Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

Der Sieg über die Furcht.

Aus der Juli 1903-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die Furcht erscheint als die Behauptung eines Seiens im Widerspruch gegen das einzige, allgemeine Wesen — die göttliche Liebe. Deshalb ist folgende Darlegung der heiligen Schrift von großer Bedeutung: „Gott ist die Liebe. Wer in der Liebe bleibet, der bleibet in Gott, und Gott in ihm. Die völlige Liebe treibt die Furcht aus. Wer sich aber fürchtet, der ist nicht völlig in der Liebe.”

Die Furcht ist der Welt größter Sklavenbesitzer. Monarchen und Bauern, Gelehrte und Unwissende, alt und jung, der Gebildete und der Ungebildete, alle leisten mehr oder weniger, wenn auch nur zeitweilig, den willkürlichen Vorschriften dieses grausamsten Zuchtmeisters Gehorsam. Eine Maus kann eine ganze Herde Elefanten verjagen. Die größten Eroberungen menschlicher Geschichte sind keineswegs die viel verbreiteten Siege eines Volkes über das andere, Armee über Armee, oder die des Menschen über die Naturmächte gewesen. Solche Triumphe mögen großartig sein, und sind es auch; aber es gibt eine größere Eroberung. Diese Eroberung ist der Sieg über die Furcht in dem individuellen Bewußtsein eines jeden Menschen. Des Menschen Erwachen in dem Ebenbild Gottes, scheint vom Anfang bis zum Ende eine aufeinanderfolgende Reihe Bekämpfungen der Furcht — sowohl abstractum wie concreto — zu sein. Die Furcht ist zugleich der Versucher und der Versuchte, die Pein und der Peiniger. Die Furcht ist der Welt Folterkammer, in welche das ganze Geschlecht sich durch falschen Glauben verhaftet (begibt). Individuelles Bemühen, sittlicher Mut und geistiges Auferstehen in Einheit mit der göttlichen Natur, stoßen dieses Urteil um, und vernichten das Element menschlicher Natur, welches jedes Individum in diese Hölle hineinführen möchte.

Die Furcht ist der Erzeuger solcher entkräftender Gemütsstimmungen wie Besorgnis, Angst, Furchtsamkeit, Feigheit, Niedergeschlagenheit, Aberglaube, Kleinmut, Selbstverachtung, Selbstbeschränkung, und jenes einfach tierischen oder tollkühnen falschen Mutes, welcher sich mitten in der Not den unnötigsten Gefahren aussetzt. Die Furcht vor den Leiden und der Züchtigung, welche Verletzung des moralischen oder des göttlichen Gesetzes begleiten, erzeugt oft Unredlichkeit im Denken und Handeln. Deshalb ist Furcht gar oft der Erzeuger der Unredlichkeit. Die Furcht ist nichts weniger als Atheismus. Sie ist eine Gemütsstimmung, eine Vermutung oder eine Ansicht, die praktisch die Allgegenwart Gottes als die Wahrheit, das Leben, die Liebe, verleugnet. Die Furcht ist ein Bestandteil der adamischen oder tierischen Natur; eine rückwirkende Sinnesart, die unter allen Umständen nur Blendwerk ist und sein kann. Die Furcht ist die furchtbare Ursache aller Gespenster, die am Tage oder im Finstern auftauchen. Wahr ausgedrückt, ist „die Furcht des Teufels geschicktester Stellvertreter — das seinem Vater ähnlichste Kind.” Die Furcht ist der intime, naheverwandte Mitschuldige alles Übels in den meisten großen Trauerspielen menschlicher Erfahrung.

Das heilende, rettende Bewußtsein des All-Guten, All-Liebe-Gott heilt Krankheit, vernichtet die Sünde, krönt Ruhe und Frieden, und vertilgt die falsche Vorstellung gedachter oder gegenwärtiger Furcht. Dieser normale Zustand ist des Himmels ursprüngliche Atmosphäre.

Das schwache Glied in der Kette der individuellen menschlichen Natur ist die Hauptfurcht dieser Natur; deshalb schließen die Schwächen irgend eines Menschen seine Hauptfurcht ein. Die Überwindung dieser Furchtsamkeit durch Erwerbung der Gedanken des göttlichen Geistes, ist das heilige Verfahren, wodurch der Geist des Herrn erworben und der allmählige Besitz unsterblicher Oberherrschaft gewonnen wird.

