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FRAGEN UND ANTWORTEN

Die Verantwortung des Praktikers

Aus der Juni 2012-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft

Christian Science Journal


Mir ist aufgefallen, dass Praktiker der Christlichen Wissenschaft in einigen Artikeln im Christian Science Journal sagen, es liege in der Verantwortung des Praktikers, die Heilung zu bewirken — sie sollten den Patienten nicht darum bitten, zu helfen oder ebenfalls zu beten. Aber andere Artikel legen nahe, dass der Patient kein passiver Partner sein kann und gemeinsam mit dem Praktiker beten muss. Können Sie zu diesen beiden verschiedenen Ansätzen und zu der Verantwortung des Patienten und des Praktikers Stellung nehmen?


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Ich glaube, dass beide Ansätze begründet sind, aber jeder hat seine eigene Berechtigung. Derselbe Praktiker mag sehr wohl von beiden in verschiedenen Situationen Gebrauch machen. Es kann von den jeweiligen Umständen des Patienten abhängen und vielleicht von der Dringlichkeit des Falles. Das geistige Urteilsvermögen des Praktikers wird zeigen, wie das Denken des Patienten aufgeweckt werden kann — ob er darauf vertrauen soll, dass der Christus direkt zum menschlichen Bewusstsein spricht und das Gebet des Patienten leitet, oder ob er ihm bestimmte geistige Wahrheiten bewusst machen soll.

Meine Vorbilder sind Jesus und Mary Baker Eddy, die jeweils beide Methoden benutzten. Beachten Sie, wie Jesus zuweilen den Irrtum zurechtwies, der beanspruchte, ein Teil des Patienten zu sein, und wie er dann mental und physisch etwas vom Patienten verlangte, um die vollständige Heilung herbeizuführen. Gleichzeitig ist es interessant anzumerken, dass Eddy manchmal Leute heilte, an denen sie bei ihrer täglichen Kutschfahrt vorbeikam, ohne dass sie auch nur mit ihnen sprach. Die geistige Liebe, die sie ausströmte, war so rein und bedingungslos, dass sie alle darin einschloss, die sie sah, ohne irgendetwas von ihnen zu verlangen.

In der ersten Zeit nach Eddys Entdeckung der Christlichen Wissenschaft war dieses Heilsystem den meisten Menschen völlig neu. Damals sagte sie in einer ihrer Klassen: „Verlangen Sie nichts von Ihrem Patienten. Zeigen Sie ihm Ihre Wissenschaft, und wenn er geheilt ist, wird er arbeiten.“ (Y. Caché von Fettweis, R. Townsend Warneck, Mary Baker Eddy — Ein Leben dem spirituellen Heilen gewidmet, S. 153). Für mich gilt dasselbe heute für jene, die neu in der Christlichen Wissenschaft sind. In vielen Fällen wird der Praktiker die volle Verantwortung übernehmen und den Patienten um wenig bitten.

Für erfahrenere Schüler der Christlichen Wissenschaft gibt es auf ihrem Weg verschiedene Lektionen zu lernen und manchmal muss man den Patienten daran erinnern, dass geistiges Wachstum — und nicht nur physische Heilung — erforderlich ist.

Praktiker und Patient nehmen also beide an einem aktiven, mentalen Prozess teil, um für den heilenden Christus empfänglich zu sein.


In meiner Heilpraxis gehe ich gerne von der Tatsache aus, dass jede richtige Idee im Bewusstsein sowohl des Praktikers als auch des Patienten bereits gegenwärtig ist.


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In meiner Heilpraxis gehe ich gerne von der Tatsache aus, dass jede richtige Idee im Bewusstsein sowohl des Praktikers als auch des Patienten bereits gegenwärtig ist. Gott, das göttliche Gemüt, teilt diese Ideen jedem von uns mit. Diese Ideen spiegeln Seine Natur als Leben wider, ohne Anfang oder Ende. Sie spiegeln Seine Natur als Seele wider, die sowohl Gesundheit oder Vollständigkeit als auch Schönheit und Freude einschließt. Sie spiegeln Seine Natur als Liebe wider und decken jeden Bedarf an Liebe und harmonischen Beziehungen. Diese geistigen Ideen machen meine wahre Identität und die wahre Identität des Patienten aus — so wie Gott jeden von uns nach Seinem Gleichnis geschaffen hat.

