Die Welt ist von Bombenangriffen ganz betäubt. Schock und Ratlosigkeit erfüllen die Medien. Die Ausbrüche von Terror schüren Furcht und Spekulationen. Wer sind diese Leute? Wie können sie Kindern, Familien, unschuldigen Zivilisten und Staatsbediensteten so etwas antun?
Die Regierungen erklären eilig ihre Entschlossenheit, die Täter ausfindig zu machen und zu bestrafen. Sie versprechen, sich von nichts davon abhalten zu lassen, friedliche Lösungen für jahrhundertealte Konflikte zu finden und Komplotte zu vereiteln. Wir gedenken liebevoll der Trauernden und Verletzten.
Doch was geschieht dann? Können Sie und ich etwas tun, das über die Ablehnung von Verbrechen und das Gefühl von Schock und Empörung hinausgeht?
Terrorismus setzt Terror ein, um emotionale Taubheit und ein Gefühl von Machtlosigkeit zu schaffen. Er wird von Übel genährt, dem man nicht widersteht, sowie von der Furcht davor.
Es reicht nicht, die Menschen zu entwaffnen.
Die meisten von uns konzentrieren sich viel lieber auf das Gute im Leben, als das zu tun, was nötig ist, um dem Böswillen ein Ende zu setzen. Wir finden Gewalt von Natur aus abstoßend. Die durch Furcht und Empörung hervorgerufene Lähmung ist genau das, worauf ein Verbrecher abzielt. Blinder Hass hat zerstörerische Folgen, denn er geht auf ein Übel zurück, das der niedrigsten Ebene des menschlichen Gemüts entspringt und durch Mut und Geduld noch nicht konfrontiert und zerstört worden ist.
Doch wir können mehr sein als nur erstarrte Beobachter: Wir sind Denker mit einer aktiven Anteilnahme, die zu konstruktiven Veränderungen führt; Hüter, die ihrer Welt helfen wollen, anstatt einem Gefühl von Vergeblichkeit nachzugeben.
Ein kluger Denker weiß, dass äußerliche Ruhe – national wie international – als Ziel nicht ausreicht. Wir sehen immer wieder, dass die augenscheinliche Abwesenheit von Gewalt oder vorübergehende Zeiten relativ guter Stimmung als solches einer gewalttätigen Absicht nicht wirksam Einhalt gebieten können. Ja, der reine Anschein von Frieden zwischen feindlichen Fraktionen leistet nichts dafür, den zugrundeliegenden Hass und die Rachegefühle aufzulösen und zu beenden, die unsere wahren Feinde sind.
Auch wenn man Hass und Rache entwaffnet, können sie nicht mit Unschuld und Wohlwollen koexistieren. Die einzig wirksame Antwort auf Hass jeglicher Intensität ist, den Hass zu beenden. Vergeltung kann nicht gerächt werden. Man kann sie nur als sinnlos aufgeben. Das bedeutet, dass jeder, einschließlich des Täters, zu der moralischen Möglichkeit erwacht, dass Hass und Rache beendet werden können ‒ ja, dass ihr Ende unumgänglich ist. Sie sind keine Selbstverständlichkeiten, keine Bestandteile des menschlichen Konstrukts, das die meisten Leute als eine Mischung aus guten und bösen Impulsen und Reaktionen betrachten. Um diese Falle zu überwinden, muss man ein völlig anderes Verständnis vom Leben erlangen. Unser Bewusstsein vom Leben erfordert eine grundlegende Umwandlung.
Die allgemeine Anschauung, dass die Biologie die Menschen von Natur aus gewalttätig macht, dass sie nichts als eine weitere Tierart sind, deren von der Evolution gesteuertes Schicksal sich auf der Bühne sozialer Beziehungen ausspielt, führt in eine moralische Sackgasse. Auf diese Annahme gründet sich ein Teil der schlimmsten Geschichte bis zur heutigen Zeit, und sie wird die Zukunft in die Irre leiten, wenn wir sie nicht infrage stellen und ausmerzen. Eine Richtungsänderung zu etwas Besserem ist nur möglich, wenn wir die Herrschaft der höheren Intelligenz und das Bewusstsein von Gott, dem göttlichen Gemüt, verstehen und vollständig darauf vertrauen.
Mary Baker Eddy, die Gründerin dieser Zeitschrift, erkannte klar und deutlich, wie man die üblen Elemente des unverbesserten menschlichen bzw. „sterblichen“ Gemüts am besten konfrontiert. Sie schreibt: „Es bedarf keiner erschreckenden Explosion, um die eingeengten Elemente des sterblichen Gemüts zu befreien. Neid, Rivalität, Hass brauchen nicht zeitweilig geduldet zu werden, damit sie durch Leiden zerstört werden; sie sollten aus Mangel an Luft und Bewegungsfreiheit erstickt werden“ (Vermischte Schriften 1883–1896, S. 356).
