Christus Jesus gab seinen Schülern in seinem Gebet, das die Christenheit heute das Gebet des Herrn nennt, diese Worte: „Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern."
Wenn Gott uns vergibt, dann ist uns vergeben. Das genügt! Dann haben wir sicherlich eine gedankliche Umwandlung in unserem Bewusstsein erlebt. Diese gedankliche Umwandlung kann auch all das heilen, was unmittelbar mit dem Wort „Schuld" verbunden ist. Dennoch ist es wichtig, Wache zu halten über unser Bewusstsein, damit sich vergangene Fehler nicht wiederholen.
Von Schuld wird öfter gesprochen, gern wird ein Schuldiger für ein Ereignis oder einen Umstand gesucht. Der geistige, von Gott geschaffene Mensch jedenfalls ist rein und unschuldig, denn Gott hat ihn zu Seinem Bild und Gleichnis gemacht, wie uns die Bibel berichtet. (siehe 1. Mose 1) Und das ist der einzige Mensch, den es gibt; er ist die Verkörperung von göttlichen Eigenschaften. Dieser von Gott gemachte Mensch ist überhaupt nicht fähig, Böses zu tun. Das Bewusstsein und die Substanz dieses Menschen ist geistig absolut gut und unzerstörbar.
Wenn man Schuldgefühle beherbergt, dann ist das ein großes Hindernis für geistigen und körperlichen Fortschritt und es vernebelt unsere klare Sicht für das Gute und Schöne in Gottes Universum. Negative Erinnerungen der Vergangenheit bringen die Gefahr mit sich, dass sich die Probleme wiederholen können. Vergebung bedeutet also ein völliges Auslöschen dessen, was uns selbst beschwert, dann bleibt nichts mehr übrig, was der Vergebung bedarf.
Menschliche Geschichte kann uns nicht immer helfen frei zu sein, aber die geistige Geschichte birgt in sich die Gesetze des Guten und die bringen den ersehnten Fortschritt in allen Bereichen unseres menschlichen Lebens. Wir leben heute und nicht gestern und auch nicht morgen. Wir brauchen unsere Kraft, unsere Freude, unsere Gesundheit und Frische heute in der Gegenwart.
In Christian Science (Christliche Wissenschaft) lernen wir, dass Gott das Gute ist, das absolute Gute. Das Böse hat keinen Platz in dem absoluten Guten. Aber wo kommt es her? Es existiert nur als Suggestion im sterblichen Denken, es hat keine Substanz, kein Leben und keine Intelligenz. Das klingt zwar abstrakt, aber es ist die Wahrheit. Da jeder Mensch eine eigene geistige Identität besitzt, ist er unberührt von bösen suggestiven Machenschaften und fehlerhafter Vergangenheit. Unsere geistige Identität ist gottähnlich.
Es wird viel von Spiritualität geredet, hier haben wir eine Gelegenheit, Spiritualität in die Tat umzusetzen, indem wir unser Denken auf eine geistigere Basis erheben, um von dieser Warte aus die Menschheit zu betrachten. Und was sehen wir da? Wir nehmen Gottes wunderbare unzerstörbare Schöpfung wahr und diese Wahrnehmung bringt eine heilende und erlösende Atmosphäre mit sich, die mühelos individuelle sowie kollektive Probleme der Menschheit auflösen kann.
In ihrem Hauptwerk Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift schrieb Mary Baker Eddy: „Der Mensch ist unfähig zu sündigen, krank zu sein und zu sterben. Der wirkliche Mensch kann von der Heiligkeit nicht abweichen noch kann Gott, der den Menschen hervorgebracht hat, die Fähigkeit oder Freiheit zu sündigen erzeugen. Ein sterblicher Sünder ist nicht der Mensch Gottes." (S. 475)
Christian Science lehrt uns auch, dass es die Gedanken sind, die unser tägliches Leben ausmachen und dass wir Herrschaft haben über unsere Gedanken; auch wenn unsere Erfahrungen gut oder böse sein mögen, so werden sie doch von der Qualität unseres Denkens beeinflusst.
Wir nehmen Gottes wunderbare unzerstörbare Schöpfung wahr und diese Wahrnehmung bringt eine heilende und erlösende Atmosphäre mit sich, die mühelos individuelle sowie kollektive Probleme der Menschheit auflösen kann.