Der Gemütszustand des Irrtums — Furcht genannt — hat viele Unterabteilungen, und ist in menschlicher Meinung vorzüglich ansteckend. Die langen Jahrhunderte menschlichen Fortschrittes hindurch ist die Furcht die Hauptwaffe der Tyrannen gewesen. In vergangenen Zeiten hat die Furcht eher als die Liebe das Menschengeschlecht beherrscht; aber jetzt schlägt die erhabene Stunde, worin die Liebe als die höchste Macht hervortritt.

Die Furcht finden wir immer auf Seiten ihrer Schützlinge — Unglück, Verlust, Verwirrung, Unfall, Niederlage, Tod. Die Furcht waltet über ein Haus, „mit ihm selbst unter einander uneins”; denn sie ist an und für sich das Reibungsgesetz, welches am Ende sein eigenes Verderben vollbringt. Die de-Animalisation des menschlichen Gemüts und dessen Reinigung durch die Anerkennung des reinen Geistes, führt das Bewußtsein durch sichere Grade in die Ruhe geistiger Tätigkeit, worin der Fortschritt schmerzlos ist, und die Individualität sich stufenweise kundgibt.

Ebenso wie die Lebensgeschichte des Individums in seinem Emporschwung von Sinn zu Geist, von dem Sklavengebiet der Furcht zu der Freiheit geistiger Furchtlosigkeit, identisch mit dem des ganzen Geschlechtes ist, also ist der geistige Kampf des Geschlechtes im ganzen, identisch mit der Lebensgeschichte des einzelnen Menschen. Die Überwindung der Furchtsamkeit als ein Bestandteil menschlichen Gemüts im kleinen, muß der Ausgangspunkt zum Siege über alle Einschränkung sein; und eine fortwährende Besiegung der Furcht konstituiert die Lebensgeschichte eines jeden sich emporschwingenden Laufes. Von den frühesten Zeiten an haben Stämme, Völker und Nationen, gleich Individuen, sich von niederer zu höherer Lage emporgearbeitet.

Die Furcht kann nicht immer genau definiert werden. Manchmal erscheint sie formlos, wortlos, unwillkürlich und niederdrückend. Unter andern Umständen zaubert sie aus dem finstern Schlund des Materialismus, dem bodenlosen Abgrund des Nichts, irgend einen Bergesgipfel von bestimmtem Unglück, Mißgeschick oder Zusammenfalls hervor. Unterliegung zu was man den „Furchtsinn” nennen kann, führt den Verstand in das geistige Gebiet falscher Schlußfolge, irriger Voraussetzung und Chaos, und schlißt am Ende Ruhe, Mut und Glückseligkeit gänzlich aus. Eines Menschen Hauptfurcht ist des Menschen persönlicher Teufel. Seine geringeren oder kleineren Versuchungen zu fürchten, dieses Teufels Anhänger. Deshalb ist sein Glück in seinen eigenen Händen, und es ist meistens seine eigene Schuld, wenn er diesem teuflischen Souverän und seiner Truppe Gastfreundschaft bietet.

Seltsam wie es auch sein mag, scheint der erste Hang der menschlichen Vernunft zu sein, das Unwirkliche als wahr anzuschauen. Durch weitere Analyse jedoch, und durch Gebrauch seines Verstandes erscheint das positive Wirkliche, und dann ist der Sieg über den gefürchteten Zustand gewonnen. In allen Fällen sollte man nicht vergessen, daß die Furcht dadurch ihre Gewalt über das Denken erreicht, weil ein aufgenommener falscher Sinn für die Wirklichkeit des Unwirklichen streitet. Die Furcht ist zu allen Zeiten ein Pessimist, ein Feind der Gesundheit und des Glückes, und ein fortwährender Gegner des normalen Rechtes eines Individuums.

„Fürchte dich nicht, glaube nur,” sprach der Herr. Derjenige, welcher sich weigert, Furchtgedanken zu hegen, und geistig die Alleinheit der Liebe behauptet, ist in dem Schutz des Ewigen. Also ist die Seligkeit gewonnen.

