Der Herold freut sich, eine neue gelegentlich erscheinende Kolumne vorzustellen, die vom Büro für Aktivitäten von Praktikerinnen und Praktikern der Christlichen Wissenschaft in der Mutterkirche in Boston, USA, bestückt wird. „Mein Pfad zur Praxis“ bringt autobiographische Beiträge. Die Beitragenden, in diesem Fall zwei anonyme Praktiker der Christlichen Wissenschaft, haben heute viel Erfahrung, doch sie waren noch nicht im Christian Science Journal bzw. Herold eingetragen, als sie demütig die ersten Bitten um eine christlich-wissenschaftliche Behandlung entgegennahmen – und ihnen unverzüglich nachkamen. Hier zeichnen diese beiden Heiler des 21. Jahrhunderts in eigenen Worten nach, wie sie mit Herz und Seele dem von Christus Jesus ausgehenden unmissverständlichen Ruf folgten: „Heilt die Kranken!“ Wir hoffen, dass unsere Leserschaft Schritt für Schritt ermuntert wird, die Hingabe an das wissenschaftlich-christliche Heilen im 21. Jahrhundert zu erneuern und dieses unschätzbare Geschenk von Gottes Gnade mit der ganzen Menschheit zu teilen.
Verfasser 1: Ich bin in einer Glaubensrichtung aufgewachsen, nach der man Gott lieben, verehren, danken, fürchten und gehorchen soll. Die Personen, die meine frühen religiösen Sichtweisen beeinflusst haben, waren freundliche, hingebungsvolle, ehrliche Menschen. Doch Gespräche über Gottes Liebe gingen selten über Jesu Tod am Kreuz hinaus. Mir wurde beigebracht, dass Gott uns Seine Liebe bei der geringsten Übertretung entziehen kann und dass Er nur bestimmte Menschen liebt. Dementsprechend hatte ich das Gefühl, dass Gott mir fremd war, und zweifelte längere Zeit Seine Weisheit an, weil Er ein sündiges, unliebenswürdiges Universum erschaffen hatte. Ja, ich war mir nicht einmal hinsichtlich Seiner Gegenwart wirklich sicher.
Als ich anfing, mich mit der Christlichen Wissenschaft zu beschäftigen, und erfuhr, dass Gott Liebe ist und dass der wahre, geistige Mensch der Nachkomme Gottes ist, wollte ich mehr erfahren. In dem Maße, wie ich Gott als das intelligente, liebevolle Prinzip von allem kennengelernt habe, was wirklich existiert, konnte ich die Liebe, nach der ich mich so gesehnt hatte, erkennen und erleben, und seitdem fühle ich mich Gott näher.
In der Bibel heißt es: „Naht euch zu Gott, dann naht er sich zu euch“ (Jakobus 4:8). Und wir lesen in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy: „Liebe zu Gott und zum Menschen ist der wahre Ansporn zum Heilen wie zum Lehren“ (S. 454). Das Wort Ansporn ist mir neulich in einem neuen Zusammenhang aufgefallen. Wir betrachten Ansporn als etwas, das motiviert und belohnt. Wenn wir uns Gott nahen, indem wir der Menschheit helfen und sie heilen, dann werden wir empfänglicher für Seine Liebe und erkennen sie besser, und das führt dazu, dass wir Ihn und die Menschheit mehr lieben. Daraus ergibt sich ein Kreislauf. Oder, wie Mrs. Eddy entdeckte und als die geistige Auslegung einer Zeile aus dem Gebet des Herrn weitergab: „Und Liebe spiegelt sich in Liebe wider“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 17).
