Mal wieder ganz unter uns im kleinen familiären Kreis Weihnachten feiern war unser Plan für die Feiertage, als mich die E-Mail einer Bekannten erreichte, die mit ihrer Mutter bei uns Weihnachten verbringen und vorher die adventliche Stimmung in unserer Stadt erleben wollte. Sie fügte noch hinzu, dass sie gerne eine Freundin mitbringen würde, die nicht wisse, wo sie über die Feiertage hinsolle. Etwas überwältigt nahm ich mir eine Bedenkpause, um es mit der Familie zu besprechen, wie ich ihr sagte. Aber im Grunde wollte ich innerlich stille werden und mich an Gott wenden, um zu wissen, was hier das Richtige zu tun wäre, um den Bedürfnissen aller gerecht zu werden. Ich wusste, dass sich die göttliche Weisheit immer mitteilt und ich in jeder Situation auf sie lauschen kann.
Gebet in der Christlichen Wissenschaft bedeutet, alle rein menschlichen Gedanken, Sorgen und Ängste zum Schweigen zu bringen und stattdessen die Einheit des Menschen mit Gott, der göttliches Gemüt ist, zu bekräftigen. Wenn wir still werden und auf die Ideen lauschen, die dieses liebevolle Gemüt mitteilt, entfalten sich inspirierte Lösungen so, wie es für die menschliche Situation gebraucht wird. Als ich diesen Zustand innerer Ruhe erlangt hatte, konnte ich dem Konzept einer umfassenderen Liebe zum „Fest der Liebe“ Raum geben.
In einem Bibelvers über die Gastfreundschaft heißt es auch: „Vergesst nicht, gastfrei zu sein; denn dadurch haben einige ohne ihr Wissen Engel beherbergt“ (Hebräer 13:2). Zuversichtlich sagte ich also meiner Bekannten zu, nachdem auch weder mein Mann noch meine Mutter dagegen waren.
Bei allem Tun in gastfreundlichen Zeiten hilft es, wie Maria, dem Grundlegenden – dem Geistigen – die volle Aufmerksamkeit zu schenken.
Aber nun ging es an die Vorbereitungen. Dass Weihnachten als Christfest, also als die Kundwerdung der göttlichen Liebe im menschlichen Denken und Leben, und nicht als Tradition, materieller Genuss oder Freizeitvergnügen gefeiert werden sollte, zeigt mir die Begebenheit im Lukas-Evangelium, als Jesus bei zwei Schwestern, Marta und Maria, einkehrte (siehe Kapitel 10:38-42). Jede von ihnen setzt eine andere Priorität. Marta sorgt sich um die Bewirtung und ist dabei unzufrieden wegen der Mühe, die ihr das macht; Maria hingegen sitzt da und hört Jesus zu. Schließlich fordert Marta Jesus auf, ihrer Schwester zu sagen, dass sie ihr helfen solle. Jesus aber gibt ihr zur Antwort, dass es genau auf diese Hingabe und das Hinhören auf die geistigen Wahrheitsgedanken ankommt. Indem sie der Inspiration den Vorrang gibt, hat Maria „das gute Teil erwählt, das ihr nicht genommen werden wird“ (Lukas 10:42).
Die Geschichte hört hier auf, aber es lässt sich gut vorstellen, dass es ein harmonisches Zusammensein wurde. Und mir war klar, dass die innere Zufriedenheit die Priorität hatte und der Hunger nach Wahrheit oder dem Christus auch für unsere kleine Gesellschaft die Grundlage für ein harmonisches Beisammensein geben würde.
Das Bemühen dem wirklich Wichtigen den Vorrang zu geben war eine Anleitung bei meinen Vorbereitungen. Ich war zuversichtlich, dass wir alle mit geistigen Ideen versorgt würden, um gemeinsam die Eigenschaften auszudrücken, die die göttliche Liebe widerspiegeln. Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft, Aufeinandereingehen und fröhliches Miteinander waren einige der liebevollen Christus-Eigenschaften, die unsere Versorgungsaktivitäten mühelos machten.
Dass wir dann gemeinsam am Mittwoch, dem 24. Dezember, die Mittwochabendversammlung der Zweigkirche Christi, Wissenschaftler, am Ort besuchen, der Weihnachtsbotschaft lauschen und den Christus, den „Immanuel“ oder „Gott mit uns“, würdigen konnten, erfüllte uns und alle, die dabei waren, mit besonderer Freude. Und ich war so dankbar, dass durch Flexibilität, verbunden mit beharrlichem Festhalten am wirklich Wichtigen „das gute Teil“ nicht zu kurz gekommen war, sondern uns inmitten des Festtagsgeschehens mit Inspiration erfüllt und Frieden gebracht hatte.
Wenn ich zurückschaue, hatten sich Versorgung, Gespräche und Unternehmungen harmonisch zusammengefügt. Bei allem Tun in gastfreundlichen Zeiten hilft es, wie Maria, dem Grundlegenden – dem Geistigen – die volle Aufmerksamkeit zu schenken. Es öffnet die Türen unseres Denkens für inspirierte angemessene Lösungen und richtige Aktivitäten. Das ist beglückende Gastfreundschaft, bei der wir „Engel beherberg[en].“
