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Spiritualität & Heilen

Wenn Gerechtigkeit und Liebe verschmelzen

Aus der Juni 2012-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft

Christian Science Journal


Vom Baseballspieler und Spaßmacher Yogi Berra stammt der Spruch: „Wenn du an eine Weggabelung kommst, nimm sie.“ Brad Jones kam vor ungefähr 35 Jahren an eine Weggabelung.

„Nach dem Studium und meiner Heirat arbeitete ich in der Finanzplanung“, erklärte der in Oklahoma Beheimatete vor einiger Zeit bei unserem Gespräch. „Dann bekam ich die Gelegenheit, unter dem Geschäftsführer einer bekannten Immobilienentwicklungsgesellschaft zu lernen. Und das führte mich dazu, meine eigene Maklerfirma aufzumachen.“

Aber dann ließ Mr. Jones all das hinter sich.
Er antwortete auf eine andere Berufung.
Er verschrieb sich einer neuen Aufgabe.

Brad Jones: Ich kann auf drei Wendepunkte zurückschauen. Der erste war meine Heirat. Ich äußerte meiner Verlobten gegenüber den Wunsch, in die Kirche der Christlichen Wissenschaft zu gehen, und überließ es selbstverständlich ihr, die Kirche zu besuchen, zu der sie gerne gehen will. Aber ich bat sie, wenn wir Kinder haben sollten, zu erlauben, dass sie in die christlich-wissenschaftliche Sonntagsschule gehen. Sie war sehr verständnisvoll. Nachdem wir geheiratet hatten, begann sie sich für die Christliche Wissenschaft zu interessieren. Ich beobachtete ihr geistiges Wachstum und begann dabei auch auf mich zu achten. Das Wesentliche und die Liebe, das Prinzip, die Disziplin und die Moral der Christlichen Wissenschaft waren für mich selbstverständlich, aber ich konnte mich nicht wirklich als Schüler ihrer Lehren bezeichnen. Die Hingabe meiner Frau spornte mich an, ein besserer Schüler zu werden.

Ein zweiter Wendepunkt war ein Frühstück mit dem Vortragenden der Christlichen Wissenschaft Geith Plimmer. Er beantwortete mir eine Frage mit einer Bibelgeschichte und merkte, dass ich den Sinn dieser Geschichte nicht verstand. Er hörte auf zu essen, sah mich an und sagte sehr bestimmt mit ausgestrecktem Zeigefinger: „Lernen Sie Ihre Bibel kennen! Was immer Sie jemals brauchen, steht in der Bibel. Lernen Sie Ihre Bibel kennen!“ Und in den nächsten sechs Monaten lernte ich bis zwei oder drei Uhr morgens meine Bibel kennen. Das hat mich wirklich verändert, weil dieses disziplinierte Bibelstudium alles verändert hat. Es weckte in mir tiefes Interesse und Ehrfurcht vor der Bibel. Es setzte auch ein neuentdecktes wachsendes Verständnis für Wissenschaft und Gesundheit frei und für das Licht, das dieses Buch auf die Bibel wirft. Es was ein echter Wendepunkt in meinem geistigen Studium und in meinem Erleben.

Und der dritte Wendepunkt kam, als ich Erster Leser in meiner Zweigkirche in Tulsa, Oklahoma, USA, war. Ich stellte gerade eine Mittwochabendlesung zusammen und arbeitete mit der Konkordanz zu Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy. Ich fand das, wonach ich suchte, aber las einfach die ganze Seite zu Ende. Auf dieser Seite stand: „Es ist nicht möglich, anderen Berufungen nachzugehen und in der Demonstration dieser Wissenschaft schnell voranzukommen.“ (S. 457) Diese Zeile hat mich angesprochen. Und am nächsten Morgen ging ich in die Arbeit, rief alle zusammen und sagte: „Sobald wir unsere laufenden Aufträge erfüllt haben, werde ich die Firma schließen.“ Und ich erklärte allen den Grund dafür. Sie haben mich alle sehr unterstützt. Von da an verschrieb ich mich der Christlichen Wissenschaft.

