Der menschliche Fortschritt ist das Resultat erfolgreicher Entdekkungen, daß viele Dinge, welche wir wirklich, welche wir wahr genannt haben, nur ein Schein sind, nur zu sein scheinen. Von der Zeit an, da der Mensch als kleines Kind auf dem Fußboden umherkriecht und den Sonnenschein vom Teppich aufzuheben versucht, ist das Leben des durchschnittlichen Sterblichen ein beständiger Fortschritt in der Entblößung der Täuschungen. So sollte es wenigstens sein. Es sollte ein unaufhörliches Verlernen stattfinden. Alle unsere erziehlichen Pläne sind dazu bestimmt, diesen Vorgang zu beschleunigen.
Ein jeder wird sich unzähliger Überraschungen aus seiner Kindheit und Jugend erinnern, sowie ähnlicher enttäuschenden Entdeckungen in seinen reiferen Jahren. Die Ideale, welche er für so fest und unbeweglich wie die Berge hielt, haben sich eines nach dem andern als Erdichtungen des menschlichen Glaubens erwiesen. Es ist nicht angenehm, wenn man ausfindet, daß man sich irgendwie getäuscht oder geirrt hat; dennoch mag es uns schließlich großen Nutzen bringen. Die Erfahrung bringt oft ein scharfes Gefühl der Erniedrigung mit sich, welches dazu dient, eine gesunde Vorsicht in ein vorherrschendes Mißtrauen zu verwandeln. Ferner verursacht sie Trauer, sowie bleibende, beißende, gramvolle Gedanken darüber, daß wir Zeit und Mühe vergeudet und Gelegenheiten versäumt haben. Sie führt zu der Entdeckung, daß wir vieles hätten haben können, wenn wir es nur gewußt hätten.
Mögen diese Erweckungen noch so schmerzhaft sein; sie sind unbedingt zum intellektuellen und absoluten Fortschritt nötig. Mit dem Schein zufrieden sein, bedeutet nicht nur Trägheit und Stillstand; es bedeutet geistige Entwürdigung und Tod. Diese Tatsache hebt die jämmerliche Bedeutung des Vorurteils sehr hervor. Wenn ein Mensch sich einer unbewiesenen Theorie, einer unbewahrheiteten Meinung so hingibt, daß er völlig mit dem zufrieden ist, was er denkt und ist, so ist sein Untergang im Labyrinth der Dogmatiker und der Gegner des Fortschritts sicher. Er schließt sich nicht nur von seiner bessern und freieren Zukunft aus, sondern von allem, das er beherrschen sollte.
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