Ich wuchs in einer der kulturell vielfältigsten Städte der Welt auf und lebe weiterhin dort. Im Umkreis weniger Quadratkilometer um meinen Wohnort werden mehr als hundert Sprachen und Dialekte gesprochen. Meine Nachbarn bilden einen Mikrokosmos der meisten Hintergründe und Kulturen unseres Planeten. Ich liebe diese Vielfalt und freue mich, dass meine Kinder ebenfalls in einer reichen ethnischen und kulturellen Umgebung aufwachsen, die ihr künstlerisches und intellektuelles Interesse an der Welt schürt.
Für mich ist diese Vielfalt der Kulturen und Migrationshintergründe ein Hinweis auf die unendliche Vielfalt von Gottes Schöpfung. Zusätzlich zu dieser unendlichen Mannigfaltigkeit und Vielfalt unter Gottes Kindern gibt es geistige Einheit, da es nur einen Gott gibt. Der große Schöpfer ist der unendliche Eine, der unendliche Individualität in Seinen Kindern, dem Ebenbild bzw. der Idee Gottes, des göttlichen Geistes, ausdrückt.
Geist enthält keine materiellen Elemente irgendeiner Größe, Form oder Farbe. Die Substanz des Geistes, Gottes, ist geistig und unendlich. Daher sind Gottes Kinder geistig und spiegeln Individualität, die unendliche Substanz, Form und Farbe Gottes, der Seele, wider. Gottes geistiger Mensch steht über den Bezeichnungen, die ethnischen und kulturellen Hintergründen oft angehängt werden. Gemüt, Gott, drückt sich durch seine eigenen unendlichen Ideen aus, nicht durch materielle Elemente.
Mary Baker Eddy erklärt in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift: „Aus den unendlichen Elementen des einen Gemüts geht alle Form, Farbe, Qualität und Quantität hervor, und diese sind mental – sowohl primär wie sekundär. Ihre geistige Natur wird nur durch die geistigen Sinne wahrgenommen“ (S. 512).
Die Vielfalt der Migrationshintergründe und Kulturen in der amerikanischen (oder jeglicher) Gesellschaft könnte als eine menschliche Illustration der unendlichen Mannigfaltigkeit und Vielfalt einer Familie, der Ideen des Gemüts, betrachtet werden. Geistige Einheit hat nichts mit Homogenität oder Eintönigkeit zu tun. Im Gegenteil, Gemüt bringt den Menschen und das Universum aus der Fülle seines grenzenlosen Seins zum Ausdruck. Das hilft uns zu erkennen, dass die Vielfalt der Hintergründe und Kulturen kein Urheber von gesellschaftlichem Zerfall und Antagonismus ist. Vielmehr trägt Vielfalt zur Fähigkeit der Gesellschaft bei, sich dynamisch und kreativ neu zu erfinden, wenn die äußeren Umstände dies erfordern.
Die Ursachen sozialer Entzweiung und gesellschaftlichen Verfalls sind die bösen Elemente des Denkens, die sich die Motive und Handlungen von Menschen zunutze machen und fälschlicherweise Faktoren wie deren Hintergrund oder Kultur zugewiesen werden. Die „Gesinnung des Fleisches“ – wie der Apostel Paulus die Denkweise des Bösen nannte (siehe Römer 8:7) – ist die trügerische Mentalität, die Furcht, Unwissenheit, Misstrauen, Rassismus, Hass, Ungerechtigkeit usw. schürt. Doch gleichzeitig vereint uns Gottes Christus – der heilende Einfluss des Gemüts auf das menschliche Denken – in einer Atmosphäre der Liebe, der Demut, des Respekts und der gegenseitigen Anerkennung.
Die Gesinnung des Fleisches kann nicht bewirken, dass Unterschiede in Migrationshintergrund und Kultur die Menschen entzweien, und dazu gehören auch Menschen desselben Hintergrunds und derselben Kultur, die einander dennoch aufgrund wahrgenommener Differenzen – politischer, wirtschaftlicher oder religiöser Art – feindlich gesinnt sind. Um diese Differenzen zu überwinden, müssen wir die vereinigende Macht des Christus, der Wahrheit, erkennen. Der Christus heilt Uneinigkeit, indem er uns in dem einen Gemüt, unserem gemeinsamen Vater-Mutter-Gott, zusammenbringt.
Das Verständnis dieser geistigen Einheit ist das Gegenmittel gegen menschliche Uneinigkeit. Einheit zeigt sich, wenn wir die geistige Wahrheit akzeptieren, dass wir alle zum Ebenbild des einen Gemüts, Gottes, der göttlichen Liebe, erschaffen sind. Die Einheit Gottes vereint uns alle. Wenn wir verstehen, dass es nur einen göttlichen Geist gibt, der sich in seiner geistigen Schöpfung vollumfänglich zum Ausdruck bringt, können wir die universale Einheit wahrnehmen, die allem wahren Sein zugrunde liegt.
Paulus äußerte sich zu dieser gemeinsamen geistigen Bindung unter Gottes Kindern, als er schrieb, dass „wir doch nur einen Gott [haben], den Vater, von dem alle Dinge sind und wir zu ihm“ (1. Korinther 8:6). Und er schrieb: „Da ist weder Jude noch Grieche, weder Knecht noch Freier, weder Mann noch Frau; denn ihr seid alle einer in Christus Jesus“ (Galater 3:28).
Wer dieses geistige Verständnis von Einheit akzeptiert, kennt Leben so, wie es wirklich ist – als Widerspiegelung des einen unendlichen und allumfassenden Gemüts. Gott, göttliche Liebe, berührt unser Herz mit derselben christlichen Liebe, die in Jesus wirkte, als er diejenigen mit heilender Liebe umgab, die von anderen verachtet und ausgestoßen wurden. Jesus heilte den Knecht des Hauptmanns, die Tochter der syrophönizischen Frau, den Aussätzigen, den Steuereintreiber und andere.
Jesus wies mehr als einmal auf seine Einheit mit Gott als den Urheber seiner Errungenschaften hin. Er wies seine Nachfolger, einschließlich Menschen moderner Zeiten, an, ihre Einheit mit Gott und die heilende Macht zu akzeptieren, die dieses Wissen ihnen verleiht.
Wenn die Liebe des Christus unser Herz erfüllt, reißen wir die Grenzen nieder, die uns manchmal trennen. Die Grundlage für geistige Einheit zielt nicht darauf ab, andere dazu zu bringen, so zu sein wie wir, damit wir miteinander auskommen, sondern es geht darum, zuzulassen, dass der unendliche Gott uns Ihm ähnlicher macht und den unendlichen Ausdruck von Form, Farbe, Qualität und Quantität ans Licht bringt, die jeden von uns zu einem nützlichen, wichtigen und schönen Mitglied von Gottes Familie macht.