Meine Frau hat mich sehr unterstützt. Aber das fleischliche Gemüt — das, was sich dem geistigen Fortschritt und allen guten Dingen entgegenstellt — begann Fragen aufzuwerfen: „Halt mal! Wie willst du das machen? Wie soll das finanziell laufen?“ Dann erinnerte ich mich daran, wie Paulus sagte: „Da besprach ich mich nicht sofort mit Fleisch und Blut.“ (Galater 1) Ich erkannte, dass meine Entscheidung nicht durch menschliches Schlussfolgern entstanden war und dass ich mich nicht jetzt an „Fleisch und Blut“ wenden würde, um etwas zu erklären oder zu rechtfertigen — oder um herauszufinden, wie das alles funktionieren würde. Im Grunde spürte ich: „Dies ist das Wirken meines Vaters, dies ist das Wirken meines Vater-Mutter Gottes und es ist meine Aufgabe, mich vertrauensvoll auf die Weisheit und die Vollkommenheit der göttlichen Führung zu verlassen.“

Das ist großartig. Es erforderte sicher viel Mut, diesen ersten Schritt zu tun. Hatten Sie gar keine Angst?

Nein, Angst hatte ich nicht. Und ich glaube, das liegt daran, dass ich nicht mit menschlichem Verstand daranging. Ich habe mir nicht gestattet, so zu denken. Und dann war ich bald so eingebunden in die geistige Arbeit und das war so bedeutsam und aktiv, dass da tatsächlich weder Raum noch Zeit war, um mich zu fürchten!

Jetzt kann ich zurückschauen und sehen, wie ich immer versorgt wurde. Das erinnert mich daran, was der Leiter einer der ersten Expeditionen im Himalaya über Hingabe gesagt hat: „Wenn du dich erst einmal einer Sache verschrieben hast, ist es erstaunlich, wie die göttliche Vorsehung dich unterstützt.“ Also die Hingabe war da — die Hingabe, hauptberuflich in die Heilpraxis der Christlichen Wissenschaft zu gehen. Und das hat mich getragen.

Sie haben sich da sozusagen auf ein geistiges Gesetz verlassen, das der menschlichen Erfahrung zugrundeliegt — nämlich dass Ihr von Geist inspirierter Einsatz sich auch als ein von Geist versorgter Einsatz erweisen würde.

So ist es. Mir gefällt, wie dem Lot in der Bibel befohlen wird, nicht zurückzuschauen. (Siehe 1. Mose 19) Nachdem ich mich dazu entschieden und mich dieser Sache verpflichtet hatte, habe ich eigentlich nie mehr zurückgeschaut. Und ich denke, das liegt daran, dass meine Eltern mir schon als Kind erlaubt hatten, Erfahrungen zu sammeln, bei denen ich solche Entscheidungen treffen musste. Ich wuchs damit auf, auf hohe Prinzipien zu vertrauen und ohne Angst voranzugehen. Ich glaube, dadurch war ich auf diesen wichtigen Augenblick in meinem späteren Leben vorbereitet.

Ich möchte hier gern noch etwas weitergehen und Sie fragen, wie die Aspekte Ihres Lebens aus der Zeit, bevor Sie Vollzeitpraktiker wurden, Sie beeinflusst und sich auf die Praxis ausgewirkt haben. In welchem Maß hat zum Beispiel Ihr Hintergrund als Finanzplaner und Immobilienmakler zu besonderen Perspektiven beigetragen?

Ich denke, es kommt nicht darauf an, ob man Geschäftsleiter oder Verkäufer ist, ob man einen Lebensmittelladen oder einen Haushalt führt, ob man Autos baut oder Sport treibt. Alle Erfahrungen geben uns die Möglichkeit zu wählen, ob wir vergeben und verständnisvoll sein wollen oder ob wir neidisch oder ärgerlich sind, ob wir das Richtige tun oder nur das Einfache und menschlich Motivierte. Auf diese grundlegende Entscheidung bezieht sich Mose, wenn er im Wesentlichen sagt: „Ich lege dir Böses und Gutes vor — jetzt wähle das Gute.“ (siehe 5. Mose 30) Ich glaube, alle Erfahrungen stellen uns vor diese moralische Wahl, und wenn wir das unter den jeweiligen Umständen Richtige wählen, dann prägt uns das für die nächste Erfahrung.

Hier ist ein Beispiel: Ein Mitarbeiter in meiner Maklerfirma legte mir einen Vertrag zum Verkauf einer Apartmentanlage auf den Tisch. Dabei sagte er: „Wir haben sie fast verkauft, aber es wird ein schwieriger Abschluss. Der Käufer ist ein sehr unfreundlicher Mensch.“ Weil ich Inhaber dieser Firma war, rief mich der Käufer an diesem Vormittag an. Nach dem Anruf sagte ich: „Das wird wirklich keine einfache Transaktion, denn er ist ein schwieriger Mensch.“

Ich glaube, alle Erfahrungen stellen uns vor eine moralische Wahl, und wenn wir das unter den jeweiligen Umständen Richtige wählen, dann prägt uns das für die nächste Erfahrung.

