Die Botschaft der Christian Science ist einfach und klar, und sie entspricht einem allgemeinen Bedürfnis. Vom akademischen Standpunkte aus läßt sie sich nur schwer erklären; auch ist sie, streng genommen, keine Lehre, über die sich streiten läßt, denn sie erbringt Tag für Tag und Stunde für Stunde Beweise ihrer Richtigkeit. Diese Beweise sind endgültig und überzeugend. Christian Science predigt und verspricht nicht nur; nein, sie erfüllt auch das Versprochene. Sie regt die edelsten Bestrebungen und die höchsten Erwartungen des Menschen an, rechtfertigt aber zugleich ihre Lehre durch bestimmte Resultate. Wie der gute Samariter kommt sie zu denen, die unter die Mörder gefallen sind — denen falsche Begriffe ihre Glückseligkeit und Gesundheit geraubt haben und an denen falsche Methoden vorübergegangen sind. Solchen gießt sie das Öl und den Wein der Freude und der Inspiration in die Wunden, führt sie in die schützende Herberge und schenkt ihnen eine Münze von unschätzbarem Wert, die ihnen Gesundheit und, mit der Zeit, völlige Erlösung zusichert.
Religion und Fortschritt.
Wir leben in einem Zeitalter, in dem man nach Resultaten strebt. Christian Science entspricht dem allgemeinen Verlangen nach Beweisen. Weil sie Früchte aufzuweisen hat, gewinnt sie in den Augen der Hilfbedürftigen immer mehr an Ansehen. Sie stellt keine Behauptungen auf, die sie nicht erhärten kann. Es ist deshalb klar, daß sie ihr Recht bewiesen hat, in unsrer Zeit, in der man in allen Zweigen der menschlichen Tätigkeit voranschreitet, eine Religion des Fortschrittes genannt zu werden.
Damit soll nicht gesagt sein, daß Gott, die Grundlage und das Prinzip aller wahren Religion, sich jemals verändere oder das Er jemals Fortschritte mache; daß die Lehren Jesu Christi, des Gründers der christlichen Kirche, revidiert oder die Bibel verändert werden müsse. Wie wir in der Heiligen Schrift lesen, gibt es bei Gott keine Veränderung noch Wechsel des Lichts und der Finsternis. Ferner glauben wir, daß die Vorschriften und Ermahnungen Jesu nie veralten werden. Die Bibel unsrer Väter wird stets unsre täglichen Bedürfnisse befriedigen. Der goldene Faden, der durch das ganze Gewebe der Bibel sichtbar ist, wird immer von denen erkannt werden, die ein empfängliches Gemüt haben. Christian Science hat deshalb keine neue Bibel, sondern ihre Bibel ist die Bibel aller Christen; nur erklärt sie dieselbe in einer geistig-fortschrittlichen Weise. Sie verkündet keinen neuen Gott, sondern den einen wahren Gott, unsern Vater, der im Himmel ist. Sie will der Welt keinen vollkommeneren Christus bringen, denn es gibt nur einen Christus, der in des Vaters Schoß ist, und derselbe ist vollkommen und ewig. Christian Science strebt vorwärts; sie bezeichnet einen Fortschritt in der Religion, weil sie das Wesen und die Eigenschaften Gottes sowie die Lehren und Werke Christi mit dem hellen Lichte der Wissenschaft beleuchtet, und weil sie die wichtige und unvergängliche Bedeutung der in der Heiligen Schrift enthaltenen geistigen Botschaft erklärt und betont.
Christian Science ersucht die Menschheit, ihre Ansichten über Gott, Seinen Menschen und Sein Weltall einer offenen und furchtlosen Prüfung zu unterwerfen. Unser Zeitalter, in dem man den Mut hat, auf unsicheren Schwingen der Sonne entgegenzufliegen, wird nun aufgefordert, unerschrocken die Dinge zu erwägen, welche auf die Befreiung von falschen Göttern Bezug haben. Warum sollte es nicht möglich sein, Gott und Sein Weltall besser zu erklären? Warum sollte man es für töricht halten, wenn behauptet wird, daß der Durchschnittsmensch Gott besser verstehen lernen kann als bisher der Fall war? Warum sollte das Verständnis, wie man in der Gnade wachsen und die geistigen Begriffe erweitern kann, sich nicht einem bestimmten Gesetz gemäß entwickeln? Warum sollte die Kenntnis bezüglich des Urquells aller Weisheit, des Gebers aller guten Gaben, des absoluten, ewigen Prinzips alles Lebens, in dem wir leben, weben und sind — warum sollte diese Kenntnis nicht eine beweisbare Wissenschaft sein? Dies behauptet Christian Science. Sie glaubt, daß Jesus auf die einzig wahre, auf die endgültige, wirkliche Kenntnis hinwies, als er sagte: „Das ist aber das ewige Leben, daß sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesum Christ erkennen.”
