Unter den Perlen, die man auf dem Lebenswege findet, ist eine von unschätzbarem Wert, nämlich das heilende Bewußtsein. Jahrhunderte lang hatte man diese Perle aus dem Auge verloren, bis Christian Science sie wieder entdeckte, und zwar unter einer Anhäufung von Weltweisheit, Stolz, Aberglauben, Scheinheiligkeit, Intoleranz, Sinnlichkeit und hunderterlei falscher Theorien und Annahmen. Eine der edelsten Frauen, die je gelebt haben, drang vermöge ihres geistigen Scharfblickes durch den Schutthaufen der materiellen Sinne hindurch. Diese Frau, Mary Baker Eddy, gab sodann der Menschheit „Science and Health with Key to the Scriptures“. Die heutige Welt hat das große Vorrecht, in diesem Buche die verborgene Perle des vergeistigten und heilenden Bewußtseins finden zu können.
Obgleich Jahrhunderte vergangen sind, seit der große galiläische Lehrer diese köstliche Perle den zahllosen Kranken und Leidenden seiner Zeit zeigte, so hat sie doch nichts von ihrem Glanz verloren und strahlt heute noch in ihrer jungfräulichen Schönheit. In der Nähe und in der Ferne, zu Wasser und zu Land, fast in jedem Dorf und in jeder Stadt, wo sich denkende Menschen zusammenfinden, ist sie der Gesprächsgegenstand. Viele zweifeln an der Entdeckung eines so wertvollen Juwels, während andre die frohe Botschaft mit Freuden annehmen und vermöge ihres moralischen Mutes und freien Denkens in das „Allerheiligste” eintreten. Sie fühlen die Heiligkeit und Lauterkeit der Wahrheit, mit der sie in Gemeinschaft getreten sind, und gehen dann frohlockend ihres Weges, denn sie haben den von unserm Meister verheißenen Schatz gefunden und sind geheilt.
Klingt dies „zu gut, um wahr zu sein”, oder zu übersinnlich, um praktischen Wert zu haben? In solchem Fall muß man wie ein Kind werden und die Behauptungen der Christian Science demütig und ehrlich prüfen; man muß tiefe Blicke in ihre Lehren tun, anstatt nach dem Hörensagen zu urteilen. Sie ist ein heiliger Gegenstand — zu heilig, um dem sterblichen Denken faßlich zu sein. Auf materielle Weise kann man sie nicht verstehen, deshalb sollte man die Wahrheit bereitwilligst als Lehrer annehmen und nicht ungeduldig werden, wenn von der Unwirklichkeit der Materie und des Übels die Rede ist und dabei ungewohnte wissenschaftliche Ausdrücke zur Anwendung kommen.
Es sei hier darauf hingewiesen, daß sich viele Leute der Christian Science von einem materiellen Standpunkte aus nähern, während andre diese Lehre von einem rein geistigen oder metaphysischen Gesichtspunkte aus betrachten. Solche Leute können unmöglich in ihren Ansichten übereinstimmen, bis die eine oder die andre Seite gewisse Zugeständnisse gemacht hat. Derjenige, der Hilfe nötig hat, sollte doch gewiß zuerst bereit sein, dem andern Teil entgegen zu kommen — nach etwas Besserem zu suchen, als was er bis jetzt gekannt hat. Er sollte die Neigung zur abfälligen Kritik unterdrücken und das annehmen, was von glaubwürdiger Seite als wahr erkannt worden ist und was er nicht als falsch bewiesen hat. Wer willens ist, es auf die Probe ankommen zu lassen — das zu tun, was Christian Science von einem jeden verlangt, wird zu bestimmten Folgerungen gelangen. Viele Leute haben deshalb die köstliche Perle noch nicht gefunden, weil sie mehr oder weniger mit ihren minderwertigen Perlen zufrieden sind. Sie müssen erst bereit sein, diese zu verkaufen — ihre Lieblingstheorien, persönlichen Anschauungen und weltlichen Kenntnisse daran zu geben; dann werden sie sich des Besitzes der köstlichen Perle — des vergeistigten und heilenden Bewußtseins erfreuen können.
