Der Mensch ist versorgt, weil er Gott widerspiegelt. Im ersten Kapitel des 1. Buches Mose lesen wir, dass Gott den Menschen nach Seinem Bild, Ihm ähnlich geschaffen hat. Die Christliche Wissenschaft ist die wunderbare Entdeckung der großen Wahrheit, dass der Mensch der vollständige und vollkommene Ausdruck Gottes ist. Aufgrund dieser Tatsache hat der Mensch nichts, was nicht von Gott stammt, noch kann er als Gottes Widerspiegelung unvollständig sein oder Mangel erleiden. Nicht ein Deut von dem, was Gott umfasst, kann ihm fehlen. Somit manifestiert der Mensch Versorgung und die Versorgung ist völlig geistig.
Das menschliche Gemüt stellt diese Aussage infrage. Weil es so sehr davon überzeugt ist, dass Versorgung materiell und nur durch materielle Kanäle und große Mühen des Einzelnen zu erreichen ist, statt aufgrund geistiger Erkenntnis und göttlicher Widerspiegelung inwendig in ihm zu sein, scheint es dem menschlichen Bewusstsein schwer zu fallen, die Aussage anzunehmen, dass der Mensch durch seine Widerspiegelung von Leben auch all das widerspiegelt, was Leben ausmacht. Wie der Mann in Jesu Gleichnis, der seine Scheunen abbrach und größere baute und dann zu seiner Seele sagte: „Seele, du hast einen großen Vorrat auf viele Jahre!“, suchen die Sterblichen Sicherheit in materiellen Gütern (Lukas 12:19). Am Ende stellen sie jedoch fest, dass diese Güter vergänglich, unsicher und illusorisch sind. Und dann meinen sie, Mangel zu erleiden. Jede Manifestation von Mangel ist nichts als eine Trugvorstellung von Furcht, Unwissenheit oder Sünde.
Geistige Versorgung fließt dem Menschen direkt von Gott zu – korrekter ausgedrückt: sie besteht zugleich mit Gott und dem Menschen. Sie ist nicht auf menschliche Wege oder Kanäle angewiesen, um sich zu manifestieren. Der Mensch nach Gottes Ebenbild kann ebenso wenig von seiner Versorgung getrennt sein, wie er von Gott getrennt werden kann, denn der Mensch ist und hat nichts anderes als die Widerspiegelung Gottes.
Wenn Versorgung dem menschlichen Sinn nach vorübergehend oder dauerhaft abgeschnitten oder versperrt ist, wenn es den Anschein hat, als gäbe es keine menschliche Quelle und keinen menschlichen Weg, um Zugang zu der nötigen Versorgung zu erhalten, dann zeigt sie sich, sobald Gott geistig und wissenschaftlich verstanden wird. Das wird aus Jesu Demonstration der Brote und Fische deutlich. Der Mensch ist kein Einsatzmittel für Gott, sondern eine Manifestation Gottes. Er ist mehr als nur der Empfänger des Guten; er ist dessen Ausdruck. Der Mensch ist nicht etwas, durch das oder in das Gott sich ergießt; er ist der absolute Ausdruck oder Beweis Gottes.
Die Liebe zum Geld stützt sich auf die Tyrannei ‒ den Despotismus ‒ der Materialität. Sie besagt: „Du bist auf mich angewiesen; ohne mich kannst du nicht einmal leben!“ Richtig betrachtet, ist Geld ein Tauschmittel, ein Symbol der Dankbarkeit, etwas, was man im Austausch gegen einen erhaltenen Wert gibt. Anstatt sich zu fragen: „Wie viel Geld habe ich?“ sollte man besser überlegen: „Wie viel Dankbarkeit habe ich?“
In seiner begrenzten Sichtweise von Versorgung misst und begrenzt das menschliche Gemüt ständig das, was es für gut und unentbehrlich hält. Die Christliche Wissenschaft fordert ein radikales Umdenken von allen, die sie studieren. Die Sonne sagt ja auch nicht: „Wenn ich gestern nur nicht so viel geschienen hätte, dann hätte ich heute mehr Licht, das ich verteilen kann!“ Die Tatsache, dass sie gestern geschienen hat, ist der Beweis dafür, dass sie heute auch scheinen kann. Und doch neigen die Leute dazu zu sagen: „Wenn ich gestern nur nicht so viel Geld ausgegeben hätte“ oder sogar: „Wenn ich gestern nicht so viel gegeben hätte, dann hätte ich heute mehr.“ Eine solche Denkweise gründet sich auf die Materie und erkennt weder das Gemüt als die unerschöpfliche Quelle der Versorgung, noch den Menschen als unendliche Widerspiegelung an. Das Gute, das wir gestern getan haben, und die scheinbaren Fehler und Versäumnisse der Vergangenheit begrenzen oder überschatten den heutigen Tag nur insoweit als wir dies in Form von unwissenden, falschen Überzeugungen zulassen. Wir kommen nie auf den Gedanken, dass diejenigen, die unsere Daseinsebene verlassen haben, von Versorgung abgeschnitten sind, obwohl sie alle menschlichen Wege, über die sie früher versorgt wurden, hinter sich gelassen haben. Wir können hier und jetzt ebenso wenig von der göttlichen Versorgung abgeschnitten werden.
