In einer Erörterung der gegenwärtigen Zustände des religiösen Denkens und Lebens sagte der Redakteur einer leitenden konfessionellen Wochenschrift kürzlich:
„Der allgemeine Beobachter würde. .... in einer großen Anzahl der Mitgliedschaft jeder Kirche nicht erkennen können, daß sie irgendwie Verbindung mit der Kirche oder mit Religion hütten. Wenn er ihnen folgen könnte in ihr Heim, an ihre Arbeit, zu ihren Vergnügungen, so würde er nichts finden können, was sie von andern Menschen unterscheidet; keine Haus- oder stille Andacht, keinen besonders christlichen Charakterzug in ihrem Geschäft, keinen religiösen Grundzug in ihren Vergnügungen.”
Ferner sagt er, daß solch ein Beobachter auffallende Schlüsse ziehen könnte, wenn er sie zur Vergleichung den Tatsachen des biblischen Ideals gegenüberstellen würde, welche die Kirche als die Verkörperung Christi betrachtet und jedes ihrer Mitglieder als ein lebendiges Glied derselben.
Wenn die Aussage unseres Bruders betreffs des religiösen Zustandes der durchschnittlichen christlichen Gemeinde richtig ist, dann bedarf es sicherlich keiner weiteren Erklärung um den Grund der spärlichen Resultate anzugeben, die insofern zur Verchristlichung der Welt erreicht sind. Menschen, die sich Christen nennen und geistig apathisch verhalten, können auf die sichtbare Kirche nur so einwirken wie ein gelähmtes Glied auf den physischen Körper; sie existieren nur um zu hindern. Die Beständigkeit und Wirksamkeit des christlichen Lebens eines Menschen hängt von der Tiefe und Aufrichtigkeit seiner religiösen Überzeugungen ab, und obwohl Bildung, Selbstinteresse oder Vorurteil ausdrückliche und beharrliche Glauben erzeugen mögen, die Kenntnis der beweisbaren Wahrheit allein erschafft und begründet eine Überzeugung, die intelligent und dauernd ist. Gerade hier bringt Christian Science der Menschheit die Verheißung und Beweise von besseren Dingen. Deren Repräsentanten haben vollauf Ursache in der Gegenwart ihrer Ideale demütig zu sein, doch haben sie auch große Ursache zur Dankbarkeit, daß sie durch vervielfältigte und unstreitige Beweisführungen unermeßlich gewonnen haben in der Kraft und Bestimmtheit ihrer Zuversicht in der Wahrheit, und dies erklärt die Tatsache, daß sie im allgemeinen ein friedlicheres Leben führen und genießen können als früher und ein wachsameres und anregenderes Interesse an geistigen Dingen.
Die Bedeutsamkeit dieses Inhalts und Abschlusses des Glaubens in betreff der Wahrheit und deren Anwendbarkeit zur Lösung unserer Lebensprobleme, wird mehr sichtbar wenn wir bedenken, daß, obwohl die wirkende Kraft einer religiösen Organisation gleich der christlichen Kirche kommunales Bewußtsein verlangt, — freiwilliges Versenken in der größeren Einheit, — so hängt doch der Erfolg noch mehr von der Treue der einzelnen Mitglieder für ihr höchstes Ideal persönlicher Pflicht und des Betragens ab, und gerade hier mangelt es dem Sterblichen. Wenn es einem Menschen, der sich Christ nennt, mißlingt zu begreifen, daß insofern es ihn betrifft, sein eigener geistiger Kampf die Sache vollbringt, die er repräsentiert, daß jeder Kampf gefochten werden muß. jeder Sieg gewonnen, — zuerst in der Arena seines eigenen Herzens, — dann wird seine Verbindung mit einer religiösen Organisation sicherlich vertragsmäßig, sein Leben oberflächlich, sein Einfluß eine Null, wenn nicht sogar eine wirkliche Unfähigkeit.
Die Erweckung solcher Menschen ist der Schlüssel zur Lösung dieses Problems der Kirche, und dies ist das Werk der Wahrheit in Christian Science. Den treuen Schülern derselben kann die Notwendigkeit sowohl als die Möglichkeit einer Verwirklichung zur Überwindung alles Übels nicht entgehen, um einer zweifelnden und spöttelnden Welt zu beweisen, daß es durch die Lehren der Christian Science erkannt wird, daß die göttliche Liebe der einzige gesetzmäßige Herrscher des Menschen ist. Sie wissen, daß sie dem Menschengeschlecht in seinem Kampf für die geistige Freiheit nur wirksam helfen können, insofern sie selber ihre Versuchungen über Krankheit und Sünde überwinden, und sie werden fortwährend gedrängt das zu tun, was der Menschheit am dienlichsten sein wird durch höhere und anregende Selbstbetrachtung, welche sie dahin leitet, den Leiden des Körpers und Geistes zu entkommen durch die Einsetzung des Christusideals und dessen Offenbarungen in all den Erfahrungen und Verhältnissen des täglichen Lebens. Dieses Herbeibringen der Beweise der Wahrheit, diese Offenbarung der Oberherrschaft des Christus im Menschen, ist das größte Ereignis in der menschlichen Geschichte, der Zweck alles christlichen Strebens und die Antwort zur Erfüllung der großen Erklärung des Apostels Petrus: „Und ist in keinen: Andern Heil, ist auch kein andrer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, darinnen wir sollen selig werden.”
Dies ist unsere große und weitreichende Stellung, daß wir so beständig und dringend angeregt werden zu dem Geiste zu gelangen, der in Christo Jesu war, daß wir seine Werke tun können und indem wir sie tun, wissen, daß dies die eine sichere und göttlich verordnete Prüfung zum seligmachenden Glauben ist. Dies ist das Palladium der Christian Science, und so lange deren Repräsentanten dasselbe ehren, können die Zustände, welche unser Bruder beklagt, diese Sache unmöglich verzögern.
