Die Lehre der Christian Science unterscheidet sich durch ihre feste Behauptung des wissenschaftlichen Begriffes der Identität und Individualität von vielen andern Theorien, mit denen unwissende Meinungen sie irrtümlicherweise zu verbreiten suchen. Dies wurde von Mrs. Eddy in ihrer Predigt, welche bei der Einweihung der Mutterkirche im Jahre 1895 vorgelesen wurde, sehr deutlich erklärt. Sie sagt: „Ihr braucht nur einen wissenschaftlichen, positiven Begriff der Einheit mit eurem göttlichen Ursprung zu bewahren und diesen täglich zu demonstrieren. Dann wird es sich zeigen, daß die Zahl eins ein ebenso bedeutender Faktor im Dasein und im recht Handeln ist als eine Milliarde. Somit werdet ihr das göttliche Prinzip demonstrieren” („Pulpit and Press,“ S. 7). Dies mag uns wohl an die absolute Gerechtigkeit und Unparteilichkeit Gottes — des unendlichen Vaters — erinnern, dem nichts groß oder klein erscheint, wie die beschränkten sterblichen Sinne es auffassen.
Eine der ersten Lektionen, welche wir in der Christian Science lernen, ist die: da Gott das göttliche Prinzip ist, so ist Er nur in unveränderlicher Gerechtigkeit, Güte und Wahrheit ausgedrückt. In keinem Punkte weicht das göttliche Prinzip davon ab, die Vollkommenheit des Gesetzes der Liebe zu bewahren, welche „die Person nicht ansiehet.” Es wird daher an einen jeden von uns die Anforderung gestellt, die göttlichen Eigenschaften und Tätigkeiten zu reflektieren, um das herrliche Ziel des Daseins des Menschen zu erreichen. Die Entdeckung, daß es unser höchstes Vorrecht ist dies zu tun, gewährt uns eine neue Einsicht in unsere Existenz. Sie gibt uns einen erhabenen Gedanken, welcher uns Heilung und moralische Wiedergeburt bringt und zugleich einen belebenden Begriff unserer Fähigkeiten und Möglichkeiten. Die Bedeutung der Individualität tritt zu Tage und die Identität wird als Ausdruck der göttlichen Idee erkannt.
Man muß jedoch nicht vergessen, daß der sterbliche Sinn nur in dem Maße verschwindet wie er durch das Verständnis und durch die Demonstration der Wahrheit verdrängt wird. Deshalb läßt es sich leicht ersehen, daß die Erfahrung oder die Meinung einer Person nie einer andern zum Vorbild dienen kann. Das göttliche Prinzip ist das allgemeine Vorbild; die göttliche Anforderung ist Vollkommenheit, und nichts anderes. Da nun noch niemand im materiellen Bewußtsein Vollkommenheit erreicht hat, können wir andere nicht beurteilen, sondern wir müssen vorwärts nach dem Ziele streben. Eine Person kann den geistigen Zustand einer andern nicht bestimmen; denn obwohl es scheinen mag als ob manche in gewissen Richtungen schnelle Fortschritte machen, so führt doch das gleichmäßige Wachstum zum Ziele. Es gibt jedoch einfache und genau bestimmte Regeln, welchen alle Christian Scientisten gehorchen sollten, weil es in dem jetzigen Grad unseres Wachstums nötig ist. Die Disziplin des unbedingten Gehorsams hat einen wunderbaren Einfluß auf den Charakter.
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