz sicher war — dass Gott Liebe ist und hielt einfach an der Tatsache fest; dachte darüber nach und zog Schlüsse daraus. Ich lauschte. Und Seine Gedanken für mich strömten ein. Mir wurde die Tatsache so klar, dass ich mich nie in einer Lage befinden könnte, die zu schwer für mich war, weil Gott in jeder Lage bei mir ist. Als göttliche Liebe könnte und wollte Er nie irgendetwas zurückhalten, was ich brauchte — nicht einmal einen einzigen Gedanken. Still betete ich den 23. Psalm (den ich in der Sonntagsschule auswendig gelernt hatte). Jede Zeile bestätigte Seine Liebe, und bestärkte mich darin, wie und warum ich keinerlei Mangel leiden konnte, weil Er bei mir war — mich behütete, mich führte und mich regierte.
Als ich als junges Mädchen in der Landjugend tätig war, hatte ich ein Lamm aufgezogen. Wie sehr hatte mir dieses kostbare Lamm doch als seinem Hirten vertraut. Jetzt erkannte ich, wie ich meinem Hirten, der göttlichen Liebe, noch mehr vertrauen konnte, weil Er aufmerksam, sorgfältig und vollständig für mich und für alle Seine Kinder sorgte.
Bald waren meine Gedanken so mit Gott als Liebe selbst gefüllt — es war als ob Licht mein Zimmer erfüllte — dass es keinen Schlupfwinkel und kein Versteck mehr gab, in dem sich Angst oder Zweifel verstecken konnten. Und das Fieber und die Müdigkeit waren einfach verschwunden. Ich stand auf und machte das Frühstück für alle. Als meine Kinder zur Schule gingen und mein Mann zur Arbeit, konnte ich ihm sagen, dass es mir viel besser geht. Nach ein paar Tagen, waren alle Symptome verschwunden.
In dieser Nacht habe ich viele Lektionen gelernt.
Hier sind einige von denen, die ich behalten habe:
• Wie uns das Gleichnis Jesu Christi über das Senfkorn zeigt (siehe Matthäus 13), kommt es nicht darauf an, wie viel wir über Gott wissen, sondern darauf, was wir mit dem machen, das wir schon wissen. Aber wenn wir die geistigen Wahrheiten anwenden — sie in uns pflanzen und nähren — dann wachsen sogar die kleinsten Erkenntnisse kräftig.
• Wenn wir vor einer Herausforderung stehen, können wir immer mit dem beginnen, was wir schon verstehen und es noch besser verstehen — tiefer oder einfacher, mutiger, vertrauensvoller, dankbarer, beständiger, freudiger.
• Gott verstehen ist, wie Mrs. Eddy erklärt: „Das Werk der Ewigkeit“ (WuG S. 3), aber das bedeutet nicht, dass das, was wir bereits wissen nicht genug ist. Ein Gott, der Liebe ist (und das ist Er) holt uns da ab, wo wir sind da wo wir Ihn brauchen, ganz egal wie groß unser Bedürfnis sein mag. Und von diesem Punkt unseres Verständnisses, ganz egal, wie klein es ist, hebt Er uns höher.
• Heilen und Verstehen gehen Hand in Hand. Indem wir erkennen, was wir über Gott wissen und indem wir es demonstrieren — indem wir es unsere Gedanken und Handlungen regieren lassen — vertieft sich unser Verständnis von Gott auf natürliche Weise.
• Wahres Gebet ist Denken und Wissen auf Gottes Seite. Auch meine kläglichen Versuche zu beten wurden in dieser langen Nacht schließlich belohnt. Gott ließ nicht zu, dass ich aufgab. Er beruhigte mich so, dass ich Ihn hören konnte. Gott antwortet immer Gebet.
Manchmal muss ich mich selber an diese Lektionen erinnem. Aber ich bin dankbar, dass ich immer noch lerne — und danach strebe, jeden Tag zu lernen — dass Gott gut ist, und dass das Gute Alles ist.