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Original im Internet

Laufen aus geistiger Sicht betrachtet

Aus der Juli 2024-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft

Dieser Artikel erschien ursprünglich am 1. Februar 2024 im Internet.


Seit meiner Kindheit laufe ich gern. Als Schüler war ich in Geländelauf- und Leichtathletik-Teams und jetzt als Erwachsener laufe ich weiterhin regelmäßig und nehme an Wettkämpfen teil. Zwar macht es mir nach wie vor Spaß, bei Wettläufen anzutreten, mir selbst etwas abzuverlangen und meine Fortschritte zu verfolgen, doch nach und nach ging es bei diesen Läufen weniger um Schnelligkeit als um geistiges Wachstum.

Vor ein paar Jahren setzte ich mich ans Ufer eines Sees, um den ich gerade gelaufen war, um Dehnungsübungen zu machen. Mir fielen etliche scheinbar wahllos angeordnete Bojen in Ufernähe auf. „Was sollen die wohl da?“, fragte ich mich, denn das ganze ergab keinen Sinn für mich. Einige Minuten später stieg ich auf eine Zuschauertribüne dort am Ufer, um mir den See und die Bojen von oben anzusehen. Jetzt stellte ich überrascht fest, dass sie perfekt parallel verliefen und Bahnen für ein Bootsrennen bildeten. Der Kontrast zwischen der ersten und der zweiten Sicht auf die Bojen war beeindruckend. Erst konnte ich nicht glauben, dass ich denselben Teil des Sees sah, doch es war offensichtlich, dass es dieselben ca. 20 Bojen waren. Das Einzige, was sich geändert hatte, war meine Perspektive.

Aus unmittelbarer Nähe der Bojen konnte ich keine Anordnung und keinen Sinn für ihren jeweiligen Platz erkennen; sie schienen völlig zufällig dort zu sein. Doch das war nur meine begrenzte Sichtweise, und die stellte sich als trügerisch heraus. Als mein Verständnis der Situation durch den höheren Winkel besser wurde, lagen die Anordnung und deren Sinn auf der Hand.

Mir kam die Erkenntnis, dass dies mit dem Verständnis über Gott und Seine Schöpfung vergleichbar war, wie sie in der Christlichen Wissenschaft erklärt werden: Egal wie verwirrend und unordentlich die Welt uns erscheinen mag, es gibt eine geistige Sicht der Schöpfung, die logisch und vollkommen ist und auf die wir uns vertrauensvoll stützen können. Wenn wir über die niedrigere – die begrenzte körperliche – Perspektive hinauswachsen und Gott, Gemüt, um Inspiration bitten, erlangen wir eine höhere Sichtweise und ein besseres Verständnis von Gott.

Später stieß ich auf die folgende Stelle aus Mary Baker Eddys Buch Vermischte Schriften 1883–1896, die mich an die Situation mit den Bojen erinnerte: „Nach rechts und links in den Nebel hineinschlagen klärt niemals die Sicht, sich aber darüber erheben ist ein unübertreffliches Allheilmittel“ (S. 355). Würde es jemals helfen, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen und zu den „Bojen“ hinauszuwaten und zu versuchen, sie auf eine Weise anzuordnen, die aus unserer begrenzten Perspektive sinnvoll erscheint? Nein. In Wahrheit ist Gottes geistige Schöpfung bereits vollkommen und beständig angeordnet, egal wie sie uns auf unserem menschlichen Standpunkt erscheinen mag.

Im Verlauf der Jahre habe ich Verletzungen und andere Probleme erlebt, die im Allgemeinen mit dem Laufen in Verbindung gebracht werden, und konnte viele überwinden, indem ich darum gebetet hatte, mein Denken zu erheben und die Situation so zu sehen, wie Gott – quasi von oben auf der Zuschauertribüne –, statt so, wie sie aus materieller Perspektive erschien.

