Die Bibel ermahnt uns, „so gesinnt [zu] sein, wie Jesus Christus auch war“ (Philipper 2:5). Doch was bedeutet es, „die Gesinnung des Herrn“ zu haben (1. Korinther 2:16)?
Diese Frage habe ich mir häufig gestellt, als ich als Teenagerin anfing, die Christliche Wissenschaft zu studieren. Ich besuchte damals noch die Sonntagsschule einer anderen Konfession, wo ich gelernt hatte, dass es wichtig ist, Christus Jesus nachzufolgen. Doch die Christliche Wissenschaft half mir besser zu verstehen, was das bedeutet.
Zu den ersten Dingen, die ich an Mary Baker Eddys Schriften schätzen lernte, gehörten die sieben Synonyme für Gott, einschließlich Gemüt (in Kapitälchen), die der Erklärung der göttlichen Wissenschaft des Christus dienen. Mrs. Eddy erklärt in ihrem Buch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, dass Gott, das unendliche Gemüt, der einzige Schöpfer ist. Die Schöpfung des Gemüts besteht aus seinen eigenen geistigen Ideen. Und wenn Gott alles gut erschaffen hat – wie die Bibel uns versichert –, wie könnte Er dann der Ursprung von Krankheit, Sünde und anderen Übeln sein?
Ich erfuhr ferner, dass es im perfekt geordneten Universum des Gemüts keinen Raum und kein Betätigungsfeld für das Böse gibt. Wenn man sich Gottes Allheit und Güte ohne Gedanken an das Böse und ohne Furcht davor bewusst ist, hat man die Gesinnung – das Gemüt – des Herrn.
Doch wie steht es mit schlechter Gesundheit, finanziellen Problemen, unharmonischen Beziehungen, Ungerechtigkeit, Kriegen und Katastrophen, fragte ich mich. Wenn sie nicht echt sind, wieso erscheinen sie als Teil unserer Erfahrung?
Die Christliche Wissenschaft erklärt, dass diese Übel nur im vermeintlichen sterblichen Bewusstsein auftreten – im Gemüt ohne Kapitälchen. Und wir lernen, dieses sterbliche Gemüt abzulegen, wenn wir die Gesinnung des Christus annehmen.
Aus einer sterblichen Perspektive erscheint die Welt samt ihren Bewohnern materiell; Krankheit und Unvollkommenheit scheinen überall zu sein – und Gott nirgendwo. Doch die Christliche Wissenschaft lehrt, dass diese Sichtweise eine Illusion ist. Die einzig wahre Sichtweise ist die von Gott. Das göttliche Gemüt ist sich der Vollkommenheit des Menschen stets bewusst. Das von Gott erschaffene Gute wird jederzeit im Guten des Menschen widergespiegelt.
Durch geistiges Verständnis und Gebet können wir den Nebel des materiellen Sinnes auflösen, der behauptet, die Wahrheit des Seins verbergen zu können. Gebet, das auf Wahrheit beruht, befähigt uns, die klare Sicht auf Gottes geistigen Menschen und das Universum beizubehalten. Gott zeigt uns diese Sicht ohne Unterlass.
Wenn wir uns Gottes Allheit und Güte bewusstwerden, wird die Lüge des Bösen aus unserem Denken ausgelöscht, und das ist der einzige Ort, wo das Böse existieren kann. Und wenn es aus unserem Bewusstsein verschwunden ist, erleben wir es auch nicht mehr. Es ist also nicht nur möglich, sondern unvermeidlich, das Böse zu zerstören. Es kann nicht einfach im göttlichen Gemüt, Gott, oder in der Widerspiegelung des Gemüts, dem Menschen, koexistieren.
Jesus vollbrachte seine wundervollen Heilungen, indem er sich Gottes bewusst war – indem er Gott als sein einziges Gemüt erkannte. Seit ich anfing, die Christliche Wissenschaft zu studieren, habe ich viele Beweise dafür gesehen, dass dieses Christus-Bewusstsein Heilung bewirkt.
Hier ist ein Beispiel dafür, wie ich bestrebt war, Gott als Gemüt zu erkennen, um einen Krankheitszustand zu überwinden. Einige Tage, bevor ich mehrere Stunden fliegen musste, um eine Ansprache zu halten, zeigten sich Symptome einer schweren Erkältung. Ich fing sofort an, mit Auszügen aus Mrs. Eddys Antwort auf die Frage: „Was ist der Mensch?“ in Wissenschaft und Gesundheit zu beten, und zwar: „Er ist die zusammengesetzte Idee Gottes, die alle richtigen Ideen einschließt; der Gattungsbegriff für alles, was Gottes Bild und Gleichnis widerspiegelt; die bewusste Identität des Seins, wie wir sie in der Wissenschaft finden, in der der Mensch die Widerspiegelung von Gott oder Gemüt und somit ewig ist ...“ (S. 475).
Als ich mein Denken prüfte und an dem festhielt, was ich als Gegenwart Gottes in meinem Bewusstsein verstand, und alle Gedanken abwies, die nicht vom göttlichen Gemüt kamen, entdeckte ich, dass ich hinsichtlich bestimmter Situationen und Leute nervös war. Ich begann zu erkennen, dass jede Person, um die es ging, unendlich mehr war als das materielle Bild, das sich mir bot. Der Mensch ist Gottes geistige, vollkommene Widerspiegelung – rein, vollständig und frei.
Als ich dann mein Denken öffnete, um jeden von ihnen geistig zu erkennen, fiel mir ein, dass Gemüt seine gesamte Schöpfung harmonisch regiert und aufrechterhält. Und als ich verstand, dass wir alle Gottes Kinder sind, wurde ich von dem Gefühl der Unsicherheit befreit und befähigt, mich nicht als Sterbliche zu erkennen, die leiden muss.
Ich bekräftigte, dass Gott sich in vollkommener Tätigkeit ausdrückt und dass ich – wie alle Menschen – diese Tätigkeit widerspiegeln konnte. Ich verließ mich völlig auf Gott und bereitete meine Reise weiter vor.
Am Tag vor der Abreise waren fast alle Symptome verschwunden, und am Reisetag ging es mir gut. Obwohl alle meine Flüge an jenem Wochenende Verspätung hatten, blieb ich gelassen, weil ich wusste, dass Gott mich und alle Menschen überall geborgen hält. Ich vertraute auf Gottes Herrschaft und war völlig entspannt.
Mrs. Eddy schreibt in ihrem Buch Grundzüge der göttlichen Wissenschaft: „Gesundheit ist das Bewusstsein von der Unwirklichkeit des Schmerzes und der Krankheit oder vielmehr das absolute Bewusstsein von Harmonie und von nichts anderem“ (S. 11).
Diese auf Gottes Allheit beruhende Gewissheit bedeutet, die Gesinnung – das Gemüt – des Christus zu haben, und ein anderes Bewusstsein gibt es nicht.