In Wirklichkeit ist Versorgung noch nie zu großzügig mit anderen geteilt worden, noch wurde sie verschwendet oder unweise investiert. Da sie geistig ist, ist sie unteilbar und besteht in ihrer Vollständigkeit zugleich mit Gott und dem Menschen. In Gottes Universum hat es nie Fehler oder Fehlurteile gegeben. Da in der Vergangenheit keine Fehler aufgetreten sind, können sich daraus auch keine echten Konsequenzen für die Gegenwart ergeben. Versorgung steht dem Menschen heute aufgrund seiner Beziehung zu Gott zu. Seine Versorgung ist ewig, weil er Gott widerspiegelt. Egal welcher Augenschein sich den materiellen Sinnen präsentiert, diese Tatsache lässt sich nicht ändern. In der Wahrheit gibt es keine verpassten Gelegenheiten und keine Fehler der Vergangenheit. Der Mensch ist die gegenwärtige Widerspiegelung Gottes.
Wenn wir unsere menschliche Manifestation von Versorgung erhöhen wollen, müssen wir uns angewöhnen, das Gute zu verstärken. Das menschliche Gemüt neigt dazu, das Böse aufzubauschen; es wendet sich jedem unangenehmen Vorfall zu, erzählt ihn immer wieder und bauscht ihn weiter auf. Wachsame Christliche Wissenschaftler stellen fest, dass sich das Gute in ihrer Erfahrung vermehrt, wenn sie es sich zur Gewohnheit machen, das Böse zu minimieren und das Gute zu stärken. Was sehen wir: die Fülle der Liebe oder den Mangel des Irrtums?
Streng genommen ist niemand je ohne Einkommen. Jeden Augenblick kommt etwas in unser Denken, entweder Suggestionen von Verlust, Mangel, Verarmung, Furcht, Verzweiflung oder geistige Ideen, die Gott und die Beziehung des Menschen zu Ihm anerkennen. Wir müssen unsere Gedanken sorgfältig prüfen, denn von ihnen hängt ab, ob die äußerliche Manifestation Armut oder Fülle ist.
Versorgung wird durch die Zahlen auf einem Konto oder die Höhe des Gehalts weder angezeigt noch begrenzt. Versorgung ist so unendlich und unteilbar wie Gott selbst. Wir müssen unser Denken erweitern. Sterbliche Limitationen sind selbstauferlegt. Wir müssen uns weigern, mesmerisiert zu werden. Mangel ist im gesamten Universum Gottes unbekannt. Niemand kann Fülle auf sich selbst beschränken. Jeder Mensch kann sie demonstrieren, und wenn er dies tut, beweist er, dass alle anderen Kinder Gottes sie ebenfalls demonstrieren können. Wir sollten genauso wenig von „meiner“ oder „Ihrer“ Versorgung reden wie von „meinem“ oder „Ihrem“ Sonnenschein. Die Sonne scheint einfach, und zwar in reichlicher Fülle, und jeder kann sich ihrer erfreuen so viel er will, wenn er sich nur die Mühe macht, vor die Tür zu treten. Und damit nimmt er niemandem Sonnenstrahlen weg.
