Zwei kleine Kinder, nur ein Einkommen und eine sehr hohe Miete: Das war die Zwangslage, in der mein Mann und ich uns vor einigen Jahren befanden, als wir vom Ausland nach Deutschland versetzt wurden. Ich hatte mir schon immer ein Eigenheim gewünscht, aber wir hatten nicht einmal genug Geld angespart, um auch nur eine Anzahlung zu leisten. Deshalb fassten wir den Beschluss, Anteile eines „Geschlossenen Immobilienfonds“ zu erwerben mit der Absicht, eine Rücklage zur Ausbildung unserer Töchter zu bilden. Diese Investition erschien sehr vorteilhaft, denn wir sollten dadurch ohne Eigenkapital zu einem Immobilienbesitz kommen, welcher sich durch Mieterlöse und Steuervorteile sozusagen selbst bezahlen würde.
Sehr bald zeigte sich jedoch, dass wegen Insolvenz des Auflegers dieser Immobilienfonds statt einer gut gemeinten Investition mit Profit aus Mieteinnahmen und Steuervergünstigung wir uns eine weitere Schuldenlast auferlegt hatten. Darüber hinaus stellte sich auch noch heraus, dass das uns gewährte Darlehen zu einem sehr hohen Zinssatz, aber ohne jede Kapitaltilgung zurückzuzahlen war.
Ich war schlicht verzweifelt und fühlte mich schuldig, diesen Fehler begangen zu haben. Warum mussten wir uns überhaupt ein weiteres Problem einbrocken? Ich betete, um mir bewusst zu machen, dass Gott Seine Schöpfung nicht für etwas bestraft, was in Unschuld und Reinheit begonnen worden ist. Vielmehr führt Gott uns ständig und gibt uns die richtigen Ideen, damit jede Situation berichtigt werden kann. Ich musste das Verständnis erlangen, dass Gottes Schutz auch inmitten eines schwerwiegenden Problems immer gegenwärtig ist. Entweder würde sich das Problem von selbst lösen oder ich würde vor den Auswirkungen des Problems bewahrt oder ich würde die nötigen richtigen Ideen bekommen, um das Problem zu meistern und zu einem guten Ende zu bringen.
Mein Mann und ich haben dann 15 Jahre lang Schuldzinsen mit Geldmitteln gezahlt, die wir nicht hatten. Wir sahen keinen Ausweg aus diesem Alptraum. Der Darlehensvertrag, den wir für diese Investition eingegangen waren, war bindend und wir sahen keinen Weg, dieser finanziellen Zwangslage zu entkommen. Geld war bei uns immer knapp und unser Verfügungsrahmen war ausgeschöpft. Jedes Mal, wenn mir der ständig furchtsame Gedanke kam, dass diese Fehlinvestition nicht rückgängig zu machen war, fragte ich Gott in aller Demut, welchen Gedanken ich berichtigen sollte, um eine Lösung und innere Ruhe zu finden.
Ich setzte mein Gebet im Bewusstsein fort, dass Gott die einzige Ursache ist, und da Gott gut ist, kann Er nur Gutes verursachen.
15 Jahre später lebten wir in den USA, aber wir hatten immer noch die Last dieser Schuld zu tragen. Als ich einmal meine Tochter in Deutschland besuchte, habe ich an einem Nachmittag den Fernseher eingeschaltet. Für gewöhnlich schalte ich nie einen Fernseher einfach so ohne Grund ein, aber an diesem Nachmittag tat ich es. Es lief eine Sendung, in der beschrieben wurde, wie man sich aus der „Schlinge“ von Immobilienfonds und deren Verpflichtung befreien könnte. Ich machte mir einige Notizen und fing an zu beten, um besser zu verstehen, was Gott wollte, dass ich begreifen sollte. Ich sollte meine Gedanken zur Wahrheit öffnen. Die Bibel sagt uns: „Ich merkte, dass alles, was Gott tut, für immer besteht: Man kann nichts dazutun oder wegtun; und Gott tut das, damit man sich vor ihm fürchten soll.“ (Prediger 3) Ich beteuerte, dass überhaupt nichts von mir als Gottes Kind weggenommen werden kann — und dass das sterbliche Gemüt mir nicht die lügenhafte Suggestion von Furcht oder Verlust einzureden vermag. Gottes Gemüt ist das einzige wirkliche Gemüt. Also kann mein Gemüt — als Widerspiegelung Gottes — keine Spur von aggressiven Suggestionen aufnehmen, die behaupten könnten, dass ein Fehltritt irreparabel sei. Ich betete weiter, um zu erkennen, dass Furcht mich weder verwirren noch missbrauchen kann. Also wusste ich auch, dass nur ein Gemüt — Gottes Gemüt — existiert und daher sowohl mein Gemüt als auch das der Bankangestellten, die uns das Darlehen gewährt hatten, nicht von Gottes Weisheit ausgeschlossen werden können.