Und an anderer Stelle sagte sie mit Hinblick auf das Gebet des Herrn: „Seid versichert, dass Gott in Seiner Weisheit die ganze Menschheit in allen Dingen prüfen wird, und dann, wenn wir treu erfunden worden sind, wird Er uns aus der Versuchung erlösen und uns die Machtlosigkeit des Bösen zeigen – ja seine gänzliche Nichtsheit“ (Vermischte Schriften, S. 114).
Gott stattet jeden mit der Fähigkeit aus, üble Neigungen infrage zu stellen und zu überwinden.
Das göttliche Bewusstsein, die göttliche Intelligenz, Gott, hält Seine gesamte Schöpfung geborgen – unvoreingenommen, immer und allüberall. Er prüft uns nicht, indem Er gestattet, dass uns ein Übel widerfährt. Vielmehr stattet Er jeden mit der Fähigkeit aus, üblen Neigungen zu widerstehen und sie zu überwinden. Wir müssen nicht erst warten, bis diese Neigungen in einem fürchterlichen Ausbruch an die Oberfläche kommen, um zu erkennen, dass es unerlässlich ist, auf mentale Weise tätig zu werden. Wir können mit Nachdruck zustimmen, dass die allgegenwärtige Macht der göttlichen Intelligenz das Verbrechen im Zaum hält und aufdeckt. Diese Intelligenz gebietet den intriganten Impulsen Einhalt, bevor sie zu einem Plan heranreifen, und lenkt die Motive in eine positive Richtung. Der Zweck des Lebens liegt darin, Beziehungen zueinander zu errichten und zu kultivieren, die Respekt und Wertschätzung über kulturelle und religiöse Grenzen hinaus erweitern.
Die Kluft zwischen Arm und Reich der gesellschaftlichen Klassen und Hemisphären kann nicht als in Stein gemeißelt bestehen bleiben. Wirtschaftliche Unausgeglichenheit und der daraus resultierende Neid können einem besser proportionierten Fluss von Ressourcen und Verbrauch Raum geben, wenn wir auf die göttliche Forderung eingehen, die immer eine völlig ausgewogene Versorgung mit sich bringt.
Als ich in einem kleinen asiatischen Land lebte, wo die Zivilbevölkerung ständig von terroristischen Verbrecherbranden bedroht war, stellte ich zusammen mit anderen dort lebenden Personen fest, dass Furcht keine Macht über unsere Fähigkeit hat, selbständig zu denken und wirksam und konstruktiv für das Wohl aller zu beten. Eines Abends wurde mir diese Tatsache angesichts eines schweren Feuergefechts besonders bewusst. Der Angriff verursachte starke Schäden am Haus und Auto eines Nachbarn, doch niemand wurde verletzt.
Sicherheit ist jederzeit greifbar, wenn wir uns zunehmend der heiligen Gegenwart der göttlichen Macht bewusst sind, die das Bewusstsein selbst da beherrscht, wo die Gefahr angeblich am stärksten ist. Wir können immer etwas tun, um allen Menschen zu helfen, die göttliche Gegenwart zu erleben, die tätig ist, um Menschen zu retten und zu beschützen. Ein Vers aus einem Lied bestärkt uns:
Gott ist mein Heil, mein Retter,
Wovor sollt’ mir denn grau’n?
In Nacht und in Versuchung
Kann fest auf Ihn ich bau’n.
Ob Feinde mich umlagern,
Im Kampf steh’ furchtlos ich:
Mit Gott an meiner Seiten,
Was könnte schrecken mich?
(Liederbuch der Christlichen Wissenschaft, Nr. 77)
Wir können heute an nichts Wichtigerem teilnehmen als das Bewusstsein zu pflegen und zu umhüten, damit es umgewandelt und im göttlichen Muster der geistigen Schöpfung wiederhergestellt wird. Es gibt einen Rhythmus aus vergeistigtem Fühlen und Denken, der erst unser eigenes Denken umwandelt und dann hochherzig bestätigt, dass dieselbe Umwandlung alle Menschen umfasst. Wenn wir unseren Nächsten wirklich lieben wie uns selbst, werden wir den göttlichen Einfluss der Liebe auf alle Menschen besser erkennen.
In einem kurzen Gebet, das vielen Menschen immer vertrauter wird, bringt uns Mrs. Eddy dieses Tatsache überzeugend näher: „,Dein Reich komme‘; lass die Herrschaft der göttlichen Wahrheit, des göttlichen Lebens und der göttlichen Liebe in mir aufgerichtet werden und alle Sünde aus mir entfernen; und möge Dein Wort die Liebe der ganzen Menschheit bereichern und sie beherrschen!“ (Handbuch der Mutterkirche, Art. VIII Abschn. 4).
