Sie haben vielleicht schon einmal gesehen, wie ein Gefühl großer Traurigkeit sich umgehend körperlich zeigen kann, zum Beispiel, wenn die Augen sich mit Tränen füllen. Das kann einem zu denken geben. Wenn es eine so offensichtliche Verbindung zwischen unseren Gedanken und physischen Tränen gibt, wie sieht dann die Verbindung zwischen unserem Denken und unserer Gesundheit insgesamt aus?
Seit Langem schon erforschen Menschen vieler Kulturen und Zeitalter die mentale Seite von Gesundheit und Wohlbefinden. Was könnte dann erst dabei herauskommen, wenn wir alle weltweit lernen, wie man ein besseres Verständnis von der Verbindung zwischen Denken und Heilung erhält? Stellen Sie sich vor, wie es wäre, wenn die Gesundheitsfürsorge nicht mehr aus so enggefasster, materieller Warte betrachtet würde, wie das heute häufig der Fall ist.
Vor mehr als hundert Jahren machte Mary Baker Eddy, eine große Vordenkerin auf diesem Gebiet und die Verfasserin von Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, folgende Beobachtung: „Alles, was das Denken geistig leitet, wirkt sich positiv auf Gemüt und Körper aus“ (S. 149). Sie hatte die Verbindung zwischen Denken und Körper aus erster Hand erlebt, folgerte aber viel weiter. Sie erkannte, dass positive und dauerhafte Auswirkungen auf Gesundheit und Wohlbefinden sich auf etwas wesentlich Stärkeres gründen als nur auf den menschlichen Geist bzw. das menschliche Gemüt. Durch ausgedehnte Studien der Bibel erkannte sie Christus Jesus, den Sohn Gottes, als jemanden, der wissenschaftlich dachte und heilte und die Macht der Auswirkungen des Denkens auf den Körper – insbesondere den positiven Einfluss von geistigem Denken – besser verstand als sonst jemand.
Heute ist es nichts Ungewöhnliches, wenn Ärzte über eine Verbindung zwischen Körper und Geist sprechen. Die bekannte amerikanische Ärztin und Autorin Dr. Lissa Rankin stellt in ihrem Bestseller Warum Gedanken stärker sind als Medizin: Wissenschaftliche Beweise für die Selbstheilungskraft einige sehr hilfreiche Erkenntnisse vor. Gleich am Anfang fragt sie: „Was wäre, wenn ich behaupten würde, dass es für unsere Gesundheit am wenigsten darauf ankommt, auf unseren Körper zu achten? Dass andere Faktoren von größerer Bedeutung dafür sind, ob er wirklich vital ist?“ (S. 15).
Die Menschheit unserer kleinen Erde hat auf vielen Gebieten beachtliche Fortschritte gemacht. Auf dem Gebiet des mentalen Heilens jedoch eher wenig. Es hat insgesamt den Anschein, als ob die Menschheit neben dem Startblock steht und nicht so recht den Entschluss fasst, den Weg zu einer allgemeinen, weltweiten Anwendung geistigen Heilens zu gehen. Doch viele Menschen glauben inzwischen, dass es höchste Zeit ist, echten Fortschritt auf diesem wichtigen Gebiet zu machen.
Warum also unternehmen wir nicht den nötigen Schritt? Wie Sie sich denken können, beginnt eine mentale Heilpraxis mit der Suche nach Wohlbefinden bei mehr als nur der Körperlichkeit.
Nun denken Sie vielleicht: „Moment mal! Reden Sie hier übers Beten? Beten mag ja Trost bringen, aber bei näherer Betrachtung bestehen wir doch aus einem Körper, oder nicht?“
Es scheint tatsächlich so, als ob der größte Teil der Schulmedizin sich auf die Annahme gründet, dass Menschen quasi eine materielle Maschinerie oder materielle Organismen sind. Und eine materielle Maschinerie muss logischerweise materiell behandelt werden. Aus dieser Sichtweise bietet die Medizin hauptsächlich materielle Optionen, um das zu reparieren, was sie als physisch betrachtet.