Dieses heilende Bewußtsein ist „von oben her”, nicht „von unten her”. Es ist vom Geiste geboren, nicht vom Fleisch. Es ist nicht von der Materie oder vom Gehirn abhängig. Es wird vom göttlichen Geist, der Substanz, Intelligenz und Fortdauer des Seins, unterhalten. Es ist die Wiederspiegelung und der Ausdruck dieses Geistes, welcher kein Element der Sünde, der Krankheit, der Disharmonie, der Materie oder der Sterblichkeit in sich birgt und der nichts Arges denkt, weil Er nichts Arges kennt. Es ist ein liebevolles Bewußtsein, von allem Haß und Neid gereinigt und mit Wohlwollen und Gedanken des Friedens gegen alle Menschen erfüllt. Es freut sich über den Erfolg eines andern. Es erhebt nie falsche Beschuldigungen, prophezeit nie Übel, sucht nie nach Fehlern im Mitmenschen, vergrößert nie die Fehler andrer, nachdem das Gesetz Gottes dieselben aufgedeckt hat, damit sie sich selbst zerstören mögen. Es bringt weder den Menschen noch Gott mit Materie, Sünde, Krankheit und Tod in Verbindung, sondern folgt der Ermahnung des Apostels: „Prüfet aber alles, und das Gute behaltet.”
Dieses Bewußtsein birgt keinerlei unlautere Gedanken, weder gegen Gott noch gegen den Menschen. Wenn dies nicht der Fall wäre, so würde es nicht den Glanz der geistigen Reinheit, Keuschheit und Liebe wiederspiegeln, welchem allein die heilende Kraft innewohnt. Es ist das direkte Gegenteil von hypnotischer Suggestion. Es verletzt deshalb nie die Rechte eines andern, vergeht sich nie gegen die goldene Lebensregel, täuscht nie, ist nie unehrlich. Es „stellet sich nicht ungebärdig”, sondern handelt stets aus Gehorsam gegen das göttliche Prinzip des Rechten, welches mit den sündhaften, sterblichen Neigungen des vergänglichen Sinnes keinen Vergleich eingeht. Es heilt nicht und kann nicht heilen, ohne zugleich die moralischen Fehler des Hilfesuchenden zu berichtigen. Es ist frei von Heuchelei und Hinterlist. Weil es nichts mit dem gemein hat, „das da Greuel tut und Lüge”, heilt es die Kranken und vernichtet die Sünde. Dieses Bewußtsein ist eine Perle, die stets eine geistige Fassung hat, nie eine materielle. Diese Tatsache allein schon unterscheidet sie von allen Nachahmungen. In der Christian Science lernen wir, daß man Materie und Geist nicht vermischen kann. Die Welt hat dies für möglich gehalten und wegen dieser einen falschen Annahme ging das christliche Heilen verloren, bis es durch die Entdeckung der Christian Science wieder ans Licht gebracht wurde. Umsonst sind die Bemühungen derjenigen, „die die Wahrheit in Ungerechtigkeit aufhalten.” Die Materie muß aus dem Bewußtsein entfernt werden, ehe man die Allmacht des Geistes zur Anschauung bringen kann. Nur durch das Verständnis der Wirklichkeit und Oberherrschaft des Geistes, welches den Glauben an eine entgegengesetzte Existenz vernichtet, kann man das Übel ausrotten. Dieses heilende Bewußtsein ist stets unter dem Schutze des göttlichen Gesetzes. Es wird vom göttlichen Prinzip regiert und erhalten und kann aus diesem Grunde nicht mit den materiellen Theorien und Annahmen der Sterblichen gemeinschaftlich arbeiten. Wie ein Lichtstrahl durch die Wolken bricht, so durchdringt dieses Licht des geistigen Verständnisses die Dunkelheit des Materialismus, und zwar nur, um die Dunkelheit zu zerstreuen, nie aber, um mit derselben gemeinschaftliche Sache zu machen. Die Christenheit muß darauf hingewiesen werden, wie notwendig es ist, das Unkraut vom Weizen zu trennen. Die Erntezeit ist gekommen, in der die Menschen lernen müssen, zwischen dem rechten Denken und dem falschen Denken zu unterscheiden. Die Erlösung der Menschheit ist von diesem geistigen Ernte-Prozeß abhängig, denn in keiner andern Weise kann die Tätigkeit des heilenden Bewußtseins wissenschaftlich zur Anschauung gebracht werden. Die vermeintliche Vermischung von Geist (Mind) und Materie, Gutem und Bösem mag wohl dann und wann einen Strahl entlehnten Lichtes zurückwerfen, ist aber immer eine Nachahmung der Perle aller Perlen.
