Der Begriff Schule ist für viele mit starken Eindrücken und den verschiedensten Gefühlen verbunden. Vermutlich erinnert sich nahezu jeder in irgendeiner Weise an seine Schulzeit.
Das Wort „Schule“ hat seinen Ursprung im Klosterwesen in dem lateinischen Wort schola: „Muße, Ruhe; wissenschaftliche Beschäftigung während der Ruhestunden.“ In diesem Sinn hat es eine weitere Wurzel im griechischen „schole“ und gehört zum Stamm von „echein“ mit der Bedeutung von „innehalten“. (Herkunftswörterbuch Duden)
Innehalten beinhaltet Anhalten, Stoppen einer Aktivität, um sich einer anderen zu öffnen, eben zur Ruhe zu kommen, neu aufzumerken, zu lauschen.
Ich halte das für ein gut annehmbares Konzept für das, was Schule sein sollte. Wenn man es den heutigen Bildern vom Schulleben gegenüberstellt, wirft es Licht in das Dunkel von Stress, Druck und Überforderung.
Die Forschung lässt den Berg an Neuerkenntnissen rasant wachsen. Dieses Wissen soll vermittelt werden und es scheint viel mehr zu sein, als was ein Einzelner erfassen kann. Letztlich spürt aber jeder, dass Leben nicht nur aus Wissensanhäufung bestehen kann. Es braucht auch Zeit, Gelerntes zu verarbeiten und Zusammenhänge zu erkennen. Man möchte Erfahrungen sammeln und in die Tiefe gehen können und nicht nur immer mehr eingetrichtert bekommen.
Manchmal leiden Einzelne unter der Vorstellung, dass nur der im Leben einen guten Platz finden wird, der in diesem System „oben“ schwimmt. Schule als Vorbereitung auf das Leben? Das wirft die Frage auf: Was ist dieses Leben? Jesus gibt uns in der Bibel, einem sehr aktuellen Fachbuch für alle Lebensfragen, eine vielleicht hilfreiche Antwort, als er sagt: „Das ist aber das ewige Leben, dass sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen.“ (Johannes 17)
Wie steht das nun in Beziehung den vielen Unterrichtsfächern, Unterrichtsstunden, Arbeiten, Klausuren, Prüfungen, die heutzutage Pflicht für junge Menschen sind? In all den Themen, die heute geboten werden, ist es möglich, den Kern von Schule zu entdecken. Ich kann immer wieder für mich innehalten, zur Ruhe kommen, horchen, lauschen und durch alles hindurch geistige, wissenschaftliche Antworten finden — und das macht das Lernen spannend und bringt müheloser sinnvolle Resultate.
Dinge in Gedanken zurückübertragen, Ideen finden, wo Begriffe gegeben sind, geistige Wahrheit herausschälen, das ist die Kunst beim Lernen, die aufbauend und nicht ermüdend ist. Jede kleine Vokabel birgt eine Idee, jede Matheaufgabe enthält die Präzision echter Gesetzmäßigkeit. Jede Geschichtszahl, jedes noch so geringfügige Ereignis kann man als eine Phase der Entdeckung der Idee Mensch betrachten. Jede Biologiestunde, sei sie auch gefüllt mit Bildern neuer Erkenntnisse über verschiedene Krankheiten, kann das innehaltende Denken aufwecken, zu verstehen, warum es in Wirklichkeit keine Krankheit gibt. Und Adhäsion und Kohäsion in Chemie oder Physik werden in der Ruhe als Fähigkeiten des Geistes erkannt. Also für mich ist so etwas sehr spannend, dazu habe ich Lust, das bringt mir etwas, es macht Sinn.
Der Christus, den Mary Baker Eddy als „die wahre Idee, ... die göttliche Botschaft“ beschreibt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 332), ist dabei der Lehrer in dieser Übertragung der wissenschaftlichen Begriffe in geistige Tatsachen. Er ist der Antrieb, der Motor echter Intelligenz, er erklärt unserem Denken, was wir täglich erleben. Er übersetzt die Sinneseindrücke in die Wirklichkeit, die reine Sprache des Geistes. Er erklärt die erscheinenden Widersprüche und hilft dadurch Prioritäten zu setzen und Arbeit zu strukturieren. Er macht Schule einfach und für jeden schaffbar, er spricht eine individuell angepasste Sprache, er trennt Wichtiges von Unwichtigem und lässt Wege und Lösungen verständlich werden.