Physische Hypothesen.
Man denke an das veränderliche Wesen dessen, was man Naturwissenschaft nennt — an die zweifelhaften Kenntnisse über das physische Weltall. Von einem Zeitalter zum andern haben sich die diesbezüglichen Lehren verändert, je nach den zeitweiligen Annahmen der Menschheit. Viele der in früheren Zeiten anerkannten Theorien in Bezug auf die Astronomie, Geologie, Geographie, Mineralogie, Botanik, Chemie, Physik usw. erscheinen der heutigen Zeit lächerlich, ja phantastisch und in vielen Fällen geradezu gefährlich.
Die Zeit liegt weit hinter uns, in der die Leute glaubten, die Erde sei flach und der bewohnbare Teil derselben sei bei der Säule des Herkules (Gibraltar) zu Ende. Die Theorien der Vergangenheit bezüglich des Wesens der Materie gipfelten in der neueren Zeit in der Atom-Theorie. Diese Theorie schien eine Zeitlang zu befriedigen; in der neueren Zeit ist sie jedoch so umgestaltet worden, daß sie kaum mehr zu erkennen ist. Man sucht jetzt die Materie dadurch zu erklären, daß man ihre kleinsten Teilchen Energie nennt. Ohne Zweifel wird auch diese verbesserte Atom-Theorie die Menschen nicht auf die Länge befriedigen. Solange die vermeintlich kleinsten Teilchen der Materie als Wirklichkeit angesehen werden, muß man annehmen, daß sie noch weiter zerlegt werden können. Erst nachdem die Materie auf ihr endgültiges Nichts reduziert worden ist, erst nachdem man sie als den Namen für einen falschen Begriff erkannt hat, wird die Atom-Theorie in den Ruhestand versetzt werden und in Vergessenheit geraten.
Was ist Gott?
Inmitten all dieser vergänglichen Annahmen und Theorien bleibt sich Gott immer gleich — von einem Zeitalter zum andern, ja durch alle Ewigkeiten. Sein Mensch, nach Seinem Bilde erschaffen, drückt das göttliche Wesen aus, und das wahre Weltall von Ideen wird von keinen menschlichen Annahmen beeinflußt. Es ist die Aufgabe der wahren Religion, den Menschen Gott näher zu bringen, ihn mit seinem Schöpfer bekannt zu machen. Christian Science macht Gott zur Grundlage ihres ganzen Gebäudes, geht in allen ihren Folgerungen von Ihm aus und erhält ihre Kraft und Nahrung allein von Ihm. Jeder denkende Mensch steht über kurz oder lang vor der wichtigsten aller Fragen: Was ist Gott?
Mrs. Eddy, die Entdeckerin und Begründerin der Christian Science beantwortet den Studierenden obige Frage in einer zusammenfassenden Darlegung dieser Lehre in ihrem Werk „Science and Health with Key to the Scriptures.“ Sie sagt auf Seite 465: „Gott ist körperloses, göttliches, höchstwaltendes, unendliches Allbewußtsein, Geist, Seele, Prinzip, Leben, Wahrheit, Liebe.” Das Glück, der Friede und die wirkliche Brauchbarkeit des Menschen stützt sich auf seinen richtigen Begriff von Gott. Ja weit mehr (und dieser Punkt mag manchem neu vorkommen): Christian Science legt dar, daß die wahre Gesundheit der Menschen durch ihr Verständnis von Gott und Seinem Christus bedingt wird. Diese richtige und wissenschaftliche Kenntnis übt nicht nur im täglichen Berufsleben, im Haus, im Geschäft, in privaten und öffentlichen Angelegenheiten einen wohltätigen Einfluß aus, sondern sie wirkt auch wohltuend auf den physischen Zustand von Männern, Frauen und Kindern und heilt sowohl Krankheit als Sünde und Kummer.
