Letzten Sommer wurde mir solch schöner Beweis von der Macht der Wahrheit geliefert. Am 14. Juli erhielt ich nämlich einen Brief vom Schuldirektor, daß ich meinen Sohn sofort nach Hause holen müsse, da der Arzt der Schule ihn für sehr unwohl hielt und daß ich seiner Meinung nach einen Londoner Spezialarzt für Gehirnkrankheit konsultieren müsse. Ich schickte meinem Sohn sofort Nachricht nach Hause zu kommen und behandelte ihn fast den ganzen Tag, indem ich alle Symptome verleugnete und widerlegte, wie zum Beispiel heftiges Kopfweh, fortwährende Neigung zum Erbrechen und zeitweilige Bewußtlosigkeit. Es war ein ungemein schwüler Tag und ich mußte fortwährend den Jrrtum verleugnen, da sich mir die Frage aufzudrängen schien: „Würde eine liebevolle Mutter ein gehirnkrankes Kind bei solcher Hitze um die Mittagszeit reisen lassen?” Doch ich hielt mich fest an die Thatsache, daß mein Knabe Gottes Kind sei und an den Bibelspruch: „Daß dich des Tages die Sonne nicht steche.” Um sieben Uhr kam er zu Hause an. Dem Aussehen nach zu urteilen war er recht krank, doch versicherte er mich, daß er sich vollkommen wohl fühle und sagte, daß er sich umkleiden würde und dann zu Tische kommen. Er that es und aß mit gutem Appetit.
Als ich dann aber nach Tisch den Brief des Direktors las, mußte ich meinerseits den feindlichen Angriffen mutig widerstehen, denn in dem Brief stand, daß es höchst notwendig sei, meinen Sohn des Nachts sorgfältig zu bewachen. Er war nämlich in der Heilanstalt der Schule unter der Obhut einer Pflegerin gewesen und deshalb flüsterte der Irrtum mir fortwährend zu, daß der Knabe entweder in meinem Zimmer schlafen müsse, oder daß ich sonst mein Bett in sein Zimmer bringen lassen müsse. Fast fiel ich unbewußt in diese Falle des Irrtums. In der alten Denkungsart wäre dies sogar meine Pflicht gewesen, aber die Wahrheit sagte jetzt laut und deutlich, „Wenn du deinen Sohn bewachst, so gibst du insgeheim die Wesentlichkeit der Krankheit zu und widerrufst, was heute den ganzen Tag durch die Wahrheit vollbracht und geheilt wurde. Dadurch verlierst du die Macht, ihn vor Übel zu schützen, aber sei getrost und, siehe, der Hüter Israels schläft noch schlummert nicht.' Gehe in dein eigenes Zimmer und ruhe dich aus.”
Der Knabe schlief die Nacht fest und friedlich, war ganz wohl wie er aufwachte und blieb auch seitdem gesund.
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