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Beharrlichkeit im Rechttun.

Aus der Oktober 1909-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Jeder ernste und erfahrene Christian Scientist hat zahlreiche Beweise von Gottes Liebe und Macht erhalten. Er hat gesehen wie Kranke sehr bald, ja in vielen Fällen fast augenblicklich hergestellt wurden und wie diejenigen, welche in der Knechtschaft der Sinne lagen, befreit wurden. Er hat reichlich Gelegenheit gehabt, sich darüber zu freuen, daß die Menschheit allmählich lernt von der göttlichen Hilfe Gebrauch zu machen. Die Größe der Allmacht erfüllte ihn mit Verwunderung, und oft rief er mit dem Psalmisten aus: „Wo ist so ein mächtiger Gott als du, Gott, bist?” Die Beweise, daß Gott bereit ist und imstande ist, all die verschiedenartigen menschlichen Bedürfnisse zu befriedigen, hat in ihm den Wunsch erregt und vermehrt, den himmlischen Vater, der nach den Worten des Psalmisten alle unsre Sünden vergibt und alle unsre Gebrechen heilt, näher kennen zu lernen.

Verschiedene Fälle, in denen physische und moralische Heilung erst nach sehr ernstlichen Bemühungen und monatelangem geduldigen Warten zur Verwirklichung kamen, haben auf den Schreiber dieses einen tiefen Eindruck gemacht und sind ihm sehr förderlich gewesen. In solchen Werken ist die Hand Gottes zu sehen, und der aufmerksame Studierende läßt sich dieselben zur Lehre und Ermutigung dienen. Wir möchten nicht dahin verstanden sein, daß Gott in diesen Fällen die so sehr gewünschten Segnungen vorenthalten habe, sondern wir weisen auf die Tatsache hin, daß diese treuen Sucher bei ihrer Arbeit ermutigt und gestärkt wurden, bis sie die Segnungen, die den Kindern Gottes bereits verliehen sind, realisieren konnten. Sie waren nicht verlassen und trostlos. Die Bedürfnisse des Augenblicks wurden ihnen zuteil, und schließlich gingen sie aus dem Kampf mit Versuchungen als Sieger hervor. Infolge ihres Überwindens des Irrtums wurde ihr Glaube von Tag zu Tag stärker und ihr Vertrauen immer größer. Der Mut würde ihnen entfallen sein, sie hätten in der Verzweiflung den Kampf aufgegeben und wären am Wege verschmachtet, wenn sie nicht von oben Stärkung erhalten hätten. Menschlicher Wille und menschliche Weisheit konnten sie nicht aufrecht erhalten und ermöglichten es ihnen nicht, im Glauben zu wandeln, denn der materielle Sinn war nicht imstande, den vor ihnen liegenden Weg zu erkennen oder ihnen über das Endergebnis irgendwelche Zusicherung zu geben. Nur die göttliche Liebe befähigte sie, vorzudringen und nicht „auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare” zu sehen, bis die unsichtbaren geistigen Dinge ihnen so wirklich wurden, daß die Täuschung der physischen und geistigen Disharmonie verschwinden mußte. Dann freuten sie sich mit unaussprechlicher Freude und gaben „Gott, was Gottes ist.” Es mag diejenigen, die gegenwärtig an der so wichtigen Lektion der Geduld arbeiten, ermutigen und fördern, wenn sie einige Arten des Irrtums betrachten, welche diejenigen überwunden haben, die in dem guten Kampf des Glaubens endlich als Sieger hervorgegangen sind.

Christian Science legt großes Gewicht auf die Erklärung der Bibel, daß vor Gott kein Ansehen der Person gilt. Eine der ersten Versuchungen, denen diejenigen ausgesetzt sind, die nicht schnell geheilt werden, besteht in der Suggestion, daß Gott die Person ansieht. Unter dem Einfluß dieses Irrtums hört man den nach Gesundheit Suchenden oft fragen — und zwar manchmal recht ungeduldig: „Warum werde ich nicht so rasch geheilt wie andre? Ich habe mein Bestes getan. Warum heilt mich Gott nicht?” Dies beweist, daß der persönliche Begriff von Gott als einem Wesen, das dem einen Menschen mehr gibt als dem andern, noch nicht dem heilenden und erneuernden Begriff von Gott als dem göttlichen Prinzip gewichen ist.

Eine weitere Erscheinungsform der Annahme, daß Gott die Person ansehe, äußert sich in dem Gedanken, daß wenn man nicht gleich geheilt wird, überhaupt keine Heilung möglich sei. Alle Arten von Sünde und Krankheit können geheilt werden, wenn wir nur fähig und bereit sind, das Unsrige zu tun. Wer dies verneint, verwirft die Wahrheit, welche jede Kundgebung des Übels zerstört.

Wenn eine Lüge gleich zehntausendmal wiederholt wird, so ist sie doch gerade so unwahr, als zur Zeit, da sie das erste Mal geäußert wurde. Die Tatsache, daß ihre unwahre Natur nicht bewiesen worden ist, sollte man nicht zu ihren Gunsten auslegen; auch liegt darin kein Beweis, daß die Wahrheit nicht mit der Zeit festgestellt werden kann. Durch Vertrauen auf die Wahrheit — selbst wenn man dieselbe nicht völlig versteht — und durch die unerschütterliche Überzeugung, daß die Wahrheit zuletzt siegen wird, erlangen wir ein erlösendes Vertrauen, das an seinen Früchten zu erkennen ist.