Die menschliche Vernunft schaut zweifelnd in die Zukunft und sagt: „Zu dem und dem Zeitpunkt wird mein Einkommen sich möglicherweise verringern oder völlig versiegen.“ Doch Gott weiß nichts von Kalendern oder Veränderungen. Versorgung ist fortdauernd. Die immer wiederkehrende Angst um materielle Versorgung oder materiellen Mangel verschwindet angesichts der wissenschaftlichen Demonstration von der Beziehung des Menschen zu Gott. In dieser Beziehung gibt es keine Stagnation, keine Barriere, keine mühselige, unbelohnte Arbeit. Der Mensch spiegelt wider, statt sich abzumühen. Der Apostel Johannes schreibt: „Geliebte, wir sind nun Gottes Kinder“ (1. Johannes 3:2). Und Paulus sagt: „Wir [sind] Kinder Gottes ... Wenn wir Kinder sind, dann sind wir auch Erben, nämlich Erben Gottes und Miterben Christi“ (Römer 8:16, 17).
Die Christliche Wissenschaft lehrt, dass diese Wahrheiten hinsichtlich der reichhaltigen Versorgung des Menschen demonstriert werden sollen, wenn wir Geld ausgeben oder finanzielle Verpflichtungen eingehen. Diese Wahrheiten sind geistige Tatsachen, deren Demonstration zu unseren Geburtsrechten gehört. Eine solche Demonstration gründet sich auf Ehrlichkeit, Reinheit und selbstloses Verlangen. Doch niemand sollte meinen, dass er in der Christlichen Wissenschaft Versorgung für egoistische Gewinne oder die Befriedigung der Sinne demonstrieren kann. Wissenschaftliches Denken ist Denken, das mit Prinzip im Einklang steht. Das Ergebnis ist ein angemessenes Bewusstsein von Werten. Es nimmt uns sowohl die Liebe zu materiellen Besitztümern als auch die Furcht vor materiellem Mangel. „Unsere Genüge kommt von Gott“ (2. Korinther 3:5 nach der King-James-Bibel). Das betrügerische, mesmerische Argument des sterblichen Gemüts sieht immer nur Mangel. Und eine Person mit dem größten Bankkonto kann gut die Person mit dem größten Gefühl von Mangel sein. In Wirklichkeit sind die einzigen Forderungen, die an den Menschen gestellt werden, geistig. Das Gemüt stellt diese Forderungen und erfüllt sie auch. Der Mensch spiegelt die Unendlichkeit des Gemüts wider – daher ist er stets angemessen versorgt.
Das sterbliche Gemüt greift ein Problem immer aus der falschen Richtung auf. Ängstliche Kürzungen und Minderungen der Ausgaben mögen gelegentlich menschlich erforderlich sein, sie demonstrieren jedoch niemals Fülle. Das reine Vorhandensein eines derart beschränkten mentalen Konzepts begrenzt unser Verständnis von Versorgung und macht die Demonstration von Fülle unmöglich. Eine durch wissenschaftliche Demonstration erlangte Position ist leicht zu verteidigen. Sie kann nicht umgekehrt werden. Es gibt keinen Rückschritt. Der Irrtum argumentiert zugunsten von Rückschritt. Der Befehl der Wahrheit hingegen lautet: „Vorwärts!“ Dies bezieht sich auf Finanzen, unser Heim, die Kirche, unsere Gesundheit – Tätigkeit und Nützlichkeit in all ihren Formen. Das Gute wird nicht durch Negativität erlangt. Wahrheit ist bejahend. Prinzip ist positiv. Es ist unmöglich, mithilfe von negativem Denken Fortschritt zu machen. Die Christliche Wissenschaft verlangt von uns, dass wir unser Denken positiv halten.
Mary Baker Eddy schreibt in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift (S. 258): „Der Mensch spiegelt Unendlichkeit wider, und diese Widerspiegelung ist die wahre Idee Gottes.“ Und sie fährt fort: „Gott bringt im Menschen die unendliche Idee zum Ausdruck, die sich unaufhörlich entwickelt, sich erweitert und von einer grenzenlosen Basis aus höher und höher steigt.“ Wenn jeder durch die Christliche Wissenschaft lernt, wie er diese Wahrheit für sich in Anspruch nimmt, und so weit im geistigen Verständnis von Gott wächst, dass er sie demonstrieren kann, dann wird er feststellen, dass diese Aussage die dauerhafte, positive Lösung der Versorgungsfrage verkörpert.