Ein Vortragender sagte einmal in einem Vortrag über die Christliche Wissenschaft, dass Liebe wie die fünf Brote und zwei Fische ist – man glaubt, nicht genug zu haben, bis man anfängt, sie mit anderen zu teilen. Und als ich anfing, Gottes Liebe zu fühlen und nachvollziehbar zu erleben, wuchs mein Verlangen, sie weiterzugeben. Erst machte ich mich in meiner Zweigkirche der Christlichen Wissenschaft nützlich, indem ich die Büsche zurückschnitt und den Rasen mähte. Dann wurde ich Mitglied. Dann wurde ich Leser und später Mitglied des Vorstands, und seitdem war ich in vielen weiteren Ämtern tätig. Jeder Ausdruck der Liebe in dieser Reihe führte dazu, dass ich Gott besser verstand und mich mehr geliebt fühlte. Jetzt teile ich diese Liebe mit anderen, indem ich vollzeitig in der Praxis des christlich-wissenschaftlichen Heilens tätig bin.
Ich musste viele Hürden überwinden, bevor ich diesen Schritt unternehmen konnte – das Gefühl, nicht genug Zeit, Geld und Verständnis zu haben, sowie die Überzeugung, nicht würdig zu sein. Jeden Tag schienen neue Hürden hinzuzukommen. Doch ich überwand jede einzelne, indem ich sie als falschen Glauben erkannte, der keine Grundlage hat, keine Wirklichkeit in Gott, der göttlichen Liebe, die uns reichhaltig mit Liebe versorgt, wenn wir diese Liebe mit anderen teilen. Nach und nach fiel jede Hürde in sich zusammen.
Bei jedem Auftauchen und anschließenden Überwinden der einzelnen aufdringlichen falschen Vorstellungen musste ich an die Worte einer Praktikerin denken, die auf einer Jahresversammlung der Mitglieder der Mutterkirche die Frage stellte: „Worauf warten Sie?“
Seit ich hauptberuflich Praktiker der Christlichen Wissenschaft bin, habe ich tieferes und schnelleres geistiges Wachstum erlebt als je zuvor. Neue Gelegenheiten, andere zu lieben und ihnen zur Seite zu stehen, ergeben sich ständig, und ich folge der Führung Gottes, des Prinzips.
Die Hürden sehen weniger beeindruckend aus, wenn Liebe unsere Gedanken auf eine höhere Ebene hebt, von wo aus wir beobachten können, wie diese Hürden sich auflösen. Und in dem Maße, wie unsere „Liebe zu Gott und den Menschen“ wächst, machen wir Fortschritte. Wir lesen in Wissenschaft und Gesundheit: „... Fortschritt ist das Gesetz Gottes, dessen Gesetz nur das von uns fordert, was wir auch erfüllen können“ (S. 233).
Allen, die sich Gott und den Menschen näher fühlen wollen, und die mehr Liebe erleben und schenken möchten, stelle ich die Frage: Worauf warten Sie?
Verfasser 2: Als ich neu in der öffentlichen Praxis war, hinterließ eine Patientin eine Nachricht, in der sie erklärte, dass sie das Konzept von Gott vom Verstand her begriff, aber erkennen wollte, wie sie Gottes Gegenwart tief spüren konnte. Ich bereitete eine Antwort vor, indem ich die Bibellektion jener Woche aus dem Vierteljahresheft der Christlichen Wissenschaft las. Ich dachte über die verschiedenen Möglichkeiten nach, mit denen ich mit der Anruferin über Gebet sprechen konnte.
Sehr bald verstand ich, dass ich meine Worte selbst in die Tat umsetzen musste. Statt Tipps zu geben, wie diese Frau Gottes Gegenwart fühlen konnte, musste ich das selbst tun. Als Erstes stellte ich meinen Timer auf zehn Minuten, vertrieb alle Zweifel und Ängste aus meinem Denken und betete. Mir kamen wundervolle Gedanken darüber, sich der Bibel zuzuwenden – das Denken zu erheben und dann die Bibel aufzuschlagen, um zu lesen, was Gott uns zu sagen hat. Zunächst dachte ich, dass ich dies der Anruferin sagen sollte.