Die Irrtümer die der eingeborenen Lebensliebe drohen, vor denen sich also die menschliche Vernunft am meisten fürchtet, sind freilich geistige und physische Krankheit und Tod. Uneingedenk der schädlichen Wirkung der Furcht, verfehlt diese Vernunft sich der tiefen Philosophie von St. Paulus´ Äußerung: „Wisset ihr nicht, welchem ihr euch begebet zu Knechten in Gehorsam, des Knechte seid ihr, dem ihr gehorsam seid,” zu bemächtigen. Die Zeitalter hindurch ist das Gebiet religiösen Glaubens über Gott, den Menschen, Himmel, Hölle, Leiden und individuelle Seligkeit, mehr als irgend ein anderer Bezirk menschlichen Denkens, von dem Untier Furcht überfallen und regiert worden. Religiöses Denken der Vergangenheit sowohl als der Gegenwart bezieht sich meistens auf des Menschen Zukunft. Wo auch der Gedanke der unbekannten Zukunft eintritt, dort findet man sogleich die Furcht auf dem Fleck, bereit mit ihrer düsteren Voraussetzung dessen das da geschehen könne. Wahr gesagt ist es: „Die Furcht des Unglücks übertrifft das Unglück, das wir fürchten.” Und auch: „Der Tod, ist die Furcht vor dem Tod;” man folgere wie man mag, man analysiere wie man mag, man forsche und dringe in das weiteste Gebiet des Feindes, immer führt es auf die ursprüngliche Behauptung zurück, daß der Glaube an Irrtum Irrtum ist, sowie der Sünden-Sinn Sünde ist.

Der Sieg über Furcht ist nicht in einem Augenblick gewonnen. Furchtlosigkeit und Geistesmut gehören uns in dem Grade unserer Entwickelung in der Erkenntnis der Liebe, des Geistes, Gott, unseres Vater-Mutter an. Die Furcht ist analysiert für was sie ist und was sie thut; keineswegs um die Heiligen zu tadeln, die edel und tapfer den guten Kampf des Glaubens fechten und gewiß und sicher diesem Universalfeind die Spitze bieten. Die furchtlose Natur ist weder barsch noch hart, sondern ehrlich, freundlich und tapfer. Moralischer Mut ist Moral, weil er die Furchtlosigkeit der Moral besitzt, und ist der Sprößling eines begrenzten geistigen Erkenntnisses des ersten großen Gebotes: „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.” Deshalb ist moralischer Mut in dessen höchstem Sinn geistiger Mut, und ist wahrlich: „Der Löwe, der da ist vom Geschlecht Juda.” Menschen, beherrscht von einer Idee, die in sich selbst weder lobenswert noch erhaben ist, stellen sich oft der Krankheit, dem Unglück oder dem Tod, offenbar furchtlos bloß; aber diese Art Tapferkeit gewinnt nicht den Sieg in dem großen innerlichen Kampf des Lebens, noch führt sie das Individuum in das Gebiet göttlicher und unsterblicher Oberherrschaft. Die Feinfühlendsten und Geistigbegabtesten gestehen uns oft zu, daß die Furcht sie gar oft bedrängt, und daß ihre geistigen Fortschritte manch einen stillen Kampf mit Selbstmißtrauen und Furchtsamkeit aufzählen könnten. Sie sagen uns auch, daß ein jeder solcher Kampf zu Frieden, Ruhe, geistiger Stille und körperlicher Gesundheit führt, wo die lieben Kinder Gottes von ihrer Arbeit ruhen können und die Glückseligkeit der Überwindung und Machtvollkommenheit hier und nun genießen können.

Da das Gute, die göttliche Liebe und die Wahrheit — Synonyme für Gott — ewig selbstbewußt und harmonisch bleiben, ist also der Mensch, das Bild und Ebenbild von dem vollkommenen Wesen, sich ewig der Harmonie, der Oberherrschaft und der Unsterblichkeit bewußt. Ewiges Leben ist fortschreitendes Leben; und der Mensch, der wir in Wirklichkeit sind, hat sogar hier und nun die Oberherrschaft über Sünde, Krankheit und Tod, — über die Furcht und deren Myriaden-Unterabteilungen. Das Bewußtsein von der allein wesentlichen göttlichen Liebe, als der unendliche Führer, Heiler und Erhalter des Menschengeschicks, erzeugt den Glauben, der die Menschen dahin führt, wo sie an all die Verheißungen des Höchsten glauben, weil so viele schon in Demonstration erfüllt sind.

