Wofür sind Sie dankbar? Sie können für viele Dinge dankbar sein – für alle Anzeichen des Guten in Ihrem Leben, von Freundschaften und Familie bis hin zu Heimat, Gesundheit und Freiheit. Für Menschen mit einer religiösen Überzeugung ist es leicht, das Gute mit Gott als der Quelle allen Guten in Verbindung zu bringen – und Gott dankbar zu sein. Aber sind wir wirklich dankbar für Gott?
All dies wirft die Frage auf, wie man Gott kennen kann – wobei die Idee, Gott zu kennen, der gängigen Auffassung zuwiderläuft, dass Gott entweder ein Mysterium ist, das man von Natur aus nicht kennen kann, oder dass Er so jenseitig ist, so außerhalb unseres Alltags, dass wir Ihn gar nicht verstehen könnten. Doch mehr als jede andere Quelle hat die Bibel nicht nur die Suche beschrieben, Gott zu begreifen, sondern auch das, was über die Verbindung der Menschheit zu Ihm gelernt und demonstriert worden ist. Die Heilige Schrift ermutigt nämlich jede und jeden: „Du aber bleibe in dem, was du gelernt und worauf du vertraut hast, da du weißt, von wem du gelernt hast, und weil du von Kind auf die heiligen Schriften kennst, die dich weise machen können zum Heil durch den Glauben an Christus Jesus“ (2. Timotheus 3:14, 15).
Wir können Christus Jesus vertrauen, denn niemand hat Gott besser gekannt oder mehr geliebt. Tatsächlich widerlegen die Heilungen von Jesus bis heute die Annahme einer unverständlichen oder fernen Gottheit.
Während seines gesamten Wirkens hat Jesus ein völlig anderes Bild vom König der Könige gezeichnet als das eines gewalttätigen Herrschers. Für Jesus war Er absolut heilig. Er war jedoch nicht fern, sondern zutiefst vertraut und wertgeschätzt. So gut und weise, zärtlich und nah, gerecht und gut war Gott für Jesus, dass der Meister ihn Vater nannte. Und über sich selber sagte er: „Der Sohn kann nichts aus sich selber tun, sondern was er den Vater tun sieht; denn was dieser tut, das tut in gleicher Weise auch der Sohn“ (Johannes 5:19).
Gott, der allmächtige, unendlich liebende, allgegenwärtige Geist, spiegelte sich im gesamten Spektrum der Gedanken, Worte und Taten dieses idealen Menschen, Christus Jesus, wider. Und während seines kurzen Wirkens ereigneten sich so viele Heilungen, dass ein Autor des Neuen Testaments schrieb, die Welt könne gar nicht alle Bücher fassen, die nötig wären, um davon zu berichten. Aber letztendlich ging es nicht so sehr um Jesus, sondern um Gott. Jesu unerschütterliche Überzeugung, dass sein Gott allen Menschen gehört und jede und jeder eine Tochter oder ein Sohn ihres bzw. seines himmlischen Vaters ist, ging mit der Gewissheit einher, dass das, was er tat, andere auch nachahmen können. „Wer an mich glaubt“, verkündete er, „der wird die Werke auch tun, die ich tue ... damit der Vater verherrlicht wird im Sohn“ (Johannes 14:12, 13).
Mary Baker Eddys Entdeckung der Christlichen Wissenschaft im 19. Jahrhundert machte die praktischen Lehren Jesu verständlich, indem sie die Wissenschaft der Erkenntnis Gottes für die Generationen, die ihr Lehrbuch lesen und studieren würden, genau darlegte. So schrieb sie in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift: „Diese Wissenschaft lehrt den Menschen, dass Gott das einzige Leben ist und dass dieses Leben Wahrheit und Liebe ist; dass Gott verstanden, angebetet und demonstriert werden muss; dass göttliche Wahrheit den angeblichen Irrtum austreibt und die Kranken heilt“ (S. 471–472). Sie bewies durch ihre eigenen Heilungen, dass die Idee von Gott als dem Guten keine religiöse Theorie ist, an die man glauben muss, sondern ein wissenschaftlich geistiges Verständnis, das im täglichen Leben demonstriert werden muss. Wie dankbar können wir sein, dass Gottes Güte nicht etwas ist, das für einige bestimmt ist und für andere nicht, oder das nur wenige begreifen können. Gottes Güte ist die wirkliche Substanz unseres Lebens, das Gesetz unseres Seins.
