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Christian Science, oder Erlösung vom Übel.

Aus der April 1906-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Ein Vortrag gehalten unter den Auspizien der Mutterkirche, von Mitglied des Christian Science Komitees für Vorlesungen, in Symphony Hall, Boston Mass., U. S. A., am

(Fortsetzung.)

Böses muß mit Gutem überwunden werden,

Christian Science belebt wieder jenen Glauben an das Gute, welcher in alten Zeiten so mächtig war. Sie zeigt, wie wir der Weisung des Paulus mit wissenschaftlicher Gewißheit gehorchen können: „Laß dich nicht das Böse überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.” Aber durch diese ihre Methode, die Wirklichkeit des Guten durch Demonstration festzustellen, erregt sie die Kritik derer, die an die Wirklichkeit und Macht und Dauer des Bösen glauben. Einige von ihnen denken an das Böse als an eine Macht, die ewig Gott gegenübersteht, mit einem immertätigen, persönlichen Wesen oder Teufel; andere betrachten Übel als eine Macht in Gemeinschaft mit Gott, durch welche Er Seine Kinder erzieht und straft.

Diejenigen der ersten Klasse sind unzufrieden mit Christian Scientisten, „Glauben Sie nicht an das Böse? Haben Sie keinen Teufel?” sagen sie; und dann geben sie von eingebildeten oder tatsächlichen Gedankenbildern eine Beschreibung von Kummer, Todesangst, Not, Mangel und Weh und behaupten, daß diese ein Beweis der Wirklichkeit des Übels wären. „Warum glauben Sie diesem Zeugnis nicht?” sagen sie. Zu Jesu Zeiten glaubten die Leute gleichfalls an die Wirklichkeit des Bösen, und nahmen an, daß es einen Gegner des Guten gäbe, einen persönlichen Teufel. Aber Christus Jesus kennzeichnete diesen Teufel seiner Zeitgenossen als einen Mörder und einen falschen Zeugen. Er sagte: „Die Wahrheit ist nicht in ihm. Wenn er die Lüge redet, so redet er von seinem Eignen; denn er ist ein Lügner und ein Vater derselbigen.” Kann es uns deshalb nicht erlassen werden, irgend einen der Beweise des Bösen als Tatsache oder Wahrheit anzunehmen? In der Epistel des St. Johannes steht geschrieben: „Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, daß er die Werke des Teufels zerstöre.” Christus Jesus ist offenbart worden, um das ganze Lügengebäude zu zerstören, das verworrene Netzwerk des Betruges zu entwirren, aus dem menschlichen Verstande den falschen Glauben an Krankheit und Sünde auszulöschen und den Begriff des Guten festzustellen und so die Menschen von einem irrigen Zustande „zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes” zu führen. So sollten alle Christen, die den Namen Christi ausgesprochen haben, verpflichtet werden, Sieger über jede Phase des Übels zu werden. Mit Gutem können sie das Böse überwinden und vernichten, wie eine Lüge vor der Wahrheit in nichts zerschmilzt. Aber dieses Gute ist nicht nur eine Empfindung, ein Gefühl oder ein Zustand. Wenn wir in einem wissenschaftlichen Sinn vom Guten sprechen, dann ist es die Offenbarung und der Beweis eines ewigen Prinzips.

Christian Science behauptet, daß das ewige Prinzip, welches aller Wirklichkeit zu Grunde liegt. Gott ist. Kann es sich irgend jemand natürlich denken, daß dieses Prinzip sich in einem Zustand zeigt, welcher zugestandenermaßen, Gott gänzlich zuwider ist? Kann ein Zustand, „der ein Mörder von Anfang” oder „ein Lügner und ein Vater derselbigen” genannt wird, Gottes Natur ausdrücken oder Seinen Willen ausführen? Wir müssen deshalb vorsichtig sein, und jede Philosophie verleugnen, welche das Böse zu einer wirkenden Kraft des Guten macht, oder welche dem Teufel eine ebenbürtige Stellung mit der Gottheit gibt, oder welche uns den Gedanken beibringt, daß der göttliche Plan für den Menschen darin besteht, daß sein Leben ein mörderischer Kampf um die Existenz sein muß, in welchem Erfolg das Überleben des Fähigsten bedeutet. Solch ein Erfolg ist oft die zeitweilige Übermacht des Mannes, der die wenigsten Gewissensbisse hat. Es mag ein Zugeständnis den Versuchungen „des Vaters der Lügen” gegenüber bedeuten: „Das alles will ich dir geben, so du niederfällst und mich anbetest.” Weh muß denen widerfahren, die in dieser Weise böse gut und gut böse nennen, denn mit Schmerzen und Arbeit müssen sie die Fähigkeit wiedergewinnen, zu unterscheiden, was das Gute wirklich ist, und dann werden sie mit Gutem das Böse, an welches sie geglaubt haben, überwinden müssen.

