Mehrere Wochen lang begleitete mich der Anfang eines geliebten Bibelverses durch den Tag: „So sehr hat Gott die Welt geliebt“ (Johannes 3:16).
Ich betrachte die Bibel als Chronik der Suche der Menschen nach Gott und gleichzeitig als Gottes Offenbarung Seiner selbst, durch die Er uns lehrt, was Er ist.
Als ich näher über diese Bibelstelle nachdachte, wurde ich zuversichtlich, dass Gottes Liebe die ganze Menschheit einschließt, jeden, ohne jemanden zu begünstigen. Sie ist universal und wird vor allem umsonst gegeben – völlig ohne Auflagen. Die Liebe Gottes ist die Verheißung „auf Erden wie im Himmel“, wie es im Gebet des Herrn ausgedrückt wird, das Christus Jesus lehrte (siehe Matthäus 6:9–13).
Ja, Gott hat die Welt lieb. Und ich war sicher, dass diese biblische Botschaft mit einer klaren Aufgabe zu mir kam: Ich musste verstehen, dass Gott wirklich die ganze Welt liebt – alle Menschen in den Nachrichten, in meiner Nachbarschaft, auf allen Regierungsebenen und so weiter. Gottes Liebe kommt jedem unmittelbar zu und errettet, führt und heilt hier und heute auf praktische und wirksame Weise.
Diese Aussage gilt heute ebenso wie zu Zeiten des Propheten Maleachi: „Bringt aber die Zehnten ganz in mein Vorratshaus ..., und prüft mich hierin, spricht der Herr Zebaoth, ob ich euch nicht die Fenster des Himmels öffnen werde und Segen herabschütte in Fülle“ (Maleachi 3:10). Es ist wichtig, die Fülle, den Reichtum, die Vertrauenswürdigkeit göttlicher Verheißungen zu erkennen.
Die Geschichte einer Freundin verdeutlicht die Großzügigkeit und Zielgerichtetheit der Versorgung Gottes „auf Erden wie im Himmel“. Ihre Mutter hatte zehn Kinder, und meine Freundin war eine der ältesten. Eines Tages kaufte ihre Mutter Rosenkohl. Meine Freundin fragte: „Wieso hast du Rosenkohl gekauft? Außer mir mag den doch keiner.“ Ihre Mutter antwortete: „Weil ich dich lieb habe.“ Gottes Liebe schließt immer den besonderen „Rosenkohl“ für uns ein.
Gottes Liebe ist unendlich, extravagant. Wenn wir das betrachten, was wie eine bittere Realität für die Welt aussieht, kommt es uns vielleicht völlig absurd vor zu glauben, dass Gott uns wirklich liebt. Doch wie bei jedem heilenden Gebet wirkt sich die Bekräftigung der geistigen Wirklichkeit – der Tatsache von Gottes Macht, Gegenwart und vollkommener Regierung – auch auf das Hier und Jetzt des Alltags aus. Die menschliche Erfahrung stimmt immer mehr mit der göttlichen Wirklichkeit überein.
Die geistige Tatsache, dass Gott die Welt liebt, wurde zu meinem täglichen Gebet und Anlass für enorme Dankbarkeit. Doch mir wurde auch schnell klar, dass ich ebenso davon überzeugt sein musste, dass die Gegenwart und Autorität von Gottes Liebe Wut und Hass, das Gegenteil der Liebe, entwaffnet. Die Bibel nennt böses Denken und Handeln den Einfluss der „Gesinnung des Fleisches“ (Römer 8:7), die ein Denken und Verhalten fördert, das nicht gottähnlich ist und demnach nicht zum Wesen des Mannes und der Frau von Gottes Schöpfung gehört.
Es ist wichtig, den Reichtum und die Vertrauenswürdigkeit göttlicher Verheißungen zu erkennen.
Gott hat jeden nach sich selbst geformt, nach dem einen Geist. Und dieser Geist Gottes, der in uns wohnt, zeigt uns, wer wir als Kinder Gottes sind – Kinder, die nie von der Liebe des Christus und seiner zärtlichen, unterweisenden Botschaft getrennt sind. Die Christus-Botschaft identifiziert uns nicht nur als die von Gott Geliebten, sondern lehrt uns auch, wie man christliche Qualitäten ausdrückt. Der rettende Christus wirkt im menschlichen Bewusstsein und wandelt sowohl unser Denken als auch Handeln um.