Hinsichtlich dieser materiellen Optionen, die Frau Dr. Rankin auch selbst weiterhin verwendet und weiterempfiehlt, sagt sie: „Aber was wäre, wenn es etwas anderes gäbe, das noch wichtiger ist?
Was, wenn wir in der Lage wären, unseren Körper allein mit der Kraft unserer Gedanken und Emotionen zu heilen?“ (Warum Gedanken stärker sind als Medizin, S. 15).
Das geht in die Richtung, die Mrs. Eddy vor über 150 Jahren erforscht hat. Sie schreibt in Wissenschaft und Gesundheit: „Wenn wir die Krankheit dadurch beseitigen, dass wir das beunruhigte Gemüt ansprechen und den Körper nicht beachten, beweisen wir, dass allein das Denken das Leiden hervorbringt“ (S. 400).
Bedeutet das, dass wir mit menschlichem Willen die Fäuste ballen, die Zähne zusammenbeißen und uns dann Gesundheit vorstellen?
Nein. Willenskraft wird von Mrs. Eddy nicht empfohlen. In ihren tiefen Gebeten und ihrer intensiven Beschäftigung mit dem heilenden Vorbild Jesus offenbarte Gott ihr die göttliche Wissenschaft hinter Jesu heilenden Werken. Darauf folgte ihre eigene umfangreiche Praxis wirksamen Gebets und effektiver Behandlungen, und sie erklärt: „Das metaphysische Heilen umfasst unendlich viel mehr, als lediglich zu wissen, dass das Gemüt den Körper regiert ...“ (Christliches Heilen, S. 14). Sie wusste, dass Gesundheit weit mehr ist als nur ein Zustand der Materie oder des menschlichen Denkens, und ermahnte uns: „Gesundheit ist kein Zustand der Materie, sondern des Gemüts ...“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 120).
Neue Leser ihrer Werke merken sehr schnell, was die Verfasserin mit dem Begriff Gemüt meint. Sie verwendet Kapitälchen für Gemüt, wenn es die Bezeichnung bzw. das Synonym für Gott ist. Das göttliche Gemüt ist unendlich mächtig und eine gänzlich immaterielle Gegenwart – das allumfassende Bewusstsein, das all-liebend, allgegenwärtig und vollständig gut ist. Dieses Gemüt ist in Wahrheit unser Schöpfer, die höchste Quelle und der grundlegende Erhalter von Gesundheit und Vollständigkeit.
Gut, wie sollen Leute wie Sie und ich diese göttlich aufrechterhaltene Gesundheit auf praktischer Ebene erfahren, wenn Gesundheit mehr ist als ein Zustand aus Materie und menschlichem Willen, nämlich des göttlichen Gemüts? Wie heilt diese Änderung der Sichtweise – diese offenbarte Wahrheit – Krankheit?
Hier ist ein Beispiel. Als ich ein Teenager war, wachte ich eines Morgens mit einer schweren Lebensmittelvergiftung auf.
Zuvor hatte ich gelesen, dass Jesus die Menschen nicht aus eigener Kraft heilte, sondern „zum Vater“ ging, wie er es ausdrückte (Johannes 14:12). Dabeibezeichnete er Gott als Vater. Ich hatte mir das auch angewöhnt, also wandte ich mich ohne abzuwarten im Gebet an die Gegenwart Gottes um Hilfe.
