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Eine heilige Wohnung.

Aus der April 1906-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Denn der Herr ist deine Zuversicht, der Höchste ist deine Zuflucht. Es wird dir kein Übels begegnen, und keine Plage wird zu deiner Hütte sich nahen. — Psalm.

Jedes Menschen Bewußtsein ist für ihn ein individueller Wohnort, in dem er Gemeinschaft hält mit allem, dessen er sich bewußt ist. Durch die Fenster seines eigenen Gedankens blickt er hinaus in eine äußere Welt oder in sich auf die Eindrücke seines eigenen Verstandes und Herzens. Das Denken eines jeden Menschen macht seine eigene Burg aus, eingerichtet je nach dem Inhalt seines Gedankens und für Einladungen oder Angriffe von außen nur offen durch unbewacht gelassene Eingänge. Der Mensch, dessen Gedankengang sich aufwärts richtet, findet in den Lehren der Christian Science das richtige Baumaterial für eine geistige Wohnung, die innen rein und sauber ist und gegen alles Schädliche von außen wohl befestigt. Ruskin sagte: „Um Frieden zu erlangen, mache dir Nester von angenehmen Gedanken.” Die Menschen haben unermüdlich für weitere Entwickelung und Erziehung gearbeitet, um sich jene intellektuelle Kenntnis zu erwerben, die Sinn für alles Schöne, Wahre und Edle hat, damit sie sich Wohnungen zur Befriedigung ihrer Neigungen und Behausungen zur Annehmlichkeit der Sinne verschaffen und sie besitzen können. Jedoch ist das Muster in all diesem Streben nach Erreichung einer geistig befestigten Burg eher persönlich als unpersönlich, und menschlich anstatt göttlich gewesen, deshalb konnte es keine heilige Wohnung sein, bis der Herr des Haushalts, der Geist Christi eintritt und Besitz davon nimmt.

Christian Science lehrt der jetzigen Menschheit, daß der königliche Besucher nur eintreten kann, wenn Geist und Herz zu Seinem Empfang vorbereitet sind. Was ist der Geist Christi in Natur und Ausführung anders als der Geist des Rechtes, der Gerechtigkeit? War die Christus-Idee, die in Jesus von Nazareth offenbart war, irgend etwas anderes als absolute Gerechtigkeit, individuell ausgedrückt durch Aufhebung aller Sünde, Krankheit und Tod, mit der sie in Berührung kam? Konnte es etwas anderes gewesen sein als vollkommenes geistiges Verständnis aller Dinge in ihrem Verhältnis zum Unendlichen? Der Jünger weiß, daß er nicht sogleich den Grad der Vollkommenheit Christi erreichen kann, erkennt er jedoch nicht, daß er anfangen muß, seine Wohnung durch Christus-ähnliches Denken herzurichten, so vollzieht er keineswegs sein Amt als Jünger.

Jeder Christian Scientist sieht so viel von seinen eigenen Unvollkommenheiten, daß er leicht meint, das Verständnis göttlicher Liebe, der Liebe, die die Zuneigungen und Wünsche selbstlos macht und Gedanken und Taten verklärt, sei gänzlich fern von ihm und außer seinem gegenwärtigen Bereich. Dies mag wahr sein, doch kann jeder Christian Scientist heute seinem Streben getreu sein und das der göttlichen Liebe Entgegengesetzte verwerfen, je nachdem ihm seine Gefühle und Neigungen als der Liebe unähnlich bloßgelegt werden. Wer sein geistiges Heim für Gottes Gegenwart auszurüsten wünscht, kann aufhören, sich dem Gott-unähnlichen Denken hinzugeben. Er kann aufhören zu fürchten, zu verurteilen, zu kritisieren, zu grollen. Wahrlich, er kann die ganze unheilige Brut des Bösen, das den menschlichen Sinn füllt, so weit von sich entfernen, daß sie seine Gedanken nicht mehr beschweren können. Dies kann getan werden, nicht durch unsicheres Wünschen oder durch Willenskraft, die vielleicht zeitweilig reformieren mag, sondern durch die Offenbarung der Christian Science, die das Unpersönliche und Unwahre böser Vermutungen bloßlegt, welche von der Menschheit so lange für persönlich und wirklich gehalten worden sind. Christian Science lehrt dem Schüler wie und was zu denken, ihre Anfangsregel ist das sofortige Zurückweisen jedes falschen Gedankens, den er unter ihrer forschenden Analyse entdeckt, und nur wenn dieser erste Punkt befolgt wird, kann seine geistige Wohnung gereinigt werden, denn die intellektuelle Kenntnis des Buchstabens allein bringt keine christliche Wiedergeburt mit sich. Nur in dieser Befolgung hat er sich gleich dem verlornen Sohn aufgemacht um seinen Weg zu seines Vaters Haus zu finden und sein Vater kommt ihm entgegen: Göttliche Liebe überflutet das Herz, das selbstlos in der Vorbereitung für ihren Einzug geworden ist.