Doch es ist nicht nur die Umwandlung unseres Bewusstseins vom falschen zum richtigen Denken, die Heilung bewirken kann. Es sind die Gebete, die uns die Kraft verleihen, mit bedingungsloser Liebe uns selbst ebenso zu vergeben wie allen anderen. Als Jesus schon am Kreuz war, betete er „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun." (Lukas 23) Das ist die göttliche vergebende Liebe, die das Böse nicht zurechnet.
Kürzlich las ich die Erfahrung eines jungen Mannes in einer Christian Science Zeitschrift (Christian Science Journal, Mai 2005) Auf Daniel, so hieß der junge Mann, war eines Tages geschossen worden, als er ein Familienmitglied beschützen wollte. Er kam daraufhin ins Krankenhaus. Die Ärzte operierten ihn mehrfach, aber sie konnten die Kugel nicht entfernen. Sie sagten, es sei zu gefährlich. Daniel war voller Bitterkeit, Zorn und Groll gegen den, der auf ihn geschossen hatte. Er wurde kriminell und landete schließlich für 25 Jahre im Gefängnis.
Dort lernte er Christian Science kennen und begann ein ernsthaftes Studium dieser Wissenschaft. Das vermittelte ihm eine ganz neue Art des Denkens. Er lernte, sich selbst zu vergeben und auch den anderen. Aber da waren immer noch die Schmerzen in seinem Körper von der Kugel. Eines Tages bat er einen christlich-wissenschaftlichen Militärseelsorger, ihn zu besuchen und mit ihm zu beten, damit er frei werde von dem Zorn und der Bitterkeit und dem Groll. Es wurde zu ihm gesagt: „Gott kann alles machen", und er solle den Mann, der auf ihn geschossen hatte, als ein unschuldiges reines Kind Gottes sehen, so rein wie er seine kleine Nichte sehe, die er sehr liebte.
Daniel versprach, er würde versuchen, so zu beten. Er wusste, er brauchte eine Erneuerung seines ganzen menschlichen Seins. Also musste er gehorsam sein. Kurze Zeit darauf wurde er durch das Gebet völlig geheilt.
Daniel versprach, er würde versuchen, so zu beten. Er wusste, er brauchte eine Erneuerung seins ganzen menschlichen Seins. Also musste er gehorsam sein. Kurze Zeit darauf wurde er durch das Gebet völlig geheilt. Metallene Stücke kamen ganz natürlich aus dem Körperinneren an die Oberfläche. Er fühlte, Gott hat ihm ein neues Herz gegeben, er wurde ein neuer Mensch, physisch und emotional und er wurde schon nach 11 Jahren aus dem Gefängnis entlassen.
Das ist eine Erfahrung. Die uns selbst ans Herz geht und wir bekommen einen Schimmer von der Allmacht und Allgegenwart der göttlichen Liebe. Und so, wie die göttliche Liebe einen einzelnen Menschen heilen und erneuern kann, so kann sie auch ganze Nationen heilen und erneuern. Bei Gott sind alle Dinge möglich, denn das Böse hat nur so viel Macht, wie wir ihm geben.
Heilung beginnt im Bewusstsein eines jeden Menschen, wenn er willig ist, sein Denken einer gründlichen Prüfung zu unterziehen, wie dieser junge Mann es getan hat. Das Verlangen nach einem höheren, geistigeren Ausblick, wie es Daniel wohl hatte, muss dieser Prüfung vorausgehen, dann wird uns das Licht der Wahrheit nicht verborgen bleiben. Das Recht wird immer auf der Seite dessen sein, der ehrlich und furchtlos den Irrtümern dieser Welt in sich und den anderen die Stirn bietet und sich nicht beeindrucken lässt vom Bösen. Die höhere Macht des Gebets kann alles von uns nehmen, was nicht zu unserer Gotteskindschaft gehört. In einem unserer Kirchenlieder (Nr. 163) heißt es: „Vergib dem Bruder, so soll dir vergeben sein! Hör Jesu Wort, O Mensch, es ändert deine Welt; Macht dir zum Himmel jeden Ort." Diese göttliche Liebe, die Jesu Wort zugrunde liegt, hat schon alles ausgelöscht.
