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Der Baum und seine Frucht.

Aus der März 1905-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Eine der klarsten Lektionen, die vom Meister gelehrt wurden, ist diejenige vom Baum und seiner Frucht. Einfach und deutlich sagte er: „Ein jeglicher gute Baum bringet gute Früchte;” und seine Frage: „Kann man auch Trauben lesen von den Dornen, oder Feigen von den Disteln?” erklärt deutlich die Unmöglichkeit, daß eine Wirkung ihrer Ursache unähnlich sein kann. Die Tatsache, daß Gleiches das Gleiche erzeugt und daß eine Wirkung auf Grund des unvermeidlichen Gesetzes die Natur ihrer Ursache offenbaren muß, besteht gerade so sicher in geistigen und moralischen Angelegenheiten wie im physischen Bereich.

Die Frucht eines guten Baumes kann unter normalen Bedingungen des Wachstums und der Fruchtbarkeit nicht anders als gut sein; in derselben Weise zeugt die Frucht eines guten Lebens von der Gesundheit seines Wesens und der Lieblichkeit seines Herzens. Was in Ursprung und Natur gesund ist, wird schön und anziehend in seiner äußersten Entwicklung sein.

Die Welt hat immer diese unzweifelhafte Wahrheit angenommen und das Leben der Menschen hat wegen der starken geistigen Reinheit ihrer Ideale viel gute Frucht getragen, doch blieb es Christian Science vorbehalten, daß kein Gedanke so unwichtig ist, als daß er sich nicht „nach seiner Art” äußert. Das Denken ist hauptsächlich der Mensch. Individualität wird bestimmt durch die Unterschiede in der Beschaffenheit der Denkungsart, die einen Sterblichen vom andern unterscheiden. Es ist wohl verstanden, daß der Gedanke jeder freiwilligen Handlung vorangeht. Christian Science ist nun in betreff geistiger Zustände zu der Entdeckung vorgedrungen, daß der Gedanke ebensowohl der Vorläufer jeder unfreiwilligen Handlung ist. Der Schüler der Christian Science lernt, daß er nicht von der Gnade eines materiellen Körpers abhängt, der von Gesetzen regiert wird, die mit der Materie als gänzlich vom Gedanken getrennt, rechnen, sondern daß, da die Materie aus sich selber nichts wie ein „Ding des Gedankens” ist, die immer nur von demselben regiert wird, so muß sie als eine Erscheinung, — ein Phänomen — den Veränderungen des Gedankens ausgesetzt sein. Und weiter wird der Schüler belehrt, daß das Aufgeben des verkehrten Denkens und die Annahme der Lehre auf Lehre, Linie auf Linie jenes Geistes, der in Christo Jesu war, bessere Zustände in dieses Phänomen bringt.

Dies bedeutet jedoch nicht, daß man wissentlich an irgend eine bestimmte Krankheit oder Unheil denken muß, bevor es erscheinen mag Es bedeutet, daß die ganze Frage über Leben und Tod, Vergnügen und Schmerz in der Materie, die seit Generationen vom allgemeinen Denken so angenommen worden ist, daß viele Umstände der sogenannten Ursache und Wirkung in der Materie zur Racenannahme geworden sind, und daß das Ergebnis auf Grund des allgemein angenommenen Gesetzes hervorgehen wird, wo immer die Bedingungen für ihre Tätigkeit existieren. Der Einzelne, der diesem Gesetz somit ausgesetzt ist, braucht nicht ausdrücklich an die unheilvolle Wirkung zu denken, um ihr Erscheinen hervorzubringen, das allgemein geglaubte Gesetz wird seine Wirkung haben, selbst wenn der Einzelne sich beider, der Aussetzung sowohl als des Gesetzes unbewußt ist. Das Gesetz, welches den Zustand erzeugt, ist jedoch nichtsdestoweniger in seinem Antrieb und Wirkungskreis im menschlichen Geiste, und sein Verfahren kann nur durch die Beherrschung des Racenglaubens zu nichte gemacht werden, nämlich: im Reiche des Denkens, in dem es seinen Ursprung hatte.