Eine gute Illustration hierfür ist der geistige Vorgang im Bewußtsein eines Schülers der Christian Science, der sich durch Ungerechtigkeit oder Taktlosigkeit eines andern verletzt fühlt. Wer nichts von Christian Science weiß, wird wahrscheinlich so lange gekränkt und unglücklich sein, bis die natürliche Rückwirkung des Gedankens das Gefühl geändert, und er mit der Zeit den Vorfall vergessen hat. Wer jedoch etwas von Christian Science versteht, wird, sobald er sich verletzt fühlt, mit der Zergliederung seines eigenen Gedankens beginnen, wodurch die wahre Natur des sich gegen ihn verschwörenden falschen geistigen Elementes aufgedeckt wird. Erstens mag er finden, daß es Selbstliebe war, die verwundet worden ist, das Verlangen geschätzt und beachtet zu werden, ist enttäuscht worden; dann kommt Selbstmitleid ans Licht, er bedauert sich selbst, daß er so behandelt worden ist. Verwundeter Stolz und Empfindlichkeit erregen das gekränkte, liebende Herz zu einem Gefühl der Bitterkeit und vielleicht steigt die Lust zum Bekritteln auf; der Freund hätte taktvoller sein sollen. Neid mag vorbringen, daß andere Leute einen leichteren Pfad zu gehen haben, Furcht fügt ihre Last hinzu durch die Einflüsterung, daß eine Freundschaft gebrochen werden, oder daß irgend ein Verlust oder Kummer dem Vorfall folgen mag und Selbstgerechtigkeit flüstert stets, daß die Erfahrung unverdient war. In schlechteren Naturen flammen diese Neigungen, wenn durch solche Versuchungen plötzlich angeregt, in Ärger auf, in dem Verlangen nach Wiedervergeltung und Rachsucht; dies ist jedoch gegenwärtig nicht in Betracht zu ziehen, auch kann eine liebende Natur, die selbst nicht zu solchen Übeln gereizt werden kann, unter der Berührung einer sorglosen Hand leiden und bietet ein genügendes Feld für die Entdeckung vieler verborgener Gedanken, die ein Unglücklichsein verursachen.

Moralischer Mut ist notwendig, um die eigenen Gefühle wie Selbstliebe, Selbstmitleid, Neid oder Wiedervergeltungssucht unterscheiden zu können, doch gerade einen solchen Mut gibt Christian Science ihren Schülern. Sie verschafft ihm eine klare Anschauung über die Elemente eines unverstandenen ihm am Herzen nagenden Elends und legt die störenden, geistigen Charaktereigenschaften seiner eigenen Natur bloß. Ohne diese Analyse würde er fortfahren solche Gefühle unter dem Vorwand von Empfindlichkeit und Kummer zu beherbergen, nun aber beginnt er, seine geistige Wohnung von diesen unwürdigen Gästen zu räumen. Die wahre Erkenntnis im aufgeklärten Gebet wird sie alle zurückweisen und sie können auf intelligente Weise behandelt werden, weil sie in ihrer wahren Natur ausgefunden worden sind. Des Christian Scientisten eigener Gedankenkreis ist das Schlachfeld geworden, er ist stets für Niederlage oder Sieg der einzige Kampfplatz. Indem er sich von falschen Gedanken abwendet und seine Zuflucht im rechten Denken nimmt, wird das Ereignis, das seinen Frieden gestört haben würde, zur Probe in Demut und Geduld, zu einem Beweis der zeitweiligen Natur persönlicher Erfahrung. Was heute gesagt oder getan worden ist, wird morgen bedauert. Die Gefühle der menschlichen Gesinnung sind vorübergehend, in jeder Weise der Zeit und dem Wechsel untertan, sie können aus dem Bewußtsein des Christian Scientisten genau so schnell verschwinden, wie er es bestimmt. Seine Weigerung, sie länger zu hegen, seine gerechten Vorsätze, sie zu verbannen durch die Erkenntnis des Geistes, der in „Jesus Christus auch war,” bewerkstelligt ihre Vernichtung.