In keiner einzelnen Hülle zeigt sich die Furcht verderblicher, als in ihrer scheinbaren Macht, Schmerz und Krankheit fortzupflanzen. Ärzte geben zu, daß die gräßlichsten Krankheiten durch Furcht erzeugt, und die schlimmsten dadurch verlängert werden. Also sind Liebe und Glaube als Gemütszustände von großem, heilendem Wert. Wo die Furcht verweilt, ist die Liebe nicht. Wo wirkliche Liebe weilt, dort kann keine Furcht sein. Wir lieben nie in Wirklichkeit diejenigen, die wir fürchten; und die furchtsame Natur hat auch nicht die Glückseligkeit der wahren Liebe, worin kein Element der Furcht sich zeigen kann genossen.

Viele Temperamente sind der Sklaverei organisierter und persönlicher Tyrannei dadurch unterworfen, daß ihre Hauptfurcht fortwährend durch gewisse Lehrsätze der Rechtsanweisungen, denen sie sich ergeben haben, ins Spiel gebracht wird, oder sonst durch die Drohungen, Folgerungen und Methoden irgend einer herrschenden Gesinnung. Pflicht-Knechtschaft ist gar oft eine Art Götzendienst, eine verminderte Furcht-Darstellung. Die freie, hoffnungsvolle, großmütige, edle und uneigennützige Natur, stimmt leicht mit der Liebe-Verordnung des Universums überein, und, sich ihrer eigenen individuellen Oberherrschaft bewußt, macht aus dem Leben ein fortschreitendes Triumphlied edler Handlung. Die Furcht ist des Tyrannen angewöhnte Gemütsstimmung, und diejenigen, welche andere Furcht kontrollieren, sind selbst der Sklaverei ihrer despotischen Gewalt unterworfen. Es ist wahr, daß: Die Furcht vor der unbekannten und unerlebten Zukunft weit größer ist, als die Furcht vor dem Bekannten, sogar die Furcht vor möglichen wiederholten vergangenen Leiden. Deshalb ist die Äußerung Jesu: „Es ist genug, daß ein jeglicher Tag seine eigene Plage habe,” von unendlichem Wert.

Kinder sollten durch die sanfte, geduldige Thätigkeit der Liebe geleitet, im Zaume gehalten und erzogen werden, mit passender Anerkennung ihrer eigenen Selbstbeherrschung, sobald sie alt genug sind, ihr Besitztum anzutreten; dieses ist die wissenschaftliche Methode. Aber Kinder, die nur aus Furcht vor Strafe Gehorsam leisten, stehen in fortwährender Furcht vor den Eltern, und lernen hierdurch das Gesetz des Rechten eher hassen als lieben. Ist es unnatürlich, daß eine geistige Rückwirkung gegen gezwungenen Gehorsam sich mit den ersten Privilegien der Individualität zeigt?

