Ich kann mich an nur eine Gelegenheit erinnern, bevor ich die Christliche Wissenschaft kennenlernte, bei der ich darüber nachgedacht habe, ob das Leben etwas anderes sein könnte als eine sterbliche Existenz – und das war in der Grundschule. Ich unterhielt mich mit meinem besten Freund auf dem Schulweg über das Universum. Wir redeten ein wenig darüber, wie wir uns das „Draußen“ vorstellten, und das führte zu einem ersten Ahnen einer höheren Quelle des Lebens. Doch ich kann mich nicht daran erinnern, in den Jahren danach über Gott nachgedacht zu haben.
Als ich aufwuchs, bemühte ich mich, ein guter Mitmensch zu sein. Doch auf dem College ließ ich mich zu Aktivitäten verleiten, die nicht dazu passten, wirklich gut zu sein. Mein Leben änderte sich, als ich entdeckte, dass es einen Gott gibt, der vollständig gut ist, und dass ich Sein gutes Wesen widerspiegele.
Ich hatte eine junge Frau kennengelernt, die viele für mich attraktive Eigenschaften zum Ausdruck brachte, und das erweckte den Wunsch in mir, selbst besser zu sein. Nachdem wir ein paar Monate zusammen gegangen waren, stritten wir uns einmal im Haus ihrer Eltern. Meine Freundin verließ das Zimmer, und ich blieb völlig verzweifelt zurück. Es schien, dass unsere Beziehung auseinanderging, und ich war äußerst bestürzt darüber. Ich hatte die Augen geschlossen, meine Hände aufs Gesicht gelegt und rief aus: „Kann mir denn keiner helfen?“
Plötzlich sah ich etwas, das ich wie eine Vision eines goldenen Lichtkreuzes beschreiben würde. Auf dem Querbalken war die Bibelstelle „Psalm 4:6“ angezeigt. Neben mir auf dem Tisch lag eine große Familienbibel. Ich schlug die Stelle auf, die mir gekommen war, und las den gesamten Psalm. König David, der selbst viele Nöte hatte, öffnet den Psalm mit folgenden Worten: „Erhöre mich, wenn ich rufe, Gott meiner Gerechtigkeit, der du mich tröstest in Angst; sei mir gnädig und erhöre mein Gebet!“ (Vers 2). Gott hatte in der Tat mein ehrliches Flehen an jenem Tag erhört, das – wenn ich es damals auch nicht erkannte – in Wirklichkeit ein Gebet war. Und ich wusste, dass Er mir geantwortet hatte.
Der sechste Vers lautet: „Bringt Opfer der Gerechtigkeit und vertraut auf den Herrn.“ Und ein anderer Psalm sagt uns: „Die Opfer, die Gott gefallen, sind ein zerbrochener Geist; ein zerschlagenes Herz wirst du, Gott, nicht verachten“ (Psalm 51:19). Da ich mich zerbrochen fühlte – in meiner Beziehung und hinsichtlich einiger Verhaltensweisen und Charakterfehler, die berichtigt werden mussten –, lag einige Arbeit vor mir. Und ich wollte sie auch tun! Das war der Anfang einer grundlegenden Veränderung in meinem Leben, und dieser Einblick des richtigen Denkens wurde zum Kernpunkt meines geistigen Verständnisses.
Meine Freundin kam zurück ins Zimmer, und der Streit war vergessen. Einige Monate später heirateten wir. Das ist jetzt fünfzig Jahre her. Ich war so dankbar, nicht nur, dass unsere liebevolle Beziehung fortdauerte, sondern auch, dass ich Gott, die göttliche Liebe, entdeckt hatte.
Später erfuhr ich, dass Christus Jesus seine Nachfolger gelehrt hat, dass Gott ein liebender Gott ist. Und die Bibel sagt uns: „Gott ist Liebe“ (1. Johannes 4:8). Wenn ich an diese Erfahrung zurückdenke, muss ich auch an Paulus’ Beschreibung denken, als er die Nachfolger Christi verfolgte, dass er „ein Lästerer, ein Verfolger und ein Gewalttäter“ war. Er fuhr fort: „Aber mir ist Barmherzigkeit widerfahren, denn ich habe es unwissend im Unglauben getan“ (1. Timotheus 1:13).
Gottes Liebe rettete Paulus; und als mein Hilferuf vor all den Jahren erwidert wurde, wusste ich, dass Liebe mich lenkte, um mein unmoralisches und unkundiges Verhalten zu berichtigen.
Einige Jahre später fand ich bei meiner aufrichtigen Suche nach Informationen über geistiges Heilen die Christliche Wissenschaft (siehe „God, lead me to healing“ [Gott, führe mich zu Heilung], Christian Science Sentinel, 12. Juli 2010). Sie ist nun seit Jahrzehnten eine unersetzliche Hilfe dabei, auf dem geraden und schmalen Weg der Rechtschaffenheit zu bleiben.
Durch mein Studium der Christlichen Wissenschaft lernte ich, dass Gott auch göttliches Leben ist. Die Tatsache, dass Gott, Leben, vollständig gut ist, schließt die Möglichkeit einer wahren Existenz des Bösen oder eines Irrtums jeglicher Art aus. Dieses Verständnis kommt aus der Bibel: „Gott sah alles an, was er gemacht hatte, und sieh, es war sehr gut“ (1. Mose 1:31). Und: „Alle Dinge sind durch ihn gemacht, und ohne ihn ist nichts gemacht, was gemacht ist“ (Johannes 1:3).
Lange wünschte ich, zurückgehen und mir in der Jugend das beibringen zu können, was ich in den Jahren seit meiner Verhaltensänderung gelernt habe. Doch durch meine Beschäftigung mit der Christlichen Wissenschaft, die mir gezeigt hat, dass Gutes die Wirklichkeit ist, hat sich dieser Wunsch aufgelöst. Als der von Gott erschaffene wirkliche Mensch war ich nie von Seiner Reinheit oder Vollkommenheit getrennt. Gott hat mich nie mit einem Ego oder anderen Fehlern in Verbindung gebracht, denn sie waren mir als Seine gute Schöpfung nie zu eigen.
In meinem Bestreben, mich und andere so zu sehen, wie Gott uns sieht – und dementsprechend zu leben –, bin ich dankbar für folgende Anweisung aus Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy: „Es gibt nur einen Weg zum Himmel, zur Harmonie, und Christus in der göttlichen Wissenschaft zeigt uns diesen Weg. Er besteht darin, keine andere Wirklichkeit zu kennen – kein anderes Bewusstsein vom Leben zu haben – als das Gute, Gott und Seine Widerspiegelung, und sich über die sogenannten Schmerzen und Freuden der Sinne zu erheben“ (S. 242).
Ich erkenne, dass wir alles, was uns vom vollständig Guten ablenkt, besser auflösen können, je besser wir Gottes Güte und Wirklichkeit verstehen und dieses Verständnis der Vollkommenheit von Leben in unser Bewusstsein einlassen. Dann erkennen wir unseren unveränderlichen Status als Kinder Gottes – die vollkommene Widerspiegelung der Liebe – deutlicher und vertrauen ganz natürlich auf Seine Fürsorge.
Rod Wagner
