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Frucht bringen in Geduld.

Aus der Februar 1904-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die Früchte eines gerechten Lebens werden sogar von den Gottlosen geschätzt, obgleich sie vor der Mühe und Zeit zurückschrecken, um deren Preis man solchen Besitz gewinnt. In seinem Verlangen nach besseren Dingen übersieht der erwachende Sünder oft die Fehler, die sich bei ihm angesammelt haben und die nur durch Besserung ausgelöscht werden können. Der, dessen Augen durch Christian Science geöffnet sind, so daß er etwas von dem vollkommenen göttlichen Leben wahrnehmen kann, vergißt leicht das Tal des menschlichen Irrglaubens, das er als Sieger durchschreiten muß, um den Gipfel seiner geistigen Freiheit zu erreichen. Er gewinnt von ferne einen Lichtblick von der Herrschaft der Liebe über den Menschen; dieser Gedanke erleuchtet, erhebt, heilt ihn; und in seiner Freude meint er, daß die Reise nach jenem idealen Leben ihm nur eine kurze ist. Doch der Neuling in Christian Science sollte nicht enttäuscht sein, wenn seine Erwartung nicht verwirklicht wird; seine Fehlschläge sollten ihn nicht entmutigen. Die Jünger wurden gewürdigt, die Herrlichkeit der Verklärung ihres Herrn zu sehen, aber sie stiegen wieder in das Tal hinab und hatten viel mit Furcht, Feigheit und Mißlingen zu kämpfen, ehe sie die Taufe empfingen, die sie befähigte, ihm in seinen Demonstrationen zu folgen.

Jesus mit seiner wundervollen, geistigen Einsicht, gewahrte die Natur und den Umfang des menschlichen Irrtums, wie auch die Größe der Arbeit, die nötig war, um die Erlösung der Sterblichen zu vollbringen. Als er seinen Jüngern das Gleichnis vom Säemann auslegte, sagte er, daß der Same, der auf den guten Boden gefallen, die guten und ehrlichen Herzen seien, „die das Wort hören und nehmen's an, und bringen Frucht” in Geduld. Er lehrte geistige Wahrheiten und muß sich auf die Resultate des geistigen Verständnisses oder auf die Erkenntnis Gottes, als Geist, bezogen haben. In Pauli Epistel an die Galater wird von diesen Früchten gesprochen als von: „Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmut, Keuschheit.” Dies sind die Früchte, die von allen Christen verlangt werden, und dadurch daß die Geduld dieselben erzeugt, erfüllt sie ihr „vollkommenes Werk.”

Im Eifer unseres ersten Glaubens an Christian Science haben wir wohl gemeint, daß jeder Augenschein des Irrtums ohne Verzug vor unserer Erklärung der Wahrheit schwinden müsse, und obgleich dies oftmals der Fall gewesen ist, so hat die größere Erfahrung uns gelehrt, daß der Weg der Christian Science der Weg des Christentums ist und daß viel Gebet und Fasten nötig ist, um höhere Demonstrationen hervorzurufen. Wir müssen ein Kreuz auf uns nehmen und tragen, wir müssen in den Schranken laufen, einen Kampf kämpfen, ehe wir die volle Frucht der christlichen Hoffnung ernten. Es gibt keinen plötzlichen Übergang vom Bösen zum Guten, es ist eine mühevolle Reise, ein beständiger Kampf und erfordert geduldiges Arbeiten und Warten.

Das Heilen der Kranken wird von vielen für die Hauptfrucht der Christian Science gehalten, aber ein näheres Eingehen in diese Religion offenbart ihr größeres, christliches Werk, nämlich die Wiedererneuerung des menschlichen Geistes. Dies Erzeugen der geistigen Früchte, die Paulus aufzählt, ist eine viel größere Demonstration des Christentums als die einfache Vertreibung physischer Krankheit, da der Mangel an allen diesen Früchten die Grundlage ist, auf der alles Leiden und jedes Übel beruht. Dies soll nicht den Wert des physischen Heilens herabsetzen, sondern vielmehr die größere Notwendigkeit der Heilung von der Krankheit der Sünde betonen. Wenn man zuerst Christian Science kennen lernt, mag wohl die Empfindung des körperlichen Elends so groß sein, daß sie alles andere auslöscht, aber wenn diesem Elend entgegengewirkt worden ist, so deckt der weitere Fortschritt die geistigen und sittlichen Gebrechen und Mängel auf, die das wahre Ebenbild Gottes im Menschen verbergen. Bei diesem Hineinwachsen in das Christus-Ideal ist der erste Zustand, aus dem man herauswachsen muß, oft körperliche Krankheit, obgleich die christliche Fähigkeit, Gottes Macht durch Heilen von Krankheit zu beweisen, uns auf der ganzen Reise aus dem Materialismus heraus begleiten wird.

Die Leute pflegen mit dem Glauben an die Wirklichkeit der Materie, an die Sünde der Menschheit und an alle traurigen Zustände der Knechtschaft durch die materiellen Sinne, zur Christian Science zu kommen. In ihrem Bestreben, diesen irrigen Glauben zu ändern und den daraus folgenden Zwiespalt zu überwinden, finden sie, daß viele Fehler des früheren Denkens und der früheren Erziehung sehr hartnäckig in ihrem Widerstande sind und daß es anhaltender Anstrengung bedarf, um sie zu besiegen. Irgend ein Fehler mag scheinbar überwunden sein und taucht doch wieder auf, und so lernen wir die große Notwendigkeit, demütig zu sein, in Hinsicht auf das, was wir geleistet haben und beständig zu wachen, ob nicht diese Irrtümer durch ihre scheinbare Fähigkeit, Herrschaft über uns haben. Das geduldige Anwenden von Wahrheit und Gehorsam ihnen gegenüber, das sie zum Teil schon verschwinden ließ, wird sie endlich ganz vernichten. Die beharrliche Zurückweisung jeder falschen Vorstellung des Bösen, als Irrtum, der in Gott und Mensch nicht existiert, wird mit der Zeit unsere Erlösung vollbringen, denn unsere eigene Annahme des Bösen ist die Rute, die wir uns gebunden haben.