Von meinem Standpunkt als Praktiker aus akzeptiere ich die Verantwortung, diese Tatsachen zu erkennen und anzuwenden. Ich akzeptiere die Verantwortung für die Korrektheit meines Denkens, für meinen Glauben an die Wahrheit und für mein Motiv der Liebe und des selbstlosen Dienens. Ich weiß, dass die Fähigkeit, diese Verantwortung zu erfüllen, von Gott kommt. Ich bekräftige auch, dass die Behandlung nicht die Tätigkeit des menschlichen Gemüts ist. Sie ist die Tätigkeit des göttlichen Gemüts, das sich durch mich wie durch den Patienten ausdrückt.

Die Verantwortung aufseiten des Patienten liegt darin, empfänglich zu sein. Man könnte sagen, dass der Patient erstmals dann diese Empfänglichkeit zeigt, wenn er sich an den Praktiker um Hilfe wendet. Dieses Hinwenden stellt den Kontakt zwischen Praktiker und Patienten her.

Der Praktiker erkennt vielleicht verschiedene Ansätze für verschiedene Patienten, weil jeder Fall individuell ist. Patienten können Bestätigung und Heilung erfahren, indem sie den Erläuterungen oder Erklärungen geistiger Wahrheiten zuhören, die ihnen der Praktiker gibt. Zugleich mit der Behandlung durch den Praktiker kann die Heilung auch durch das Studium des Patienten in der Bibel und den Schriften von Mary Baker Eddy zustande kommen. Oder sie mag daher kommen, dass der Patient das Problem mental loslässt und sich einfach der Behandlung durch den Praktiker anvertraut. Manchmal ist die letztere Herangehensweise das Beste, was der Patient tun kann. Das ist kein passives Verhalten.

Bei jeder Herangehensweise öffnet sich das Denken, um die Botschaft des göttlichen Gemüts direkt zu empfangen und das zu erfahren, was Eddy „die geistige Kraft des Patienten, sich wieder zu neuem Leben zu erheben“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 365) nannte.




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Bei dieser Frage lasse ich mich von einem hilfreichen Satz aus Wissenschaft und Gesundheit leiten: „Wenn Schüler sich nicht selbst schnell heilen, sollten sie beizeiten einen erfahrenen Christlichen Wissenschaftler bitten ihnen zu helfen.“ (S. 420) Also ist die Rolle des Praktikers die, dem Patienten oder der Patientin bei der Suche nach Heilung zu helfen. Das ist ein heiliges Vertrauen. Und ein gottgefälliger Dienst. Damit geht einher, dass das Denken und die Persönlichkeit auf den heilenden Christus, die Wahrheit, abgestimmt bleiben, dass die Gedanken und die Bedürfnisse des Patienten mitfühlend wahrgenommen werden und diesen Bedürfnissen mit liebevollem und spezifischem heilenden Gebet begegnet wird.

Das Vertrauen des Praktikers beruht auf Gott, nicht auf irgendeiner persönlichen Heilkraft — weder der des Praktikers noch der des Patienten. Ich würde zwar nicht von meinem Vertrauen auf Gott abweichen, indem ich den Patienten darum bitte, mir bei der Heilarbeit zu helfen, doch ich stelle oftmals fest, dass Gott meine Gespräche mit einem Patienten in einer Weise leitet, die dem Patienten seine Vollständigkeit bewusst macht.

Als Jesus heilte, verlangte er oft Mitwirkung von Seiten des Patienten — z. B. „Strecke deine Hand aus!“ (Matthäus 12) und „Steh auf, nimm deine Matte und geh nach Hause!“ (Matthäus 9). Er verlangte sogar vom toten Lazarus: „Komm heraus!“ aus dem Grab (Johannes 11). Aber diese Befehle waren das Ergebnis von Jesu Gebeten, nicht davon, dass Jesus Hilfe vom Patienten bekam.

Wie aktiv ein Patient sein sollte oder sein kann, variiert sehr stark von Fall zu Fall. Man kann sicher sagen, dass die Empfänglichkeit und Mitarbeit seitens des Patienten höchst wertvoll sind. Auf der anderen Seite hat der Praktiker die Aufgabe, den Patienten genug zu lieben, um durch die Macht der göttlichen Wahrheit und Liebe das wiederherzustellen, was auch immer bei einem Patienten zu fehlen scheint. Von dieser Haltung seitens des Praktikers kann es kein Abweichen geben. Das Heilen beinhaltet, dass man unter allen Umständen alle Macht Gott und keine Macht dem Bösen gibt. Standhaftes Widerspiegeln der heilenden Liebe ist exakt das, was benötigt wird, um dem Patienten zu helfen, aus dem Traum von Krankheit aufzuwachen.


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