Lesen Sie den Geistesblitz Nr. 93 im August.
Erinnern Sie sich noch daran, wie Sie Fahrrad fahren lernten? Ich war 7, als ich mein erstes Rad bekam. Mein Vater nahm mich die Straße runter zu einer Sackgasse, wo es keinen Verkehr gab und er mich meine ersten Fahrversuche machen ließ.
Hatten Sie an ihrem Rad Stützräder? Ich nicht. Mein Vater stand hinter mir und hielt den Gepäckträger fest, damit das Fahrrad nicht umfiel. Ich trat langsam in die Pedale und er ging hinter mir her und hielt das Rad weiterhin aufrecht.
Nicht überraschend war ich zu Beginn ziemlich ängstlich. Ich schaute ständig nach unten um zu sehen, ob das Rad kippen wollte. Und natürlich hatte ich nicht den Mut, auf einem wakkeligen Zweirad schnell zu fahren.
Aber mein Vater erklärte mir, dass diese zwei Dinge meine Balance gewaltig erleichtern würden: auf–und nach vorne schauen; und eine höhere Geschwindigkeit. Beides beschreibt ein Verhalten, das dem unmittelbaren Impuls widerspricht. Aber natürlich hatte er recht. Es kostete mich einige Überwindung und wiederholte Aufforderungen seitens meines Vaters, diesen Anregungen zu folgen.
Und nach einiger Übung im Verlauf der nächsten Tage war es soweit, dass er mich bereits kurze Momente loslassen konnte. Und nach ein oder zwei Wochen fing ich an, ohne seine Hilfe zu fahren.
Diese gedankliche Umorientierung — nicht auf den Boden blicken, auf nach vorne -- ist auch beim Gebet hilfreich. Eine zaghafte Gedankenhaltung, die sich nach unten richtet, die von körperlichen Problemen eingenommen ist, kann uns keine Stabilität und kein Gleichgewicht geben. Ohne Vorwärtsbewegung kein geistiger Fortschritt.
Unsere Gedanken bekommen wesentlich mehr Festigkeit und Ruhe, wenn wir aufschauen zur geistigen Wahrheit, wenn wir unseren Blick von der wakkeligen Anschauung vom Leben in der Materie abwenden, und uns mit dem Leben beschäftigen, so wie es wirklich ist: geistig, göttlich, gesund, heil.
Das Abwenden von der Materie und der Blick auf Geist, mag dem ersten inneren Impuls genauso widerstreben, wie das Aufschauen bei den ersten Fahrradfahrversuchen. Aber es ist die nötige Voraussetzung, um unsere Schritte in die richtige Richtung zu lenken: uns mit dem Verständnis der göttlichen Wirklichkeit erfüllen zu lassen.
Bleibt nur noch: kräftig in die Pedale zu treten. Frohe Fahrt!