Aus der Tatsache, daß jede Handlungsweise Geduld erfordert, um Erfolg zu haben, geht hervor, daß Ungeduld diesen Erfolg aufs wirksamste hindern muß. Der Gemütszustand, den unser Herr uns anbefiehlt, ist nicht der, daß wir uns auflehnen, weil unser Werk nicht schneller getan wird, denn selbst er erreichte die Vollkommenheit nicht sofort und erwartete sie auch nicht bei seinen Nachfolgern. Da er die tief gewurzelte Liebe zur Sünde im menschlichen Herzen kannte, sah er für die Sterblichen einen langen Kampf voraus, ehe sie ihre Auffassung vom Leben in der Materie aufgeben und zum Leben im Geist durchdringen würden.

Die Vorschrift gegen Ungeduld enthält keine Entschuldigung für Saumseligkeit. Es ist wahr, Gott gibt uns allen Zeit, unsere Erlösung zu vollbringen, aber es wird uns keine Zeit zur Trägheit oder zum Aufschieben gelassen. Geduld bedeutet Beständigkeit im Gebet, Wachsamkeit und Arbeit. Aus welchem Grunde können wir erwarten, daß unsere geistige Arbeit mit Erfolg gekrönt wird, wenn wir nicht dieselbe unermüdliche Ausdauer, die in den gewöhnlichen Dingen des Lebens zum Erfolg nötig ist, beweisen? Wenn unser Bemühen, nach irgend einer notwendigen Richtung hin, Harmonie zu demonstrieren, nicht gleich erfolgreich ist, so wissen wir, daß dem so ist, weil unsere Erkenntnis der Wahrheit noch nicht für die Anforderung genügt. Das nächste Mal machen wir es vielleicht besser. Alles, was wir tun können, ist das, was andere vor uns getan haben, — dabei bleiben, unser Bestes nach der rechten Richtung hin zu tun, denn Gott wirkt in jedem richtigen Bestreben mit uns. Das geduldige Ausharren in guten Taten erbt die Verheißung.

Der geduldige Arbeiter hält sich nicht damit auf, das wenige, was er geleistet hat, an der Arbeit, die noch vor ihm liegt, abzumessen, sondern er müht sich voller Hoffnung weiter, glücklich in der Freude, etwas getan zu haben und voll Vertrauen in seinen schließlichen Sieg. Der ungeduldige Arbeiter blickt immer rückwärts, um zu sehen, wieviel er geleistet hat und ist verzagt, daß es nicht mehr ist. Der ist der weiseste Pilger, der das, „was dahinten ist” vergißt. Was nun aber, wenn der Irrtum uns zu Zeiten zu überwinden scheint, und viele der geistigen Früchte noch nicht an unsern Zweigen aufgeblüht sind? Dann laßt uns bedenken, daß Geduld eine der Tugenden ist, die zu unserm Glauben gehören muß. Wenn wir nichts ungetan lassen, was an uns herangetreten ist, so wird jetzt nichts weiter von uns verlangt und wir tun in diesem Punkt alles, was Jesus tat.

In „Unity of Good,“ Seite 6, warnt uns unsere Leiterin, Mrs. Eddy, liebevoll vor dem angstvollen Gefühl, das da meint, „jedes Lebensproblem müsse in einem Tage” ausgearbeitet werden. Wir täten gut daran, dies zu bedenken, wenn wir mitten in der Angst stehen, das Ziel unserer Arbeit nicht zu erreichen, oder wenn das Gefühl der Selbstverdammung über uns kommt, weil unser Leben nicht fruchtbarer ist. Wenn wir auf das eine Jahr oder die fünf Jahre, seit wir Christian Science in uns aufnahmen, zurückblicken, können wir nicht umhin, zu gewahren, wie viel Furcht und Quälereien uns fortgenommen sind, wie viel schmerzvolle Zustände aufgehört haben, wie die Härten des Temperamentes und der Selbstsucht sich abgeschwächt haben und wie unser Denken und unser Charakter im allgemeinen heiterer geworden sind. Wenn dies auch vielleicht nicht die positiven Früchte sind, nach denen wir suchen, so sind sie doch die notwendige Vorbereitung zum besseren Fruchttragen, ebenso wie der Gärtner ein vernachlässigtes Feld behandelt, indem er es von schädlichen Kräutern befreit und den verseuchten Boden bearbeitet, damit er tauglich sei für guten Samen und gute Ernten. Wenn wir alles tun, was wir können, — nicht alles, was uns zusagt, aber alles, was uns in unserer gegenwärtigen Lage möglich ist, — dann wird die Erfahrung, die wir machen, alles Gute in sich bergen, was wir augenblicklich zu wissen und zu leisten fähig sind; unsere Gaben werden wachsen und das Licht wird heller werden. Die Liebe, die für Gott wirkt, weil Gott Liebe ist, faßt nie die Menge der Früchte ins Auge, sondern dankt Gott mit Freuden, daß sie zu leben lernt. Wir schreiten am schnellsten vorwärts, wenn wir, anstatt über unser geringes Körnchen Wahrheit zu jammern, Gott dafür danken, daß ein so kleines Korn so viel bewirken kann.

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