Die sterbliche Vorstellung äußert sich nie entschiedener, als wenn sie behauptet, das Leben müsse bestenfalls bald dem Tode weichen — es fahre schnell dahin, „als flögen wir davon.” Mag auch dieses Ereignis, der menschlichen Erfahrung gemäß, unausbleiblich erscheinen, so steht doch die Tatsache fest, daß der Tod durchaus nicht mit der Heiligen Schrift im Einklang steht, da dieselbe erklärt, der Mensch sei das Ebenbild, die Kundgebung des ewigen Lebens. Es ist allen ernstlich nach der Wahrheit suchenden Christian Scientisten klar gemacht worden, daß man nur durch das Überwinden des Glaubens an die Rechtmäßigkeit und Wirklichkeit dieser allgemeinen menschlichen Erfahrung den Lehren unsres Meisters gemäß erlöst werden kann. Wenn man den ungeheuren Umfang dieses Gegenstandes erwägt, so wird es einem klar, welch großen Mut unsre Führerin bewies, als sie gegenüber dem Zeugnis der Sinne, der Erfahrung und der menschlichen Philosophie die entschiedene Äußerung tat: „Für den wahren Menschen und das wahre Weltall gibt es kein Absterben” („Science and Health“, S. 289). Die Christen im allgemeinen hofften zwar zuversichtlich auf den endgültigen Sieg über den Tod, glaubten aber nicht, daß der Tod keinen Raum hat in dem göttlichen Plan, und daß er aus der menschlichen Vorstellung und dadurch aus der menschlichen Erfahrung ausgeschieden werden muß. Gerade in diesem Punkte muß die hohe Bedeutung der Christian Science und ihre Genauigkeit in den Einzelheiten besser verstanden werden, denn der Physiologie zufolge kommt der menschliche Begriff vom Leben fortwährend mit dem Glauben an den Tod in Berührung.
Der Ausruf des Apostels Paulus: „Ich elender Mensch! wer wird mich erlösen von dem Leibe dieses Todes?” scheint sehr berechtigt zu sein, wenn man an den ungleichen und hoffnungslosen Kampf denkt, in welchen die Menschen durch die anerzogenen Vorstellungen der materiellen Sinne hineingetrieben werden, und besonders, wenn man in Betracht zieht, daß die große Masse der Christen diese falschen Vorstellungen als wirklich, von Gott gesandt und unvermeidbar ansehen.
Die Christian Science ist erschienen, um die listigeren Anschläge dieser Todes-Vorstellung bloßzustellen und ihre Nichtigkeit in Gegenwart der Erkenntnis der Allmacht des Lebens zu beweisen. Alle christlichen Glaubenslehren geben uns die Versicherung, daß der Tod schließlich durch den Glauben überwunden werden wird. Dies hat jedoch denjenigen wenig Erleuchtung und Ermutigung gebracht, die aus Unwissenheit oder wegen ihrer Anhänglichkeit an materielle Theorien „im ganzen Leben Knechte sein mußten.” Den Lehren der Christian Science gemäß kann der Same des Todes nur durch das Verständnis zerstört werden, daß zwischen Leben und Tod kein Einverständnis, keine Genossenschaft besteht noch bestehen kann, und daß „der Tod ... keine Wirklichkeit” hat, „da die Wahrheit des Seins unsterblich ist” („Science and Health“, S. 427). Wir können schon „jetzt” Erlösung vom Übel erlangen, wenn wir uns klar bewußt werden, daß der Tod in Wirklichkeit keinen Aufenthaltsort und keine Macht hat, sondern daß er bloß in der falschen materiellen Vorstellung zu finden ist; wenn wir „jetzt” die Tatsache erkennen, daß der Mensch ein geistiges Wesen und von Gott untrennbar ist — daß jeder Bestandteil seines Wesens eine Kundgebung jenes Lebens ist, welches keinen Tod kennt.
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