In einem kürzlich erschienenen Leitartikel wurde die Christian Science Lehre als eine der „modernen dem Rassenmord förderlichen Bestrebungen” hingestellt. Ich habe mich seit Jahren mit der Lehre der Christian Science beschäftigt, vermag aber darin nichts zu finden, was zu dieser Behauptung berechtigt, obwohl von vornherein eingeräumt werden muß, daß diese Lehre der Sinnlichkeit einen schweren Schlag versetzt. In dem Lehrbuch der Christian Science findet sich folgender Ausspruch Mrs. Eddys zu Gunsten der Ehe: „Die Ehe ist die gesetzliche und moralische Verfügung zur Fortpflanzung der Menschenart”; sie „sollte das Menschengeschlecht veredeln, zum Bollwerk gegen das Laster werden, für das Weib einen Schutz bilden, dem Manne Stärke verleihen und der Mittelpunkt der Zuneigung sein” („Science and Health“, SS. 56, 60).
Gleich den übrigen Kirchengemeinschaften überläßt die Christian Science Kirche die Frage bezüglich der Ehe dem Einzelnen und verurteilt die Ehe weder andeutungsweise noch sonstwie, obschon sie auf ein über materielle Bräuche erhabenes, ideal geistiges Leben hindeutet, in welchem die Menschen sein werden „wie die Engel im Himmel”, also nicht nur der Notwendigkeit oder Möglichkeit des Freiens, sondern auch der des Essens und Trinkens entrückt. Die Christian Science lehrt aber zugleich, daß ein so erhabenes Bewußtsein vom Sein nur durch Fortschritt in ideal geistiger Richtung erreicht werden kann, und bis dahin dürfte wohl noch manches Jahrhundert vergehen. Auch hier stimmt die Christian Science mit den Lehren des Meisters überein.
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