Mir kam die Idee, bei der Darlehensbank anzurufen und ganz bescheiden die Situation darzustellen, die ich seit Jahren durchmachte. Ich wollte einfach vom Herzen sprechen. Das Telefongespräch mit dem zuständigen Kreditreferenten verlief sehr friedlich und ich wurde aufgefordert, mein Anliegen schriftlich vorzutragen, damit eine für beide Parteien günstige Lösung gefunden werden könne. Nach etlichen Wochen und verschiedenen telefonischen Rückfragen bekam ich die Empfehlung, die Person, die uns die Anteile verkauft hatte, als Vermittlerin zu beauftragen bzw. einzuschalten.
Ich setzte mein Gebet im Bewusstsein fort, dass Gott die einzige Ursache ist, und da Gott gut ist, kann Er nur Gutes verursachen. Das ist die Offenbarung der Wahrheit und Gottes Kinder sind überall empfänglich für diese Wahrheit. Die christusähnliche Natur des Menschen ist immer folgsam, immer empfangsbereit. Ich behielt ständig diese Gedanken, betete beharrlich und erwartete nur das Gute für alle Beteiligten. Es war nicht mehr gerecht für meine Familie und mich, mit dieser Last weiterzuleben.
In unserem Lehrbuch Wissenschaft und Gesundheit gibt Mary Baker Eddy die geistige Sinngebung des Psalms 23 wie folgt: „Ich werde immerdar im Hause des Herrn [dem Bewusstsein der Liebe] bleiben.“ (WuG, S. 578) Unser Heim ist unser Bewusstsein und Gott erteilt uns das Recht, über alles zu beten, was in unserem Heim vor sich geht. Durch Gebet wurde uns bewusst, dass wir zuallererst der Person vergeben mussten, die uns die Immobilienfonds verkauft bzw. uns zu dieser Fehlinvestition verleitet hatte. Ich machte mir bewusst, dass auch diese Person das geliebte Kind Gottes, bzw. Sein Ebenbild und Gleichnis war und darüber hinaus, dass sie das mit uns abgeschlossene Geschäft weder aus Habgier abgeschlossen hatte noch aus Gewinnsucht noch um uns einen Schaden zuzufügen.
Rückblickend merkte ich die Relevanz der Darlegung von Mrs. Eddy im Lehrbuch Wissenschaft und Gesundheit: „Jesus sah in der Wissenschaft den vollkommenen Menschen, der ihm da erschien, wo den Sterblichen der sündige sterbliche Mensch erscheint“ (WuG, S. 476-477). Weitere gute Gedanken, die mir besonders hilfreich waren, fand ich in einem Artikel von Adam H. Dickey — einem Schüler und Sekretär von Mrs. Eddy — mit dem Titel „Gottes Berichtigungsgesetz“. Darin stellt Mr. Dickey fest: „Das Gesetz in Tätigkeit wirkt sich stets dahingehen aus, dass es korrigiert und regiert, harmonisiert und berichtigt“ (The Christian Science Journal, Januar 1916, Vol. 33, S. 559). Für mich war damit gemeint, dass was immer unrecht oder widersprüchlich ist, aus sich selbst keine gesetzliche Grundlage hat und deshalb auch nicht in der Lage ist, eine heilende Darlegung zu verhindern. Ich sollte diese Angelegenheit ausschließlich in Gottes Händen belassen und volles Vertrauen haben, dass Gott sich gewiss bis ins kleinste Detail darum kümmern würde. „Nicht mein Wille, sonder dein Wille geschehe“. (Lukas 22)
Schließlich beauftragten wir die Person, die uns die Immobilienfonds verkauft hatte, mit der Bank zu verhandeln, und als Ergebnis erreichte sie, dass uns 1.) 2/3 der Schuld erlassen wurden und 2.) dass uns zur Tilgung des restlichen Darlehensbetrages ein 5-Jahresziel mit geringen monatlichen Zahlungen eingeräumt wurde. Das Beste aber war die Tatsache, dass wir den verbleibenden Schuldsaldo gleich durch eine fällig gewordene Auszahlung einer Versicherung begleichen konnten. Zusammenfassend kann ich sagen, dass obwohl die getätigte Investition nicht das erhoffte Ergebnis gebracht hatte, die Finanzlage unserer Familie zu einem Normalzustand wiederhergestellt wurde.
Endlich konnte ich dieses Problem als gelöst betrachten und gleichzeitig die wunderbare Erfahrung realisieren, dass Gott uns immer wissen lässt, was wir tun sollen, um die Situation zu meistern, wenn man immer dankbar, demütig und geduldig ist — und sich das beharrlich bewusst macht, selbst wenn man denkt, dass fehlinvestiertes Kapital nicht zu retten sei.
Gott als göttliche Wahrheit und ewiges Prinzip ist ständig tätig, immer ausführend, machtvoll und nur gut. Ich habe unablässig gebetet, um diese geistige Wahrheit zu erkennen und um mich an sie zu halten, damit ich die heilende Wirkung in unserer Familie sowohl wahrnehme als auch erlebe.
Dieser Beitrag ist ursprünglich im Christian Science Sentinel erschienen.