Und ich hatte diese Worte kaum ausgesprochen, da packte mich sozusagen der himmlische Vater am Schlaffittchen und sagte: „Wie kannst du es wagen, so über Meine Schöpfung zu denken!“ Dieser Tadel ließ mich erkennen, was ich getan hatte. Mir war ein falsches Bild der göttlichen Schöpfung gezeigt worden und ich hatte mich entschieden, es anzunehmen, anstatt es zurückzuweisen und mich dafür zu entscheiden, diesen Mann richtig zu sehen als den vollkommenen Ausdruck Gottes. In der Bibel steht: „Wollt ihr mir Befehl geben wegen des Werkes meiner Hände?“ (Jesaja 45) Es ist Gottes Amt, Seine Schöpfung zu erklären, nicht unsere. Wie Mose gesagt hatte, hatte ich die Wahl, das anzunehmen, was Sterbliche über Gottes Schöpfung sagen, oder das anzunehmen, was Gott sagt — was die Wahrheit, die göttliche Liebe, sagt. In diesem Fall hatte ich versagt und keine gute Wahl getroffen. Aber zum Glück können wir immer bereuen, so wie Jesus es sagte und uns lehrte. Und so begann ich zu bereuen — mein Denken wieder neu auf das auszurichten, was wahr über die Menschheit ist, und meine vorherigen Gedanken über eines der geliebten Kinder Gottes auszulöschen. Nach etwa einer Viertelstunde rief mich der Mann wieder an und entschuldigte sich dafür, dass er bei unserem ersten Gespräch so schwierig gewesen sei. Er sagte: „So bin ich eigentlich nicht.“ Und ich antwortete. „Ich weiß.“ Wir hatten einen sehr glatten und erfreulichen Geschäftsabschluss.

Eine solche Gelegenheit, unser Denken mit Wahrheit neu auszurichten und die guten Ergebnisse zu erleben, kann sich jedem von uns durch jede Tätigkeit des Lebens bieten. Die Praxis der Christlichen Wissenschaft beruht darauf, den anderen geistig zu sehen, so wie Gott uns geschaffen hat. Das bedeutet, jeden Aspekt über uns und andere, der diesem wahren, geistigen Gesichtspunkt entgegensteht, zurückzuweisen. Meine Geschäftserfahrung war also ein Klassenzimmer für moralische und geistige Vorbereitung, so wie es alle Tätigkeiten sind, wenn wir es zulassen. Wichtig ist, dass wir die gerechten Lektionen unserer menschlichen Erfahrungen nicht versäumen.

Ich erinnere mich zum Beispiel an ein Erlebnis, als ich fünf oder sechs Jahre alt war. Meine Mutter und ich waren im Lebensmittelladen. Als wir wieder ins Auto einstiegen, bemerkte sie, dass ich Kaugummi kaute. Sie hatte keinen gekauft für mich und sie wusste, dass ich kein Geld hatte. Sie fragte mich also, woher ich den Kaugummi hatte. Und ich musste zugeben, dass ich ihn mir einfach genommen hatte. Sie ließ mich aussteigen und schickte mich ins Geschäft zurück, um den Geschäftsführer zu finden und ihm zu sagen, was ich getan hatte. Und was immer er dann mit mir machen wollte, war für sie in Ordnung. So schaue ich also zurück und erkenne, dass meine Mutter eine Gelegenheit darin sah, nicht nur mein Verhalten zu fördern, sondern auch die Qualität meines Denkens, aus dem das Verhalten entsteht.

Ich sehe das so: Ihre Mutter half Ihnen dabei zu lernen, wie man sich benimmt und in Einklang mit dem göttlichen Prinzip denkt — mit dem göttlichen Prinzip eines jeden Menschen, dem einen universalen göttlichen Prinzip des Denkens und Handelns. Und natürlich gehört zum Leben in Einklang mit Prinzip, dass wir von Ehrlichkeit und Anstand geleitet werden.

