Jeder Bericht eines terroristischen Anschlags wirft bei mir die Frage auf: „Was können wir als Bürger der Welt tun, um uns zu schützen?“ Und nicht nur terroristische Anschläge scheinen heutzutage immer wieder Teile der menschlichen Familie zu bedrohen. Auch extreme Wetterbedingungen sowie die große Anzahl von Flüchtlingen vor unmenschlichen oder unhaltbaren Zuständen in ihrem eigenen Land gehören dazu.
Ich habe gelegentlich festgestellt, dass meine Wachsamkeit und Aufmerksamkeit hinsichtlich Vorfällen dieser Art im umgekehrten Verhältnis zu der Entfernung sind, die zwischen ihnen und mir liegt. Je größer die Entfernung, desto weniger Aufmerksamkeit schenke ich ihnen. Wenn sie dagegen in meinem eigenen Land sind, nehme ich erheblich mehr Anteil. Doch ist diese Einstellung richtig? Sicherlich nicht.
Und ich muss dann immer an eine aufschreckende Aussage der Entdeckerin der Christlichen Wissenschaft, Mary Baker Eddy, denken. Sie schreibt: „Nur wenn wir dem Bösen Wirklichkeit einräumen und in einen Zustand bösen Denkens geraten, können wir der Annahme nach das Wohl eines Menschen von dem der ganzen menschlichen Familie trennen und auf diese Weise versuchen, Leben von Gott zu trennen“ (Vermischte Schriften 1883–1896, S. 18).
Niemand ist Gott jemals unwichtig.
Ich muss in meinem eigenen Gebet über solche Vorkommnisse ganz klar den Standpunkt beziehen, dass Leben wahrhaft Gott ist, wie der letzte Teil des obigen Satzes aussagt. Aufgrund der Tatsache über die Unendlichkeit und Unzerstörbarkeit von Leben als Gott, die den Ausgangspunkt unserer Gedanken bilden müssen, gelangen wir zu der Wahrheit, dass die Interessen der Mitglieder der „ganzen menschlichen Familie“ nicht voneinander getrennt werden können, egal wie weit entfernt sie leben. Niemand ist Gott jemals unwichtig. Und Gottes Liebe ist überall sonst auch so stark und gegenwärtig wie hier.
Für mich geht es als Erstes darum zu verstehen, dass die Liebe Gottes jederzeit sämtliche Menschen umfängt, unterstützt und versorgt, auch diejenigen, die von Gewalt berührt zu sein scheinen. Es ist keineswegs so, dass Gottes Liebe hier bei mir stark ist, aber weiter weg um den Erdball schwächer wird. Das stimmt einfach nicht. Gott ist überall gleich anwesend, da Er unendliche Liebe ist. Es gibt kein Fleckchen, an dem Gott nicht gegenwärtig und allmächtig, die zärtliche Mutter und der starke Vater ist.
Was auch immer die religiösen Überzeugungen in einer Region, die Politik oder Geografie, die herrschenden wirtschaftlichen Umstände, die Einstellung der Gesellschaft oder sonstige Faktoren sein mögen, die geistige Tatsache, dass Gottes Liebe niemals beschränkt ist, trifft immer zu. Und diese Liebe handelt mächtig und gezielt, um die Bedürfnisse jedes Menschen überall zu stillen.
Mary Baker Eddy schreibt im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft: „Liebe ist unparteiisch und universal in ihrer Anwendbarkeit und in ihren Gaben. Sie ist die offene Quelle, die ruft: ‚Wohlan, alle, die ihr durstig seid, kommt her zum Wasser!‘“ (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 13). Im selben Buch steht ferner: „‚Gott ist Liebe.‘ Mehr als das können wir nicht verlangen, höher können wir nicht schauen, weiter können wir nicht gehen“ (S. 6).