Der Apostel Paulus, welcher solch herrliche Beweise seines Verständnisses von des Meisters Lehren geben konnte, hatte eine Zeitlang einen Pfahl im Fleisch (2. Kor. 12:7). Was dieser Pfahl war, wissen wir nicht genau; es ist jedoch klar, daß Paulus ihn in keiner Weise als eine Sendung Gottes ansah, denn er nannte ihn „des Satans Engel,” mit andern Worten eine Kundgebung des Irrtums oder des Übels. Ist deshalb anzunehmen, daß sein Streben vergeblich war und daß sein Gebet nie erhört worden ist? Keineswegs. Seine innern Kämpfe gaben ihm die Überzeugung, daß die Gnade Gottes genügend für ihn sei. In den Stunden der Not und Versuchung hielt ihn die Macht Gottes aufrecht. Solche Erfahrungen sowie die spätere Erhörung seines Gebets veranlaßten ihn wohl, die folgenden Worte auszusprechen, die schon so viele Millionen gestärkt und ermutigt haben: „Lasset uns Gutes tun und nicht müde werden; denn zu seiner Zeit werden wir auch ernten ohne Aufhören.”

Die Überzeugung, daß ehrliches, gewissenhaftes Bestreben zuletzt belohnt wird, ermutigt und stärkt den ernsten Sucher nach den himmlischen Segnungen, und er arbeitet dann geduldig weiter, wenn er auch keine sofortigen Resultate sehen kann. Weil er vor allem die Herrschaft und die Regeln der geistigen Harmonie sucht, läßt er sich in der Erwartung seiner Belohnung nicht beirren und zweifelt nie, daß er diese Belohnung erhalten wird. Einem solchen wird geholfen, weil ihm geholfen werden kann; er wird gesegnet, weil er bereit ist den Segen zu empfangen. Er hat keine Zeit und keinen Anlaß zum Klagen. Er gibt sich nie dem Gedanken hin, daß andre größere Belohnung erhalten als ihnen zukommt, denn damit würde er Gott, dem er angeblich dient und von dem er Hilfe erwartet, der Ungerechtigkeit beschuldigen. Er verschließt sein Ohr dem Irrtum, der ihm zuflüstert, er habe vielleicht doch umsonst gearbeitet, denn er ist überzeugt, daß nichts das göttliche Gesetz aufheben kann, demgemäß ein jeder erntet nachdem er sät, und nur nachdem er sät. Er ist überzeugt, daß niemand in die Wirkungen des göttlichen Gesetzes eingreifen kann, und daß aus diesem Grunde der Gehorsam gegen das Gesetz nie unbelohnt und der Ungehorsam gegen dasselbe nie ungestraft bleibt.

Körperliche wie auch moralische Heilung kommt stets zur Verwirklichung, wenn man den Anforderungen des göttlichen Gesetzes entsprochen hat. Der Sucher nach Gesundheit gebe die Wahrheit dieser Behauptung zu, und er wird finden, daß die Wünsche seines Herzens nur darum nicht in Erfüllung gegangen sind, weil er nicht alle ihm gestellten Bedingungen erfüllt hat. Er mag nicht klar erkennen, was und wieviel Gott von ihm verlangt, und niemand mag imstande sein, ihm darüber Aufschluß zu geben; wenn er jedoch nur etwas sieht, was er tun sollte, so tue er es; seine Augen werden ihm dann geöffnet werden, so daß er mehr sieht, was getan werden muß. Auf diese Weise wird er Schritt für Schritt geführt werden.

Wie Paulus, als er um Erlösung vom Pfahl im Fleisch betete, fürs erste die Versicherung erhielt, daß die Gnade Gottes zu allen Zeiten genügt, so hat das Trachten nach körperlicher Gesundheit oft fürs erste den Gewinn geistiger Güter zur Folge, deren wir bedürftig waren, ohne es zu wissen, und diese geistigen Güter sind oft gerade nötig, um das Gefühl der körperlichen Disharmonie zu überwinden. Das Heilen in der Christian Science ist wissenschaftliches Heilen, und Gehorsam gegen das Gesetz Gottes muß endlich die vermeintliche Ursache aller Disharmonie entfernen. Unwissenheit gibt dem geistigen Verständnis Raum, worauf dann die Folgen der Unwissenheit verschwinden. Furcht wird durch jene Liebe überwunden, welche die Furcht austreibt. Man ist dann nicht mehr das Opfer seiner eignen und andrer Leute Furcht; das Wohlgefühl in der Sünde wird zerstört und man hört auf, die Strafe für begangene Fehler zu zahlen. Wenn Disharmonie nicht überwunden worden ist, so ist ein höheres Verständnis des göttlichen Gesetzes nötig, und man muß sich den Gehorsam gegen dasselbe zur Lebensregel machen. Wir wiederholen: Kein ernstes Bestreben ist umsonst; es dient immer zur Förderung. In den folgenden Worten Gottes, denen der Prophet Ausdruck gab, liegt Hoffnung und Ermutigung: „Also soll das Wort, so aus meinem Munde gehet, auch sein. Es soll nicht wieder zu mir leer kommen, sondern tun, das mir gefällt, und soll ihm gelingen, dazu ich’s sende.”

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