Von Furcht reingewaschen zu werden, während unser Charakter umgewandelt wird, ist eine lebensverändernde Erfahrung. Mary Baker Eddy, die Entdeckerin der Wissenschaft des Christentums, die Jesus exemplifizierte, war sich bewusst, wie wichtig es ist, jede Art von Furcht zu besiegen – ob es sich um Versagen, ein körperliches Problem oder sonst etwas handelt.
Mrs. Eddy schreibt in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift: „Um beim Heilen Erfolg zu haben, musst du deine eigenen Befürchtungen ebenso wie die deiner Patienten überwinden und dich zu einem höheren und heiligeren Bewusstsein erheben“ (S. 419). Wie steigen wir in dieses heiligere Bewusstsein auf, das Furcht auflöst und uns befähigt, anderen zu helfen? Wir können damit beginnen, indem wir uns fragen, ob wir uns als sterblich oder unsterblich sehen – als grundsätzlich materiell oder als vollständig geistig und Gott-ähnlich.
Wenn wir uns als sterblich betrachten – als körperliche Wesen, die geboren werden, zu kämpfen haben und dann sterben –, glauben wir, dass wir ständig auf etwas Gutes warten oder etwas Schlimmes befürchten müssen. Wenn wir uns und andere stattdessen als unsterblich sehen – als Nachkommen Gottes, des göttlichen Geistes –, dann gehen wir von der Prämisse aus, dass wir alle geistig sind. Wie Jesus im Gebet des Herrn sagte, ist Gott unser Vater, unser Ursprung. Wir können zuversichtlich sein, dass Gottes Gesetze uns schützen und Seine Weisheit uns leitet.
Doch wie fangen wir an, unser Denken von einer materiellen, sterblichen Grundlage – die vorübergehend und unwirklich ist – fort- und zur geistigen, unsterblichen Grundlage hinzulenken? Folgende Stelle aus Mrs. Eddys Buch Die Einheit des Guten kann uns helfen, da sie den Unterschied zwischen den beiden Grundlagen verdeutlicht: „Die menschlichen Wesen sind physisch sterblich, geistig aber unsterblich. Das Böse, das der physischen Persönlichkeit anhängt, ist illusorisch und sterblich; das Gute aber, das der geistigen Individualität zu eigen ist, ist unsterblich“ (S. 37).
Es ist ermutigend zu wissen, dass Furcht und Charakterfehler – problematische oder schlechte Charaktereigenschaften – somit ebenfalls unwirklich sein müssen; sie haben keinen Bestand. Unsere guten Eigenschaften sind jedoch wirklich und von Dauer, denn sie entstammen Gott und sind Bestandteile unseres wahren, unsterblichen Seins.
Sterbliche Eigenschaften abzulegen hat mich folgendermaßen von lähmenden Ängsten befreit:
Bevor ich mit Anfang zwanzig in die Luftwaffe der Vereinigten Staaten eintrat, hatte ich mich bequem in meiner Komfortzone aufgehalten. Ich hatte nur Dinge getan, in denen ich gut war, ob Sport oder Arbeit. Es war mir nicht vorgekommen, als erforderte mein Leben viel Selbstprüfung oder geistiges Wachstum. Ich liebte die Christliche Wissenschaft, denn sie leuchtete mir ein und fungierte als Anker. Doch ich verstand weder, dass sie den Zweck hat, mich umzuwandeln, noch, dass ich erheblich geistig wachsen musste.
Als junger Offizier war ich plötzlich mit einer ganz neuen Welt von Herausforderungen konfrontiert. Zum ersten Mal in meinem Leben fühlte ich mich überwältigt von den Pflichten meiner Arbeit und der Furcht, in der neuen Umgebung nicht erfolgreich zu sein. Ich hatte immer auf Gott vertraut, doch nun musste ich Gott, Geist, besser verstehen und meine Zuversicht auf Ihn werfen, während ich mich gleichzeitig als rein geistig identifizierte. Ich war offen für diese Anforderung und die Gelegenheit für mentale Umwandlung, die mit einer Heilung einherging.
Eines Morgens wachte ich mit so starken Rückenschmerzen auf, dass ich kaum aus dem Bett und bis zum Schreibtisch kam. Ich nahm mir Mrs. Eddys Buch Vermischte Schriften 1883–1896 vor und las: „Ein wenig mehr Freundlichkeit, ein geläuterter Beweggrund, einige liebevoll mitgeteilte Wahrheiten, ein besänftigtes Herz, ein beherrschter Charakter, ein hingebungsvolles Leben würden die rechte Tätigkeit des inneren Triebwerks wiederherstellen und offenbaren, dass die Bewegung von Körper und Seele im Einklang mit Gott steht“ (S. 354).
Als ich die dort aufgeführten geistigen Eigenschaften sah, wusste ich, dass ich mich ändern musste. Furcht hatte mich ergriffen und fast gelähmt. Nun konnte ich fühlen, wie die göttliche Liebe mich von Furcht und Druck befreite, als ich mich bemühte, mit besänftigtem Herzen und einem beherrschten Charakter Gottes Pfad zu folgen. Ich konnte klar erkennen, dass ich bei meinem intensiven Fokus, gute Arbeit zu leisten, steif und angespannt geworden war. An jenem Tag verpflichtete ich mich zu einer neuen Lebensweise auf der Grundlage eines Wunsches nach einem Leben „im Einklang mit Gott“.