Ja. Und als ich aufwuchs, hatte ich noch viele andere Gelegenheiten, das zu lernen. Als Teenager war ich zum Beispiel ein guter Schwimmer und es gab Trainer, die meinten, ich hätte das Potenzial, um bei der Olympiade teilzunehmen, wenn ich mich anstrengte. Schwimmen war bald mein ganzes Leben. Aber dann wurde ein ärztliches Zeugnis von mir verlangt. Für viele Menschen wäre das kein Problem und das verstehe ich gut. Aber für mich war es problematisch, denn ich war dazu erzogen worden, vom Körper wegzuschauen, mich nicht mit der Körperlichkeit zu beschäftigen, sondern meine Substanz, meine Gesundheit, meine Stärke und meine Fähigkeit im Geist zu finden. Meine Eltern versuchten, mich von der Untersuchung freistellen zu lassen. Aber als das nicht gelang, überließen sie mir die Entscheidung. Und ich entschied mich dazu das Schwimmen aufzugeben, weil ich das Gefühl hatte, es stimmt nicht mit meinen Prinzipien überein, diese Anforderung zu erfüllen.

Ich kann auf viele solcher Erlebnisse zurückblicken und ich weiß, dass sie mich auf zukünftige Herausforderungen vorbereitet haben. Als ich dann Jahre später vor der Wahl stand, in meiner Firma zu bleiben oder einen anderen Weg zu gehen und auf den unerwarteten Ruf einzugehen, hauptberuflich Praktiker der Christlichen Wissenschaft zu werden, war ich auf gnädige Weise vorbereitet.

Mir fällt da gerade etwas ein. Nehmen wir uns doch einen Moment Zeit und suchen wir im Internet nach W. H. Murray, dem Leiter der schottischen Himalaya-Expedition von 1930, den Sie vorhin erwähnten.

Ja, ...Sie haben ihn gefunden, das ist er.

Sehen Sie, ich weiß, warum Sie dieses berühmte Zitat erwähnt haben. Es steckt eine tiefe geistige Botschaft darin.

Diese tiefgründige Botschaft, die mir mein Vater damals mitteilte, hat mir viel bedeutet.

Hier ist sie. Sie ist offenbar aus Murrays Buch The Scottish Himalayan Expedition, das 1951 erschienen ist: „Bis man sich ganz auf etwas eingelassen hat, herrscht Unschlüssigkeit, die Möglichkeit, einen Rückzieher zu machen, auf jeden Fall Stillstand. Was die Ergreifung von Initiative (und alle schöpferischen Taten) betrifft, so gibt es eine elementare Wahrheit, deren Nichtbeachtung unzählige Ideen und großartige Pläne zu Fall bringt: nämlich dass in dem Augenblick, wo man sich definitiv auf etwas einlässt, auch die Vorsehung mitwirkt. Alle möglichen Dinge kommen einem zu Hilfe, die sich sonst nie ereignet hätten. Eine ganze Reihe von Geschehnissen geht von der Entscheidung aus, die zu unseren Gunsten alle möglichen unvorhergesehenen Begebenheiten, Berührungspunkte und materiellen Beistand mit sich bringen, von denen niemand sich hätte träumen lassen. Ich habe tiefen Respekt für einen Zweizeiler von Goethe: ‚Was immer du tun kannst oder träumst zu tun, fang damit an. / In der Kühnheit liegt Genie, Macht und Magie!‘“

Als ich mich endgültig dazu entschied, das Schwimmen aufzugeben — und ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich meinen Trainer weinend anrief und ihm sagte, ich könne nicht weitermachen —, rief mich am nächsten Tag ein Mann an und fragte mich, ob ich für ihn arbeiten würde. Ich habe die nächsten sechs Jahre für ihn gearbeitet! Seine Anwesenheit war ein mittragender Pfeiler in meiner prägenden Jugendzeit. Ich habe es damals vielleicht nicht so gesehen, aber wenn ich zurückschaue, sehe ich, dass das ständige Bemühen, das zu tun, was ich für richtig hielt, diese Gelegenheit herbeigeführt hatte. Es hätte sie sonst nicht gegeben. Das Gleiche geschah, als ich mich entschied, Praktiker der Christlichen Wissenschaft zu werden. Die Dinge, die mir zu Hilfe kamen, als ich meine Firma aufgab, um in die Praxis zu gehen, wären sonst nie geschehen. Dinge, die ich mir so nie erträumt hatte. Alles, was geschah, erfüllte das Versprechen aus diesem Absatz von Murray, den Sie gerade gelesen haben.

Nebenbei möchte ich erwähnen, dass Ihre Erfahrungen in der Kindheit auch die Kraft eines Mentors zeigen: Ihr Vater hat Sie durch die geistige Botschaft der Einsicht Murrays unterstützt. Ihre Mutter hat sie durch die Erfahrung im Lebensmittelladen gefördert. Dann hat Ihr Arbeitgeber Sie unterstützt, nachdem Sie das Schwimmen aufgegeben hatten.