In unserer Familie mit Kindern und Jugendlichen hat sich durch diese Überlegungen schon so mancher Schulfrust schließlich gelöst. Wir waren damit konfrontiert, dass einer unserer Söhne oft unter starken Kopfschmerzen litt und die Zahl seiner Fehltage in der Schule deutlich anstieg. Es wurde klar, dass das Problem darin bestand, dass er mit dem Druck, den er in der Schule erlebte, nicht so gut zurecht kam. Er rutschte in die hinlänglich bekannte „Null-Bock-Stimmung“ und wollte jede Form von „du musst“ oder „du solltest“ nicht mehr hören. Damals half es mir, für mich selber ein klareres Verständnis von Schule zu bekommen und auch meine Aufgabe als Eltern entsprechend abzustecken. Meine Aufgabe war es nicht, noch weiter Druck zu machen, damit er sich wieder mehr vorwärts bemühen möge. Sondern meine Aufgabe sah ich einzig darin, ihn in der liebevollen Obhut des Christus als einem sehr fähigen Lehrer zu erkennen, zu verstehen, dass es um geistige Entfaltung geht und nicht um materielle Entwicklung. Mir wurde klar, dass Gott als Vater und Mutter zu Seinem Kind spricht und ich hier nicht stören sollte mit falschem Verantwortungsgefühl oder oberflächlichem Urteilen. Ja, ich konnte loslassen: Nicht die Noten machen einen Menschen aus. Im Leben geht es um deutlich mehr. Ich muss sagen, ich habe sehr viel gelernt in dieser Zeit, vor allem tolle Eigenschaften in unserem Sohn entdeckt und gesehen, wie wichtig es ist, zu verstehen, dass Gott ihn lehrt, wie er diese Eigenschaften zum Wohle vieler einsetzen kann. Ich registrierte, dass er bemüht war, Freunden zu helfen, die drohten auf die so genannte schiefe Bahn zu kommen bzw. aufgeben wollten. Dass er sich daher diesbezüglich schwerwiegende Fragen stellte, mit sich rang und Antworten suchte und nicht in erster Linie Lust hatte, Französisch zu lernen, konnte ich gut verstehen. Ja, unser Sohn war innerlich intensiv mit seiner Lebensausbildung beschäftigt. Interessant fand ich, dass je klarer das wurde, umso ausgeglichener und ruhiger wurde ich. Ich wusste, ich kann Gott vertrauen und entsprechend balancierte sich das Verhalten unseres Sohnes aus. Er fand Antworten und kam bald dahin zu sehen, dass es ganz gut ist, grundsätzlich gewisse Dinge zu tun und andere zu lassen. Und das tat er freiwillig, ohne Druck und so litt er nicht mehr, wenn von außen Druck auf ihn zukam, und er hatte keine Kopfschmerzen mehr.
Dinge in Gedanken zurückübertragen, Ideen finden, wo Begriffe gegeben sind, geistige Wahrheit herausschälen, das ist die Kunst beim Lernen, die aufbauend und nicht ermüdend ist.
Diese Erfahrung hat mir noch deutlicher den Wert der christlich-wissenschaftlichen Sonntagsschule gezeigt. Hier lernen Kinder und Jugendliche „innehalten“, zum Wesentlichen finden. Hier lernen sie Gott kennen und ihre Beziehung zu Ihm. Hier finden sie den Christus, ihren Lehrer, und sie lernen, was wichtig im Leben ist und wie sie Aufgaben und Herausforderungen, egal wie gravierend, meistern können. Hier erleben sie Schule in ihrer geistigen Bedeutung und haben dadurch eine tolle Hilfe, um Schule grundsätzlich gut für sich nutzen zu können und die Ausbildung zu erleben, die sie individuell brauchen.
Schule — im Wesentlichen ein
• Zur-Ruhe-kommen,
• Innehalten,
• das Wesen des Seins finden,
• Verstehen, was wirklich besteht,
• Geistige Werte entdecken und umsetzen lernen,
• Erforschen, was der Mensch in Beziehung zu seinem Ursprung ist und wie daher Gemeinschaft funktionieren kann.
Kommentar vom Sohn (16): Ich versuche, Christian Science in meinem täglichen Leben wieder zu finden und auszudrücken. Oft bekommt man dadurch die besten Ideen, die einem auch wirklich helfen in der Situation, in der man sich gerade befindet. Das habe ich auch in der geschilderten Situation getan und es hat mich weiter gebracht — und meine Freunde dadurch auch. Christian Science lernt man am besten verstehen, wenn man sie in der Praxis anwendet, selbst wenn man von der Theorie nur einen kleinen Teil meint verstanden zu haben. Diese praktischen Erfahrungen festigen und vertiefen das eigene Verständnis und ich bin sehr froh, diese Erfahrung gemacht zu haben. Sie hat mir einige große Schritte leichter gemacht und mich somit auch vorangebracht.