Bei einer Heilung im vergangenen Oktober wurde ich daran erinnert, dass jede Heilung in der Christlichen Wissenschaft, ob sie augenblicklich eintritt oder länger dauert und mehr Einsatz erfordert, durch eine neue Sichtweise bewirkt wird – eine Umwandlung des Denkens von einer materiellen zu einer geistigen Perspektive. Manchmal kommt es uns vor, als könnten wir dieses Umdenken wie einen Lichtschalter betätigen und sofort zur geistigen Wirklichkeit erwachen, wodurch wir vom Nebel in das göttliche Licht von Gesundheit und Glück treten. Dann wieder mag es uns vorkommen, als würden wir immer dasselbe Feld bis in den Winter hinein beackern, und fragen uns, wann die Heilung eintritt.
Die Heilungserfahrung, von der ich berichten möchte, schien zunächst zur zweiten Kategorie zu gehören. Ich empfand eine überraschende, extreme Erschöpfung – deshalb überraschend, weil ich zwar viel gearbeitet, aber etwas getan hatte, was ich liebe –, gepaart mit starken Schmerzen und einem allgemeinen Gefühl von Unwohlsein.
Das trug sich interessanterweise an meinem ersten freien Wochenende in zwei oder drei Monaten zu. Ich wollte (und tat) nichts, als mich gemütlich hinzusetzen und Literatur der Christlichen Wissenschaft zu lesen – die wöchentliche Bibellektion aus dem Vierteljahresheft der Christlichen Wissenschaft, die Zeitschriften der Christlichen Wissenschaft, das Liederbuch der Christlichen Wissenschaft und Lieblingsstellen aus der Bibel und Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy.
Doch irgendwie fehlte mir Inspiration. Durch dieses Gebet und Studium erlangte ich aber immerhin die Überzeugung, dass ich eine gewisse unverarbeitete Menge an Ängsten, Zweifeln, Unsicherheiten, Gewohnheiten und vergangenen Fehlern mit mir herumschleppte. Ich machte mich an die Arbeit und betete, um sie in meinem Denken zu heilen.
Dann, ohne dass sich die körperlichen Symptome merklich änderten, stellte ich ein Umdenken fest. Ich erkannte, dass viel von meinem Sehnen und Beten übers Wochenende daher rührte, dass ich mich körperlich besser fühlen wollte. Das mag verständlich gewesen sein, doch der Ansatz – meine Herangehensweise im Gebet – war verkehrt. Mir kam die körperliche Situation wie eine unleugbare Realität vor. Vollkommene Gesundheit, die doch allen von Gott gegeben ist, erschien mir wie ein unerreichbarer Traum.
Ich erkannte diesen Gedankenzustand als das, was die Christliche Wissenschaft sterbliches Gemüt oder tierischer Magnetismus nennt. Mit anderen Worten, ich ließ mich von sterblichen, materiellen Gedanken und Überzeugungen – einer Tirade aus persönlichen Beschwerden und menschlichem Willen – beeinflussen. Diese Gedanken und Überzeugungen waren falsch, so wusste ich – sie konnten nicht echt sein, denn sie kamen nicht von Gott. Mir fiel ein, dass in Gottes gutem Universum (und ein anderes gibt es nicht) die geistige Tatsache immer Vollkommenheit ist.
Der mentale Krawall und die Begleitschmerzen, die ich zu erleben schien, waren in Wirklichkeit als nicht mehr als der wütende Lärm einer sterblichen Selbstwahrnehmung. Und da allein Gottes unsterblicher Ausdruck wirklich ist, konnte dieser Lärm nicht wirklich sein und wurde deshalb als nichts durchschaut. Diese einfache neue Denkweise hin zum geistigen Verständnis fühlte sich wie ein großer Schritt Richtung Heilung an, auch wenn sich rein physisch nichts geändert hatte.
In den darauffolgenden ein bis zwei Tagen weigerte ich mich, Gedanken von Spekulation zuzulassen, wie, warum und wo sich die Schmerzen entwickelten. Stattdessen betete ich, ruhte mich aus, half Menschen in Not und füllte meine Zeit und Gedanken mit weniger Ego und mehr Liebe. Nach ein paar Tagen konnte ich eine Sache pünktlich und ohne Erschöpfung abgeben, obwohl ich ein paar Stunden weniger schlief als sonst. Die Erschöpfung und Schmerzen hatten sich aufgelöst. Ich war geheilt. Ich bin tief dankbar für die Christliche Wissenschaft.
Iain Napier
Timişoara, Rumänien