Um Gott und Seinen Christus zu erkennen, ist mehr nötig als das Erlernen der dogmatischen Grundsätze einer unfruchtbaren und unzusammenhängenden Theologie, oder das Aufstellen trockener, pedantischer Lehren. Man muß einsehen lernen, daß die wahre Erkenntnis Gottes „das ewige Leben” ist, wie Jesus erklärte. Sobald sich der Mensch verständnisvoll dem einen wahren Gott zuwendet, fängt er an, in dem Bewußtsein des Lebens zu wohnen, und er verliert nach und nach das Bewußtsein für alles, was hindernd und störend auf das Leben einwirkt. Er macht sich frei von der Furcht. Er lernt „außer dem Leibe” — der materiellen Einschränkung — und „daheim zu sein bei dem Herrn,” bei dem lebenspendenden Prinzip, das unvergänglich und ewig ist. Wenn diese Erkenntnis unserm Bewußtsein nie — auch keinen Augenblick — fern wäre, so wäre offenbar das Leben für uns stets gegenwärtig, der Tod wäre ungedacht und undenkbar, und das ewige Leben würde ungehindert und in fortwährender Tätigkeit durch alle Ewigkeiten hindurch die Oberherrschaft haben. Deshalb lesen wir in den Sprüchen Salomonis: „Der Verstand ist dem, welcher ihn hat, eine Quelle des Lebens”. (Züricher Bibel.)
Trotzdem viel über das Wesen der Gottheit — dieses unerschöpfliche Thema — geschrieben und gepredigt wird, so erkennt man doch in den öffentlichen Äußerungen und in den einer genauen Prüfung unterworfenen eignen Gedanken viele unlogische, ja selbst gefährliche Begriffe, welche durch sorgfältige Erklärung berichtigt werden müssen.
Wir wollen zwei von den Definitionen anführen, mit denen Mrs. Eddy die Frage beantwortet: „Was ist Gott?” Sie definiert Ihn als Liebe und als Geist. Der Apostel Johannes sagt: „Gott ist Liebe.” Auf diese trostreichen Worte wird in den heutigen theologischen Schriften sehr viel Gewicht gelegt. Die von Sünde und Krankheit geplagte Menschheit möchte so gerne diese Erklärung des Johannes glauben, hofft, daß sie wahr sei, und ist begierig nach der Wissenschaft, welche erklärt, daß Gott Liebe sein muß, obgleich die menschliche Erfahrung voller Enttäuschungen, Kummer und Sorge zu sein scheint und mit Krankheit und Tod endet. Die Erklärung dieses scheinbaren Widerspruches finden wir in Jesu Worten an die Samariterin: „Gott ist Geist.” Von dieser Erklärung ausgehend, gelangen wir zu sehr weitreichenden Folgerungen, welche für die Menschheit von hoher Bedeutung sind.
Der wahre Mensch.
Wenn Gott Geist ist, dann muß der wahre Mensch, den Gott zu Seinem Bilde geschaffen hat und der deshalb Seines Wesens teilhaftig ist, geistig sein; d. h. er muß Geist ausdrücken und offenbaren. Das Leben des wahren Menschen muß Geist, seine Fähigkeiten müssen geistig sein. Ferner muß der wahre Mensch als das Ebenbild Gottes vollkommen, glücklich und gesund sein. Er ist jetzt ewig und unzerstörbar, der ideale Mensch, der Sohn Gottes.