Diese Rückwirkung ist unvermeidlich, und Eltern und Vormunde haben nur sich selbst ihre traurige Enttäuschung über die zu verdanken, die sie vielleicht mühevoll und auch gewissenhaft erzogen. Sogar Tiere sind dem sanften Einfluß freundlicher Geduld empfänglich, und empören sich gegen Barschheit und durch Furcht gezwungenen Gehorsam. Die natürliche und normale Liebe für das Gute und Reine drückt unsere Anerkennung der Natur des unendlichen Prinzips aus, welche sich dann mehr und mehr in uns abspiegelt; während gezwungene Gerechtigkeit einen abnormen Zustand darstellt, der unvermeidlich zu Rückgang und Entkräftigung führt. Die durch Furcht erzeugte Eifersucht ist heilbar durch die Anerkennung der göttlichen Liebe, die zugleich gerecht und logisch ist. Im Verständnis des Verwandtschaftsgesetzes zwischen einzelnen Menschen liegt die positive Kur für das, was wir Eifersuchtsfurcht nennen können, und die Liebe, die eines anderen Gut seinem eigenen vorzieht, ist zu allen Zeiten ein Vertilger, jeder Art Eifersucht, die Shakespeare so deutlich beschreibt als: „Das grünäugige Untier, welches den verspottet, von dem es sich ernährt.” Moralische Feigheit ist eine Furcht, die sehr scharf hervortritt. Furcht vor dem Urteil der Welt, Tadel, Kritik, und Mißverständnis, ist eine furchtbare Ursache geistiger Pein und der Ängstlichkeit, die Niederlage erzeugt. Die öffentliche Meinung darf man nicht unbesonnen und einfältig verschmähen; aber man darf sie auch nicht blind verehren und ihr folgen. Der Gemeinsinn ist nur das Aggregat der unterrichteten Massen über eine gewisse Frage, Person, oder einen Gegenstand. Insofern solch ein Sinn die rechte Basis hat und aus genauen Schlußfolgen, die zu rechten Folgerungen führen, besteht, sollte er in menschlichen Angelegenheiten entscheidend sein. Aber derjenige, welcher aus Furcht vor einem falschen Gemeinsinn weniger als seine Pflicht thut, die halbe Wahrheit verbreitet, wo die ganze sehr nötig ist, wird für seinen Ungehorsam der himmlischen Erscheinung gegenüber viel leiden.

Moralische Furchtsamkeit, noch eine Form der Furcht, prägt die falsche Idee ein, daß jeder einzelne der Tradition, der Sitte und dem Gebrauch gehorsame Achtung zukommen lassen sollte, nur weil sie alt und von der Menge noch erhalten sind. Hierin erscheint wieder die Furcht und versucht den Menschen in der Sklaverei zum einfachen Institutionalismus und Konventionalismus zu verketten.

Furcht vor dem Übel ist das selbstvernichtende Kennzeichen der sterblichen Vernunft, jedoch ist das Übel die Selbstheit dieser Vernunft, und folgerecht analysiert, fürchtet es sich vor sich selbst. Und warum nicht? Ist es nicht das Gesetz der Selbstvernichtung? Deshalb fürchtet es sich selbst als sein eigener Selbstzerstörer.

Die menschliche Vernunft, immer bereit, sich einen neuen Schrecken einzujagen, ist angesichts unserer zahlreichen neueren Synonyme für das einzige Übel, welches Jesus als eine Lüge ohne irgend eine Wahrheit definierte, in die Flucht gejagt; und weil die neuere Terminologie schriftlich wissenschaftlich aufgesetzt ist, fängt dasselbe an, sich angesichts des schrecklichen „Gespenstes” oder „der Strohpuppe” der es sich widersetzen und die es überwinden soll, einer neuen Schreckenszeit zu übergeben. Jedoch würde diese Vernunft den Gedanken an Furcht vor dem Übel unter seinen Synonymen in der Bibel für höchst lächerlich halten, indem es sich zitternd und bebend vor dieser selben alten Lüge unter deren neueren Terminologie hinwirft.

Einer von den erhabensten, tapfersten Charakteren in der Geschichte ist Moses der Gesetzgeber und Reformator. Die moralische Richtschnur, der ewige Nachstrahl von diesem „Mann des Gesetzes” steht als ein standhaftes Bollwerk für das höchste Gut unseres Geschlechtes und machte gründlich das größere Werk von dem größten geistigen Führer und Wiederbeleber der Menschheit, Jesum Christum, möglich, der zu seinem wundervollen Moralmut den Reichtum geistigen Mutes und Glaubens hinzufügte, und die Moral geistig sowohl als physisch hervorbrachte und das Denken sowohl als das Leben durch eine geistige Auslegung des Gesetzes und der Propheten zum himmlischen Glanz vollkommener Sündenfreiheit ad ultimum führte. Moses und Jesus stehen inmitten dem ewigen Wege des Fortschrittes als Leuchttürme der höchsten menschlichen Furchtlosigkeit. Moses steht für Moralredlichkeit, Jesus für geistiges Gesetz. Beide zeugen für das Gesetz des heiligen Geistes, den Triumph der wahren Mannheit über Furcht in all ihren Gestalten. In unseren Tagen haben wir in dem Grade unserer Würdigkeit und unserer geistigen Anerkennung teil an dem vollen Triumph eines Musters moralisch-geistigen Mutes, der in den Annalen der Geschichte einzig ist.

