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Wie sollen wir entrinnen?

Aus der Oktober 1909-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Viele Leute, die das Studium der Christian Science in Angriff nehmen, finden anfangs, daß sie sich in einer Umgebung befinden, deren unharmonische Zustände diesem Studium und der Ausübung des Gelernten durchaus nicht zuträglich zu sein scheinen. Und doch muß ein jeder zu der Erkenntnis kommen, daß er bloß in seinem eignen Bewußtseinszustand lebt, und daß eine Veränderung in den Umständen von innen kommen muß und nicht von außen. Es scheint dies „eine harte Rede” zu sein, und viele verlieren ihr Gefühl der Disharmonie erst dann, wenn sie bereit sind diese Wahrheit anzuerkennen und ihr Mitleid mit sich selbst abzulegen.

Wir können sehr viel aus dem 16. Kapitel der Apostelgeschichte lernen. Es wird uns in dem zweiten Teil desselben erzählt, in welcher Weise Paulus und Silas die widerwärtigen Zustände in ihrer Umgebung überwanden. Ihre Schwierigkeiten waren die Folgen ihrer Heiltätigkeit. Man warf ihnen vor, sie verkündigten „eine Weise, welche uns nicht ziemet anzunehmen noch zu tun.” Sie hatten den vorherrschenden Annahmen der sterblichen Vernunft zuwider gehandelt. Die Menge war gegen sie, sie wurden falsch beurteilt, man geißelte sie, warf sie ins Gefängnis und legte ihre Füße in den Stock. Gibt es einen unter uns, der je in einer solch schrecklichen Lage gewesen ist, und hätten die Apostel nicht mehr Recht gehabt als wir, sich selbst zu bemitleiden? Was taten sie aber? Sie beteten und lobten Gott, so daß die andern Gefangenen sie hörten. Es war kein selbstsüchtiges Gebet; es drückte keinen ungeduldigen Wunsch nach Befreiung aus, auf Kosten derjenigen, die um sie her waren, sondern es war ein Dankgebet, welches in das Bewußtsein ihrer Zuhörer drang. Ein solches Gebet erschüttert unser Gefängnis bis auf die Grundmauern, d.h. die „unharmonischen Annahmen,” welche „sich in dem, was sie erschaffen, einkerkern” („Science and Health,“ S. 251).

Die Wirkung dieses Gebets war eine augenblickliche, und als solche erweist sich tatsächlich jede Demonstration in der Christian Science, sobald alle hindernden Gedanken entfernt worden sind. Die Türen wurden geöffnet, die Fesseln gelöst und selbst der Gefängniswärter erwachte vom Schlaf. Sein erster Begriff von der Wahrheit war derart, daß er meinte, sie bringe ihm Vernichtung, während doch durch die Erneuerung des Sinns um ihn her eine Umwandlung vom Unwirklichen zum Wirklichen stattfand, damit bewiesen werde, „welches da sei der gute, wohlgefällige und vollkommene Gotteswille.” Der Gefängniswärter hatte nach wie vor dieselbe Arbeit zu verrichten und nichts war verloren gegangen. Als er dies erkannte, forderte er ein Licht und forschte nach dem Wege des Heils.

Wie stand es aber um Paulus und Silas? Wie benutzten sie ihre Freiheit, nachdem sie dieselbe demonstriert hatten? Verließen sie das Gefängnis? Nein, sie blieben, bis die Wahrheit daselbst Fuß gefaßt hatte. Kein weiteres Hindernis legte sich ihrem Weggehen in den Weg; es ziemte sich jedoch nicht für sie, das Gefängnis bei Nacht und Nebel zu verlassen. Deshalb blieben sie, bis der Tag angebrochen war, und gaben dadurch den Leuten in ihrer Umgebung Gelegenheit, ihr Unrecht wieder gut zu machen, so daß alle miteinander freudigen Herzens das himmlische Manna essen konnten. Selbst als die Zeit ihrer Entlassung gekommen war, gingen sie nicht als Gefangene, nicht als Männer, auf denen ein Verdacht ruhte, sondern alles geschah ordnungsmäßig und im Einklang mit dem Gesetz. Daß sie dem Gesetz der Freiheit treu blieben, mußte notwendigerweise ihre Befreiung zur Folge haben, und zwar erhielten sie dieselbe auf Grund ihres wahren Standes, und nicht vermöge irgendwelcher Zugeständnisse seitens derer, die der Apostel Bürgerrecht verletzt hatten.

Wir ersehen hieraus, wie wir aus jeder Art der Gefangenschaft befreit werden können; wie wir nach dem vollkommenen Gesetz der Freiheit (Jak. 1:25) dem entrinnen mögen, was unsre Füße in den Stock zu legen scheint. Wenn wir auf diese Weise frei geworden sind, gelten auch uns die Worte: „Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße der Boten, die da Frieden verkündigen, Gutes predigen, Heil verkündigen; die da sagen zu Zion: Dein Gott ist König.” Dahin gelangt man jedoch nie und nimmer durch Wünschen und Sehnen, oder dadurch, daß man denkt, es könne nicht wissenschaftlich sein, dieses oder jenes zu erdulden. Nein, wir müssen zu allererst um die Christus-Gesinnung bitten. Diese befähigt uns dann, Gott da zu loben, wo wir gerade sein mögen, und zwar mit solcher Freudigkeit, daß unsre Mitgefangenen, die den uns zuteilgewordenen Trost noch nicht haben, uns hören können und mit uns befreit werden mögen. Laßt uns nicht vergessen, daß diejenigen, welche wir auf Erden binden, gebunden sind (d. h. dem sterblichen Sinn zufolge), und daß diejenigen, welche wir auf Erden lösen, gelöst werden und so mit uns in den Himmel, in die Freiheit, in unsres Herrn Freude eingehen können.

Eins ist gewiß: Als Paulus und Silas im Gefängnis Loblieder sangen, dachten sie nicht in erster Linie an ihre Befreiung, sondern sie freuten sich im Bewußtsein der Allgegenwart und Allmacht Gottes. Sie hatten die Bedeutung der Worte des Psalmisten erkannt: „Bettete ich mir in die Hölle, siehe, so bist du auch da.” Sie hegten kein Gefühl des Verletztseins, sondern gaben der Überzeugung, die Paulus später mit folgenden Worten aussprach, freudigen Ausdruck: „Denn ich bin gewiß, daß weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentümer noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes, noch keine andre Kreatur mag uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christo Jesu ist, unserem Herrn.”

Wenn wir diese Gedankenfreiheit erreicht haben, werden wir es nicht eilig haben, unsre Umgebung zu verlassen — wo immer wir auch sein mögen — bis wir ganz gewiß sind alle Arbeit, die uns da vorliegt und die wir als ein Vorrecht ansehen sollten, zur Ausführung gebracht zu haben. Dann werden wir sicherlich mit dem Psalmisten in den Lobgesang einstimmen können: „Ich freue mich und bin fröhlich über deiner Güte, daß du mein Elend ansiehest, ... und übergibst mich nicht in die Hände des Feindes; du stellest meine Füße auf weiten Raum.”


Woran erkennt man aber deinen Ernst,
Wenn auf das Wort die Tat nicht folgt?

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