Noch im Bett griff ich nach Wissenschaft und Gesundheit und schlug einfach eine Seite auf. Sie können sich meine Überraschung vorstellen, als mein Blick sofort auf folgenden Satz fiel: „Gib die allgemeine Hypothese zu, dass Speise die Nahrung des Lebens sei, und es folgt daraus unvermeidlich ein anderes Zugeständnis in der entgegengesetzten Richtung – dass Speise die Macht hat, Leben, Gott, durch Mangel oder Übermaß, durch Qualität oder Quantität zu zerstören“ (S. 388). Auf derselben Seite steht: „Tatsache ist, dass Speise das absolute Leben des Menschen nicht beeinflusst, und das wird offensichtlich, wenn uns bewusst wird, dass Gott unser Leben ist.“
Dieses wundervolle Buch umfasst siebenhundert Seiten, und mein Blick fiel genau auf diese beiden Sätze. Das war wie ein Wunder! Als ich die Stelle noch einmal las, empfand ich eine dankbare Liebe Gott gegenüber. Wie ein Blitz wurde mir klar, dass mein ganzes Leben Gott ist, das direkte Leben Seiner gesamten Schöpfung, denn ich wurde vom Gemüt erschaffen. Meine gegenwärtige Substanz ist göttlich geistig. Und dann der Clou: Der Kampfplatz befand sich nicht in einem materiellen Magen. Und ich musste auch nicht mit irgendwelcher Nahrung in meinem Magen fertigwerden. Der Kampf spielte sich im Denken ab, wo der Glaube – die irrige Meinung, dass Nahrung Macht hat, eine Schöpfung des Gemüts zu stören oder zu zerstören – als unwahr erkannt und ausgeräumt werden musste.
Ich begriff, dass meine Gesundheit kein physischer Zustand ist, sondern eine Tatsache des Gemüts.
Ich sah klarer denn je zuvor, dass wir wirklich keine materiellen Maschinerien sind. Wir sind von jeher Gottes Schöpfung und nicht die der Materie und werden nie etwas anderes sein. Wirksames Gebet hat nichts damit zu tun, die Macht des göttlichen Gemüts zu verwenden, um die Materie zu manipulieren. Bei Gebet geht es einzig und allein um Gemüt und das Verständnis, dass seine intakte mentale Schöpfung geistig aktuell und vollständig ist. Wir sollten dankbar sein für die göttliche Autorität hinter dieser Wahrheit, denn sie kann wirklich jede Lüge der Krankheit zerstören.
Mir wurde klar, dass die Macht des Gemüts, Gottes, mein Denken umgewandelt und die Sichtweise meiner selbst verändert hatte. Ich begriff, dass meine Gesundheit kein physischer Zustand ist, sondern eine Tatsache des Gemüts. Eine materielle Maschinerie namens Körper gibt es nicht. Es gibt nur Geistigkeit – Gesundheit im Gemüt –, und das ist hier und jetzt sehr wirklich und fassbar.
Das Gefühl des Krankseins war innerhalb weniger Minuten völlig verschwunden. Es gab keine Nachwirkungen, denn mein Umdenken von der Materie auf Gemüt stützte sich auf die Dauer und Verlässlichkeit des göttlichen Gemüts. Rückblickend definiere ich diese Heilung so: Eine menschliche, sehr irrige und auf Furcht beruhende Perspektive gibt der Sichtweise und Intelligenz des Gemüts, Gottes, Raum.
Sie können beim Lesen vielleicht merken, wie viel mir diese Ideen über Gebet und Heilung bedeuten. Und was bedeuten sie für die ganze Menschheit? In den vergangenen Jahren habe ich viele Heilungen dieser Art erlebt und bei anderen gesehen, und ich bin der Ansicht, dass es Zeit für die Menschheit ist, über die Macht Gottes als Mittel zur Reinigung des Denkens hinaus zu sehen und das Gemüts-Heilen als mehr als nur eine Kuriosität zu betrachten.
Diese Heilungen sind die tief hängenden Früchte des geistigen Wachstums. Weiter oben finden wir das Wissen und die Erkenntnis der Ganzheit unserer jederzeit intakten geistigen Identität als die reine, geistige Widerspiegelung des göttlichen Geistes.
Doch wir müssen irgendwo anfangen und den ersten Schritt tun. In dieser Ausgabe des Herolds lesen Sie von inspirierenden Erfahrungen anderer. Stellen Sie sich vor, was es bedeuten könnte, wenn die Allgemeinheit umfassender verstünde, dass die beste Gesundheitsfürsorge damit beginnt, Gesundheit als einen Zustand zu begreifen, der gänzlich auf dem allgegenwärtigen, liebevollen Gemüt, Gott, beruht. Das Potenzial für die Menschheit ist enorm, wenn jeder von uns lernt, viel bessere Verbindungen zwischen seinen Gedanken, dem göttlichen Gemüt und dem Bedarf an Heilung herzustellen.