Ich bekräftigte täglich, dass diese Liebe Gottes, der wirkende Christus, jegliche Gesinnung des Fleisches davon abhalten würde, jemanden dahingehend zu beeinflussen, dass er auf eine Weise handelt, die Gottes Liebe entgegengesetzt ist. Und dann hatte ich eine kleine Erfahrung, die mir dieses Konzept verdeutlichte.
Eine Nachbarin schenkte mir Pfingstrosen aus ihrem Garten, und als ich sie in die Vase stellte, kam eine Wespe aus einer Blüte gekrabbelt. Ich beschloss, sie nach draußen zu bringen, doch bei dem Versuch stach sie mich in den Daumen. Meine erste Reaktion war Wut und ein starker Impuls, die Wespe zu erschlagen, aber sehr schnell empfand ich Ruhe und den Wunsch, das Tier wie ursprünglich beabsichtigt nach draußen zu bringen. Das tat ich.
Erst belasteten mich die spontane Wut und das Verlangen, es der Wespe heimzuzahlen. Doch bald wurde mir klar, dass ein übertriebener Fokus auf meine spontane Reaktion mich in der Wut gefangen halten würde. Das ist eine Falle der Gesinnung des Fleisches. Wenn man sich auf materielle Umstände konzentriert, bleibt man in der materiellen Geschichte behaftet und findet nicht die Heilung.
Stattdessen erhielt ich folgende Botschaft: „Schau, wie schnell die göttliche Liebe diese Wut aufgelöst hat. Sieh, wie unmittelbar sie durch normale, ruhige, tätige Liebe ersetzt wurde.“ Diese Erkenntnis war die Grundlage meines Gebets für mich selbst, als ich Schmerzen, eine Schwellung und eine Rötung handhabte, die von der Stichstelle im Daumen den Arm hochstieg. Welches Gift, welche Wut und gar welchen Hass wir auch handhaben müssen, verstand ich, sie haben aufgrund der Gegenwart und Macht von Gottes Liebe, zu schützen und zu retten, keine Auswirkungen. Wir können auf die geistige Tatsache vertrauen, die Mary Baker Eddy in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift bekräftigt: „Menschlicher Hass hat keine gesetzmäßige Vollmacht und kein Reich. Die Liebe herrscht“ (S. 454).
Die Unmittelbarkeit, mit der die Wut in meinem Denken durch Liebe ersetzt wurde, gab mir die Zuversicht der umfassenderen geistigen Realität. Hass wird durch Liebe entwaffnet – vollständig zerstört. Anders ausgedrückt: Da Gott unendliche Liebe ist, kann es keine Gegenwart oder Handlung des Hasses geben. Und so wie diese mächtige geistige Tatsache mir klarer gemacht wurde, wirkte dieselbe Liebe auch in jedem menschlichen Bewusstsein und lieferte den Gegenbeweis für Hass und seine Auswirkungen. Kurz darauf verschwanden die Schmerzen und Rötungen am Arm. Innerhalb eines Tages verschwand auch die Schwellung, und die Hand funktionierte normal.
Rückblickend denke ich, dass es wichtig war, in meinem Gebet über das hinauszugehen, was offensichtlich und sofort nötig schien, und tiefer einzudringen, um zur Wurzel zu gelangen. (Es ist wie Löwenzahn: Wenn man nur die Blüte entfernt, aber die Wurzel bestehen lässt, wird man ihn nicht los. Er wächst einfach nach!) Nur über die Schmerzen und die Entzündung in meinem Arm zu beten, reichte nicht. Ich musste diese geistigen Tatsachen über die unangefochtene Macht von Gottes Liebe erkennen und die daraus resultierende Unmöglichkeit von Gift und Wut verstehen.
Ich erfülle weiter meinen Auftrag, täglich zu erkennen und zu bekräftigen, dass Gott die Welt liebt. Ein solches Gebet ist für uns alle nötig.