Übel ist keine wohltätige Wirklichkeit.

Einige selbstlose und aufrichtige Lehrer schließen, daß das Übel notwendig ist. Für sie sind moralisches Übel und physischer Schmerz nicht nur Wirklichkeiten, sondern sogar wohltätige Wirklichkeiten. Da sie bemerken, wie eine gute Tat in einer bösen Welt glänzt, scheinen sie zu denken, daß die gute Tat ihren Glanz der sie umgebenden Schlechtigkeit verdankt. Sie folgern, daß die Geduld des bettlägrigen Heiligen das Resultat seines Schmerzes ist, und daß der moralische Mut der Reformatoren der Welt der Schlechtigkeit, der sie widerstanden, zugeschrieben werden muß. Aber es ist seine Vision Gottes, welche dem Heiligen einflößt, demütig und dem Reformatoren furchtlos zu sein; und in dieser Vision haben physischer Schmerz und moralisches Übel keinen Teil. Die Schönheit dieser Vision Gottes ist uns in Christus Jesus gegeben worden, welcher sagte: „Wer mich siehet, der siehet den Vater.” Ich habe es niemals bestreiten hören, daß seine Güte und Macht zu segnen, irgend eine andere Quelle hatte als den Vater-Gott, mit dem er eins war. Er war als das ähnliche Bild von Gottes Charakter anerkannt worden, aber, wer könnte sagen, daß die Heuchelei der Pharisäer, der Neid der Priester, die Verräterei eines Jüngers mitgewirkt haben, seine Christus-Natur zu bilden? Warum also wollen die Menschen für die wohltätige Wirklichkeit des Bösen sprechen? Wenn Böses Gutes wirkt, dann sind seine wirkenden Kräfte unsere Wohltäter; und warum sollten dann die geschäftigsten Übeltäter durch unsere Gefängnisse von ihrer wohltätigen Beschäftigung zurückgehalten werden? Wenn physischer Schmerz uns Festigkeit lehrt, warum baut man dann Krankenhäuser oder gestattet Versuche, Schmerz zu heilen? Die Philosophie, welche sich für die Wohltätigkeit des Bösen erklärt, ist unbeständig, und wie, wenn diese Philosophie entstanden wäre, weil es ihren Anhängern nicht gelang, das Christentum zu beweisen? Heute werden, ausgenommen von Christian Scientisten, „die mitfolgenden Zeichen” nicht als wesentlich betrachtet. Heutigentags nennen die Menschen viele unheilbare Krankheiten, als ob es Übel gäbe, die das Gute nicht überwinden könnte. Unglücksfälle, welche einige Menschen zu Grunde richten, und welche dem Mangel an Ehrlichkeit in anderen zuzuschreiben sind, werden von ihnen gänzlich als Beschlüsse der Vorsehung beschrieben. Wenn ein Mensch das Böse als etwas betrachtet, was Macht ausdrückt, und wenn er das Gute als unerwiesen ansieht, dann versucht er sich zu überzeugen, daß das in Übereinstimmung mit dem unerforschlichen Plane Gottes ist, und daß in irgend einer Weise das wuchernde Übel ein Schulmeister seiner Tugend sein muß. Die Philosophie des Kontrastes wird auch geltend gemacht. Wie können wir Ehrlichkeit schätzen, wenn Diebe uns nicht helfen; wie sollen wir die Wahrheit würdigen, wenn es nicht Lügner im Überflusse gibt; wie können wir dankbar für das Behagen der Gesundheit sein, wenn ihr Krankheit nicht die Wage hielte. Das führt zu weit, denn wenn die Tätigkeit des Irrtums in irgend einer Weise als etwas betrachtet wird, was in dem Plane Gottes Raum findet, so würde das die Wirksamkeit aller Übeltäter in jenen Plan einschließen. Wenn lügende Lippen bestimmt wären, uns den Wert der Wahrheit zu lehren, so könnten sie nicht „dem Herrn ... ein Greuel” sein. Wenn wir nur in der Gnade wachsen, wenn wir Ärgernisse erfahren, dann sei der Mensch gesegnet, durch welchen Ärgernis kommt, gesegnet sei Ahab, Isebel, gesegnet sei Judas! Aber das glauben wir nicht. Wenn wir sagen: „Gelobet sei, der da kommt im Namen des Herrn!” dann meinen wir die „Boten, die da Frieden verkündigen, Gutes predigen.”