Das bedeutet jedoch nicht, dass wir nicht alle vernünftigen und intelligenten Mittel der beteiligten Regierungen unterstützen sollen, um Vorfälle zu beheben bzw. zu verhüten, bevor sie eintreten. Und wenn wir im Gebet die Weisheit und Intelligenz bekräftigen, die Gottes Wesen und Seiner Regierung des Menschen innewohnen, sollten wir wirksamere und besser vorbeugende Mittel erwarten.
Die Bibel berichtet uns beispielsweise, wie der König von Israel sich mehrmals vor den Hinterhalten feindlicher Armeen retten konnte. Als der gegnerische König seine Berater fragte, ob es einen Spion in ihren Reihen gebe, „da sagte einer seiner Knechte: ‚Nein, mein Herr König; sondern Elisa, der Prophet in Israel, sagt alles dem König Israels, was du in deinem Schlafzimmer redest‘“ (2. Könige 6:12).
Warum sollten wir nicht erwarten, dass Gottes allwissende und allmächtige Gegenwart uns hilft, die Völker der Welt von unerfreulichen Ereignissen zu schützen? Wir können die Machtlosigkeit und Unwirklichkeit des Bösen durch Gebet verstehen und beweisen.
Das ist in so anspruchsvollen Forderungen wie „dem Bösen [keine] Wirklichkeit einräumen“ und nicht „in einen Zustand bösen Denkens geraten“ enthalten. Wenn wir nur einen Gott, das göttliche Gemüt, anerkennen, dann erkennen wir nur Gutes für alle Völker der Welt an. In unserem Gebet und im Alltag das Gute als die Wirklichkeit zu wählen heißt, dass wir dem Bösen keine Wirklichkeit einräumen, und das kann sich auf andere Menschen und andere Teile der Welt erstrecken.
Wenn wir nur einen Gott, das göttliche Gemüt, anerkennen, dann erkennen wir nur Gutes für alle Völker der Welt an.
In dieser Liebe und Verherrlichung des Guten – Gottes Guten – enthalten ist die Überzeugung, dass die Fähigkeit, die Gelegenheit und der Respekt, die jedes von Gottes Kindern verdient, geistige Realität sind, die wir auf praktische Weise in jedem Teil der Welt umgesetzt erwarten können. Gesundheit, eine gute Ausbildung sowie eine sinnvolle und gewinnbringende Beschäftigung zusammen mit einem tiefen und ehrlichen Respekt für die Völker anderer religiöser und kultureller Hintergründe sind die Früchte eines klareren Verständnisses von Gottes universalem Guten. Unser Gebet für die ganze menschliche Familie schließt die Hingabe an eine Demonstration dieses Guten, angefangen mit unserem eigenen Leben, ein.
Wenn Vorkommnisse von Gewalt unsere Sicht der von Gott regierten geistigen Realität infrage stellen, kann ein beliebter Satz von Mrs. Eddy unser Gebet leiten: „Der eine unendliche Gott, das Gute, vereint Menschen und Völker, begründet die Brüderlichkeit unter den Menschen, beendet Kriege, erfüllt die Bibelstelle: ‚Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst‘, vernichtet heidnische und christliche Abgötterei – alles, was in sozialen, bürgerlichen, strafrechtlichen, politischen und religiösen Gesetzen falsch ist, stellt die Geschlechter gleich, hebt den Fluch über den Menschen auf und lässt nichts übrig, was sündigen, leiden, was bestraft oder zerstört werden könnte“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 340).
Nach verheerenden Vorfällen frage ich mich häufig: Wie lange sollte ich in dieser Weise beten? Und jedes Mal muss ich an diesen Rat im ersten Brief an die Thessalonicher denken: „Betet ohne Unterlass“ (5:17). Wie lange würden Sie beten, wenn Ihre eigene Familie betroffen wäre? Sie würden nicht aufhören zu beten, bis die Gefahr für alle Beteiligten vorüber wäre. Wenn wir Gott lieben, dann lieben wir jedes Kind Gottes, und es ist uns eine Ehre, für deren Sicherheit zu beten, egal wie weit entfernt sie von uns sein mögen. Denn sie sind wahrhaft Teil unserer Familie.