Ich kann dankbar sagen, dass die körperliche Heilung zügig kam. Die Umwandlung meines Charakters dagegen hat sich im Verlauf vieler Jahre vollzogen durch das ehrliche Bestreben, in allem, was ich sage und tue, Christus-ähnlicher zu sein und mich mehr von Liebe leiten zu lassen. Heute fühle ich mich wie ein anderer Mensch. Mein Wunsch, ein geistig gesinntes Leben zu führen, ließ mich Gott – der die Liebe selbst ist – noch näher sein, besiegte meine Ängste und brachte mich auf einen Weg voller Gelegenheiten, anderen zu helfen.
Die Bibel enthält viele Beispiele dafür, wie Furcht besiegt und das Leben von Menschen befreit wurde. Diese Berichte sind uns eine Lehre und machen uns Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Sie dienen nicht als intellektuelle Beschäftigungsgrundlage, sondern geben uns inspirierende Beispiele für ehrliche geistige Umwandlung.
Ein sehr gutes Beispiel ist die beliebte Geschichte, wie Jakob mit sich selbst rang und dann mit einem Engel – einer Wahrheitsbotschaft von Gott – kämpfte, bis sein Charakter umgewandelt wurde (siehe 1. Mose 32:25–31). Bis dahin schien Jakob eine Mischung aus guten und schlechten Eigenschaften zu sein. Mary Baker Eddys metaphysische Definition von Jakob im Glossar von Wissenschaft und Gesundheit lautet unter anderem: „Ein körperlicher Sterblicher, der Doppelzüngigkeit, Reue, Sinnlichkeit einschließt“ (S. 589).
Als Jakob mit dem Engel kämpfte, bat dieser, er möge ihn gehen lassen. Jakob antwortete: „Ich lasse dich nicht gehen, es sei denn, du segnest mich.“ Diese seinen Charakter umwandelnde Begegnung führte dazu, dass Jakob hinterher sagte: „Ich habe Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen, und meine Seele ist gerettet worden.“
Streben wir in unserer Praxis der Christlichen Wissenschaft nicht genau das an – zuzulassen, dass wir vom göttlichen Geist umgewandelt werden und erkennen, dass andere ebenfalls umgewandelt werden können? Sich und andere so zu sehen, wie Christus Jesus alle sah – gottähnliche Eigenschaften ausdrückend, denn dazu sind wir erschaffen –, und nicht als Sterbliche mit einer bunten Mischung an Charaktereigenschaften, die versuchen, sich zu bessern? Wenn wir mehr von den göttlichen Eigenschaften erkennen und für uns akzeptieren – Ehrlichkeit, Güte, Weisheit und Liebe zum Beispiel –, die Gott uns als Seinen Kindern verliehen hat, fallen sterbliche Eigenschaften zunehmend von uns ab. Wir haben weniger Angst, denn wir fühlen, wie Gott in unserem Leben vorherrscht.
Die Definition von Jakob in Wissenschaft und Gesundheit enthält ferner eine Beschreibung seines wahren Wesens: „Inspiration; die Offenbarung der Wissenschaft, in der die sogenannten materiellen Sinne der geistigen Auffassung von Leben und Liebe weichen.“ Das bewirkt den Sieg über Furcht und andere begrenzende Eigenschaften wie Egoismus und Neid. Wir lernen immer mehr, die Wahrheit über unser Sein zu verstehen, dass wir das Ebenbild der göttlichen Liebe sind. So glauben wir immer weniger, wir seien furchtsame, ringende Sterbliche, und erkennen, dass wir die unsterblichen, furchtlosen, vollständigen, kompetenten Kinder der Liebe sind.
Dieser Weg von einem sterblich verankerten Glauben zu einem unsterblichen, geistigen Wissen erfordert Geduld, doch es gibt viele Wegweiser auf dieser Reise, darunter die vier Evangelien, die Jesu Leben beschreiben. Mrs. Eddys Buch Vermischte Schriften enthält außerdem Artikel wie „Die Wiedergeburt“, „Teich und Taufe“ und „Der Weg“ (S. 15–20, 203–207 und 355–359). Diese sowie das Kapitel „Fußspuren der Wahrheit“ in Wissenschaft und Gesundheit gehen auf Selbstprüfung und Demut ein, die dazu führen, den Ausdruck unseres unsterblichen Selbst „verborgen mit Christus in Gott“ (Kolosser 3:3) zu verstehen und besser umzusetzen.
Furcht zu überwinden kann heute bewerkstelligt werden, so wie es in biblischen Zeiten bewerkstelligt wurde, indem wir unsere Identität in Christus finden, der wahren Idee von Gott. Der Charakter des Menschen wird durch den Christus umgewandelt, der im menschlichen Bewusstsein tätig ist. Wir werden Gott-ähnlicher und hegen weniger sterbliche Gedanken. Wir denken und sagen nicht nur, dass wir unsterblich sind, wir beweisen unsere Unsterblichkeit, indem wir „ein wenig mehr Freundlichkeit, ... ein besänftigtes Herz, ein[en] beherrschte[n] Charakter“ an den Tag legen. Dann werden auch wir gerungen haben und umgewandelt worden sein und gehen gesegnet voran.