Diese aus dem Worte Gottes hergeleitete Folgerung stimmt jedoch nicht mit dem Zeugnis der materiellen Sinne überein. Sie deckt sich nicht mit den Erfahrungen der sterblichen Menschen zwischen der Wiege und dem Grabe, denn diese Erfahrungen umfassen keine ungetrübte Freude und kein ewiges Leben, sondern Sünde, Krankheit und Tod. Christian Science beseitigt diesen scheinbaren Widerspruch, indem sie erklärt, daß der sterbliche, materielle Mensch, den man für den Spielball der Umstände, die Beute der Disharmonie und das Opfer des Todes hält — daß dieser Mensch nicht der wirkliche, von Gott erschaffene Mensch ist, bezüglich dessen die Bibel sagt, er sei das Ebenbild Gottes. Christian Science lehrt, daß der sterbliche Mensch einen falschen Begriff vom wahren Menschen darstellt — eine Fälschung, die gerne dem Echten ähnlich sehen möchte, die aber nichtsdestoweniger als das, was sie ist, erkannt wird, weil sie Gott, Geist unähnlich ist. Gott ist nicht der Schöpfer des sterblichen, materiellen Menschen, und Er verursacht nicht dessen Mißerfolge, Beschränkungen, Verluste, dessen Auflösung und Todesurteil. Gott ist für kein Übel irgendwelcher Art verantwortlich. Er hat es nicht erschaffen, da es auch nicht auf einen Augenblick in Seinen Gedanken Raum finden kann; andernfalls wäre Er nicht vollständig gut, und das Prinzip, welches das Weltall regiert, wäre nicht völlig zuverläßig. Das Übel hat seinen Ursprung nicht in Geist; es hat keine Wesenheit noch Wirklichkeit, die Gott etwa erschaffen hätte, keinen ewigen Bestand, sondern es ist stets ein falscher Begriff, der sich in das Bewußtsein des sterblichen Menschen eindrängt, bis die Lügenhaftigkeit dieses Begriffs bloßgelegt ist und seine wertlosen, vergänglichen Annahmen den Menschen nicht mehr erschrecken. Das Übel hat vor Gott keinen Bestand. „Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt,” hat nicht nötig, sich vor den leeren Drohungen des Übels zu fürchten, sondern dadurch, daß er sein ihm von Gott verliehenes Recht geltend macht, kann er, wie Paulus sagt, „hinankommen zu einerlei Glauben und Erkenntnis des Sohns Gottes, und ein vollkommener Mann werden, der da sei im Maße des vollkommenen Alters Christi.”
In dieser Weise werden die beiden Aussagen, daß Gott Liebe und daß Gott Geist ist, in der Christian Science in Übereinstimmung gebracht. Der Zweifel, den die Menschheit von jeher in Bezug auf die Güte Gottes gehegt hat, verschwindet. Die ihren eignen Erfindungen überlassenen physischen Sinne lehnen sich zwar gegen den Allerhöchsten auf und möchten zu der Annahme verleiten, Gott sei grausam und quäle Seine schutzlosen Kinder mit Absicht; Christian Science hingegen beweist durch ihre Erklärung der Heiligen Schrift, daß Gott das Übel nicht erschaffen hat und es nicht zuläßt. Das Gute nud nur das Gute kommt von dem Geber aller guten Gaben, und alle gegenteiligen Behauptungen entspringen der Unwissenheit oder Blindheit des Herzens. Die Worte des Apostels Johannes: „Gott ist Liebe,” werden auf ewig neben Jesu erhabener Erklärung stehen: „Gott ist Geist.”
In der Überzeugung, daß Gott nicht der Urheber der Leiden unsres irdischen Daseins ist, liegt ein großer Trost. Diese Überzeugung ist der erste Schritt auf dem Wege zu der Erkenntnis, daß diese Leiden, weil sie nicht von Gott kommen, keine wahre Wesenheit oder Existenz haben können und deshalb einen eingebildeten Ursprung haben und unwirklich sind. Gott zieht dann wieder ganz in die Herzen der Menschen ein, wenn die sogenannten Gesetze der Sünde und des Todes ihre vermeintliche Herrschaft über menschliche Zustände und Angelegenheiten verlieren.
Das Zeugnis der materiellen Sinne
Wir wollen uns jedoch keiner Täuschung hingeben in betreff der Ansichten, welche sich der natürliche oder sterbliche Mensch über Gott, Seinen Christus und Seine Schöpfung bildet. Paulus schreibt in seiner ersten Epistel an die Korinther: „Denn die Weisheit dieser Welt ist Torheit vor Gott”; und in derselben Epistel erklärt er: „Der sinnliche Mensch aber fasset die Dinge nicht, die des Geistes Gottes sind, denn sie sind ihm eine Torheit; und er kann sie nicht erkennen, denn sie werden geistlich beurteilt.” (Züricher Bibel.)