Mein Arbeitgeber war ganz sicher ein Mentor in meinem Leben, und zwar zu einer sehr wichtigen Zeit im Leben eines jungen Mannes, denn er war da, um die Dinge zu unterstützen, die meine Mutter und mein Vater mir beigebracht hatten. Ich kann erkennen, wie dieses Stadium meiner Erfahrung die Entwicklung meines Denkens gefördert und geschützt hat und keine Verunreinigung zuließ.

Ja, und es ist etwas sehr Schönes, wenn in unserem Leben auf verschiedenste Weise Mentoren auftreten, so wie auch der Vortragende Geith Plimmer. Ich hatte auch einmal das Vergnügen, einen Vortrag von ihm zu hören. Unvergesslich! Er unterstützte Sie in diesem entscheidenden Augenblick, den Sie beschrieben haben, und dann zeigte er das auf, was wir beide als Christen wissen und wovon wir im eigenen Leben gesegnet wurden — dass die Bibel letztendlich der verlässlichste Mentor ist.

Ganz besonders dann, wenn sie von diesem Buch begleitet wird, das uns die Bibel erschließt: Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift.

Auf jeden Fall! Und was für Wendepunkte oder „Aha“-Momente hatten Sie in den vergangenen 35 Jahren, seit Sie sich der öffentlichen Praxis der Christlichen Wissenschaft hauptberuflich gewidmet haben?

Dazu fällt mir ein, wie eine bestimmte Sache in mir wuchs — eher im Zeitlupentempo, und das ist vielleicht ein lang andauernder „Aha“-Moment. Als ich zum Beispiel für die Kirche als Komitee für Veröffentlichungen in Oklahoma tätig war — ich glaube, das war etwa um 1993 — sprach ich mit einem Senator über geistiges Heilen und was es für die Menschheit bedeutet. Und ich erzählte ihm von einer jungen Frau, die sich nicht wohlfühlte und mich um metaphysische Unterstützung gebeten hatte. Ich hatte sie gebeten, einfach innezuhalten und darüber nachzudenken, was Gott in diesem Augenblick für ihre Leben bedeutet. Das hatte sie offensichtlich getan und sie hatte eine schöne Heilung. Also erzählte ich dem Senator, dass es ganz natürlich ist, dass wir uns alle wohlfühlen wollen, und dass wir uns wohlfühlen sollten, weil das der wahre Zustand unseres Seins ist. Aber noch wichtiger ist das, was diese junge Frau über die Wirklichkeit Gottes, die Gegenwart Gottes lernte, und darüber, dass ihr Leben untrennbar mit dieser Gegenwart verbunden ist. Wie können Sie das berechnen? Es ist unbezahlbar!

Und ich denke an die Bibelgeschichte von den drei hebräischen Männem, Schadrach, Meschach und Abed-Nego. (Siehe Daniel, Kapitel 3) Ja, wir sind so dankbar, dass ihnen im Feuer nichts geschah. Aber es gibt noch einen anderen Gesichtspunkt in der Geschichte, wo es heißt, sie wurden von der Hand des Königs befreit — sie waren nicht mehr unter seiner Kontrolle. Und für mich ist das ein Kernpunkt der Geschichte, weil dieser Punkt so wichtig für Heilung ist. Oder so ausgedrückt (und jeder kann so beten): „Ich bin geistig. Ich unterstehe nur der Regierung Gottes, der Regierung des göttlichen Geistes, der Liebe. Ich bin nichts anderem untertan.“ Die volle Bedeutung dieser Erkenntnis hat sich für mich im Laufe meiner Praxis entfaltet. Wenn mich also Menschen um Hilfe bitten, habe ich die Möglichkeit, ihnen zu helfen, den Platz Gottes in ihrem Leben zu erkennen und für sich selbst zu bestätigen: „Ich bin geistig — aus Gott, Geist — und keine angebliche materielle Macht kann mich berühren.“

Es leuchtet ein, dass sich unser geistiges Verständnis durch Studium und Erfahrung entwickelt. Menschen werden normalerweise besser in dem, was sie tun, wenn sie es immer wiederholen. Erzählen Sie mir ein bisschen mehr über das Wachstum und die Entwicklung, die Sie in Ihrer geistigen Praxis erlebt haben.