Die Welt hat Jahrhunderte lang Gelegenheit gehabt, die Folgen dieses Bewußtseins, in welchem das Böse wie das Gute Raum findet, zu beobachten. Seit der apostolischen Zeit bis zum Erscheinen der Christian Science hielt man dafür, daß das christliche Heilen unwirksam geworden, ja daß es ungesetzlich sei. Man erkannte Geist nicht mehr als wirklich und tätig, als stets gegenwärtig und fühlbar; deshalb nahm man seine Zuflucht zur Materie. In dieser Weise wurde das erhabene erste Gebot in Gedanken, Worten und Werken mißachtet; kurzum, die Menschheit hatte ihren Gott verloren. Wie kann man da noch fragen: Warum kam Christian Science gerade in unsern Tagen? Sie kam, um die Tätigkeiten jenes heilenden und erlösenden Bewußtseins wieder zur Geltung zu bringen, welches die Werke Jesu und seiner Jünger ermöglichte. Diese Werke bewiesen, daß das Himmelreich nahe herbeigekommen, daß es eine praktische und anwendbare Wirklichkeit war. Christian Science bietet dieselben praktischen Beweise, daß das Himmelreich auf Erden gekommen ist, und “das Volk”— diejenigen, die frei sind von Vorurteil und Scheinheiligkeit —, scharen sich mit Freuden um ihre Fahne.
Keine größere Gabe kann der leidenden Menschheit verliehen werden, als ein heilendes Bewußtsein. Dasselbe ist in allen Zweigen der menschlichen Tätigkeit nötig, um die Unwirklichkeit der Materie und ihrer vermeintlichen Gesetze aufzudecken, die irregeleiteten Sinne der Sterblichen zu berichtigen und die Gedanken himmelwärts zu lenken. Ohne dasselbe ist kein Mensch sicher. Kein Rechtsanwalt, Arzt, Pastor oder Geschäftsmann kann die goldene Lebensregel ganz befolgen, keiner kann seine ihm anvertraute Arbeit mit Erfolg verrichten, wenn er sich nicht von diesem heilenden Bewußtsein raten und Helfen läßt. Von keiner Kanzel herab wird das erlösende Evangelium Christi Jesu in der rechten Weise verkündet, wenn der Geistliche nicht ein praktisch anwendbares Verständnis von der göttlichen Heilkraft hat, welche durch dieses Bewußtsein wirkt.
Ohne den leitenden Einfluß dieses heilenden Bewußtseins ist selbst der Buchstabe des Christentums unvollkommen ausgedrückt. Warum sollte dasselbe also nicht „die köstliche Perle” genannt werden? Ist es nicht sehr begreiflich, daß sich der Christian Scientist freut, wenn er diesen Schatz erworben hat? Weshalb sollten wir uns wundern, wenn das Erlangen dieses Juwels radikale Abweichungen von althergebrachten Sitten und Gewohnheiten verursacht? Die Erkenntnis, daß es in unsrer Mitte ein heilendes Bewußtsein gibt, welches das ausrichten kann, was die vielgepriesene Gelehrsamkeit der Schulen nicht ausgerichtet hat, genügt an und für sich schon, um einen völligen Umschwung im Denken herbeizuführen. Dieser Umschwung macht sich jetzt schon sehr bemerkbar. In allen Teilen der Welt streckt die leidende Menschheit die Hände aus, um den ungenähten Rock der heilenden Christus-Idee zu berühren. Es gibt nur wenige Leute, die noch nicht von der praktischen Wirksamkeit der Christian Science gehört haben. Diese Wirksamkeit macht sich nicht nur im Krankenzimmer fühlbar, sondern auch im Berufsleben, denn sie heilt und klärt das menschliche Denken und lenkt es auf Bahnen, die himmelwärts führen.