Die Kenntnis des sinnlichen, sterblichen, materiellen Menschen beruht auf der Aussage der physischen Sinne. Diese sind seine Zeugen. Sie sind die Fühlhörner, welche er in das Unbekannte ausstreckt, und je nachdem sie berichten, richtet er sein Tun und Lassen ein. Ihr Zeugnis ist „die Weisheit dieser Welt.” Paulus erklärt nun einerseits, „die Weisheit dieser Welt” sei „Torheit vor Gott”, und andrerseits sagt er, „der sinnliche Mensch” fasse „die Dinge nicht, die des Geistes Gottes sind”, denn sie seien ihm „eine Torheit”. Hier stehen wir nun vor einem großen Widerspruch. Gott verwirft „die Weisheit dieser Welt”, welche die Grundlage der Kenntnis des sinnlichen Menschen bildet, und der sinnliche Mensch verwirft „die Dinge ... die des Geistes Gottes sind”. Wie soll das enden? Die eine oder die andre Seite muß weichen. Kein Christ kann über den Ausgang im Zweifel sein. Das Wort Gottes muß den Sieg davontragen. Wenn das Zeugnis der physischen Sinne die Kenntnis der Dinge verhindert, „die des Geistes Gottes sind”, so muß dieses physische Zeugnis als unzuverlässig und falsch bezeichnet und demnach verworfen werden. Geist muß über die Materie, Wahrheit über den Irrtum, Leben über den Tod, Liebe über Furcht und Haß siegen. Gott muß in Seinem Weltall regieren, und Gott ist Geist, nicht Materie.
Man sollte nicht vergessen, daß die ewige Wahrheit keineswegs von dem abhängig ist, was unsre physischen Sinne berichten. Keiner, der die eigentümlichen Gewohnheiten und die Verkehrtheit dieser Sinne näher beobachtet hat, keiner, der gesehen hat, wie sie selbst den materiellen Menschen irre führen, wird sich auf ihr Zeugnis in Betreff des wahren, von Gott erschaffenen Menschen verlassen wollen. Wenn die Wissenschaft ihren Namen verdienen soll, so muß sie auf unanfechtbaren Beweisen aufgebaut sein. Die Kenntnis dessen, was unveränderlich und unzerstörbar ist, muß an und für sich auf durchaus zuverlässigen Mitteilungen beruhen. Kenntnisse, die man durch die physischen Sinne erhalten hat, erfüllen diese Ansprüche nicht.
Mrs. Eddy definiert Christian Science wie folgt: „Das Gesetz Gottes, das Gesetz des Guten, welches das göttliche Prinzip und die Norm der universellen Harmonie erklärt und demonstriert” („Rudimental Divine Science“, S. 1). In dem Maße wie der Studierende durch die geistigen Sinne ein besseres Verständnis vom Wesen Gottes gewinnt, wird ihm das liebevolle Gesetz Gottes klar werden, und er weist dann das unharmonische Zeugnis der materiellen Sinne immer mehr zurück. Die Demonstration oder der Beweis der Harmonie erscheint ihm nun normal und natürlich. Wer den Vorschriften der Christian Science folgt, lernt nicht nur den Buchstaben ihrer Lehre kennen, sondern er beweist auch deren Richtigkeit, indem er den Sünder bekehrt, die Traurigen tröstet und die Kranken heilt. In dieser Weise befriedigt Christian Science unsre täglichen Bedürfnisse. Sie ist der Tröster, der in alle Wahrheit leitet und an den man sich zu allen Zeiten und unter allen Umständen wenden kann.
Die Entdeckerin und Begründerin der Christian Science.
Es wird wohl kaum nötig sein zu betonen, daß Religion den Sünder bekehren sollte. Mögen auch die verschiedenen Zweige der christlichen Kirche durch unterschiedliche Glaubenslehren getrennt sein, so stimmen sie doch alle darin überein, daß es das Werk der Religion, die Aufgabe des Christentums ist, den Sünder zu bekehren. Jedoch in Bezug auf das Heilen der Kranken sind sich die verschiedenen Denominationen nicht einig. Jesus heilte die Kranken durch geistige Mittel; dasselbe taten seine Jünger und Apostel sowie auch die ersten Christen bis etwa ans Ende des dritten Jahrhunderts nach der Kreuzigung. Nach diesem Zeitpunkt überließ man das Heilungswerk mehr und mehr den Vertretern eines speziellen Berufs, die materielle Mittel anwandten. Durch Mrs. Eddys Entdeckung der Christian Science ist das Heilen, wie es zu Jesu Zeiten ausgeübt wurde, wieder eingeführt worden, laut seines deutlichen Befehls an seine Nachfolger. Hunderttausende von Männern, Frauen und Kindern in allen Teilen der Welt erheben sich und preisen die edle und mutige Frau selig, der sie Gesundheit und Glückseligkeit verdanken.
