Freudigen und dankerfüllten Herzens sende ich diese Zeilen ein, mit dem Wunsche, sie möchten das ausdrücken, was ich empfinde. Seit einer Reihe von Jahren war mein Leben mit Krankheit und Jammer erfüllt, besonders nach der Geburt meines kleinen Sohnes, da ich damals schwer unterleibsleidend wurde und an einem Magenleiden nebst Verdauungsbeschwerden litt. Dazu gesellte sich später noch ein Nervenleiden, das mich entweder in ein frühes Grab oder ins Irrenhaus gebracht hätte. Wir hatten alles versucht, was nach menschlichem Begriff Hilfe bringen konnte. Ich war von einem Spezialisten zum andern gegangen, hatte die Naturheilmethode versucht und Heilanstalten besucht. Da wir pekuniär nicht gut gestellt waren, bedeutete dies alles schwere Opfer für uns; und bestenfalls gab es nur eine kurze Linderung — dann ein umso schlimmeres Zusammenbrechen. Sobald ich wieder in meiner Häuslichkeit war und mir die geringste Tätigkeit auferlegte, kehrte das Leiden wieder und peinigte mich, so daß ich zeitweise nur in liegender Stellung verbleiben konnte. Es war die Hölle auf Erden, denn neben dem physischen Leiden hatte ich mit Selbstsucht, Herrschsucht, Zorn und Empfindlichkeit zu kämpfen, so daß ein vielleicht übereilt zu mir gesprochenes Wort mich im höchsten Grade erregen, ja einen wahren Tobsuchtsanfall in mir entfesseln konnte. Oft flehte ich zu Gott, er möchte mir das Rechte zeigen, denn ich ahnte durch alle Trübsal hindurch, daß wirkliche Rettung nur aus einer höheren Quelle kommen könne. Und wie auch das leiseste Sehnen in unsrer Brust nach etwas Besserem, Höherem zu unserm himmlischen Vater dringt, so sollte ich erfahren, wie wunderbar uns die göttliche Liebe führt, noch ehe wir sie kennen.
Vor ungefähr einem Jahre hörte ich zum ersten Male von der Christian Science, und zwar durch eine liebe Bekannte in Rußland. Sie schrieb mir, welche Hilfe sie in Zeiten schweren körperlichen und seelischen Leidens durch Christian Science erfahren habe; daß sie sich jetzt aber wohl fühle und keine Naturheilanstalten zu besuchen brauche. Alles dies machte auf mich einen tiefen Eindruck und gab mir zu denken. Das also war die Botschaft Gottes für mich, gleichsam die Antwort auf mein inneres Sehnen — eine sichere Hilfe, die Aussicht, noch einmal gesund und glücklich zu werden. Ich zögerte keinen Augenblick in Erfahrung zu bringen, wo diese heilende Wissenschaft ausgeübt wird, und kurz vor dem Osterfest vorigen Jahres reiste ich nach Dresden, wo ich mich an eine Vertreterin der Christian Science wandte. Was ich da fand, ging weit über meine Erwartungen hinaus. Hier lernte ich einen Gott kennen, der die Liebe ist; keinen zürnenden Gott, der uns ins Elend hineinstößt und uns darin zu Grunde gehen läßt; einen Vater im heiligsten Sinne des Wortes, der keines Seiner Kinder verläßt, welches sich Ihm zuwendet und bei Ihm bleibt; einen Gott, der das Prinzip des Lebens selbst ist, aus dessen liebender Hand uns Gutes und nur Gutes kommt. Ja, an die körperlichen Leiden dachte ich gar nicht mehr, die fielen eins nach dem andern von mir ab. Ich hatte nur die Reinigung des inneren Menschen vorzunehmen, um allen angehäuften geistigen Unrat zu entfernen.
Als ich dann nach einigen Wochen Dresden verließ, fing ich an ein andrer Mensch zu werden. Die Furcht, welche ein Hauptbestandteil meines Leidens gewesen war, verschwand nach und nach vollständig, so daß ich jetzt frohen Herzens alles Gott überlasse. Durch das ernste und aufrichtige Studium unsres göttlich inspirierten Lehrbuches lerne ich mehr und mehr die Bibel verstehen und deren Lehren anwenden. Ein Licht nach dem andern geht mir auf, wenn ich unsre herrlichen Bibellektionen übersetze. Ich verstand kein Wort Englisch, als ich in diese in der Tat göttliche Wissenschaft eingeführt wurde. Aber auch in dieser Beziehung wurde mir durch die freundlichen Anleitungen der lieben Vertreterin geholfen, und heute übersetze ich mit Hilfe eines Wörterbuches die Lektions-Predigten mit Leichtigkeit — ein schöner Beweis dafür, daß uns die göttliche Liebe hilft, wenn wir getreulich nach Wahrheit streben. Ich erkenne es als eine meiner höchsten Pflichten, täglich jeden freien Augenblick diesem Studium zu widmen, und welchen Segen dies bringt, habe ich erfahren. Schritt für Schritt lerne ich die tiefen Wahrheiten unsres Lehrbuches verstehen. Könnte es für uns ein erhebenderes Bestreben geben, als Gott, das Allgute immer besser verstehen zu lernen, um die Wahrheit des Seins demonstrieren zu können? Schon mein geringes Verständnis hat mich befähigt, die Wahrheit für mich und mein Söhnchen zu beweisen. Der Kleine ist jetzt immer wohlauf, während er früher oft krank wurde. Er ist jetzt fünf Jahre alt und fängt auch schon an, tapfer die Wahrheit des Seins zu behaupten. So bittet er mich, ihm die „wissenschaftliche Erklärung des Seins” („Science and Health,“ S. 468) zu sagen, wenn er sich z.B. stößt.
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