Es sollte der menschlichen Fassungskraft ganz klar sein, daß Übel einen Zustand der Verkehrtheit, der Umkehrung darbietet, und daß wir ihn erst in das Gegenteil umkehren müssen, ehe wir überhaupt erkennen können, was wahr und normal ist; oder ehe der Mensch als ein Kind Gottes sichtbar wird. Jesus stellt den Sohn Gottes dar. Judas zeigt uns das Gegenteil der wahren Mannheit oder Lauterkeit und stellt in diesem Geisteszustand sowohl Mensch wie Gott falsch dar. Es sollte uns ebenfalls klar werden, daß der Prozeß, das Böse mit Gutem zu überwinden, nicht nur ein Kampf mit einer widrigen Umgebung ist, sondern ein Streit mit einer unrechten Denkungsweise. Das Himmelreich muß erst innerlich begründet werden. Gottseligkeit und Güte müssen ungöttliches Wesen oder Gottlosigkeit verdrängen.

Bekämpfung der Sünde.

Hier stehen wir einem Zustand gegenüber, welcher mit der Geschichte des Menschen eng verbunden zu sein scheint, und welchen Theologen unter dem Namen Sünde erörtern. Einige Lehrer behaupten, daß sie die größte Wirklichkeit des gegenwärtigen Lebens sei, und einige glauben, daß ihre unglücklichen Wirkungen ewig seien. Aber wenn wir wissenschaftlich die Forderungen der Sünde prüfen, sehen wir, wie sie überwunden und vernichtet werden können, wie es durch den Meister geschah, „der versucht ist allenthalben gleichwie wir, doch ohne Sünde.”

Der erste Grundsatz in der Heiligen Schrift im Hinblick auf den Menschen ist, daß er im Bilde und Gleichnis Gottes erschaffen wurde. Jesus erinnerte seine Jünger daran, als er sagte: „Darum sollt ihr vollkommen sein, gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist.” Was also ist Sünde? Es ist irgend eine Theorie oder ein Glaube, ein Gedanke oder eine Handlung, welche die Ähnlichkeit Gottes falsch darstellt. Dagegen, was ist Gerechtigkeit anders als rechtes Handeln, korrektes Betragen, wahrhaftes Denken, wodurch der Mensch als Gottes Ebenbild den „heiligen Schmuck” ausdrückt? Wenn man sagt, daß zwei plus zwei drei geben, so stellt man die Zahlenverbindung falsch dar; es ist in der Mathematik ein Irrtum oder eine Sünde, aber verschwindet sie nicht, wenn sie durch die Wahrheit überwunden wird, wenn die Verbindung richtig ausgedrückt wird? Wir haben ein Recht von den Menschen zu erwarten, daß sie Gottes Ebenbild ausdrücken werden. Verlangt nicht der Glaube und das Vertrauen fast eines jeden Kindes dasselbe von uns? Das Kind erwartet Wahrhaftigkeit, verläßt sich auf Freundlichkeit, vertraut der Güte und glaubt an Liebe; und im Hinblick auf die Jugend besteht die Sünde der Erwachsenen darin, daß sie dieses Zutraun betrügen, und daß sie sich diesem Glauben gegenüber falsch erweisen. Wissenschaftlich ist alles sündhaft, was das Ebenbild und die Ähnlichkeit Gottes im Menschen verdirbt. Ein Mann sündigt gegen sich selbst, der durch Trunkenheit tierisch wird, aber er sündigt gegen seine Freunde und seine Familie, dadurch daß er ihre Erwartungen in seine Männlichkeit enttäuscht. Warum wird Unterschlagung und Fälschung so hart verurteilt? Nicht nur, weil der Vertrauensbruch unsere Erwartungen im Hinblick auf den einen ungetreuen Menschen enttäuscht, sondern weil er uns mit Argwohn im Hinblick auf andere vergiftet und uns an Männlichkeit zweifeln läßt. Andrerseits, woher kommt es, daß ein wahrhaftiger Mensch uns hilft und uns Freude und Hoffnung gibt? Er richtet das gefallene Ideal des Menschen wieder auf, er stellt unser Vertrauen in die Menschheit wieder her, er drückt Gottes Ebenbild aus, und versichert uns wieder des Guten. Diejenigen, die die Häuser der Witwen beraubten und zum Schein lange Gebete machten, wurden strenge von Jesus gerichtet, der in ihrer betrügerischen Heuchelei eine schlimmere Sünde erblickte, als in dem unmoralischen Betragen derer, die Zöllner und Sünder genannt wurden, und die öffentliche Übeltäter waren. Der anerkannte Übeltäter mag jener Entdeckung der Wirkungen der Sünde näher sein, welche ihn veranlassen wird, mit der Bekämpfung derselben anzufangen, als der Sünder, welcher Böses gutheißt und es rechtfertigt, und welcher, wie Jesus sagt: „einem übertünchten Grabe” gleicht.