Ist dieser Umstand deutlich erkannt, so kann der Forschende leicht einsehen, daß Christian Science den Weg bahnt zur vollkommenen und allgemeinen Erlösung von den Versuchungen und Leiden des Fleisches sowohl als von den Zuständen, die schon vorher bezeichnet worden sind als „Geist” getrennt von der Materie, denn die sogenannten „fleischlichen Elemente” verändern sich tatsächlich durch die Tätigkeit des erwachenden Gedankens, und derjenige dessen Denken sich mehr und mehr nach dem „Geiste Christi” bildet, ist weniger im Körper sowohl als im Geiste den Gesetzen der Sünde und Krankheit ausgesetzt, die in dem Grade im menschlichen Geiste zu wirken aufhören, wie er durch den göttlichen Geist erlöst ist. Christian Science Heilung ist nicht das Resultat persönlicher Willenskraft, welcher die Materie beherrscht, sondern vielmehr die glorreiche Erlösung von diesem Willen, der die Materie nur zu seinem eigenen Unbehagen und Vernichtung annimmt, solche Erlösung erfährt gerechterweise der Mensch, welcher, einsehend, daß das Gesetz Gottes wirklich nur das, was gut ist, einsetzt, Widerspruch gegen diesen Racenglauben erhebt, gegen die Annahme, daß er auf seinen Körper, in seinen Angelegenheiten, seiner Umgebung, oder seinem Geschick Wirkung haben kann.

Der Schüler, der dies erkannt hat und anfängt, sein Leben den Anforderungen des rechten Denkens anzupassen, wird sehr bald bessere Resultate in seinen Erfahrungen haben; jedoch gerade hier, wo er nach den neuen Methoden des Denkens forscht, welche Christian Science in seinen täglichen Angelegenheiten anwenden, wird er einer Gefahr gegenübergestellt, die darin besteht, daß die noch nicht überwundenen Instinkte der Selbstsucht ihn zu dem Versuch anregen mögen, das rechte Denken als Zweck zum Vollbringen ihm persönlich wohlgefallender Resultate zu gebrauchen. Sicherlich, Christian Science heilt den Kranken, zerstört Armut, erleichtert unglückliche Zustände und macht ihren Anfänger zu einem glücklichen, gesunden und brauchbaren Menschen. Der Versuch aber, das rechte Denken nur um seiner selbst willen auf diese Resultate zu richten, würde oft eine gefährlich selbstsüchtige Sache sein. Der Zweck und das Ende der Christian Science ist Richtigkeit im Denken, in Wort und Tat. Sie erweckt das Verlangen nach der Erkenntnis Gottes um der Freude des Wissens willen. Sie ermutigt zur näheren Bekanntschaft mit Gott hauptsächlich darum, daß Gott verstanden werden möge und Sein Reich komme. Daß die Wirkung dieses Kommens die Vernichtung von Schmerzen und Disharmonien, welche die Abwesenheit Seines Reiches bezeichnen, in sich schließt, und daß wir ein Recht haben, dies zu erwarten, ist etwas, wofür wir unendlich dankbar sein sollten; aber es muß nicht vergessen werden, daß das Heilen nur eine Wirkung ist. Kein Mensch kann Christian Science aufnehmen oder sie brauchen. Christian Science nimmt ihn auf, führt ihn aus der Finsternis menschlicher Einöde, klärt seine Fassungsgabe auf und wandelt sein Herz um damit sie ihn brauchen möge zur Bestätigung der Herrschaft der Gerechtigkeit; denn Christian Science, die Wissenschaft der ganzen Christenheit, ist zu rein, um in selbstsüchtige Mittel geleitet zu werden, und zu mächtig, um zum Dienst persönlicher Interessen angewandt zu werden.