Eines der Dinge, die im Bereich von Wachstum und Entwicklung hervorstechen, ist meiner Meinung nach dieser Teil der Definition von „Mose“ in Wissenschaft und Gesundheit: „die Vereinigung von Gerechtigkeit und Liebe“ (S. 592). Eddy sprach mehr als einmal über diese Vereinigung und ihre Bedeutung. Zum Beispiel erklärt sie: „Die Christliche Wissenschaft verlangt beides, Gesetz und Evangelium, um das Heilen zu demonstrieren ...” (Vermischte Schriften 1883- 1896, S. 65) Ich habe dieses Gleichgewicht sehr schätzen gelernt, denn so oft wissen wir die Wahrheit über etwas oder wir haben Recht in einer Sache, aber ohne Liebe erzwingen wir die Dinge, anstatt die natürliche, gnädige Kraft Gottes einzulassen und wirken zu lassen — um Seine gerechte Güte herbeizuführen. Zum Beispiel habe ich in meiner früheren Arbeit mit Gesetzgebern im Auftrag der Christlichen Wissenschaft Menschen getroffen, die das Prinzip verstanden hatten, um das es ging, aber es gab kein Anzeichen einer Liebe zu anderen. Und dann waren da die, die sehr viel Liebe hatten, aber die weder das notwendige Prinzip verstanden noch wie man es umsetzt. Selten waren Prinzip und Liebe vereint. Und deshalb war es leider oft schwierig für die Gesetzgeber, konstruktive Lösungen für die Herausforderungen in unserem Bundesstaat zu finden. So war denn ein Teil meines Wachstums und meiner Entwicklung damit verbunden zu erkennen, wie wichtig diese Vereinigung ist — die Vereinigung des Buchstabens des Gesetzes mit dem liebevollen Geist des Gesetzes.

Ja, Sie reden hier über die Einheit von Prinzip und Liebe. Wenn wir in Einklang mit diesen beiden Synonymen für Gott leben, erlangen wir ein besseres Verständnis davon, was notwendig ist, um anderen zu helfen.

Ich denke, ja. Einmal sagte ich zu einer Sonntagsschulklasse: „Ich stelle euch ein Silbertablett in die Mitte vom Tisch und das Tablett ist angelaufen. Niemand mag angelaufenes Silber, also entfernen wir den Belag. Wir sollten das Tablett mit in die Garage nehmen, es auf die Schleifmaschine legen und den Belag abschleifen.“ Aber dann sagten meine Schüler: „Nein!“ Und ich fragte: „Warum nicht?“ Und sie erwiderten sofort: „Weil das dem Silber schadet!“ Sie erkannten, dass es hier um die Liebe zum Silber geht und nicht so sehr darum, dass uns der Belag nicht gefällt. Wir entfernen den Belag nur, weil er die Identität des Silbers behindert, seine widerspiegelnde Schönheit — ein Handeln aus Gerechtigkeit. Also müssen wir darauf achten, wie wir den Belag entfernen. Aber wenn wir das Silber nicht lieben, könnten wir den Belag entfernen, aber dabei auch das Silber beschädigen. Dieses Gleichnis sprach sie an, so wie es auch mich in all diesen Jahren angesprochen hat.

Um das Gleichnis noch etwas auszubauen, wenn wir in ein Geschäft gehen, um Silberpolitur für ein Familienstück zu kaufen, das wir lieben, wonach schauen wir dann auf dem Etikett? Wir schauen nach, ob da steht, dass es dem Silber nicht schadet. Und das machen wir aus Liebe zum Silber. Wir wollen es nicht beschädigen. Um also der Schönheit und der Eigenschaft des Silbers gerecht zu werden — und den Belag zu entfernen —, stellen wir sicher, dass wir dem Silber nicht schaden. Dann sind wir bei der „Vereinigung von Gerechtigkeit und Liebe“ — der Kraft, rechtes Verlangen wirklich zur Erfüllung zu bringen.