Wenn wir von unserem gegenwärtigen Standpunkte aus, die weltverbreitete Zunahme der Christian Science und deren umfassenden Einfluß auf Bildung und Institutionen bemerken, dann einen Rückblick in die Vergangenheit werfen, wo Mrs. Eddy in der Einsamkeit ihrer Stellung als Entdeckerin und Gründerin der Christian Science auf einem Grundbau des Lebens stand, die Welt auf einem anderen, sind wir nicht Augenzeugen des merkwürdigen furchtlosen Mutes in der Frau? Können wir uns nicht Mrs. Eddy in diesen Worten vorstellen:

„Wer einmal hat des Höchsten Geist empfunden,
Steht niemals zweifelnd und bestürzt;
Und ob die ganze Welt Ihn auch verneint
Blieb sie auf ihrem Fleck, hier steh ich froh allein.”

 Und so hat diese Fackelträgerin die langen Jahre hindurch als Zeuge der Christian Science, der Religion der Liebe in Wort, That und Beispiel gestanden, „Es bedarf des Mutes, die Wahrheit auszusprechen” (Science and Health, Seite 97), und es bedarf wahrlich göttlicher Furchtlosigkeit, die Myriaden-Wirkungen der falschen Vorstellung, „Übel” genannt — den Erzeuger aller menschliche Furcht, bloßzustellen. Kommt nicht deshalb in der Lebensgeschichte unserer Führerin das erhabenste Beispiel der fortschreitenden Überwindung der Furcht von seiten der Frau zum Vorschein? Zuletzt wendet sich der Gedanke von allem Furchtbaren, oder allem, das mit dem Furchtelement verwandt ist — sowohl abstractum wie concretum ab, und indem wir, aufmerksam, beständig, das ewige Vorbild menschlich-göttlichen Charakters, durch Jesus Christus geoffenbart, im Auge behalten, spiegelt sich in uns allen des Herrn Klarheit mit aufgedecktem Angesicht; „und wir werden verklärt in dasselbige Bild, von einer Klarheit zu der andern, als vom Herrn der Geist ist.” Furchtfrei, gereinigt, gezüchtigt, durch Macht im heiligen Kriege gewonnen, veredelt, fährt die Vernunft auf, mit Flügeln wie Adler, nimmt teil in der ursprünglichen Herrlichkeit des Menschen und tritt in seine Sohnschaft mit Gott ein. Alle Vorbilder versinken endlich in das Christus-Vorbild, gerade wie die sieben Grundfarben das pure, reine, beständige Weiß hervorbringen.

Jesus betete, daß alle Menschen eins seien mit dem Vater, gleichwie er es war, und daß alle mit ihm geheiligt seien in der Wahrheit. Wenn also die Furcht vor dem erscheint, der ein Nachfolger Christi sein möchte, wenn Furchtsamkeit die betrügerischen Vorspiele der Selbstbeschränkung ins Gedächtnis einprägen möchte, wenn böse Ahnungen das klare Auge des Strebens und geistiger Sehnsucht trüben möchte, wenn Mißtrauen vor seiner eigenen Fähigkeit, dem Gesetz zu folgen und die Verheißungen Christi sich zuzueignen, die Hoffnung verfinstern möchte und den Mut begrenzen, dann laß jeder einzelne sich in der bewußten Macht gottgeschenkter Oberherrschaft, in das ewige Ebenbild des ewig Vollkommenen erheben. Lasset uns gedenken, daß der Vater Jesu immer auch unser Vater ist, und daß, der heiligen Jungfrau gleich, unser eigener reiner Sinn unkörperlich und übersinnlich doch den Herrn erhebet. Lasset uns furchtlos und unermüdlich beweisen, daß die da reinen Herzens sind, ewig selig sind, weil sie Gott in dem Menschen und in dem Universum sehen, und ewig die furchtlosen Kinder der endlosen Liebe sind.

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / Juli 1903

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.