Die Frage mag gestellt werden: „Warum wird denn eine Behandlung gegeben, wenn nicht zum Zweck der Heilung des Kranken oder zur Befreiung vom Druck der Armut?” Behandlung in Christian Science vollbringt genau diese Resultate und oft wünscht der Patient die Behandlung nur mit diesem Resultate in Aussicht; aber der Heiler muß gelernt haben, daß er nur beim rechten Denken bleiben muß, mit dem festen Vertrauen, daß jeder rechte Gedanke sein eigenes Resultat bilden wird, ebenso wie man erwartet, daß jeder Baum Frucht nach seiner eigenen Art hervorbringt. Gott allein bestimmt, was die Frucht der Gerechtigkeit sein wird. „Science and Health,” S. 591, erklärt Geist. Der Schüler kann sicherlich nicht bestimmen, gerade wie und wann die Wirkungen der Gerechtigkeit erscheinen werden, er kann nicht eine augenblickliche Veränderung des Zustandes prophezeien, noch kann er eine Persönliche Anstrengung machen, seinen eigenen oder eines andern Wunsch zu erfüllen, aber er kann in der Erkenntnis der ewigen Tatsachen bleiben, wie sie ihm durch Christian Science offenbart worden sind und kann diese Erkenntnis sich selbst äußern lassen „nach seiner Art,” je nachdem Gottes Gesetze gehorsam erfüllt worden sind. Wer einen Fruchtbaum pflanzt und ihm die rechten Bedingungen zum Wachstum gibt, erwartet von jenem Baum, daß er seine eigenen guten Früchte zur rechten Zeit erzeugt, ebenso braucht derjenige, der intelligent diese Art des richtig Denkens verfolgt, sich nicht um seine Resultate sorgen. Er mag vielmehr in der Erkenntnis frohlocken, daß rechtes Denken „nach seiner Art” alle segnen wird, die unter seinen Einfluß kommen, und er mag wohl die Natur jenes Segens der Weisung Dessen überlassen, der alle Dinge wohl macht.

Ein Schüler mag entscheiden, daß ein gewisses Ding, allem Grunde nach, recht und gut ist. Er denkt, daß es recht sei wohl und glücklich zu sein, sich in finanziellen Angelegenheiten gut zu versorgen oder jedenfalls eine Veränderung zum Bessern in seiner Umgebung zu vollbringen. All dies ist recht und gut, und „Science and Health“ lehrt der Welt, nicht den sich entgegenstellenden Anforderungen von Krankheit, Unglück, Armut oder Bedrückung nachzugeben. Im Einklang mit dieser Bestimmung mag der Schüler versuchen die Energie seines rechten Denkens in die Richtung seines speziellen Wunsches zu lenken, doch muß er hier wachsam sein, oder die Ungeduld des ersehnten Wunsches möge ihn gegen die in der Erfahrung liegenden, tieferen Lehren verblenden. Laßt uns annehmen, daß sein Urteil genügend erleuchtet ist, um im Einklang mit der Allweisheit zu sein und sein Wunsch so rein, daß der Flecken der Selbstsucht nicht sein Streben färbt, selbst dann ist sein Planen unnötig, da das rechte Denken ohne diese menschliche Anweisung durch sein eigenes Gesetz der Vollbringung seine gute Frucht von selbst tragen wird; außerdem würde der Schüler verfehlen, die Lehre der vollkommenen Selbstunterwerfung zu finden. Wenn der Schüler andrerseits nicht den verwickelten und heimlichen Impulsen der Selbstsucht und des menschlichen Willens entwachsen ist, öffnet solch ein Versuch, sein Denken auf bestimmte Pläne oder Gegenstände zu lenken, die Tür für den Eintritt trauriger Mißgriffe, oder was noch schlimmer ist, für eine eigenwillige Verdrehung der reinen Lehre der Christian Science.

