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Weder gestern noch morgen.

Aus der Oktober 1909-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Man kann sich die Macht der göttlichen Wahrheit als in der Vergangenheit demonstriert oder als in der Zukunft demonstrierbar denken, kann von ganzem Herzen an diese vergangenen und zukünftigen Möglichkeiten glauben, ohne jedoch geistige Dinge so erfaßt zu haben, daß sie anwendbar werden. Die Wahrheit dient eben einem jeden in dem „Jetzt” des Bewußtseins zur Erlösung. Hier allein ist die wirkende Kraft der Wahrheit zu finden, hier allein kann man Erlösung erlangen. Paulus erklärt deshalb: „Sehet, jetzt ist die angenehme Zeit, jetzt ist der Tag des Heils.”

Der christliche Glaube hat stets einen Fehler begangen, indem er sich große Wahrheiten hartnäckig in der falschen Zeitform dachte und den Glauben an die Anwendbarkeit dieser Wahrheiten fast gänzlich auf diese Zeitformen beschränkte. Man nehme z. B. die Lehre in Bezug auf das göttliche Wesen und die göttliche Verordnung. Die Theologie hat stets versucht klar zu machen, daß Gott in der Vergangenheit gerecht und gut war und daß Er es in der Zukunft sein wird. Daß Er aber in allen Seinen Kundgebungen gerecht und gut ist und daß deshalb keine Ungerechtigkeit und kein Übel von Ihm kommt — dies hat die herkömmliche Theologie im Wesentlichen verneint, indem sie die Schrecken der Erdbeben und dergl., sowie das Leiden der Unschuldigen durch ererbte Krankheiten dem „Walten einer unerforschlichen göttlichen Vorsehung” zuschrieb.

Ferner hat die Kirche in Bezug auf die schöpferische Tätigkeit Gottes gelehrt, daß Er am Anfang alle Dinge „sehr gut” erschuf, und daß in der Zukunft einmal alle Dinge wiederum der harmonische Ausdruck des göttlichen Gesetzes und der göttlichen Ordnung sein werden. Daß aber alles Sein, alle Wirklichkeit die Kundgebung der Tätigkeit des allgegenwärtigen göttlichen Geistes ist und deshalb ideal sein muß— dies ist der christlichen Lehre fremd gewesen. Im christlichen Glauben wie auch in der allgemeinen Annahme haben untergeordnete Ursachen Gott im Wesentlichen aus dem heutigen Weltall verdrängt.

Christliche Glaubenslehren erklären ferner, der Mensch sei früher einmal makellos, das wahrhaftige Ebenbild Gottes gewesen und müsse durch göttliche Gnade zur Gemeinschaft der Engel tauglich gemacht werden. Jedoch die Wahrheit, daß „der Mensch Gottes” jetzt vollkommen ist, war dem christlichen Glauben fremd, als unsre Führerin ihre Stimme erhob und mit folgerichtiger Genauigkeit auf der gegenwärtigen unverletzten Vollkommenheit jeder göttlichen Idee bestand — als sie erklärte, daß der vollkommene Mensch weder war, noch sein wird, sondern daß er jetzt ist.

Und weiter: Infolge der Lehre, daß die Leiden des irdischen Daseins von Gott auferlegt seien, um den christlichen Charakter bilden zu helfen, hat man Gesundheit, Glückseligkeit, Freiheit von dem Joch der Sünde in die Zukunft verlegt, trotz der Tatsache, daß der große Demonstrator des Christentums lehrte, das Himmelreich sei gekommen (Matth. 12: 28) und die Triumphe und Freuden dieses Reiches sollten denen sofort zuteil werden, die sich dessen Herrschaft hingeben.

Christian Science protestiert entschieden gegen die Angewohnheit, die Substanz des Guten in die Vergangenheit oder in die Zukunft zu verlegen. Sie ist vor allem eine Religion der Gegenwart, denn sie lehrt, daß in dem Maße unsres Verständnisses der Wahrheit alle göttlichen Wirksamkeiten unmittelbar sind, und daß man sich dieselben in der christlichen Metaphysik garnicht anders denken kann. Das Jetzt bedeutet Nahesein, und es ist bei all unserm Denken nichts von größerer Wichtigkeit, als daß wir einen klaren Begriff von dem bekommen, was jetzt besteht. Christian Science enthüllt die Unmittelbarkeit und Endlosigkeit der Tätigkeiten des göttlichen Geistes, der alles Sein und alles Gesetz bildet. In dem Maße, wie man diese Wissenschaft verstehen lernt, findet man, daß alle Wirksamkeiten der Wahrheit und Liebe in dem „Jetzt” des erlösten Bewußtseins vorhanden sind. Jede frohe Erinnerung, jede neubelebende Hoffnung zahlt hier vollen Tribut. Ja, in der Tat, „das Reich Gottes ist herbeikommen,” wie Jesus erklärte.

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