Diese Wahrheit zu begreifen, segnet uns nicht nur, sondern versetzt uns auch in die Lage, selbst zu Heilerinnen und Heilern zu werden – zu bezeugen, welche Auswirkungen es hat, wenn wir Gott als gut für unsere Nächsten und weit über diese hinaus kennen. Wie es Mary Baker Eddy in ihrer Predigt Die allgemeine Anschauung der Menschen von Gott erklärt: „... wenn wir aber Gott richtig verstehen lernen, lieben wir Ihn, weil Er als der Eine erfunden wird, der ganz lieblich ist. So kommt es, dass ein geistigeres und wahreres Ideal von der Gottheit die Menschheit physisch und geistig bessert. Für den Christlichen Wissenschaftler ist Gott nicht länger etwas Geheimnisvolles, sondern ein göttliches Prinzip, das teilweise verstanden wird, weil es sich zeigt, dass die erhabenen Wirklichkeiten des Lebens und der Wahrheit Sünde, Krankheit und Tod zerstören ...“ (S. 6).
Sollte unser Bedürfnis, Gott zu kennen, überraschen? In jeder Disziplin ist der Schlüssel zum Fortschritt immer ein größeres Verständnis. Bei so unterschiedlichen Studienobjekten wie Natur und Sport, Bauwesen und Musik eröffnen neue Sichtweisen neue Möglichkeiten, führen zu einem tieferen Verständnis und ermöglichen es dem Einzelnen, Grenzen zu überwinden und neue Höhen zu erreichen.
Eines der besten Beispiele dafür, wie ein Verständnis von Gott das Leben verändert, ist die biblische Geschichte von Paulus, der zuvor Saulus hieß. Ihm wird zugeschrieben, den Athenern gesagt zu haben, dass ihre armselige Vorstellung von Gott ein Upgrade benötigte: „Den ihr nun, ohne ihn zu kennen, verehrt“, sagte er, „den verkünde ich euch“ (Apostelgeschichte 17:23). Er konnte dies mit Autorität sagen, denn er selbst hatte in einem buchstäblich blendenden Aufblitzen der Göttlichkeit, das die Rituale, Regeln und Riten, denen er so sehr zugetan schien, in den Schatten stellte, begonnen, Gott tatsächlich zu kennen. Und nicht nur sein Leben wurde reformiert – vom Henker zum Heiler –, sondern auch unzählige andere wurden wiederhergestellt und erlöst. (Einen Einblick in die reine Zuneigung, die Paulus’ Herz ergriff, als er Gott besser kennenlernte, erhalten Sie, wenn Sie den ersten Korintherbrief, Kap. 13 lesen).
Paulus lernte das, was auch wir wissen können: Es ist das geistig wissenschaftliche Verständnis von Gott und unsere innige Beziehung zu Ihm, dem Vater und der Mutter von uns allen, das eine positive Veränderung in allem bewirkt, angefangen bei unserem Charakter bis hin zu unserem Gemeinwesen.
Die Mitglieder meiner Zweigkirche, die auf dieser Grundlage beteten, erlebten einen Wandel im gesamten öffentlichen Bibliothekssystem, das unseren Antrag, einen Vortrag der Christlichen Wissenschaft in einer Nachbarschaftsbibliothek zu halten, zunächst abgelehnt hatte, weil man fälschlicherweise annahm, wir würden missionieren. Im Laufe eines Jahres und ohne zwischenzeitliche Kommunikation änderte die Bibliotheksleitung ihre seit langem geltende Politik und gestattete nicht nur der Christlichen Wissenschaft, sondern allen Glaubensrichtungen, in jeder ihrer zahlreichen Zweigstellen kostenlose Informationsveranstaltungen abzuhalten.
Das Verständnis unseres Vater-Mutter-Gottes führt uns von der Dankbarkeit, die die Beweise Seiner-Ihrer Güte anerkennt, direkt zum Herzen dieser Güte, weil wir lernen, Gott zu kennen und zu lieben. Und das ist der Ort, an dem wir sicherere Heilung, beständigeren Fortschritt und verlässlichere Erlösung für uns selbst und die menschliche Familie finden. In einer Zeit des Danksagens gibt es nichts, was unserer Dankbarkeit würdiger wäre als die Tatsache, dass wir Gott kennen.
Ethel A. Baker
Chefredakteurin