Es ist nicht so leicht eine Person, die der Menschheit solch große Dienste geleistet hat, mit Maß zu loben. Man kann sich nur darüber freuen, daß ihr immer mehr Dankesbezeugungen entgegengebracht werden, und zwar seitens derer, welche durch ihre Lehren von Schmerz und Trauer, von Furcht vor Höllenqualen und von der durch ein gottentfremdetes Leben herbeigeführten Verzweiflung erlöst worden sind. Besondere Umstände scheinen Mary Baker Eddy von Kindheit an auf das Werk der Erbarmung, zu dem sie Gott berufen hatte, vorbereitet zu haben. Im Staate New Hampshire in Neu England geboren, wuchs sie in einer freien, gesunden Atmosphäre auf. In ihren Kinderjahren erhielt sie außer einer streng religiösen Erziehung eine für jene Zeit sehr umfassende Ausbildung. Als erwachsene Person hatte sie fortschrittliche Ideen und erforschte furchtlos die Fragen, mit denen sich das Volk beschäftigte. Für die Kunst des Heilens interessierte sie sich ganz besonders, und dadurch, daß sie sich durch die ihr gewordene Offenbarung der geistigen Bedeutung der Heiligen Schrift sehr schnell von den Folgen eines Unfalls erholte, wurde sie im Jahre 1866 zur Entdeckung der Christian Science geführt. Im Jahre 1875 erschien ihr epochemachendes Werk, das Christian Science Textbuch: „Science and Health with Key to the Scriptures“, welches jetzt in allen zivilisierten Ländern weit verbreitet ist. Dieses Buch erweist sich als ein mächtiger Faktor zur Hebung des Menschengeschlechtes. Daß es das Leben und die Laufbahn Tausender neugestaltet hat, ist eine wichtige historische Tatsache. Mrs. Eddy ist von Anfang an die aktive Führerin der Christian Science Bewegung gewesen, und sie fährt fort, deren Wachstum und Entwicklung so zu leiten, daß dieselbe der Menschheit zum größten Segen gereichen möge. Sie erhält den Lohn einer getreuen Dienerin des Herrn, und dies muß jedem aufrichtigen und vorurteilsfreien Menschen zur Genugtuung dienen.
Resultate der Christian Science.
Was sind nun die Hauptresultate der Christian Science und weshalb ist die Menschheit so dankbar für dieselbe? Erstens hat sie dargelegt, daß die Philosophie der Verzweiflung unwissenschaftlich ist. Ihre Lehren vernichten jeden vermeintlichen Grund zum Pessimismus. Wenn es wirklich wahr wäre — wie die Menschen in den vergangenen Jahrhunderten leider nur zu oft angenommen haben —, daß Gott, der Urgrund und das Grundprinzip für das Übel sowohl wie für das Gute verantwortlich ist, dann hätten wir guten Grund zur Verzweiflung, weil unser Kampf gegen das Übel hoffnungslos wäre. Wenn das Übel den Allmächtigen als seinen Urheber bezeichnen könnte, so wäre es unmöglich, dem Übel mit Erfolg zu widerstehen, denn es hätte göttliche Bestätigung. Ferner wäre es in diesem Fall ganz natürlich, daß es Sünder und unheilbare Kranke gäbe. Es ist schwer verständlich, welche Bedeutung das Evangelium, die gute Botschaft unter solchen Umständen hat, oder worin ihre Nützlichkeit besteht, wenn sie derartige Ansichten begünstigt. Sobald jedoch die Lehren der Christian Science in betreff der Liebe Gottes verstanden werden, hebt sich der Vorhang, und der Studierende sieht zum ersten Mal, daß das Christentum, richtig verstanden und angewandt, der Menschheit eine volle Erlösung bringt, und daß diese Erlösung Befreiung von dem physischen Begriff von Erlösung in sich schließt. Erst muß man aber „die Dinge ... die des Geistes Gottes sind”, die Theologie Jesu und deren Bedeutung richtig erfaßt haben, wie Christian Science sie erklärt; dann erst können die Werke folgen, welche Jesus seinen Nachfolgern anbefahl, welche er selbst tat, welche seine Jünger und Apostel sowie die ersten Christen taten, und welche diejenigen Christen, die seine Botschaft verstehen, heute wieder tun.
(Schluß folgt.)
Jeder Mensch kann irren; im Irrtum beharren wird nur der Tor.
Copyright, 1910, by Mary Baker Eddy.
Verlagsrecht 1910, von Mary Baker Eddy.