Christian Science bekämpft Sünde ebenso erfolgreich wie Krankheit, heilt beide Zustände der Not und überwindet das moralische Böse mit dem geistigen Guten. Menschen verfallen in Sünde, weil sie von einer falschen Grundlage aus nach dem Guten suchen. Christian Science zeigt, daß das was gut ist, ursprünglich von Gott kommt, und daß die Menschen nicht andere Menschen zu verletzen oder zu vernichten brauchen, um das Gute zu finden. Sie offenbart die Tatsache, daß das Gute einem unerforschlichen Prinzip zufolge, welches in Ewigkeit unveränderlich ist, kommt und den Reinen, Ehrlichen, Keuschen, Wahren und Liebenden für immer Segen spendet. Unter ihrer Vormundschaft sieht ein Mensch ein, warum er erwerben und nicht stehlen muß; warum er rein sein und Ärger und Haß vermeiden muß; warum er die Wahrheit in Hinblick auf seinen Nachbar sprechen und sich über das Glück und das Wohlsein andrer freuen muß. Er leistet darum den Geboten mehr als buchstäblichen Gehorsam. Er versteht, warum sie gegeben wurden, und in seinem Charakter drückt er immer mehr Gottes Ebenbild aus. Deswegen weilt Frieden bei ihm und seine Freude ist dauernd.

Erlösung vom Übel.

Sollte irgend eine falsche Auffassung im Hinblick auf die mögliche Fortdauer der Sünde und des Leidens bleiben, so betrachte man die Bitte, welche gewöhnlich von Christen ausgesprochen wird, um ihren Wunsch nach göttlicher Führung auszudrücken. Der Meister bildete sie zuerst für die Jünger, welche zu ihm sagten: „Lehre uns beten.” Wenn wir uns dem Geiste mitteilen, sagen wir zum himmlischen Vater: „Führe uns — nicht in Versuchung [wohin alle andere Führung als die Deinige uns bringen würde] — sondern erlöse uns vom Übel.” Einige Erklärer lesen die Bitte, als ob sie es für etwas Alltägliches hielten, daß wir durch Versuchung von den Händen Gottes verdorben würden und als ob dieses ein Gebet wäre um eine besondere Ausnahme von diesem regelmäßigen Prozeß. Aber es liegt ein guter Sinn in den Worten des Jakobus: „Niemand sage, wenn er versucht wird, daß er von Gott versucht werde. Denn Gott kann nicht versucht werden zum Bösen, und er selbst versucht niemand.” Wenn Gott zum Bösen versucht würde, oder wenn er Böses kennt, wie können wir von Gott Erlösung davon erwarten? Wenn das Böse einen Teil der göttlichen Erkenntnis bildete, dann müßten wir das Böse kennen lernen, wenn wir Gott erkennen. Jesus lehrte, daß den wahren Gott zu kennen, Leben und Friede sei. Wenn das so ist, und wir brauchen dem nicht zu mißtrauen, der am besten seine Lehren bewiesen hat, dann sind wir vom Übel erlöst, und in dem Maße, in dem wir der Führung des Guten folgen, werden wir finden, daß es weder tatsächlich noch wirklich ist. Der Psalmist verstand das, als er sagte: „Du bist mein Gott; Dein guter Geist führe mich auf ebener Bahn.” Christian Science lehrt, daß das ewige Prinzip, welches aller Wirklichkeit zu Grunde liegt, gut ist, deswegen sind alle Formen des Bösen vergängliche und falsche Auffassungen, welche ihre Macht über den Menschen behaupten, weil er sie anerkennt; jedoch der Zweck des Lebens ist, die Wirklichkeit des Guten zu erkennen.

