Wenn ich an die grundlegenden Lektionen in den Sonntagsschulen der Christlichen Wissenschaft denke, insbesondere die zehn Gebote, die Bergpredigt und das Gebet des Herrn mit seiner geistigen Auslegung in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy, dann wird mir klar, dass die Sonntagsschule der Christlichen Wissenschaft einer der wertvollsten Orte auf Erden ist.
Ich besuchte die Sonntagsschule, bis ich zwanzig wurde. Der darin erteilte Unterricht hat mich auf unzählige Weise gesegnet und mir geholfen, als Schüler und Student Intelligenz, Weisheit und moralischen Mut zum Ausdruck zu bringen. Nach der Sonntagsschule trat ich einer Zweigkirche der Ersten Kirche Christi, Wissenschaftler, bei, und wurde eingeladen, Sonntagsschullehrer zu werden. Ich nahm sehr gern an! Obwohl es mir nicht schwerfiel, war es doch etwas Neues. Und diese besondere Aufgabe war ungewöhnlich, denn der Unterricht wurde ausgelagert: in ein Lerninstitut für benachteiligte Kinder im Alter von sieben bis neunzehn Jahren. Der Leiter des Instituts wollte, dass der Religionsunterricht dieser Kinder von Christlichen Wissenschaftlern erteilt wurde.
Ganz zu Anfang war ich der einzige Sonntagsschullehrer dort, doch dann kamen zwei weitere Mitglieder der Zweigkirche mit. Wir unterteilten die große Gruppe in drei Klassen und in meiner waren die Fünfzehn- bis Neunzehnjährigen.
Bevor ich dorthin ging, betete ich speziell für meine Klasse, um die Schüler als geistige Gotteskinder zu sehen, weder unterprivilegiert noch Straßenkinder. An diesem ersten Tag war die Atmosphäre sehr freundlich und fröhlich. Im Laufe der Wochen erzählten die Schüler von Heilungen, die sie durch Gebet in der Christlichen Wissenschaft erlebt hatten. Ihre Berichte waren voll Spontaneität und Verständnis.
Ein Achtzehnjähriger berichtete von seinen Schwierigkeiten mit den Abschlussprüfungen zur Qualifizierung fürs College. Er beschäftigte sich mit der Antwort auf die Frage „Was ist der Mensch?“ in Wissenschaft und Gesundheit (siehe S. 475). Während seiner Vorbereitungszeit machten wir uns die geistige Tatsache bewusst, dass der Mensch „die zusammengesetzte Idee Gottes [ist], die alle richtigen Ideen einschließt“ und daher göttliche Intelligenz zum Ausdruck bringt. Ferner bekräftigten wir, dass man im göttlichen Gemüt nicht durchfallen kann. Er bestand die staatliche Prüfung und konnte studieren.
Ende 2011 wurde das Lerninstitut geschlossen. Daraufhin unterrichtete ich die Sechzehn- bis Achtzehnjährigen in der Sonntagsschule meiner Zweigkirche. Anfangs sah ich mich selbst als jungen Lehrer, kaum älter als die Schüler und mit der persönlichen Verantwortung, Disziplin im Unterricht zu wahren und Fragen aller Art zu beantworten. Doch ein Gedanke aus Wissenschaft und Gesundheit half mir zu verstehen, dass der Unterricht in der Sonntagsschule nichts mit Alter oder Erfahrung zu tun hat. Mrs. Eddy schreibt: „Nichts ist neu für Geist. Nichts kann neu sein für das ewige Gemüt, den Urheber aller Dinge, der Seine eigenen Ideen von aller Ewigkeit her kennt“ (S. 518–519). Was erst schwierig aussah, wurde zu einem echten geistigen Abenteuer. Es zeigte mir, dass die Intelligenz und das geistige Verständnis, die erforderlich sind, um Kindern geistige Wahrheiten beizubringen, ihren Ursprung in Gott haben und dass der Mensch diese Intelligenz widerspiegelt. Von Gott als Ausgangspunkt entwickeln wir die Talente, die beim Unterricht in der Sonntagsschule vonnöten sind.
Es macht Spaß zu sehen, wie die Schüler erforschen, welche praktischen Antworten die Christliche Wissenschaft in Bezug auf Hausaufgaben oder Beziehungsprobleme bietet. Einmal hatten meine Schüler und ich eine gute Unterhaltung über Gott als Liebe. Wir gelangten zu der Erkenntnis, dass wir in unserem Umgang und Austausch mit anderen nur Liebe zum Ausdruck bringen können, da Gott Liebe ist. Wir können die Individualität jedes Menschen hochschätzen, da wir alle Gottes vollständige geistige Ideen sind, fähig, Liebe, Schönheit, Fröhlichkeit, Anstand und Integrität auszudrücken.
In einer Woche war die Hausaufgabe, eine Möglichkeit zu finden, ihrer Familie, der Umgebung und den Leuten in der Schule gegenüber Liebe zu zeigen. Am folgenden Sonntag erzählte jeder, wie es war, und wir konnten alle sehen, dass es nicht immer einfach, doch immer möglich ist, liebevoll zu sein.
Ein Schüler berichtete von seinen Erlebnissen und wie viel Macht Vergebung hat. Er hatte ein gespanntes Verhältnis zu seinen Eltern und litt darunter. Er betete ausdauernd, und zwar nicht auf Basis der materiellen Umstände, sondern aufgrund dessen, was Gott über den Menschen weiß. Nach und nach konnte er seine Eltern als wundervolle Widerspiegelungen Gottes, des Guten, sehen. Schließlich nahm er sich fest vor, seinen Eltern zu vergeben und das zu vergessen, was ihn verletzt hatte. Jetzt kommt er viel besser mit seinen Eltern aus.
Ich hatte außerdem Schüler, die nicht unbedingt zur Sonntagsschule kommen wollten, und andere, die Schwierigkeiten hatten, die Christliche Wissenschaft ohne Hilfe zu demonstrieren. In solchen Fällen halte ich mich an die Ideen aus einem Lied:
Des Herren Willen wirkt
in uns, Sein Werk zu tun;
Sein Werk ist die Stärke und der Ruhm;
in Seiner Kraft wir ruhn.
(Benjamin Beddome, Liederbuch der Christlichen Wissenschaft, Nr. 354, Bearbeitung und Übersetzung © CSBD)
Ein Schüler kam immer erst kurz vor Ende des Unterrichts. Er sagte, dass er einfach nicht so früh aufstehen könne. Auf seine Bitte hin unterstützte ich ihn durch Gebet. Jetzt kommen wir immer fast gleichzeitig an, stellen vor dem Unterricht gemeinsam die Stühle auf und verteilen Liederbücher.
Mary Baker Eddy schreibt: „Beweggründe bestimmen die Handlung und Gemüt regiert den Menschen. Wenn Sie dem kindlichen Denken die rechten Beweggründe zum Handeln klarmachen und es dahin bringen, sie zu lieben, wird es richtig geleitet werden ...“ (Vermischte Schriften 1883–1896, S. 51).
Für mich ist der Unterricht in einer Sonntagsschule der Christlichen Wissenschaft eine Quelle großer Freude und erheblicher geistiger Bereicherung.