Das erinnert mich an einen ähnlichen Vergleich in der Bibel von dem Unkraut und dem Weizen — ein Vergleich, den Jesus in einem seiner Gleichnisse benutzte. (Siehe Matthäus 13) Das Gleichnis bezieht sich auf eine Situation, in der gerechter Same — Weizen oder „Silber“ — in das Feld eines Landbesitzers oder auch in das Bewusstsein gesät wurde. Aber ungerechter Same — Unkraut oder ein Belag — haben das Feld verunreinigt. Da sind diejenigen, die die Verunreinigung entfernen wollen, aber der Landbesitzer hält sie auf. Er erkennt, dass es ihnen ausschließlich darum geht, das Unkraut — also das Falsche — auszureißen. Diese Menschen verlangen nach Gerechtigkeit, aber es mangelt ihnen an Liebe. Der Landbesitzer sagt ihnen, dass sie auf die Schnitter warten sollen — auf die Geisteshaltung, die das Richtige vom Falschen unterscheiden kann, die aber auch weiß, wie man das Falsche entfernen kann, indem man all das Richtige ohne Schaden befreit. Die Schnitter sind durch wahre christliche Liebe motiviert. Dies stellt für mich die Praxis der Christlichen Wissenschaft dar. Ich habe gelernt, auf den Gedanken des Schnitters zu warten — auf diese Vereinigung von Gerechtigkeit und Liebe —, bevor ich auf eine Situation reagiere. Und ich habe festgestellt, dass diese Einstellung zu großen Segnungen führt.

Nehmen wir einmal an, jemand ruft Sie an, weil er Schwierigkeiten hat — emotionale, finanzielle, die Karriere oder die Familie betreffende — oder eine gesundheitliche Herausforderung. Würden Sie die Punkte noch weiter mit dem nicht beschlagenen Silber verbinden?

Gern. Betrachten Sie den Belag als das, was die Welt uns über uns gesagt hat — als die unharmonischen Suggestionen, die uns herausfordern. Stellen Sie sich das Silber als den tatsächlichen Zustand der Dinge vor — Gottes herrliches Werk. Die Christliche Wissenschaft entfernt den Belag mit Gebet. Und wie wir bereits gesagt haben, geht es im Gebet darum, Gerechtigkeit und Liebe zu vereinen. An dem festzuhalten, was wahr ist, und das Falsche über die Schöpfung Gottes loszulassen.

Wenn ich also eine Bitte um Hilfe annehme, halte ich im Gebet schlichtweg an dem Silber fest, an dem wahren Selbst des Menschen als Gottes Kind. Und ich lasse nicht zu, dass mich der Belag unbegründeter Suggestionen verleitet, etwas anderes zu denken. Der Belag hat keine Berechtigung, keine Identität und keinen Raum in dem unendlichen Reich des göttlichen Prinzips, Liebe. Und ich bekräftige, dass derjenige, der um Hilfe gebeten hat, die gleiche befreiende Ansicht hat.

Ich erinnere mich an noch etwas anderes, was ich einmal in der Sonntagsschule gemacht habe. Ich ließ einen Schüler eine Maske aufsetzen und sagte: „Ihr wisst, wer hinter dieser Maske steckt. Und ihr lasst euch doch nicht von der Maske in die Irre führen.“ Das haben sie verstanden!

Ein Belag ist also nichts anderes als eine Maske — Materialität, die unsere Identität verkleidet. Aber diese hohle Praxis kann uns nicht berühren, sie wird nie Teil unseres reinen Silbers oder geistigen Seins. Und wenn wir verstehen, wer Gott ist und wer wir als Gottes Ausdruck sind, und daran festhalten, dann kann keine Maske oder kein Belag, wie immer er sich auch darstellt — körperlich, emotional oder finanziell — uns in die Irre führen, etwas zu glauben, was nicht Gottes Ausdruck ist, etwas, was Gott nicht gleicht, was dem Guten nicht gleicht. Wir sehen wunderschöne Gesundheit, Fähigkeit und Vollkommenheit, die der Belag oder die falsche Vorstellung nicht vor uns verstecken kann. Und in diesem Licht fühlt und sieht sich der Patient wie das Silber und die falsche Vorstellung, dass seine Identität entweder beschlagen ist — oder der Belag selber ist —, zerfällt einfach. Die Praxis der Christlichen Wissenschaft bringt die Tatsache ans Licht, dass wir das Silber sind.

In dem Film „Seabiscuit“ gibt es ein Pferd, das erschossen werden soll, weil es ein Problem an einem Bein hat. Aber der Trainer, der eine tiefe Liebe für das Pferd empfindet, kommt vorbei. Er sagt so etwas wie: „Geben Sie mir das Pferd.“ Er stellt die Gesundheit des Pferdes wieder her. Auch hier war das Pferd reines Silber und der Trainer hat das gesehen. Die Vereinigung von Gerechtigkeit und Liebe, die der Trainer in die Situation hineinlegte, veränderte die Situation komplett. Sie führte zur Heilung. Wenn wir also in irgendeine Situation den gleichen Geist der Gerechtigkeit und Liebe für das wahre Silber unseres Seins oder das Sein eines anderen Menschen einfließen lassen, dann können wir den Belag entfernen und Heilung erleben.