Die Allmacht und Allgegenwart des Guten muß bewiesen werden. Wenn wir sagen, daß das Gute die ganze Wirklichkeit ausmacht, so ist das ganz verschieden von jeder anderen Theorie, die sagt, daß „alles gut ist” und dann versucht, das Böse mit der Wirklichkeit zu verbinden und es ein Werkzeug des Guten zu nennen, so daß das Ganze des Begriffs, eine Mischung von Gut und Böse, gut genannt werden kann. Auch die Theorie ist weder christlich noch wissenschaftlich, die leichtfertig sagt: „Es gibt kein Übel,” ohne irgend eine Prüfung der Ansprüche des Bösen, oder ohne gegen dieselben anzukämpfen, denn auch das macht die Sterblichen im Namen des Guten zu Dienern des Bösen. Wenn ein Mensch wissenschaftlich erklärt, daß das Gute alles ist, dann muß er sich den anmaßenden und unbequemen Ansprüchen des Bösen gegenüberstellen und sie überwinden. Er muß wissenschaftlich die Verzweigung falschen Glaubens und falscher Lehre erforschen, wodurch Gottlosigkeit, einschließlich, Krankheit wie schlechte Handlungsweise, in dem Verstand der Menschen Wurzel gefaßt hat, und er muß jede Pflanze, die der himmlische Vater nicht gepflanzt hat, ausreißen. Er muß in diesem Verfahren christlich genug gesinnt sein, um Böses mit Gutem und Fluch mit Segen zu vergelten, um Schmähungen mit Geduld und Hohn mit Demut zu begegnen, denn so bewies unser großes Vorbild die Wirklichkeit und die Macht des Guten.

Der Glaube und die Rückkehr zu Gott.

Das erfordert Mut, nicht wahr? Dann denken Sie an den unwandelbaren Glauben, von dem uns die Entdeckerin und Gründerin der Christian Science, Mrs. Eddy, ein Beispiel gab. Was ist Glauben? Ist es ein dunkler Begriff, das zu glauben und anzunehmen, was unser besonderer Kreis für glaubwürdig hält? Oder ist es Vertrauen auf Gott? Dieses Vertrauen ist nicht nur ein bloßes Glauben; es ist nicht eine Erwartung, sondern die Gewißheit, die vom Verständnis abhängig ist. Der Mann des Glaubens ist sicher. Die Zuversicht, welche alle christlichen Triumphe und das Heilen der Kranken erklärt, geht weit über vagen Glauben hinaus und wird zu einer Gewißheit im Hinblick auf das Unsichtbare, das sichere Verständnis ewiger Wahrheit und ewigen Rechtes, ein nie wankendes Vertrauen auf den Sieg des Guten. Ist die Welt nicht ihrer beunruhigenden Zweifel, ihrer Befürchtungen, ihres Unglaubens müde? Ein Senator, dessen Angewohnheit es war, Männer und Frauen von weitgehender Erfahrung und erwiesenen Fähigkeiten über ihren Glauben in Betreff der Unsterblichkeit auszufragen, fand, daß sie mehr Interesse für diesen Gegenstand hatten, als für alle anderen zusammengenommen. Der eine sagte: „Ich hätte lieber die Gewißheit, daß ein Mensch, wenn er stirbt, mit seiner bewußten Identität wieder leben wird, als allen Reichtum der Vereinigten Staaten oder irgend eine Ehren- oder Machtstellung, welche die Welt mir möglicherweise bieten könnte.” Das würden viele Menschen sagen, aber sie sind Gottes, in dem wir leben nicht sicher; sie haben Theorien über die Auferstehung des Gottessohnes, und so kennen sie nicht „die Kraft seiner Auferstehung” und sie sind im Ungewissen im Hinblick auf den Menschen, glauben eher an seine Abstammung vom Staub als vom Geiste, und sind so der Unsterblichkeit nicht sicher. Wie ermutigend und tröstend ist dann die Botschaft der Christian Science, welche gekommen ist, um den Glauben des Menschen an Gott, den Glauben an den erstandenen Christus und den Glauben an ein fortdauerndes Leben wiederherzustellen.