Als Jesus sagte: „Selig sind, die reines Herzens sind; denn sie werden Gott schauen,” wies er auf die unfehlbare Belohnung eines rechten Strebens hin. Nur die Besiegung alles dessen, was der Reinheit des Herzens entgegengesetzt ist, befähigt den Gedanken, die Macht und Gegenwart Gottes zu erfassen, und die Fähigkeit „des Sehens” steht im Verhältnis zum Überwinden. Thomas von Kempen stellt Christus in seinem Werk „Of the Imitation of Christ” (Von der Nachahmung Christi) dar, als sagend: „Ich liebe Keuschheit und bin der Geber aller Heiligkeit. Ich suche ein reines Herz, denn dort ist der Ort meiner Ruhe. Willst du mich zu dir kommen lassen und bei dir bleiben, so wirf den alten Sauerteig hinaus und reinige die Wohnung deines Herzens. Schließe die ganze Welt aus und das ganze Gedränge der Sünde; sitze du als ob du ein Sperling wärst allein auf der Spitze des Hauses und denke über deine Übertretungen nach in der Bitterkeit deiner Seele. Denn jeder, der liebt, wird den besten Platz für seinen Geliebten bereiten, denn hierin ist die Innigkeit seiner Liebe erkannt, der seinen Geliebten empfängt.”

Die Analyse des rechten Denkens, die uns von Empfindlichkeit und dem sie begleitenden Leiden erlöst, berührt nur eine Phase menschlicher Erfahrung, doch dient sie dazu, die Art und Weise von der Befreiung aller Disharmonie zu illustrieren. Die Klarheit und Gewissenhaftigkeit dieser geistigen Arbeit weist direkt auf das Heilen von Krankheit hin, wie Christian Science es bewirkt. Krankheit ist anfänglich ein mentaler Zustand, denn nur wenn eine mentale Erkenntnis des Leidens da ist, kann eine Person sich dessen bewußt sein. Obgleich die Erscheinung Physisch zu sein scheint, so muß sie doch in Gedanken angenommen worden sein, um sich in Erfahrung festsetzen zu können. Die Annahme von Krankheit als unabwendbar ist allgemein vorherrschend geworden, Christian Science jedoch erklärt sie als einen ungesetzmäßigen Eindringling in die Rechte der Menschheit, so wenig von Gott unterstützt wie die Sünde; deshalb wird der Gedanke durch diese Auseinandersetzung dazu angeregt, mit der Abweisung ihrer Anforderungen, die sie eventuell vernichten wird, zu beginnen. Die Verwerfung individueller Charakterzüge und der Widerstand verschiedener Versuchungen der menschlichen Natur liegt dem Streben nach Überwindung von Krankheiten zu grunde, denn Krankheit ist die Wirkung des falschen Denkens, und die Gedanken müssen korrigiert werden, um eine Veränderung in ihrer Erscheinung hervorbringen zu können. Damit ist durchaus nicht gemeint, daß jeder Krankheitsfall das direkte Resultat irgend einer besonderen Sünde ist, doch regt es den Denker dazu an, seine eigenen schädlichen Angewohnheiten zu überwinden, damit er ihrem Einfluß entkommen möge und beides Sünde und Krankheit durch die neue Einsetzung des Gesetzes Gottes im richtigen Verständnis und durch Demonstration loswerden zu können.

Es ist höchst wichtig, daß Heiler und Patient beide auf diese Anforderung achtgeben und falsches Denken in jeder Gefühls- und Handlungsweise verbessern. Wird das Heilen nur auf gewisse physische Fragen bezogen, so mag es Verzögerung und Enttäuschung bringen, wenn aber bei jedem ein ernstes Verlangen gefunden wird, alle mentalen Begrenzungen und Mißgestaltungen, die dem Gesetz des absoluten Rechtseins entgegen sind, wieder auszugleichen, dann kann es kein Hindernis zum Frieden und Heilen geben. Der Mensch ist nicht nur wiedergeboren, sondern er ist auch beschützt. Seine geistige Wohnung ist im innern wohl verwahrt und befestigt gegen alle Lügen von außen. Was er vom Guten annimmt und vom Bösen verwirft, macht sein Bewußtsein zu einem lieblichen und heiligen Platz, in dem er Ruhe finden mag und Stärke und Verständnis in Gemeinschaft mit dem göttlichen Geist, der eintritt, sobald ihn das Böse verläßt. Während dieser wiedererneuernde Vorgang Tag für Tag vor sich geht, kommt der Gedanke allmählich zu der Erkenntnis, daß es wirklich nur eine'große geistige Wohnung gibt, in der eventuell alle Menschen ihr wirkliches Sein finden werden, — nämlich, im göttlichen Geist, der Gott selbst ist. Die geduldige Zurückweisung des fleischlichen Sinnes läßt jeden Menschen erkennen, daß er in Wirklichkeit keinen eigenen, irrenden Sinn besitzt, denn sobald das falsche Denken vergangen ist, gibt es nicht länger einen falschen Denker und folglich keinen falschen Sinn, und er erkennt sich als eine lebende, individuelle Idee des großen göttlichen Geistes, der in sich alles einschließt, was geschaffen worden ist.

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