Ich rief die Frau zurück, aber sie nahm nicht ab. Mir wurde erneut klar, dass ich meinen Rat selbst befolgen musste. Ich wandte mein Denken Gott zu und schlug die Bibel auf. Mein Blick fiel auf diese Stelle im Buch Jesaja: „Sagt den verzagten Herzen: ‚Seid getrost, fürchtet euch nicht! Seht, euer Gott kommt zur Rache; Gott, der vergilt, kommt und wird euch helfen.‘ Dann werden die Augen der Blinden aufgetan und die Ohren der Tauben geöffnet werden“ (35:4, 5). Das ganze Kapitel ist wundervoll, doch diese Verse sprachen mich besonders an. Sie verdeutlichen die Einfachheit der Behandlung. Meine Angst löste sich auf.
Ich rief die Patientin noch einmal an. Diesmal nahm sie ab und sagte, dass sie beim Warten auf meinen Rückruf die Inspiration bekommen habe, „Gott das Ruder zu übergeben“. Sie habe sich augenblicklich entspannt und von Gottes Gegenwart erhoben gefühlt und die Auswirkungen meines Gebets fühlen können. Wir freuten uns beide sehr. Mir wurde klar, dass ich nichts von dem, was ich vorbereitet hatte, zu sagen brauchte – ich musste nur verstehen, dass ich aufgefordert worden war, selbst auf Gott zu lauschen.
Diese wundervolle Erkenntnis wurde durch eine andere Erfahrung ein paar Wochen später noch weiter untermauert. Während eines Telefonats äußerte eine Patientin, dass sie nicht gern in der Bibel und dem Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit, las. Sie sagte, ihr gefielen nur die Zeitschriften der Christlichen Wissenschaft. Ich sagte nichts dazu, wusste aber, dass die Patientin dahin geführt werden würde, diese beiden Bücher wertzuschätzen.
Ich las damals gerade Wissenschaft und Gesundheit aus einem neuen Blickwinkel, so als wäre ich neu in der Christlichen Wissenschaft – als würde ich wirklich mit ihr ringen. Ich wusste selbst, wie besonders und wichtig dieses Buch ist, und ich war sicher, dass es natürlich für andere ist, das genauso zu sehen.
Die Patientin rief mich am nächsten Tag wieder an. Diesmal war sie zutiefst begeistert von Wissenschaft und Gesundheit! Sie erzählte mir von ein paar Stellen, die sie besonders inspiriert hatten, und ich erwähnte, dass diese Stellen direkt aus der Bibel kamen. Sie erklärte, dass ihre Eltern in ihrer Kindheit die Bibel auf negative Weise benutzt hätten, doch als sie diese Stellen nun im Kontext von Wissenschaft und Gesundheit las, sah sie sie plötzlich mit ganz anderen Augen.
Erfahrungen wie diese halfen mir, deutlicher zu erkennen, dass die göttliche Liebe, unser Vater-Mutter-Gott, ganz natürlich zum Praktiker und zur Patientin spricht. Wir werden im Lehrbuch ermahnt, „die Wahrheit mit Fluten der Liebe einströmen zu lassen“ (S. 201). Die göttliche Liebe lenkt die gebetvolle Behandlung der Praktikerin bzw. des Praktikers. Und diese Lenkung beinhaltet, wann es richtig ist, mit der Patientin oder dem Patienten zu sprechen, und was man sagen soll. Der Praktiker lauscht demütig auf Gott und weiß, dass die Botschaft, die er im tiefsten Innern und selbstlos empfängt, der Wahrheit entspricht, sodass die Patientin gar nicht anders kann, als sich gesegnet und gefördert zu fühlen.
Als Praktiker denke ich gern über etwas nach, das Mary Baker Eddy einst zu einem Schüler sagte: „Bringen Sie Ihr Herz in Einklang mit dem Herzen Gottes. Das heilt die Kranken. Schaffen Sie sich ein rechtschaffenes Herz. Nehmen Sie die Heilarbeit auf und wissen Sie, dass nicht Sie es sind, der heilt, sondern dass Ihre Rechtschaffenheit Heilung bringt“ (Wir kannten Mary Baker Eddy, S. 112). Und diese Worte aus unserem Lehrbuch begleiten mich immer: „Wenn Geist oder die Macht der göttlichen Liebe für die Wahrheit zeugen, dann ist dies das Ultimatum, der wissenschaftliche Weg, und die Heilung erfolgt augenblicklich“ (S. 411).