In den Tagen des Nehemia drängten die Gedanken der Vertriebenen sich in dem Worte Rückkehr zusammen. Das ist ebenfalls wahr in der Christian Science Bewegung. Die verlorenen Kinder kommen heim, und sie sagen zum Vater: „Wie wir Böses gesehen haben, so mache Du uns wieder froh.” Sie beteten an vielen Heiligenschreinen: „Erlöse uns vom Übel,” doch keine Errettung kam. Sie suchten nach Balsam und heilenden Arzneien, sie reisten weit, um in heilenden Wassern zu baden, sie demütigten sich, um medizinischen Theorien zu gehorchen und fanden vielleicht nach allem, daß ihre Wunde unheilbar war. Dann riefen sie in ihrer Angst Gott um Hilfe an. Dann sagten sie zu Gott: „Tröste mich wieder mit Deiner Hilfe.” „Er sandte sein Wort und machte sie gesund, und errettete sie, daß sie nicht starben.” So lange ihr Glaube auf etwas anderes gesetzt war als auf Gott, so lange sie zu Übel beteten, sie vom Übel zu erretten, waren sie heimat- und führerlose Wanderer, die Opfer von beunruhigenden Gerüchten, durch Gespensterfurcht erschreckt weilten sie im Dunkeln; aber durch den Einfluß von Christian Science kennen sie jetzt die Bedeutung der alten Lehre: „Gott ist Licht, und in ihm ist keine Finsternis.” Sobald als der verlorene Sohn sich auf sich selbst besann, kehrte er zu seinem Vater zurück, und die Parabel lehrt uns die Wahrheit, daß der Mensch in seiner Einigkeit mit Gott, sich seiner selbst bewußt wird, und durch diese Erfahrung ist er vom Übel erlöst.

Liebe und ihr Beweis für den Menschen.

