– so steht es in dem Evangelium nach Matthäus. Ist das etwas besonders Wichtiges, weil es extra erwähnt wird? Ja, unbedingt!
Jesus, der seit Jahrhunderten erwartete Messias oder Christus, war endlich erschienen und drei Jahre lang mit seinen Schülern in Samarien, Judäa, Galiläa und anderen Ländern des Vorderen Orients unterwegs gewesen. Er hatte in dieser Zeit viele Menschen geheilt, unterrichtet, ermahnt, getröstet und sogar von den Toten auferweckt. Sein Wirken war ein Werk der Liebe, und er überbrachte die frohe Botschaft, dass das Reich Gottes, das Himmelreich, inwendig in uns ist, nicht in weiter Ferne. Und doch wurde er verleumdet, misshandelt und schließlich sogar auf Betreiben der missgünstigen Obrigkeit und der aufgehetzten Menge gekreuzigt.
Jesu Lehre, dass Gott, unser aller Vater, immer-gegenwärtige Liebe ist, stand im Widerspruch zu der damals gängigen religiösen Auffassung. Denn man glaubte, Gott wohne in dem Teil des Tempels, der durch einen großen Vorhang vom Rest des Gotteshauses abgetrennt war und „das Allerheiligste“ hieß. Niemand hatte dort Zutritt als allein der Hohepriester; und das nur einmal im Jahr.
Als Jesus gekreuzigt worden war, da geschah was der Evangelist Matthäus berichtet: „Und von der sechsten Stunde an kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde. ... Und sieh, der Vorhang im Tempel zerriss in zwei Stücke von oben bis unten. Und die Erde bebte und die Felsen zerrissen“ (Matthäus 27:45, 51).
Dass der Vorhang vor der sogenannten „Wohnung Gottes“ zerriss, ist – finde ich – ein klarer Hinweis darauf, dass es diese menschengemachte Trennung zwischen Gott und Seinem Menschen nicht gibt. Gott ist Geist und dadurch immer gegenwärtig; und der Mensch ist das Bild und Gleichnis Gottes, wie es in der Bibel im 1. Buch Mose heißt (1:26). Und müssen nicht Original und Reflektion immer beieinander sein? Es geht gar nicht anders!
„Wie ein Wassertropfen eins ist mit dem Ozean, wie ein Lichtstrahl eins ist mit der Sonne, so sind Gott und Mensch, Vater und Sohn, eins im Sein.“ Diesen Satz schrieb die Entdeckerin der Christlichen Wissenschaft, Mary Baker Eddy, in ihrem Buch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift (S. 361).
Die Entmutigung und Trauer und der Schreck über die Schmerzen waren plötzlich weg.
Immer wieder stelle ich fest, dass wir es im täglichen Leben auch mit vielerlei „Vorhängen“ zu tun haben, meist mit mentalen. Ich hatte einmal eine Erfahrung, die mich wieder darauf aufmerksam machte. Ich sah mich plötzlich mit heftigen Schmerzen konfrontiert, die mir das Gehen mühsam werden ließen. Natürlich betete ich sofort, um von diesem Traum von Schmerz aufzuwachen. Ich spürte nur wenig Inspiration beim Beten und es wurde nur unwesentlich besser, aber doch so, dass ich wenigstens zur Zeugnisversammlung meiner Zweigkirche Christi, Wissenschaftler, fahren konnte.
Als ich dann zu Hause weiter betete, beschäftigte ich mich besonders mit zwei Artikeln, zu denen ich so richtig geführt worden war: „The scientific certainty of healing“ von James Spencer (aus dem Christian Science Sentinel, Ausgabe 8. September 2014) und „For or against spiritual healing: where do we stand?“ von Nathan A. Talbot (aus dem Christian Science Journal, Ausgabe Mai 1990).