Es ist eine nicht ungewöhnliche Versuchung in Christian Science für sofortige Verbesserung persönlicher Interessen und weltlicher Angelegenheiten zu suchen, in Umständen, die zum Wohlergehen in den Dingen des Fleisches beitragen, dabei vergessend, daß materielle Verluste oft die Stufenleiter zu geistigen Besitztümern werden, und daß unser Meister diejenigen verwies, die den Christus wegen der Bröte und Fische suchten. Wenn dieser nach selbstsüchtigen Interessen trachtende Ehrgeiz sich in den Buchstaben der Christian Science kleidet, dient er dem Bösen zu seiner eigenen Vernichtung, doch muß, wo man ihm begegnet, Sorge getragen werden, daß er nicht mit der Keuschheit gewissenhafter, geistiger Arbeit verwechselt wird. So verborgen ist die Wurzel persönlicher Interessen in jedem menschlichen Herzen, daß jeder Christian Scientist wohl über sein eigenes Gewissen Wache halten mag, damit der selbstsüchtige Instinkt nicht sein tägliches Denken befleckt. Solche Treue für die Reinheit der Motive bereitet sicherlich den Weg für eine Fruchtbarkeit, reichlicher und schöner, als die begrenzte Fassungskraft des menschlichen Verlangens möglicherweise ermessen könnte, da „kein Auge” deren Schönheit „gesehen hat,” doch die Gegenwart gibt ein glorreiches Versprechen des endlichen Genusses.

Der Hauptzweck des Lebens liegt nicht im „Gutes tun,” sondern im „gut sein.” Das Sein endet im Tun. Das „Tun.” welches aus solchem „Sein” entspringt, kann so wenig in seinem Wirken zurückgehalten werden, wie die Frucht des kräftigen Baumes. Das eine große Verlangen des Christian Scientisten ist seinem Vorbild, dem vollkommenen idealen Christus, gleich zu werden. Das „Sein” bringt aus sich selber Blatt. Knospe. Blüte und zur rechten Zeit reife Frucht hervor, denn Tätigkeit ist seine Natur und Gesetz. Der junge Baum braucht in seinem ersten Wachstum nicht wegen seiner etwaigen Frucht besorgt zu sein. Er bezeichnet nicht die Natur seiner Frucht, bekümmert sich nicht um die Zeit ihres Kommens, noch fürchtet er zukünftigen Frost, Dürre oder Pest. Er wächst einfach. Und wenn er ungehindert und sicher wächst, wird dieses Wachtstum schon in sich selber eine Stärke und Schönheit enthalten, die die Frucht vor allen widerwärtigen Umständen bewahrt und sie zur Vollkommenheit reift. Laßt uns hier bemerken, daß dieser junge Baum in der Ruhe des vollkommenen Naturfriedens gewachsen ist, indem er sich auf keiner Stufe seines Wachstums um seine zukünftige Frucht gesorgt hat. Jenes menschliche Verlangen, die etwaigen Folgen der göttlichen Kräfte zu planen, ist der Erzeuger aller Unruhe, denn sein Streben enthält auch die Furcht vor dem Mißlingen. Ist eine Sache vollständig dem Willen Gottes anvertraut worden, ohne die Hand menschlicher Führung, so kann es keine Unruhe geben, denn es bleibt nur der eine Wunsch, nämlich: „Dein Wille geschehe.” Solche Unterwerfung entfernt die hindernde Sorge, und Sünde und Krankheit müssen dann dem mächtigen Wirken der Heiligkeit und Gesundheit nachgeben, die in der Tat Gottes Wille sind.

Solch unbeschränktes Vertrauen ist nicht ein natürlicher Charakterzug des menschlichen Sinnes, denn, dem kleinen Fruchtbaum unähnlich, haben Sterbliche gelernt, sorgende Gedanken wegen der Frucht des Lebens zu hegen; jedoch das Wachstum des rechten Denkens wird von selber die Angewohnheiten der Furcht und das Mißtrauen vernichten, und die „friedsame Frucht der Gerechtigkeit” wird immer reichlicher das Herz und das Leben erfreuen. Der Grundsatz, daß zwei Dinge nicht denselben Raum zur selben Zeit einnehmen können, ist gleichfalls wahr für zwei Arten des Denkens, und wenn richtiges und falsches Denken nicht gleichzeitig denselben Platz innehaben können, kann ihre Frucht es auch nicht. Früchte müssen im Überfluß vorhanden sein, wo dauerndes rechtes Denken ist, und die einzige Sorge ist, das rechte Denken zu vollbringen, treu und standhaft ihren Lohn dem gerechten Urteil des göttlichen Geistes überlassend, von dem alle guten Gedanken kommen.

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