Ich kenne die Szenen in dem Film „Seabiscuit“, von denen Sie sprechen. Das ist ein wunderbares Beispiel. Wo andere eine hoffnungslose Situation sahen, hatte Tom Smith, der Pferdetrainer, ein zärtliches intuitives Gefühl dafür, was notwendig war, um Verbesserung und Rettung herbeizuführen.

Mr. Jones, Sie haben uns einige inspirierende Aspekte Ihrer Reise und Ihres andauernden Bestrebens als Schüler der Christlichen Wissenschaft beschrieben, um ein Meister im Heilen zu werden, so wie Jesus und seine Jünger und wie Mary Baker Eddy es waren. Was haben Sie auf diesem Weg noch gelernt?

Da gibt es vieles, aber hier ist noch ein Beispiel. Es gibt da einen Golflehrer, Manuel de la Torre. Er hat mit Ben Hogan gespielt und war der Empfänger der ersten Auszeichnung des Golfsportverbandes als Lehrer des Jahres. Als junger Mann kam de la Torre einmal von einem Golfturnier nach Hause und sein Vater, der ihn unterrichtete, fragte: „Wie war dein Schlag heute?“ Sein Vater fragte nicht danach, welches Ergebnis er erzielt hatte. Darüber machte er sich keine Gedanken. Das Einzige, was der Vater wissen wollte, war, ob sein Sohn die Prinzipien richtig angewendet hatte. De la Torre antwortete: „Ich war ganz gut.“ Und sein Vater sagte: „Dann verbring den Rest deines Lebens damit, perfekt zu werden.“

Und das hat für mich als Praktiker die Bedeutung: Vervollkommne dein Verständnis. Was bedeutet, dass man den Punkt erreicht, an dem es nichts mehr gibt, was einem reinen Herzen entgegensteht, das Gott und den Menschen so sieht, wie sie wirklich sind. Als ich mit der Praxis begann, erfolgte Heilung gewöhnlich dann, wenn ich treu bei dem blieb, was ich in der Christlichen Wissenschaft gelernt hatte — bei meinem Verständnis der Wahrheit. So bin ich der Meinung, dass wir diese Treue nicht unterschätzen sollten. Und im Lauf der Jahre habe ich gelernt, dass es ein Aspekt dieser Treue ist, unser Verständnis zu vervollkommnen, es auf dem höchsten Stand zu halten, sicherzustellen, dass nichts — kein Belag — es beeinträchtigen kann. Weil ich wie beim Golf den Schläger vielleicht manchmal ganz gut schwingen kann, aber kann ich ihn immer richtig schwingen? Oder gibt es da etwas, was mein Denken dabei stört, das zu tun, wozu ich fähig bin?

Das erinnert mich an etwas, was einmal bei einer Sportschau gesagt wurde, einer dieser großartigen Sätze, von denen niemand weiß, wo sie herkommen: „Amateure üben, bis sie es richtig machen. Profis üben, bis sie nichts mehr falsch machen können.“

Das ist ein großartiger Satz! Und ich denke, das ist es, was der Vater von Manuel de la Torre ihm über das Streben nach Perfektion bei den Golfschlägen sagte. De la Torre wusste, wie man den Golfschläger schwingt. Er hätte ihn nicht besser schwingen können. Aber konnte er das jedes Mal? Und ich frage mich, lerne ich die Dinge zu vernichten, die mich daran hindern, die natürliche Transparenz der Gerechtigkeit und Liebe Gottes zu sein? Oder lasse ich zu, dass irgendetwas die Transparenz verschleiert und nicht das wahre Licht der Gerechtigkeit und Liebe Gottes einlässt, das den Belag entfernt und das Silber zum Vorschein bringt? Arbeite ich darauf hin, keinen Fehler zu machen?

Das bringt uns wieder zu dem zurück, was ich gelernt hatte, als ich gerade erst mit der Praxis anfing. Wichtig ist nicht, wie viel wir wachsen oder wissen, sondern unsere Treue — unsere Treue zu Wahrheit und Liebe, zu Gott — sie gibt uns die Kraft Gutes zu tun, die Kraft, die heilt. Wenn ich als junger Praktiker treu war, hatte ich genauso viel Kraft zu heilen wie heute. Und zu jeder Zeit kann unsere Treue zu Wahrheit und Liebe vollkommen und unbegrenzt sein.

Dieser Beitrag wurde erstmals im Christian Science Journal VERÖFFENTLICHT.

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