Am nächsten Tag wollte ich den ersten Artikel noch einmal lesen. Da geschah etwas ganz Besonderes: es war als wenn „der Vorhang“ meines Denkens zerriss. Die Entmutigung und Trauer und der Schreck über die Schmerzen waren plötzlich weg. Einfach weg! Und das Sonnenlicht der Freude, der Nähe Gottes, erfüllte mich. Ich fühlte es ganz deutlich, wie es in mir hell und froh wurde. Ein paar Augenblicke später las ich dann dies in der Bibellektion (aus dem Vierteljahresheft der Christlichen Wissenschaft): „In der göttlichen Wissenschaft sind Gott und der wirkliche Mensch untrennbar als göttliches Prinzip und göttliche Idee“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 476).
Beim weiteren Nachdenken über diese ganze Sache kamen mir Worte aus der „Richtschnur für Beweggründe und Handlungen“ in den Sinn, die an die Mitglieder der Mutterkirche gerichtet ist. Mrs. Eddy sagt, dass wir wachen und beten sollen, um von allem Übel befreit zu werden: „vom irrigen Prophezeien, Richten, Verurteilen, Ratgeben, Beeinflussen oder Beeinflusstwerden“ (Kirchenhandbuch, Artikel VIII Abschnitt 1). Und ich merkte, dass ich all diese Dinge missachtet hatte: ich hatte meine vor mir liegende Arbeit „irrig prophezeit“, indem ich meinte, dass ich sie nicht würde leisten können; ich hatte über mich selber zu Gericht gesessen, indem ich mich wegen des materiellen Zustands des Körpers irgendwie verurteilte; ich hatte fast auf den „Rat“ des Irrtums gehört, die Pläne für das kommende Wochenende, die mir sehr wichtig waren, umzuwerfen; ich hatte mich also selbst falsch beeinflussen lassen durch die so schmerzhafte körperliche Situation.
Es gibt einfach nichts im ganzen Universum, was unseren seit Ewigkeit ererbten Zustand der Heiligkeit, der Vollständigkeit, des Heilseins stören oder gar zerstören könnte.
Und nun war ich natürlich zutiefst dankbar, dass der Vorhang dieses irrigen Denkens zerrissen war! Wie es so klar in der Lektion der Woche hieß: „Wer heilig ist, der sei weiterhin heilig!“ (Offenbarung 22:11). Es gibt einfach nichts im ganzen Universum, was unseren seit Ewigkeit ererbten Zustand der Heiligkeit, der Vollständigkeit, des Heilseins stören oder gar zerstören könnte. Das Wunderbare war auch, dass die unerträglichen Schmerzen bald völlig verschwunden waren.
Die Natur des Irrtums – d. h., alles dessen, was der Wahrheit, Gott, widerspricht – ist es, unser Denken und Empfinden dunkel, ja oftmals richtig finster werden zu lassen; sodass wir gute Aktivitäten absagen und geplante freudige Ereignisse für undurchführbar halten. Der Irrtum sagt immer: „Stopp! Es geht nichts mehr. Hör auf! Lass es sein! Geh doch einfach ins Bett.“ Während die Engel Gottes uns Mut, Energie, Freude und Kreativität verleihen, um aufzubauen, zu erfüllen, zu gestalten, um Liebe, Freude und Zufriedenheit zu erleben und weiter voranzugeben.
Unser Vater-Mutter Gott, das Gute, hat immer mit Licht zu tun, nie mit Dunkelheit. Er ist immer genau da, wo wir auch sind. Lassen Sie uns nie vergessen, dass nichts uns von Ihm trennen kann, von Seiner unendlichen Liebe und Güte. Da der trennende Vorhang zerrissen ist, kann jeder von uns Gott und Seine unendliche Liebe kennenlernen und erleben. Dadurch kommt die Osterfreude der Auferstehung Jesu und des ewigen Lebens zu uns und wir können in den frohen Ruf der ersten Christen einstimmen: „Er ist auferstanden! Ja, er ist wirklich auferstanden!“