Vor einiger Zeit lief ich beispielsweise einen schmalen Bürgersteig entlang, als mir ein Radfahrer zügig entgegenkam. Um Platz zu machen, verlegte ich meinen Weg ins Gras neben dem Bürgersteig. Dabei verletzte ich mir den Knöchel, denn das Gras hatte Unebenheiten im Boden verdeckt. Ich konnte nicht sagen, ob der Knöchel verstaucht oder gezerrt war, aber er tat sofort sehr weh. Dennoch vertraute ich auf dem Heimweg auf Gottes immer gegenwärtige Fürsorge. Der Knöchel war geschwollen und verfärbt, und ich konnte den restlichen Tag nur mit Mühe gehen. Als mir klar wurde, dass ich Ressentiments gegenüber dem Radfahrer hegte, weil er weder Platz gemacht noch seine Fahrt verlangsamt hatte, betete ich um eine geistige Sicht von dem Mann und seinem Verhalten: darum, ihn als Kind Gottes und uns alle als Gottes vollkommene Widerspiegelung zu sehen. Nachdem ich mein Gebet in diese Richtung gelenkt hatte, löste sich das Gefühl von Bitterkeit ihm gegenüber auf und machte brüderlicher Liebe Raum. Aufgrund dessen konnte ich kurze Zeit später wieder schmerzlos und unbehindert laufen.

Ein andermal bewirkte eine höhere, geistige Perspektive eine dauerhafte Veränderung meiner Sichtweise. Vor mehreren Jahren wurde in einem Spezialgeschäft für Laufschuhe eine Plantarfasziitis – eine Entzündung der Sehnenplatte an der Fußunterseite – bei mir diagnostiziert. Die Symptome hatten mich schon einige Zeit beschwert. Nachdem ich trotz der neuen Schuhe ein, zwei Wochen nur mit Schmerzen gehen und laufen konnte, rief ich einen Praktiker der Christlichen Wissenschaft an. Obwohl ich schon mein Leben lang regelmäßig die Gottesdienste der Christlichen Wissenschaft besucht hatte, war dies vermutlich das erste Mal, dass ich solch einen Anruf tätigte.

Der Praktiker wies mich während unseres Gesprächs darauf hin, dass Entzündung in der Christlichen Wissenschaft mit Furcht assoziiert wird, und ich hatte Angst, dass ich wegen der anhaltenden starken Schmerzen in meinen Füßen nie wieder würde laufen können. Zu meiner Überraschung weinte ich, als der Praktiker erklärte, dass ich ein Kind Gottes bin und dass die geistigen Eigenschaften Gottes, die ich widerspiegele, durch materielle Zustände oder Diagnosen nicht berührt werden können.

Als im Verlauf der nächsten Tage die geistigen Erkenntnisse aus diesem Telefonat in mir Wurzeln schlugen, ließ ich die Identität eines einfachen Läufers los und erlangte ein klareres Verständnis meiner wahren Identität als geistige Idee Gottes. Daraufhin lösten sich mein Stolz und übertriebener Fokus auf den Sport langsam auf, und die Entzündung in meinen Füßen verschwand ebenfalls. Meine Sichtweise der Situation bewegte sich von der niedrigen, auf der Materie basierenden Sicht auf eine höhere Perspektive, die der wahren, geistigen Wirklichkeit meines Seins näherkam. Wenn ich jetzt auf diese Heilung zurückschaue, erkenne ich, dass sie der Auslöser meiner veränderten Sicht auf die körperlichen Aspekte des Laufens hin zu den geistigen Qualitäten war, wozu Freude, Vitalität und Agilität gehören.

Eine Art zu beten ist für mich die Synonyme für Gott an die Worte „angetrieben von“ anzuhängen, wobei ich die Namen verwende, die die Bibel besonders hervorhebt und die in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy zum Tragen kommen, und dann denke ich darüber nach, was es bedeutet, von Gott „angetrieben“ zu sein. Ich bete beispielsweise so: „Dieser Lauf wird angetrieben von Prinzip, dem göttlichen Gesetz und der Grundlage der Aktivität aller Ideen Gottes; dieser Lauf wird von Wahrheit und nicht menschlichem Willen angetrieben und ist die Bewegung und Anwendung von allem, was richtig und wahr ist; dieser Lauf wird von Liebe angetrieben, und Gottes immer gegenwärtige Geborgenheit versorgt die Menschheit liebevoll und schützt und lenkt sie ewiglich.“

Heute nehme ich nach wie vor an anspruchsvollen Wettkämpfen, Geländeläufen und anderen Sportarten teil, wann immer ich kann. Ich denke oft an die Lektion einer höheren Perspektive zurück, die ich durch die Bojen im See erlangt habe, und verbringe weiterhin einen Teil jedes Laufs damit, für mich, die anderen Läuferinnen und Läufer und die Welt zu erkennen, dass der immer gegenwärtige und allmächtige Gott, das Gute, jede Tätigkeit vollkommen regiert.

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