Dieses heilende Bewußtsein gab dem Herrn Jesus die nötige Macht und Weisheit, so daß er irgendeinem ihm vorliegenden Problem gewachsen war. Ohne dasselbe hätte er nicht vermocht, sein heiliges Werk auf Erden zu vollbringen. Ohne dasselbe hätte er der Welt nicht den Weg aus allen unharmonischen, physischen, geistigen und moralischen Zuständen heraus und hinein in die Harmonie des geistigen Lebens zeigen können. Wenn alle, welche meinen Christian Science nicht nötig zu haben, zugeben wollten, daß sie als treue Nachfolger Jesu sich dasselbe Bewußtsein aneignen müssen, das er besaß, so würden sie bald einsehen, daß in der Christian Science diese köstliche Perle zu finden ist. Christian Science ist der Menschheit treuester und bester Freund, indem sie das einzig richtige Verfahren lehrt, vermöge dessen man das Böse mit Gutem überwinden und somit den Glauben an das Übel vernichten kann.
Wollte man annehmen, dieses große Werk der physischen und moralischen Wiedergeburt könne je stattfinden, ohne die Vermittlung dieses heilenden Bewußtseins, welches Jesus besaß, so würde man dadurch die ganze Wirksamkeit und Lehre des Meisters verwerfen. Diejenigen, die sich einbilden, sie könnten in seinen Fußtapfen wandeln und dabei in einem Bewußtseinszustand leben, der dem seinigen direkt entgegengesetzt ist, verraten eine Unkenntnis seiner Worte wie auch seiner Werke. Sein Gedankenvorbild verkörperte dauernde Gesundheit, Lauterkeit, Glückseligkeit und Vollkommenheit. So muß auch das unsre sein, wofern wir „Täter des Worts und nicht Hörer allein” sein wollen. Möge ein Bewußtsein auch noch so sehr mit der Weisheit dieser Welt erfüllt sein: wenn es an die Macht und Wirklichkeit der Materie oder des Übels glaubt, so ist es ein verhältnismäßig untätiger Faktor im Werke der Bekehrung des Menschengeschlechtes.
Aller Gelehrsamkeit der Jahrhunderte ist es nicht gelungen, Krankheiten zu vernichten, und zwar deshalb, weil man dem Christus nicht gefolgt ist. Man hat seine Worte angeführt, ohne zu erkennen, wie dieselben auf menschliche Bedürfnisse anzuwenden sind. Man hat seine Lehre für göttlich erklärt, ohne seine ihm von Gott verliehene Macht durch Werke des Heilens zur Anschauung zu bringen. Jesus sagte: „Tue ich nicht die Werke meines Vaters, so glaubet mir nicht”. Sollten seine Nachfolger nicht ihren Glauben an Christus mehr durch ihr Heilungswerk beweisen, als durch blinden Glauben? Kann dieser Beweis gegeben werden, ohne das heilende Bewußtsein zu Hilfe zu nehmen? Kann ein Mensch moralisch und geistig gefördert werden, wenn er annimmt, Gott werde der Welt durch ein Bewußtsein kundgetan, das nicht heilt und nicht heilen kann? Jesus Christus bedeutet für uns die höchste und vollkommenste Kundgebung Gottes.
Die theologischen Schulen der vergangenen Jahrhunderte haben den göttlichen Auftrag, die Kranken zu heilen, völlig außer Acht gelassen. Sie haben Tausende von Schülern ausgesandt, welche nur gelernt hatten, das Evangelium zu predigen. Ist nun diese Tatsache ein Beweis, daß das göttliche Gesetz der Liebe nicht mehr besteht oder nicht mehr wirksam ist? Durchaus nicht. Um zum Ausdruck zu kommen, braucht das Gesetz der Liebe nichts weiter als ein liebendes und heilendes Bewußtsein. Es erweist sich dann als ebenso wirksam und heilkräftig, wie in den Tagen Jesu. Die Zeit wird kommen, da jeder Bibelausleger, welcher Denomination er auch angehören möge, die große Notwendigkeit eines heilenden Bewußtseins erkennen wird. Keiner wird sich dann zufrieden geben, bis er der glückliche Besitzer dieser köstlichen Perle geworden ist.