Die Wirkung jenes Glaubens, welcher zur göttlichen Liebe „führe mich” sagt und dadurch Erlösung vom Übel findet, muß sich in Frieden auf Erden und Wohlgefallen gegen die Menschen ausdrücken. Der Glaube stellt die Bitte, „Bekleide uns mit einem rechtschaffnen Geist,” und die Antwort offenbart sich in der Schönheit der Heiligkeit. Die allgemeine praktische Wirkung der Christian Science besteht darin, den Glauben wieder zu beseelen und das Verständnis der Menschheit zu beleben, aber sie geht weiter, sie belebt auch jene Art der Liebe, wodurch der Mensch für seinen Nachbar das Ebenbild Gottes darstellt. Die Gebote werden für heilig und bindend gehalten, aber ein besonderer Nachdruck ist auf die letzte Vorschrift unseres Herrn für ein gesegnetes Leben gelegt worden, als er sagte: „Ein neu Gebet gebe ich euch, daß ihr euch unter einander liebet, wie ich euch geliebet habe, auf daß auch ihr einander lieb habet.” Da Christus Jesus die Kranken heilte und Teufel austrieb, so muß man auch von seinen Nachfolgern sagen können, daß sie auch die Werke tun, die er getan hat. Deshalb, als Mrs. Eddy ihre Anhänger zu organisierter Arbeit versammelte, war der Zweck, „eine Kirche einzurichten, die bestimmt ist, das Andenken des Wortes und der Werke unsers Herrn zu verkünden, und die das ursprüngliche Christentum und sein verlorenes Element des Heilens wieder einsetzen sollte.” (Manual of the Mother Church, S. 17). Wie ruhmvoll hat diese Kirche ihre Mission unter der weisen Leitung der Führerin fortgesetzt, die mit dem bescheidenen Titel „Pastorin Emeritus” benannt wird, deren Liebe die bescheidensten Arbeiter mit Mut erfüllt, deren Weisheit immer wieder solche Fehler abgewendet hat, die in die erste Kirche Verwirrung gebracht hatten. Dürfen wir nicht für die Fortdauer und Zunahme dieses Amtes zur Heilung der Menschen bitten, damit die Demonstration der Liebe vielleicht einmal eine Grundlage schaffen möge, auf der alle Christen stehen werden? Wenn Christus Jesus die Kranken genesen ließ, wenn er Sünde heilte, wenn er die Bekümmerten tröstete, wenn er die Werke des Teufels zerstörte, dann mögen alle seine Jünger gleichfalls der Menschheit die göttliche Liebe beweisen, dadurch daß sie jenem Beispiel folgen. „Das ist mein Gebot,” sagte er, „daß ihr euch unter einander liebet, wie ich euch geliebet habe.” Wir glauben, daß diese Pflicht der Liebe allgemein ist. Wir erwarten, daß der gesundheitbringende Einfluß des wissenschaftlichen Christentums, die ganze Menschheit erreichen wird. Wir haben nicht von dem schnellen Fortschritt der Bewegung gesprochen. Das ist eine Sache der Geschichte. Wir haben nur auf die Mengen Bezug genommen, die schon geheilt worden sind. Sie können etwas von diesen Fällen in den Versammlungen erfahren, in denen die Geheilten ihr Zeugnis abgeben, oder auf den Seiten unsrer Zeitschriften. Aber etwas muß noch über die Führerin der Christian Science Bewegung gesagt werden, da es vor allem wichtig ist, sie richtig zu kennen und ihre Mission und ihren Dienst für die Menschheit zu verstehen. Nichts sollte die Menschen verhindern, zu verstehen, daß unter den Wohltätern des Menschengeschlechtes Mrs. Eddy die beste Freundin ist, die sie haben. Ihre selbstlose Hingabe befähigte sie, die göttliche Wissenschaft zu erkennen, und ihre Liebe für die Menschheit trieb sie, sie zu beweisen und zu lehren. Das Textbuch „Science and Health” lehrt die universelle Wahrheit, aber ihre anderen Schriften machen uns mit der Verfasserin bekannt und erklären wie sie Böses mit Gutem überwand. Sie hat sowohl durch Regel wie durch Beispiel gelehrt; und der beste Segen der Erde ist die Begeisterung, welche durch ein heiliges Leben gegeben wird. Im alten Jerusalem steinigten sie die Propheten, und auch in neueren Zeiten haben die Menschen mit Rohheit und Unvernunft diejenigen angegriffen, die als Beispiel des Guten dienten. Vielleicht haben sie das Geschrei der Mißdeutung in Betreff Mrs. Eddys gehört; wenn das der Fall ist, was denken Sie über Mrs. Eddys Geduld, die sie beinahe vierzig Jahre lang bewiesen hat; in dieser Zeit hat sie denen Liebe und Wohlwollen erzeigt, die in ihrem selbst-erschaffenen Hasse boshaft waren? Ich weiß von keinem bitteren Worte, welches sie im Verdruß gegen ihre Verfolger ausgesprochen hätte, und jeder kann verstehen, daß nur die Herrschaft desselben Geistes, der auch in Christus Jesus war, ein menschliches Wesen befähigt, nicht zu schmähen, wenn es verschmäht worden ist, sondern denen, die hassen, Gutes zu tun. Wenn sie zu den Undankbaren und Feindlichen beständig freundlich ist, dann wird der Ausfluß jenes Wohlwollens, wo es nicht gehemmt wird, ein Ansporn für die, die es zu schätzen wissen, da sie die Schönheit des christlichen Charakters entfaltet sehen. Der Liebe Zweck ist, den Gegenstand der Liebe liebenswert zu machen. Mrs. Eddy drückt diesen Begriff der Liebe ganz umfassend aus, mit dem augenscheinlichen Wunsch, daß die ganze Menschheit lernen möge, die wahre Natur des Menschen in der Ähnlichkeit mit Gott, der Liebe ist, auszudrücken. Diejenigen, die sie am besten kennen, kennen auch die Wahrhaftigkeit ihrer Motive, die Lauterkeit ihrer Bestrebungen und den unermüdlichen Fleiß ihres Lebens. Wenn andere zu der Erkenntnis der Einflüsse erwachen, durch welche sie gesegnet worden sind, dann schützen und lieben sie diejenige die die geduldige Dienerin und Freundin des Menschen gewesen ist, und sie „stehen auf und preisen sie selig.”

Copyright, 1906, Mary Baker G. Eddy.
Verlagsrecht im Jahre 1906, Mary Baker G. Eddy.

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